Damals verriet der Konzern lediglich, dass ein Film-Archiv und eine Attraktion im angeschlossenen Freizeitpark beschädigt worden waren. Wie die New York Times nun berichtet, griff das Feuer auch auf einen Lagerkomplex über, in dem der Unternehmenszweig Universal Music Group Masterbänder lagerte. Ein Artikel der Times nennt das Unglück die “größte Katastrophe in der Geschichte des Musikgeschäfts.”
An diesem 1. Juni 2008 waren mehrere Hundert Feuerwehrleute über 24 Stunden im Einsatz, konnten aber nicht die Zerstörung von rund 500.000 Songs verhindern, die teils seit den 1940er Jahren aufgenommen worden waren – von einigen der berühmtesten Interpreten verschiedener Genres. Erschwerend hinzu kommt, dass unter das Banner von Universal viele ehemals eigenständige Labels fallen, deren Masterbänder bei der Übernahme durch das Major-Label auch in dessen Besitz übergingen. So befanden sich etwa Kataloge von Impulse (John Coltrane), Chess (Chuck Berry) oder Decca (Louis Armstrong, Ella Fitzgerald) im Lagergebäude der Universal Studios Hollywood. Generell liegt ein Großteil des musikalischen Vermächtnisses heute in der Hand von nur drei Labels: Warner, Sony und eben Universal.
Neben unzähligen Klassikern sind auch Songs späterer Zeitabschnitte der Musikgeschichte betroffen. Aus dem VISIONS-Kosmos unter anderem von Tom Petty And The Heartbreakers, R.E.M., Guns N’ Roses, Nine Inch Nails, Nirvana, Beck, The Roots, Hole und Soundgarden. Um das Ausmaß des Schadens zu begreifen, muss man sich nur vor Augen führen, welche Bedeutung Masterbänder für die Audio-Qualität haben. Sie kommen einer Performance am nächsten, alle davon abhängigen Produkte wie CDs, LPs und digitale Formate sind mehrere Schritte vom Ursprung entfernt. Wenn man heutzutage für eine Neuauflage ein Remaster anfertigt, sind für ein ordentliches Ergebnis zwingend die Original-Masterbänder erforderlich. Besonders bei Reissues auf Schallplatte beschäftigt das Thema viele Fans.
Anscheinend waren nicht einmal die betroffen Künstler flächendeckend von Universal unterrichtet worden. Hole meinten, sie hätten bis zum Morgen des New-York-Times-Artikels “keine Ahnung gehabt”, und R.E.M. verkündeten in einem Tweet, noch Informationen einholen zu wollen. Der ehemalige Nirvana-Bassist Krist Novoselic meinte auf Nachfrage eines Fans bezüglich der Masterbänder von “Nevermind” und “In Utero” zerknirscht: “Ich glaube, sie sind für immer und ewig verloren.”
Tweet: R.E.M. fragen beim Label nach
REMHQ is receiving inquiries from many people concerned about the New York Times article on the Universal Music fire 11 years ago. We are trying to get good information to find out what happened and the effect on the bands music, if any. We will detail further as and when.
R.E.M. HQ (@remhq) 11. Juni 2019
Tweet: Krist Novoselic zu den zerstörten Masterbändern von Nirvana
I think they are gone forever.
Krist Novoseli? (@KristNovoselic) 12. Juni 2019