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Mercher, DJ und Plattenverkäufer Andree "Friese" Böhle ist tot: ein Nachruf

Zum Tode von Andree "Friese" Böhle

Fear Of The Darth
Er war Mercher, DJ, Plattenverkäufer, Kolumnist, Freund, Fan, Nerd: Jetzt ist Andree “Friese” Böhle nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Ein Nachruf.
Andree
Andree "Friese" Böhle im Underdog Recordstore (Foto: Gunnar Schulz)

Am 17. April postete Andree Böhle, den alle aber nur den Friesen nennen, ein letztes Update bezüglich seiner Krebs-Therapie. “Tag 6 im KKH. Nachdem ich bereits an jeden Apparat der Beep und Boop machen kann angeschlossen oder durchgeschoben wurde und dabei noch keine Ursache für meine TIA gefunden werden konnte ist man mittlerweile auf die Paninibild Variante umgestiegen. Jeden Abend setzen sich hierbei die Ärzte an einen Tisch und blättern dabei durch ihren Bildchen Katalog und präsentieren mir aus ihrem Fundus eine neue Variation von ‘Da haben wir noch nichts reingesteckt!’ Da müsste ich doch noch einen Tag länger bleiben. Ich kann ihnen wirklich keinen mangelnden Enthusiasmus oder Sorgfalt vorwerfen. Aber ich vermisse wirklich meine Katze.”

Mit Galgenhumor und Transparenz hat Friese die (Social-Media-)Welt wissen lassen, wie der Stand der gesundheitlichen Dinge ist, und was sich sein Krebs wieder ausgedacht hat, um ihm das Leben schwer zu machen und ihn von seinen Jobs, Hobbys und Leidenschaften abzuhalten.

Die gingen bei ihm Hand in Hand. Brettspiele und Comics. Filme, Serien und Bücher. Und vor allem: Musik und Platten. Friese war eine Popkultur-Verarbeitungsmaschine. Breit aufgestellt und interessiert. Ein Nerd. Ein Fan. Und ein Freund des Schnacks über all das. Über den besten Maiden-Song und das beste Motorpsycho-Album.

Von seinem Wissen und seinen Leidenschaften profitierten Menschen, die im Kölner Underdog Recordstore nach Musik stöberten. Er saß da häufig hinter dem Tresen und stand mit Rat und Tat zur Seite. Und wer ein Turbostaat-Shirt auf einem Konzert gekauft hat, kann sich ziemlich sicher sein, dass es der bärtige Hüne hinterm Merch-Stand ausgehändigt hat. Denn mit den norddeutschen Punks war er seit Jahren regelmäßig unterwegs.

Für die ehemaligen Kollegen vom Intro hat er mit Ex-VISIONS-Chefredakteur Carsten Schumacher die Metal-Kolumne “Ziegenblut & Motoröl” betreut, und für VISIONS hat er zuletzt, und solange es ging, die Online-Kolumne “Geschichten aus dem Plattenladen” geschrieben. Seine eigenen Platten hat er in Köln auch in diverse Bars und Clubs geschleppt, um dort aufzulegen – etwa der Furchtbar und seiner Reihe “Fear Of The Darth”. Da konnte es passieren, dass er zum Party-Start einfach mal die ungekürzten 13 Minuten von Halloweens “Keeper Of The Seven Keys” auflegt. Denn der einzige Boss, auf den Friese gehört hat, ist Bruce Springsteen.

Friese war einer dieser Magneten, um die andere Menschen zirkulieren. Einer, der Situationen einfach optimiert hat, mit seiner bloßen Anwesenheit, über den man sich freute, wenn er dabei war: beim Konzert, auf dem Festival, auf Tour, an der Bar, vor dem Spielbrett am Küchentisch.

Am 28. Juni ist Friese nach langem wie hoffnungsvollem Kampf gegen den Krebs gestorben. Er wird uns und allen, die ihn kannten, fehlen.

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