Hexvessel – “All Tree”
Hexvessel waren immer eine im Wortsinne bodenständige Band, mit ihrem neuen, schon aus dem Titel “All Tree” sprechenden Album besinnen sich die Finnen um Frontmann Mat McNerney aber nochmal auf ihre Grundlagen: Regierten beim Vorgänger “When We Are Death” auch schon mal 60er-Jahre-Einflüsse, ist das neue Werk wieder ganz einem mythischen, erdverbundenen, psychedelischen Wald-Folkrock verpflichtet. Flöten, Geigen und Akustikgitarren ziehen einen mit betonter Langsamkeit auf bemooste Lichtungen – “All Tree” wirft den Hörer immer wieder auf sich selbst zurück, und das stimmig und atmosphärisch.
Album-Stream: Hexvessel – “All Tree”
Swmrs – “Berkeley’s On Fire”
Die Band von Billie Joe-Sprössling Joey Armstrong hat nach dem etwas wechselhaften “Drive North” ihren ganz eigenen Pop-Punk-Sound gefunden. Auf dem Vorgänger von “Berkeley’s On Fire” sind die beiden Einflüsse etwas unstimmig kollidiert, nun eröffnen Swmrs die neue Platte gleich mit dem namensgebenden Punk-Party-Hit, der harte Gitarren und Sprechgesang mit House-Beats mischt. Es ist der triumphale Soundtrack zur erfolgreichen Verhinderung des Vortrags eines Breitbart-Rechtspopulisten an der Uni in Berkeley, in dem Sänger Cole Becker giftig skandiert: “Too many motherfuckers confusing this freedom speech with swastikas”. Freiheit ist, wie sich Swmrs danach ausleben: Indiedisco auf “Trashbag Baby”, moderner HipHop-Pop auf “April In Houston” und Generation-Y-Romantik in “IKEA Date” – auf ganz eigene Art bringen Swmrs die turbulente Welt junger Menschen auf den Punkt.
Album-Stream: Swmrs – “Berkeley’s On Fire”
Monza – “Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen”
Mit ihrem noisegetränkten Post-Hardcore folgen Monza deutschsprachigen Wegbereitern wie Fjørt und fügen ihre ganz eigene Note hinzu. Die Münchener gehen es noch deutlich rauer an: Bassist Thorsten Kerl kann sich mit seinem gebrüllten Sprechgesang und seiner dramatischen Lyrik so gerade gegen die schwer verzerrten Gitarrenläufe und das donnernde Schlagzeug durchsetzen. Das muss er aber auch gar nicht immer, denn gerade in den monumentalen Stücken “Nullraum” und dem Titelsong von “Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen” lassen sich Monza jeweils über acht Minuten Zeit, um hypnotische, gar animalische Soundcollagen à la Swans aufzubauen und dazu existentialistische “Wo komme ich her, wo gehe ich hin”-Fragen zu stellen. Weltuntergangsstimmung zum Nachspüren.
Album-Stream: Monza – “Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen”
Skraeckoedlan – “Eorþe”
Wer nicht am Namen der Schweden scheitert, wird mit einem kraftvollen, urwüchsigen Psychedelic-Stoner-Metal belohnt: Skraeckoedlan beherrschen druckvolles Riffing, psychoaktive Hypnose und erhabene Klangpanoramen gleichermaßen. Die wirken in der Muttersprache der Band aus Norrköping gleich noch ein bisschen mystischer – dabei würde sich das Verstehen lohnen: Die Band vertont eine SciFi-Geschichte über die Erde in den 1920er Jahren, die Autor Nils Håkansson extra für das Quartett geschrieben hat. Vielleicht kommt auch daher der leichte Space-Touch, mit dem Keyboards und Synthies den Hintergrund der Platte ausmalen. Zum Glück spricht die Musik aber auch für sich genug, dass man sich gern auf das einlässt, was einem dieses Album zu erzählen hat.
Album-Stream: Skraeckoedlan – “Eorþe”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “SOS” von Millencolin, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.