Kmpfsprt – “Gaijin”
Schon die ersten dunklen Töne des Openers lassen es erahnen: Mit “Gaijin” finden Kmpfsprt wieder zurück zu ihren raueren Anfängen. Wer zu Recht das Debütalbum “Jugend mutiert” feierte, wird daher auch am neuen Kmpfsprt-Werk seine Freude haben: Songs wie “Asche” oder “Trümmer” zeigen die Band mit giftigem Geschrei, Punk-Galopp-Schlagzeug und grollendem Bass auch wieder stärker von ihrer punkigen Seite. Was nicht heißt, dass Kmpfsprt die milderen Töne vom Vorgänger “Intervention” vollends aufgegeben hätten – die Pop-Rock-Momente ordnen sich unter dem Strich aber dem düstereren Grundton unter und kommen allesamt mit genug Biss. Wie etwa “Freut euch nicht zu spät”, dessen Refrain fast schon als eine Indierock-Nummer im Stil von Matuala durchgehen könnte. “Gaijin” ist also beides in einem: eine Konsolidierung neuer Talente und eine Rückbesinnung auf alte Stärken.
Album-Stream: Kmpfsprt – “Gaijin”
Kate Nash – “Yesterday Was Forever”
Kate Nash ist zurück. “Yesterday Was Forever” ist das vierte Studioalbum der Singer/Songwriterin und Pop-Punkerin und funktioniert laut ihrer Aussage inhaltlich wie das Tagebuch eines Teenagers. Die Idee kam der Britin, als sie einen Blick in ihr Tagebuch aus Teenager-Jahren warf und sich dadurch längst verdrängte depressive Phasen wieder in ihr Gedächtnis brannten. Musikalisch bleibt sich Nash wiederum treu: Der Nachfolger des 2013 erschienenen “Girl Talk” setzt auf süßen Indierock und hitgeschwängerten Pop-Punk mit Haltung, was die vorab veröffentlichten Songs “Life In Pink” und “Drink About You” in beide Richtungen ausloten. Während der erstgenannte Track das Album zunächst verhalten eröffnet und erst später in lautere Gefilde ausartet, ist zweitgenannter schonungsloser Riot-Grrrl-Pop. Auch 2018 gehört Kate Nash damit in jedes Radioprogramm von Qualität.
Album-Stream: Kate Nash – “Yesterday Was Forever”
The Voidz – “Virtue”
Nach über 15 Jahren im Rampenlicht hat Julian Casablancas‘ Interesse an kommerzieller Musik offenbar deutlich nachgelassen – zumindest stellt er sich mit dem zweiten Album seines Projekts The Voidz fast dagegen: “Virtue” entzieht sich konsequent der klaren Einordnung in ein Genre oder einen Stil – und auch die Songs selbst wechseln gern unberechenbar die Richtung. Ob die verquere Ohrwurm-Hook auf Indie-Break-Beat von “All Wordz Are Made Up”, die Autotune-Eskalation auf “Quyurrius” oder die Fuzz-Riffs von “Pyramid Of Bones”: “Virtue” steckt irgendwo im weiten Feld von Indierock, Synthie-Pop, Psychedelic und Avantgarde-Krach voller kleiner Momente, die einen gefangen nehmen. Die Produktion fällt passend LoFi aus, die Experimentierfreudigkeit ist dem Kollektiv deutlich anzumerken. Was auffällt: Casablancas klingt motivierter und vielseitiger als auf den letzten paar Strokes-Alben. Wohl auch deshalb ist “Virtue” kein reproduzierbares Stück Pop geworden, sondern ein raues, forderndes, chaotisches Album. Gut so.
Album-Stream: The Voidz – “Virtue”
The Lawrence Arms – “We Are The Champions Of The World”
Mit “We Are The Champions Of The World” werfen The Lawrence Arms einen Blick zurück auf ihre fast 20-jährige Bandgeschichte. Neben 24 ihre Karriere umspannenden Songs enthält das Album auch fünf bisher unveröffentlichte Tracks, die es 2006 nicht auf das Album “Oh! Calcutta!” geschafft hatten. Diese präsentieren gewohnt rauen und schnellen Punkrock mit Hang zur Hymne, den das Trio aus Chicago bereits seit 1999 spielt. Zusammengestellt hat die Band die Best-of-Compilation nicht nach der Beliebtheit der Songs, sondern einer möglichst logischen Nachzeichnung ihrer Entwicklung. Laut Bassist und Sänger Brendan Kelly habe seine Band auch keine Hits – dafür finden sich auf der Compilation aber einige davon. Die neuen, alten Songs fügen sich nahtlos in das Soundgewand der Band ein und mit “Warped Summer Extravaganza (Turbo Excellent)” bewegen sich The Lawrence Arms sogar in Hardcore-Punk-Gefilden. Für Fans eine mehr als überzeugende Möglichkeit, die Wartezeit auf das nächste Studioalbum zu verkürzen.
Album-Stream: The Lawrence Arms – “We Are The Champions Of The World”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Hellbender” von Zeke, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.