“Rev” steht natürlich für “Revolution”, und die klingt selbstredend nicht zahm: Nach einem verfremdeten, träumerischen Intro mit Frauengesang schlagen Refused mit einem krachenden, verzerrten Refrain und Gebrüll von Frontmann Dennis Lyxzén los, die Strophe marschiert abgehakt und teuflisch groovend vorwärts, und schon direkt zu Beginn keift Lyxzén bitterböse Kapitalismuskritik heraus: “When there’s blood on the streets, somebody’s getting paid/ Somebody’s getting paid when you’re the slave/ When there’s blood on the streets, profits being made/ Yeah, profits being made on our backs today.”
Der Clip dazu bringt Straßenkampf, einige Tänzer – in von der rechtsextremen schwedischen Partei Swedish Resistance Movement und ihrer faschistischen Ästhetik inspirierten Outfits – und Dennis Lyxzén als Showmaster in Frack und Zylinder zusammen.
“Wir leben im Kapitalismus, seine Macht scheint unausweichlich – aber das war auch mit dem göttlichen Recht der Könige schon so. Man kann sich jeder menschlichen Macht widersetzen und sie von Menschenhand ändern”, zitiert die Band in Bezug auf den Song die US-Autorin Ursula K. Le Guin.
Der Track schließt damit schlüssig an den ersten Albumvorboten “Blood Red” an, der den Aufstand gegen den Kapitalismus sogar noch blutiger und böser ausgemalt hatte. Den Albumtitel “War Music” nehmen die schwedischen Hardcore-Veteranen also ernst, am 18. Oktober können sich auch die Fans von der Güte des neuen Albums überzeugen.
Die Platte kommt vier Jahre nach “Freedom”, mit dem Refused seinerzeit ihr Comeback auch als Album- und nicht nur als Tourband gefeiert hatten, nachdem sie sich schon 2012 wieder für Auftritte zusammengerauft hatten.
Live sind sie natürlich auch weiterhin zu sehen: Im November kommen Refused zusammen mit Thrice auf Co-Headliner-Tour, Tickets für die vier Deutschland-Konzerte gibt es bei Eventim.
Parallel zum kommenden Album gab es in einem anderen Kontext zuletzt auch weitere neue Musik von Refused zu hören: Für den geplanten Videospiel-Blockbuster “Cyberpunk 2077” haben Refused Songs für die im Spiel auftretende fiktive Band Samurai geschrieben. Die Tracks “Never Fade Away” und “Chippin’ In” kann man bereits online hören.
Nachdem Refused für den Vorverkauf ihrer im Juni absolvierten Show in Münster exklusiv mit einem großen Telekommunikationsanbieter zusammenarbeiteten, wurden unter den Fans einmal mehr kritische Stimmen laut, die der Band ihre kapitalismuskritische Haltung als bloße Pose vorwerfen. Ungefähr zu diesem Thema hatte VISIONS bereits 2015 einen Kommentar veröffentlicht.
Video: Refused – “Rev 001”
VISIONS empfiehlt:
Refused + Thrice
04.11. Köln – Carlswerk Victoria
05.11. Hamburg – Große Freiheit 36
11.11. München – Tonhalle
12.11. Berlin – Huxley’s Neue Welt