Am 25. Mai war in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota der 46-Jährige Afroamerikaner George Floyd ums Leben gekommen. Ein weißer Polizist hatte sich mit dem Knie fast neun Minuten lang auf den Hals des gefesselten und mit dem Gesicht auf dem Boden liegenden Floyd gekniet, auch noch, nachdem dieser bereits das Bewusstsein verloren hatte. Floyd wurde kurz darauf im Krankenhaus für tot erklärt. Der Vorfall entfachte die schon lange währende Debatte um rassistische Polizeigewalt in den USA neu, es kam zu Protesten und Ausschreitungen, aber auch weltweit protestierten Menschen gegen Rassismus und staatliche Repression.
Auch in der Musikbranche reagierten Menschen auf die Ereignisse: Die beiden schwarzen Musikmanagerinnen Jamila Thomas und Brianna Agyemang riefen unter dem an Queens “The Show Must Go On” angelehnten Hashtag #TheShowMustBePaused die gleichnamige Initiative ins Leben und den heutigen Dienstag zum “Blackout Tuesday” aus. Angehörige der Musikbranche sollten an diesem Tag nicht arbeiten, sondern stattdessen die Ereignisse verarbeiten, sich mit rassistischer Polizeigewalt auseinandersetzen und nach Wegen suchen, sich dieser entgegenzustellen. Die milliardenschwere Musikindustrie habe “überwiegend von der Kunst Schwarzer profitiert”, die Branche müsse nun Verantwortung im Kampf gegen Rassismus übernehmen. “Dies ist keine 24-Stunden-Initiative”, so die Organisatorinnen. “Wir werden diesen Kampf langfristig kämpfen. Ein Aktionsplan wird folgen.” Für den Moment empfahlen sie Organisationen, die man mit Spenden und seiner Zeit unterstützen könne, sowie Informationsquellen zum Thema.
Zahlreiche Plattenfirmen solidarisierten sich mit dem “Blackout Tuesday”, darunter auch die Majorlabels Sony, Warner und Universal. Der Grad der Solidarität jedoch schwankte: Während einige Labels andeuteten, Spendenprojekte aufzusetzen, Veröffentlichungen für diese Woche auszusetzen oder ihren Angestellten einen freien Tag zu gewähren, beließen es andere bei öffentlichen Äußerungen.
Bandcamp kündigte an, ab sofort an jedem 19. Juni – dem “Juneteenth”, einem Feiertag zur Abschaffung der Sklaverei in den USA – alle seine Anteile an Umsätzen auf der Plattform an den NAACP Legal Defense Fund zu spenden, der von Rassismus betroffenen Personen juristische Unterstützung bietet. Spotify schwärzte in einigen seiner einflussreichen Playlists Header und Logo und ergänzte teils einen Song von 8 Minuten und 47 Sekunden Stille – die Zeit, die der Polizist auf George Floyds Kehle gekniet war.
Zahllose Musiker schlossen sich der Initiative an: Rapper Killer Mike von Run The Jewels hielt eine beeindruckende, emotionale Rede bei einer Bürgermeister-Pressekonferenz in Atlanta, bei der er mit brüchiger Stimme dazu aufrief, sich friedlich zu organisieren und progressivere Politiker zu wählen, statt sich an gewaltsamen Ausschreitungen zu beteiligen. “Es ist unsere Pflicht, nicht aus Wut über einen Feind unser eigenes Haus niederzubrennen”, so der Musiker. “Es ist unsere Pflicht, unser Haus zu befestigen, sodass es in Zeiten der Organisation eine Zuflucht sein kann. Jetzt ist die Zeit, um zu planen, Strategien zu entwickeln, sich zu organisieren, Leute zu mobilisieren.”
Ice-T von Body Count drückte zunächst Wut und Schmerz aus, “Sie haben einen weiteren Bruder getötet… während sie dabei gefilmt wurden” schrieb er als Auftakt einer Reihe von Tweets zu rassistischer Polizeigewalt. Auch Tom Morello von Rage Against The Machine rief zu Aktivismus auf. Chuck D von Public Enemy lieferte eine gesellschaftliche Analyse im Kurzformat ab.
Auch Rise Against, Radiohead, Slash von Guns N’ Roses, Brett Gurewitz von Bad Religion, Billie Joe Armstrong von Green Day, Massive Attack, Jimmy Eat World, Korn, Billy Bragg, Bon Iver und viele mehr drückten ihre Solidarität aus. Serj Tankian von System Of A Down rief sogar dazu auf, die gegenwärtige US-Regierung unter Donald Trump durch friedlichen Protest zur Aufgabe zu bewegen.
Social-Media-Posts: Die #TheShowMustBePaused-Kampagne und die Reaktionen darauf
#TheShowMustBePaused pic.twitter.com/JHTUG34Ibj
theshowmustbepaused (@pausetheshow) June 1, 2020
They Killed another Brother.. On Video. https://t.co/RnuUqfU5o8
ICE T (@FINALLEVEL) May 26, 2020
When these things happen you get to see how people REALLY feel… Ive been speaking out on Police Brutality for over 30yrs… And Ive heard EVERY excuse.. pic.twitter.com/2XguR8LzyK
ICE T (@FINALLEVEL) May 28, 2020
Attention: bands, solo artists, poets! Best jam called #AvengeFloyd I will play on my @SIRIUSXM Lithium #OneManRevolution show. Write. Send. pic.twitter.com/TTupZTRRGt
Tom Morello (@tmorello) May 28, 2020
The Cause …. The Climate…….The Cops ….The Crowd …. = The Conditions #GeorgeFloydprotest pic.twitter.com/wBkIKFCeNP
Chuck D (@MrChuckD) May 31, 2020
I condemn the murder of George Floyd.
I condemn the president for sowing hate and divisiveness.
I stand with the protesters
and my brothers and sisters in the black community.
Black lives matter.RT if you feel the same.
Brett Gurewitz (@BrettGurewitz) May 29, 2020
You want to do something. But you dont even know where to start.
Start here:
How to Support Protesters in Every City https://t.co/OZwf2fb5Q0
Rise Against (@riseagainst) May 31, 2020
In solidarity with #blacklivesmatter, our band, management & label will all support #theshowmustbepaused on 02/06.
The gravity of the situation needs the silence to be deafening.
Wed ask @bbc6music @bbcradio2 @bbcr1 & others to consider supporting this global expression.
Massive Attack (@MassiveAttackUK) May 31, 2020
#TheShowMustBePaused @pausetheshow pic.twitter.com/skOKEecZap
Radiohead (@radiohead) June 1, 2020
Bon Iver (@boniver) May 29, 2020
This is what solidarity looks like. Take a day out to reflect on what actions we need to collectively take to support the Black community #TheShowMustBePaused https://t.co/BGkQV6SWrw pic.twitter.com/ceL2pb0Axf
Billy Bragg (@billybragg) June 1, 2020
Wed like to echo the sentiments and suggestions from our very wise friends at @LocalFirstAZ
This is a time for us to listen and learn to find ways we can be a part of the solution and not part of the problem. #justiceforgeorgefloyd #blacklivesmatter pic.twitter.com/ZQrS8yW64j Jimmy Eat World (@jimmyeatworld) June 1, 2020