Drangsal – “Zores”
Drangsals Debüt “Harieschaim” brachte ihm vor zwei Jahren den Ruf als Post-Punk-Singer/Songwriter ein, der freiförmig Deutsch und Englisch mischte – auf “Zores” verliebt sich Max Gruber jedoch Hals über Kopf in den Pop und vornehmlich Texte in seiner Muttersprache. Der einst düstere Sound strahlt nun im ganz bewusst kitschigen Indiepop-Gewand, die deutschen Texte über das Verliebtsein umschiffen den Kitsch aber mit schamloser Ehrlichkeit und Bildern, die auch schon mal verstören können: “Aus deinen Narben, da triefen die Triebe/ Ich bin ein Hund, und ich will nur deine Liebe”. Mit 80s-Synthies und unverkennbarem Neue-Deutsche-Welle-Charme zeigt der 24-jährige mit seinem zweiten Album, das er auch ganz andere Geister der Vergangenheit beschwören kann – und immer gerne damit aneckt.
Album-Stream: Drangsal – “Zores”
Toundra – “Vortex”
Die Fortsetzungen ihres 2009 erschienenen Debüts “I” waren konsequent: Bis ins Jahr 2015 veröffentlichten die Instrumentalrocker drei weitere Alben mit den einfallsreichen Titeln “II”, “III” und “IV”. Jetzt bricht Vortex die Kette – auch wenn sich musikalisch nicht viel verändert hat. Toundra schreiten von ihrem namensgebenden Landschaftstyp in die Wüstensymbolik. Während das leise Gitarrenspiel von “Cartavio” zum Träumen einlädt, geben das treibende Schlagzeug und feurigen Riffs in Songs wie etwa “Cobra” dem Album seinen Biss. Die Krönung ist wohl “Mojave”, eine ganze elf Minuten lange, harmonische Komposition, die trotz ihrer Länge keine Sekunde kürzer sein sollte – in diesen Wüstenklanglandschaften will man sich bewusst verlieren.
Album-Stream: Toundra – “Vortex”
DMA’s – “For Now”
DMA’s gestalten ihren eigentlich zurückgelehnten Dreampop auf “For Now” besonders spannend und interessant aus. Die zwölf Tracks bewegen sich alle im psychedelisch-poppigen Spannungsfeld, aber das australische Trio verbeugt sich genauso vor Shoegaze und Britpop. Die weiche Stimme von Sänger Tommy O’Dell leitet dabei durch das erfindungsreiche Gitarrenspiel, das mal mit verwaschenen Shoegaze-Riffs, wie auf dem prickelnden Opener “For Now”, mal durch glasklare Leads wie auf der Ballade “In The Air”. Diese beiden melodischen Ankerpunkte leiten durch eine atmosphärische Platte, der dank einer wandelbaren, präzisen Rhythmussektion nie die Luft ausgeht. Obwohl die Songs meistens eher langsam ausfallen, reißt die Band dadurch besonders in Midtempo-Passagen mit – und baut so unaufgeregt und auf subtile Weise Spannung auf, die immer wieder im Entspannung mündet.
Album-Stream: DMA’s – “For Now”
Red Apollo – “The Laurels Of Serenity”
Red Apollo verarbeiten auf “The Laurels Of Serenity” Metal-Klischees zu Kleinholz und zeigen, wie man virtuos Dynamik und Atmosphäre meistert. Die Post-Metaller aus Dortmund wissen damit zu schocken und zu fordern: durch abgrundtiefe Growls, durch donnerndes Double-Bass-Gewitter und darüber einbrechende Riffs. Damit gibt sich das Quartett jedoch nicht zufrieden; stattdessen baut es verschiedene Stimmungen auf, untergräbt Erwartungen und testet dabei die Grenzen seiner eigenen Songs – beispielsweise in der sphärischen Gitarren-Odyssee in der Mitte von “Anguish And Purgatory” oder dem plötzlichen Break auf “Unyielding Void”, der einen Gitarren-Drone zu einem groovigen, reduzierten Rhythums leitet. Auf “The Laurels Of Serentity” wird immer wieder Druck aufgebaut, und geduldig auf das erste Splittern gewartet.
Album-Stream: Red Apollo – “The Laurels Of Serenity”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Epitaph” von God Is An Astronaut, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.