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Tschetschenien verbietet zu schnelle und zu langsame Musik

Um kulturelles Erbe zu wahren

Musikverbot in Tschetschenien
Die autonome russische Republik Tschetschenien verbietet Musik, die langsamer als 80 BPM und schneller als 116 BPM ist. Das betrifft vor allem moderne Popmusik, elektronische Tanzmusik und Techno.
Der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrov tanzt mit einer Frau außerhalb eines Wahlbüros, 2011 (Foto: STR/AFP via Getty Images)
Der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrov tanzt mit einer Frau außerhalb eines Wahlbüros, 2011 (Foto: STR/AFP via Getty Images)

In der letzten Woche beschloss das Kulturministerium von Tschetschenien, einer autonomen Republik im Süden von Russland, die Anzahl der „Schläge pro Minute“ (kurz: bpm) in allen musikalischen, gesanglichen und choreografischen Werken auf 80 bpm bis 116 bpm zu begrenzen. Musik, die nicht in diese Sparte fällt, darf dementsprechend nicht mehr öffentlich in Tschetschenien aufgeführt oder gespielt werden.

Der Kulturminister Tschetscheniens, Musa Dadaev, begründet diese Entscheidung auf der Website vom Kulturministerium von Tschetschenien damit, dass so das kulturelle Erbe den Menschen in Zukunft nahe gebracht werden soll. Dazu habe sich das Ministerium mit tschetschenischen Musiker:innen und Künstler:innen getroffen, um tschetschenische Musik, gesangliche und choreografische Stücke auf ihre „tschetschenische Mentalität“ zu überprüfen. Der Auftrag dafür wurde vom tschetschenischen Präsidenten Ramsan Achmatowitsch Kadyrow gegeben. Kadyrow steht international für seine LGBTQIA*-feindlichen Äußerungen, Menschenrechtsverletzungen und seine Nähe zu Russlands Präsidenten Putin in der Kritik.

Tschetschenische Künstler:innen haben nun bis zum 1. Juni Zeit, ihre Musik „umzuschreiben“, sodass diese in den erlaubten bpm-Bereich passe. Sonst dürften diese Künstler:innen nicht öffentlich auftreten, erklärte das Kulturministerium weiter über Telegram.

Die neue Regelung bezüglich Musik betrifft vor allem westliche Musik. Moderne Popmusik hat oftmals bpm-Werte von 110 bpm bis 140 bpm, EDM hat zwischen 120 bpm und 145 bpm und Techno 130 bpm bis 155 bpm. Auch Rockmusik und Klassiker der Musikgeschichte bleiben von dieser Regelung nicht verschont.

Der Song „Hey Jude“ von den Beatles von 1968 wäre mit 74 bpm etwa zu langsam für Tschetschenien:

Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ (117 bmp) oder „Buddy Holly“ von Weezer mit seinen 121 bpm wären bereits zu schnell, um öffentlich in Tschetschenien gespielt zu werden:

Laut Angaben der unabhängigen russischen Nachrichtenagentur Meduza läge wohl auch die russische Nationalhymne mit 76 BPM unterhalb der Grenze. Das würde bedeuten, dass diese nicht mehr öffentlich gespielt werden dürfte.

Obwohl Lieder wie „My Generation“ von The Who oder auch Led Zeppelins „Stairway To Heaven“ unter diesen Regelungen erlaubt wären, soll mit dieser Regelungen wohl eher einheimische Musik gefördert werden. Tschetschenische Pop-Songs, wie etwa „Dega Laam“ von der tschetschenischen Sängerin Malika Kavraeva, können damit weiterhin öffentlich gespielt werden.

Tschetschenien ist nicht die erste Republik, die gewisse Musik verbietet. 1965 verbot etwa das Politbüro der DDR sogenannte „Beatmusik“, Pop-Rock aus Großbritannien, der vor allem von den Beatles populär gemacht wurde. SED-Funktionär Walter Ulbricht sah in der Beat-Musik den „Versuch westimperialistischer Drahtzieher, die akustische Kriegsvorbereitung in die DDR zu tragen“.

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