Wunschdenken ist eine schöne Sache. Sich auszumalen, ob dieses oder jenes nicht doch möglich sei. Etwa auf dem Roadburn Festival in den Niederlanden. Zwischen Converge, Mutoid Man und Wear Your Wounds fehlt eigentlich nur eine Cave In-Reunion. Sänger und Gitarrist Stephen Brodsky wäre schließlich schon da, Gitarrist Adam McGrath auch. Und überhaupt hatten Cave In doch “neues Zeug in der Mache”.
Leider wird es Wunschdenken bleiben: Am 28. März ist Bassist Caleb Scofield bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen. Vor einer Mautstation auf einer Autobahn in New Hampshire wechselte Scofield – laut Augenzeugen – in letzter Sekunde die Fahrbahn und krachte mit hoher Geschwindigkeit in die Mautanlage. Sein Truck ging in Flammen auf, Scofield starb noch am Unglücksort.
Der 39-Jährige hinterlässt seine Frau Jen und die Kinder Sydney (7) und Desmond (10). Um die Kosten für die Beerdigung zu decken, wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen.
Caleb Mark Scofield wurde in Pembroke, New Hampshire geboren und wuchs in Methuen, Massachusetts auf. Er startete in der Band Strike 3, nach deren Auflösung er sich als Bassist und zweiter Sänger Cave In anschloss. Die erste Platte, auf der sein Bassspiel und seine brachiale, unverkennbare Brüllstimme zu hören sind, ist das Cave-In-Debüt “Until Your Heart Stops” von 1998. Drei Jahre später wird Scofield Teil von Old Man Gloom – einer Allstar-Band mit Nate Newton von Converge und Aaron Turner von Isis. Hier lernt er auch Schlagzeuger Santos Montano kennen, mit dem er später das Projekt Zozobra gründet, das sich nach dem Album “Seminar III: Zozobra” von Old Man Gloom benennt.
Scofield war auf der Bühne ein vitales Kraftpaket, im Studio ein talentierter Musiker und Songwriter. Er war integraler Bestandteil der wegweisenden wie progressiven Metalcore-Szene von Massachusetts. Sein früher Tod ist eine Tragödie.
Zahlreiche Musiker bekundeten im Netz ihre Trauer: Christopher Daly, Schlagzeuger von Jets To Brazil schrieb auf Facebook: “Ich kannte Caleb nicht sehr gut. Aber ich liebte Cave In von dem Moment an, als mir jemand eine Vorabkopie von ‘Jupiter’ schickte, so sehr, dass ich meine Bandmitglieder bei Jets To Brazil überzeugte, dass wir sie für ein paar Konzerte im Jahr 2000 mitnehmen müssen (was egoistisch von mir war, weil ich sie einfach nur selbst spielen sehen wollte) […] Wie seine Bandkollegen wirkte Caleb freundlich, bescheiden und unheimlich talentiert. Es ist eine niederschmetternde Tragödie. Ich wünsche all seinen engen Freunden Liebe und Heilung, besonders Adam, Steve und JR.”
Aaron Turner, Kopf hinter dem Label Hydra Head, auf dem Scofield mit all seinen Bands veröffentlichte, schrieb: “Gestern hat die Welt ein strahlendes Licht verloren – Caleb Scofield ist tot. Er war ein toller Mensch, ein liebevoller Ehemann und Vater zweier Kinder, ein großartiger Freund und extrem talentierter Musiker. Er wird in so vielerlei Hinsicht schmerzlich vermisst werden, von so vielen Leuten, am meisten natürlich von seiner Familie. Die Musik, die er mit Cave In, Old Man Gloom und Zozobra gemacht hat, wird noch Jahre nachhallen. Wir lieben dich, Caleb.”
Nate Newton, Bassist von Converge und Band-Kollege bei Old Man Gloom sagt via Facebook: “Caleb Scofield. Es ist mir wahrlich eine Ehre, dich einen Freund genannt haben zu dürfen. Das Privileg, mit dir Musik machen zu dürfen, ist etwas, das ich immer wertschätzen werde, aber das wahre Geschenk waren die großartigen Momente, in denen wir zusammen gelacht haben, bis uns die Tränen kamen. Du wirst mehr vermisst werden, als du es dir wohl hättest vorstellen können, und ich bin stolz, eine kleine Rolle in deinem Vermächtnis gespielt zu haben. Ich liebe dich, Bruder. Ruhe in Frieden.”
Auf dem Account von Cave In heißt es: “Wir sind geschockt und erschüttert vom Tod Caleb Scofields. Er war einzigartig, unser bester Freund und ein Quell unermesslicher Inspiration. Danke für eure Unterstützung, und dafür, dass ihr versteht, wie schwer das für uns ist.”