Daloco
Nicht schon wieder Revolution
Text: Oliver Uschmann
Daloco ist ein Nörgler, und sein Debüt hat einen Rahmen. Den “polyphonen Klingelton”. Als verächtlich langgezogener Stabreim taucht er in Eröffnungssong und Single “Radio” ebenso auf wie im Schlusspunkt und Titelsong des Albums. Da singt der Mann mit dem Nimbus des Wiener Schmäh: “Bei Popstars stellst du dich vors Mikrofon und singst, dass du dich nie anpasst”, beschreibt, wie ausgerechnet Casting Shows ihre Stars als Helden der authentischen Rebellion inszenieren und meckert im Refrain: “Spiel dein Telefon polyphon/ Nur nicht schon wieder Revolution.” Das ist schon sehr direkt, aber der beste Song der Platte und Maßstab, an dem Daloco sich orientieren sollte, da sein Konzept der Holzhammer-Gesellschaftskritik hier funktioniert: Der Song nimmt sich Zeit, ist fast eine countryeske Ballade und trägt eine Art süffisante Traurigkeit in sich. Diese Form erreicht Daloco in den anderen Stücken nicht, dort will er einfach zu viel und traut uns als Hörern nichts zu. “Amen” (gegen Bush und den US-Fundi-Kapitalismus) ist eine unerträgliche Erziehungsmaßnahme, und Songs wie “Radio” (hier stibitzt er bei QOTSA) oder “Lauter” transportieren den selbstherrlichen Beigeschmack, den man von “kritischen” Poeten auf Kleinkunstbühnen kennt. Als seien sie die einzigen, die qua Rockmusik die Gesellschaft kritisieren. Es geht zigfach eleganter. Radiohörer könnten den Schulterschluss der Konsumkritiker üben. Daloco, werde subtiler, nimm diese Kritik an. Wir stehen doch auf derselben Seite.