Nachdem der diesjährige Vorverkauf für das Punk Rock Holiday überraschend schleppend gelaufen war, sind für die Ausgabe von 2025 schon fast wieder alle Tickets weg. Dabei war bisher keine Bands aus dem Line-up – abgesehen von kleineren Bands für die Beach Stage – angekündigt.
Andrej Sevšek, Organisator und Initiator des Punk Rock Holiday, erzählte uns diesen Sommer vor Beginn des Festivals, wie die Vorbereitungen laufen, warum der Ticketverkauf dieses Jahr gestrauchelt hat, was das Festival für ihn so besonders macht – und vor allem, wie es um die Zukunft an dem einzigartigen Festivalstandort steht.
Unseren jährlichen Leser-Nachbericht lest ihr hier (V+).
Am Rande der Fotoausstellung “Zoë Law: Legends” in London wurde er gefragt, ob er glaube, dass er und sein Bruder Liam sich so benehmen würden wie in den 90er Jahren. “Nein, so wild wie damals wird es nicht mehr werden, denn wir sind jetzt jenseits der 50, also zu alt”, sagte er laut dem im Bezug auf die Oasis-Reunion gut informierten Boulevardzeitung The Sun. “Wir sind jetzt zu alt, um uns für so einen Scheiß zu interessieren, also wird es keine Streitereien mehr geben. Es ist eine Ehrenrunde für die Band.”
Auch wenn sie sich vielleicht nicht mehr auf der Bühne fetzen wollen wie damals ist sich immerhin Liam sicher, dass die Konzerte immer noch genauso gut sind, wie früher. “Selbst an einem schlechten Tag werden wir immer noch den Boden mit den meisten Bands da draußen aufwischen”, teilte Liam via Twitter im November mit.
Ab Juli spielen Oasis ihre umfangreiche Reunion-Tour bei 41 Terminen in Großbritannien und Irland, Nordamerika, Australien, Südamerika und Asien. Bis auf vier Shows ist bereits alles ausverkauft.
Line-up noch nicht offiziell, Supports stehen fest
Fest stehen zumindest die Supports: Bei den europäischen Shows werden Cast und der ehemalige Verve-Frontmann Richard Ashcroft dabei sein. In den USA treten Cage The Elephant mit Oasis auf.
Ein neues Album scheint derweil wieder vom Tisch zu sein. Zumindest wenn man einem sprunghaften Liam Gallagher auf Twitter/X Glauben schenken möchte, der habe nämlich “nur einen Witz” gemacht, als er sagte, dass das neue Album schon im Kasten sei.
Live: Oasis 2025
04.07.2025 Cardiff – Principality Stadium (ausverkauft)
05.07.2025 Cardiff – Principality Stadium (ausverkauft)
11.07.2025 Manchester – Heaton Park (ausverkauft)
12.07.2025 Manchester – Heaton Park (ausverkauft)
16.07.2025 Manchester – Heaton Park (ausverkauft)
19.07.2025 Manchester – Heaton Park (ausverkauft)
20.07.2025 Manchester – Heaton Park (ausverkauft)
25.07.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
26.07.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
30.07.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
02.08.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
03.08.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
08.08.2025 Edinburgh – Scottish Gas Murrayfield Stadium (ausverkauft)
09.08.2025 Edinburgh – Scottish Gas Murrayfield Stadium (ausverkauft)
12.08.2025 Edinburgh – Scottish Gas Murrayfield Stadium (ausverkauft)
16.08.2025 Dublin – Croke Park (ausverkauft)
17.08.2025 Dublin – Croke Park (ausverkauft)
24.08.2025 Toronto, ON – Rogers Stadium (ausverkauft)
25.08.2025 Toronto, ON – Rogers Stadium (ausverkauft)
28.08.2025 Chicago, IL – Soldier Field (ausverkauft)
31.08.2025 East Rutherford, NJ – MetLife Stadium (ausverkauft)
01.09.2025 East Rutherford, NJ – MetLife Stadium (ausverkauft)
06.09.2025 Los Angeles, CA – Rose Bowl Stadium (ausverkauft)
07.09.2025 Los Angeles, CA – Rose Bowl Stadium (ausverkauft)
12.09.2025 Mexico City, MX – Estadio GNP Seguros (ausverkauft)
13.09.2025 Mexico City, MX – Estadio GNP Seguros (ausverkauft)
27.09.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
28.09.2025 London – Wembley Stadium (ausverkauft)
21.10.2025 Goyang – Goyang Stadium
25.10.2025 Tokyo – Tokyo Dome
26.10.2025 Tokyo – Tokyo Dome
31.10.2025 Melbourne – Marvel Stadium (ausverkauft)
01.11.2025 Melbourne – Marvel Stadium (ausverkauft)
04.11.2025 Melbourne – Marvel Stadium
07.11.2025 Sydney – Accor Stadium (ausverkauft)
08.11.2025 Sydney – Accor Stadium (ausverkauft)
15.11.2025 Buenos Aires – Estadio River Plate (ausverkauft)
16.11.2025 Buenos Aires – Estadio River Plate (ausverkauft)
19.11.2025 Santiago – Estadio Nacional (ausverkauft)
22.11.2025 São Paulo – Estadio MorumBIS (ausverkauft)
23.11.2025 São Paulo – Estadio MorumBIS (ausverkauft)
Als Vorband haben die erst 2021 gegründeten The Prize schon ein beachtliches Tourprogramm in ihrer relativ kurzen Zeit des Bestehens hingelegt. 2022 waren sie bereits mit The Chats auf Europatour, ein Jahr später mit King Gizzard & The Lizard Wizard, und jetzt eben wieder mit den Bogan-Punks von der Sunshine Coast, die ihren Durchbruch seit einigen Jahren mit permanentem Touren voll auskosten.
Bei The Prize hat es noch nicht dafür gereicht: mit drei Gitarren, eingängigen Power-Pop-Songs und einer grundsympathischen schlagzeugspielenden Sängerin hätten sie allerdings das Zeug dazu. Was ihnen wohl fehlt: dieser gewisse “Meat and Potatoes”-Punk-Ansatz und plakative Aussie-Lifestyle, die auch australischen Bands wie Amyl And The Sniffers, Private Function oder C.O.F.F.I.N gehörig Aufwind bescheren.
Für The Chats war in Europa damit bis zuletzt auch kein Ende in Sicht, entsprechend kann die Band in der Kölner Live Music Hall auch ihre Muskeln ordentlich spielen lassen. Zwei massive Verstärkerwände stehen fein säuberlich neben dem Drumkit auf der Bühne. Dass nur ein Bruchteil davon abgenommen wird: Eigentlich auch egal, denn wer The Chats entweder bei ihrer eigenen ausverkauften Tour, Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park und als Support von Queens Of The Stone Age etwa im letzten Jahr gesehen hat, weiß, dass es heute nicht auf Virtuosität oder einen besonders fetten Sound ankommt.
Am liebsten prügeln sich die drei Australier durch ihre selten über zweieinhalbminütigen Songs nämlich hauptsächlich in noch höherem Tempo, als es schon auf den beiden Alben der Fall ist. Bassist und Sänger Eamon Sandwith schreit dabei mit maximal gequältem Gesichtsausdruck und pochender Halsschlagader seine Texte und gönnt sich nur selten Atempausen. Zu besprechen gibt es ja eh nicht viel: die herrlich stumpfen Texte über Raucherpausen, haufenweise Drinks, die tropischen Temperaturen in Queensland oder natürlich die frechen Kippenpreise in Australien sprechen für sich. So lässig und unverstellt bringt das kaum jemand auf den Punkt wie der Rotschopf mit dem Dee-Dee-Ramone-Gedächtnissprung, der dauerstoned aussehende Gitarrist Josh Hardy und der im Gegensatz zu seinen Kollegen erstaunlich tighte Drummer Matt Boggis.
Trotz der nur zu etwa drei Vierteln gefüllten Halle braucht auch das Publikum nicht lange, um sofort in eine liebgemeinte Kneipenschlägerei zu verfallen und mit Bierbechern, um sich – oder auf die Bühne – zu werfen. Dass der Abriss in der Live Music Hall im Sommer 2023 noch größer und rasanter ausfiel, weiß wohl auch Sandwith, der sich an die Show von letztem Jahr erinnert und augenzwinkernd-pessimistisch in Aussicht stellt, dass bald wohl noch weniger Leute kommen werden: „Wir wissen, dass man sich schnell daran satt sehen kann, also geben wir euch noch ein Jahr.“
Gänzlich Unrecht hat er nicht, denn wenn The Chats ihre rund 25 Songs ohne viel Abwechslung durchpeitschen, läuft der raue Garage-Punk Gefahr, sich abzunutzen. Eine hochspaßige Angelegenheit bleibt das durch den Aussie-Charme und Hits wie „Smoko“ oder „Pub Feed“ natürlich trotzdem noch. Vermutlich wären es am Ende auch noch ein paar Songs mehr geworden, müsste Boggis nicht kurz vor Schluss die Bühne verlassen, um ein paar Minuten später mit einem blutigen Taschentuch in die Nase gestopft wiederzukommen. Immerhin gibt es ein bisschen AC/DC-Gegniedel von Hardy in der Zwischenzeit. AC/DC – die “second-greatest band in history” – geht schließlich immer.
Trotzdem: Kaum mehr als 50 Minuten brauchen die Australier nur für ihre „letzte Show für eine ganze Weile“ in Köln und lassen sich auch nicht nochmal trotz lautstarker Forderung zu einer Zugabe bitten. So richtig satt ist offenbar nämlich noch keiner von dieser wüsten Party mit Pub-Feeling. Damit das so bleibt, dürfen sich The Chats aber ruhig mal auch eine Pause vom Touren gönnen, um in zwei Jahren mit hoffentlich neuen halsbrecherischen Hits über das Leben im australischen Hinterland zurückzukehren.
Der Pop regiert: Während Linkin Park bereits seit ihren frühen Karrieretagen eine gewisse Affinität zum Pop-Kalkül vorgeworfen wird, veröffentlichen sie erst 2017 ein Poprock-Album in Reinform und gleichzeitig das letzte mit Chester Bennington als Sänger. Überproduziert schwadronieren die Songs vor sich hin, trotz aller emotionalen Tiefe, Co-Frontmann Mike Shinoda bezeichnet es sogar als das persönlichste Album der Band, wirken Songs wie „Battle Symphony“ und „Sharp Edges“ nur halbehrlich, eben weil die musikalische Integrität zu fehlen scheint. Kaum verwunderlich, schließlich arbeitet die Band für das Album mit Industrie-Songwriter:innen wie Julia Michaels und Jon Green zusammen. Seit Benningtons Tod wird “One More Light” weithin als sein Schwanengesang gehandelt, insbesondere der Titelsong – eine falsche Annahme: Shinoda schreibt die meisten Songs des Albums, Bennington ist nur am Schreibprozess von „Heavy“ und „Halfway Right“ beteiligt.
7
Living Things
VÖ: 2012 | Label: Warner
Ein letztes Mal gehen Linkin Park für „Living Things“ gemeinsam mit Rick Rubin ins Studio, mit dem Album möchte die Band zurückkehren zu der Idee ihres Debüts, „Hybrid Theory“: Eine Vermischung aus allen Stilen, mit denen die einzelnen Bandmitglieder aufgewachsen sind und sozialisiert wurden. Im Januar 2012 verschlägt es die Band ins Studio, bereits sechs Monate später halten Fans das Ergebnis in den Händen. Wie bereits auf dem Vorgänger, fokussieren sich Linkin Park mehr auf elektronische Elemente und halten sich im Grunde genau an das, was man von einem Linkin-Park-Album erwartet: ein bisschen Rap („Lost In The Echo“), ein bisschen Rock („Victimized“), ein bisschen Schmalz („Powerless“) und natürlich ein Instrumental („Tinfoil“). Das ist qualitativ deutlich hochwertiger als „One More Light“, geht im Vergleich zu seinen Mitstreitern jedoch unter.
6
Meteora
VÖ: 2003 | Label: Warner
Spielt dasselbe Album noch einmal: Nachdem die Band mit „Hybrid Theory“ ihren massiven Durchbruch feiern kann, heißt es den Weg an die Spitze weiter ebnen und beweisen, dass es sich bei Linkin Park um kein One-Hit-Wonder handelt. Musikalisch klammern sich Chester Bennington und Co. dafür an ihrem Debüt fest, probieren sich aber weiter aus: Neben einer Shakuhachi-Flöte in „Nobodys Listening“, gibt es etwa Streicher in „Breaking The Habit“ zu hören. Mit „Meteora“ findet die junge Band außerdem zu ihrer Besetzung für die nächsten 15 Jahre, da Gründungsmitglied Dave „Phoenix“ Farrell wieder fest in die Band einsteigt. Trotz allem lassen sich schlicht zu viele Vergleiche im Sound und der Albumstruktur zum Debüt finden, schließlich hat die Band die sicherste musikalische Route gewählt. Der Name des Albums stammt übrigens von der gleichnamigen Felsformation in Griechenland, laut Shinoda, „weil das Wort riesig klang. Genauso wie Linkin Park nicht den Park, sondern die Band meint, steht Meteora nicht für die Felsformation, sondern für das, wonach dieses Album klingt“.
5
Minutes To Midnight
VÖ: 2007 | Label: Warner
Mit ihrem dritten Studioalbum schaffen Linkin Park den Sprung vom Nu Metal zum Alternative Rock. Inspiriert von den aktuellen Geschehnissen auf der Welt, darunter Hurricane Katrina, der die Westküste der USA Ende August 2005 zerstört, und einigen fragwürdigen Entscheidungen bezüglich des Irankonflikts von US-Präsident George W. Bush. Davon getrieben begeben sich Linkin Park erstmals gemeinsam mit Starproduzent Rick Rubin ins Studio, der ihnen einen Grundsatz vorgibt: „Was zählt ist, dass ihr Musik macht, die euch begeistert, unabhängig vom Stil, einem bestimmten Sound oder ähnlichem.“ Daran halten Linkin Park fest und bieten auf „Minutes To Midnight“ erstmals nicht nur eine Ballade an, sondern gleich knapp die Hälfte der Songs nimmt einen seichteren Ton an, dazwischen lassen sich der berühmt-berüchtigte 17-Sekunden lange Scream von Bennington in “Given Up” finden, ebenso wie Rap-Ausflüge von Shinoda in “Hands Held High” und mit „The Little Things Give You Away“ erstmals eine sich aufbauende Ballade mit über sechs Minuten Spielzeit. Vollends gelungen gerät “Minutes To Midnight” trotz aller Abwechslung aber nicht.
4
The Hunting Party
VÖ: 2014 | Label: Warner
Als ewiger Underdog in der Linkin-Park-Diskografie bleibt „The Hunting Party“. Auf das eher Pop-fokussierte „Living Things“ lassen Linkin Park überraschend ihre Rückkehr zu Alternative Rock und Metal folgen. Außerdem neu im Bandkatalog: mit Tom Morello (Rage Against The Machine), Page Hamilton (Helmet), Daron Malakian (System Of A Down) und Rap-Ikone Rakim gibt es gleich mehrere Featuregäste zu hören, die ihre jeweiligen Einflüsse spielen lassen – während gleichzeitig Shinoda für ihn einflussreiche Bands wie Gorilla Biscuits, Inside Out, Gallows und Gojira verehrt. Obwohl die ersten Demos zu „The Hunting Party“ noch in eine ähnliche musikalische Richtung gehen wie „Living Things“ findet sich Shinoda schnell in einer Krise wieder, die ihn nach einer neuen Ausrichtung suchen lässt und dafür sorgt, dass er die Produktion erstmals in die Hände von sich und seinen Bandkollegen legt. Das Ziel möglichst gegen den aktuellen Mainstream zu gehen, erfüllen sie mit „The Hunting Party“ – auch wenn sie damit erstmals seit „Hybrid Theory“ nicht an der Spitze der Charts einsteigen können.
3
From Zero
VÖ: 2024 | Label: Warner
Sieben Jahre nach der Tragödie sind Linkin Park zurück und schaffen mit „From Zero“ das, was sie so oft zuvor versucht hatten: Sie finden ihren Signature-Sound und verbinden dafür das Beste aus ihren vorherigen Alben – und das, obwohl die Band mit Emily Armstrong und Colin Brittain gleich zwei neue Mitglieder einarbeiten muss. Ob die elektronischen Elemente von „A Thousand Suns“ in „Overflow“, Nu-Metal-Ansätze wie zu Zeiten von „Hybrid Theory“ in „Two Faced“, Alternative-Rock-Tendenzen wie zu „The Hunting Party“ in „Heavy Is The Crown“ oder doch der direkte Rückverweis auf ein frühes Demo von „Step Up“ zu Beginn von „IGYEIH“ – die musikalischen Referenzen lassen sich in jeder noch so kleinen Ebene von „From Zero“ finden. Dabei gibt sich das Album erstaunlich kurzweilig bei gleichzeitigem Wiederhörwert. Ein grandioses Comeback – und Grundstein für die Zukunft der Band.
2
Hybrid Theory
VÖ: 2000 | Label: Warner
Kaum ein Debüt rüttelt die 2000er so auf wie „Hybrid Theory“. Die Kalifornier reiten die Nu-Metal-Welle und zeigen sich textlich emotionaler als alle anderen, wenn sie Themen wie ein kaputtes Elternhaus oder Drogenmissbrauch behandeln – oder direkt ihren Produzenten Don Gilmore kritisieren: „I cannot take this anymore/ Saying everything i’ve said before“ heißt es in den berühmten ersten Zeilen von „One Step Closer“. Gilmore hatte zahlreiche Song- und Textentwürfe der Band verworfen, ohne diesen überhaupt nähere Betrachtung zu schenken. Seine Taktik zeigt aber Erfolg: Bereits in den ersten drei Wochen verkauft sich „Hybrid Theory“ über 500.000 Mal und steigt zum meistverkauften Album 2001 auf. Bis heute kann das Debüt weltweit über 27 Millionen verkaufte Einheiten verzeichnen und ist das meistverkaufte Debüt aller Zeiten, das wohl vor allem an seiner Hitdichte liegt. An „Papercut“, „In The End“ oder „Crawling“ kommt man bis heute auf keiner Rock-Playlist vorbei.
1
A Thousand Suns
VÖ: 2010 | Label: Warner
Die Zeichen stehen auf Veränderung: Mit „A Thousand Suns“ wagen Linkin Park den Sprung zum Thema Konzeptalbum, das sich mit menschlichen Ängsten, sowie der Erfindung und den Folgen der Atombombe auseinandersetzt. Klar, wenn ein Album mit dem Satz „God save us everyone/ Will we burn inside the fires of a thousand suns?“ beginnt, steht die Dringlichkeit der Thematik schnell fest. Es folgen weitere religiöse Referenzen, auch der Titel des Albums selbst ist ein Verweis auf die heiligen Schriften des Hinduismus, und Ausschnitte von Reden von Robert Oppenheimer, Martin Luther King Jr. und Mario Savio, die allesamt die Menschheit vor der drohenden Selbstzerstörung warnen wollen. Musikalisch probiert sich die Band auf ihrem vierten Album aus: Ob Pop-Momente in „Burning In The Skies“, Referenzen auf Public Enemy in „Wretches And Kings“, Ausflüge in elektronischere Gefilde in „Blackout“, Gruppengesänge oder doch gleich sechs Interludes – als einzelne Songs betrachtet, wirkt „A Thousand Suns“ im ersten Moment willkürlich, erst als Gesamtwerk hält es die Hörer:innen für 47 Minuten im Klammergriff, zum großen Finale mit „The Catalyst“ wagt man kaum mehr zu atmen, so unmittelbar scheint das drohende Unheil bevorzustehen. Erst „The Messenger“ bringt die Rückkehr in die Realität, wenn Chester Bennington nur von einer Akustikgitarre begleitet die versichernde Aussage trifft: „Remember you’re loved and you always will be“. Was ursprünglich als Soundtrack eines Videospiels geplant war, wird für Linkin Park zum Wendepunkt in ihrer Karriere. In der breiten Masse kann „A Thousand Suns“ zu seiner Veröffentlichung wenig Gefallen finden, erst mit der Zeit findet es, zumindest innerhalb der Fangemeinde, zu dem Respekt, dem ihm gebührt. Auch an thematischer Relevanz hat dieses Album bis heute nichts verloren.
Im Juni öffnet das Farewell Youth Festival zum ersten Mal seine Pforten, besser gesagt sechs Pforten von Dresdener Clubs, die vom 20. Bis zum 22. Juni über 45 Acts aus Punk, Emo, (Post-)Hardcore, Garage Rock und Prog beherbergen werden. Das Ganze frei nach dem Motto: „Zusammen nochmal Tschüss zur Jugend sagen, um sie so wieder willkommen zu heißen.“
Auf kleinen Bühnen und intimer Atmosphäre werden unter unterschiedlichste Bands auftreten. Dabei sind alle sechs Locations (Groovestation, Horst, HD Rockbar, ostpol, Madness, Scheun) fußläufig innerhalb weniger Minuten im Gründerzeitviertel der Dresdner Neustadt erreichbar. Dabei geht es auch darum, das eingeschlafene Postkarten-Image der Stadt ein bisschen zu modernisieren und das familiäre und alternative Flair der Dresdner Neustadt mit regionalen und internationalen Acts zu verbinden.
Benannt ist das DIY-Festival übrigens nach einem Song der US-Punk-Band The Menzingers. Die Initiatoren Tobias Hornung und Lars Päßler haben den Namen aber auch mit einem ironischen Augenzwinkern bezogen auf ihr eigenes Alter gewählt. Die Beiden sind alte Hasen im Dresdener Musikgeschäft und konnten durch ihr Netzwerk einige der großen Namen für das Festival an Land ziehen. Hier geht es nicht um die großen Gewinne, sondern vielmehr Musik als solche zu erleben. Alle Gewinne aus dem Ticketverkauf werden daher an Kinderhilfsorganisationen der Stadt gespendet.
Insgesamt sind nur 400 Tickets verfügbar, schnell sein lohnt sich also. Der Vorverkauf startet am 6. Dezember unter farewellyouthfest.com. Bands werden in Kürze angekündigt.
Dead Pioneers haben mit der Single “My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal” ihr zweites Album “Po$t American” angekündigt. Das Album soll am 11. April erscheinen, weitere Details sollen noch folgen.
Frontmann Gregg Deal, Stammesangehöriger der in Nevada ansässigen Pyramid Lake Paiute, kommentierte die Veröffentlichung: “Man könnte meinen, dass das Thema der kulturellen Aneignung nicht gerade nach einer ersten Single schreit, aber wir finden, dass es das tut. Es ist ein Kommentar zu Repräsentation, Gleichheit, Ungerechtigkeit, Mord, Konsum, Klassenkampf, historischem Fehlverhalten, Identitätsbehauptung und kolonialer Unterdrückung.”
Weiter erklärte Deal, welche persönliche Bedeutung dem Song innewohnt: “Der Titel des Liedes hebt das Konzept und die Verwendung von ‘Spirit Animals’ hervor, die achtlos aus indigenen Gemeinschaften entwendet werden. Sie ist auf Stereotypen und Rassismus zurückzuführen. […] Die Gefühle, die sich durch den gesamten Song ziehen, sind ein großer Mittelfinger gegen die Ablehnung indigener Themen wie Existenz, Repräsentation und das fortgesetzte Gedeihen – und Überleben – unserer lebenden und atmenden Kultur.”
Die Veröffentlichung von “My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal” wird von einem Musikvideo begleitet. Darin wird ein Konzertmitschnitt der Dead Pioneers hektisch gegen Szenen von klischeehaften Filmdarstellungen indigener Amerikaner:innen geschnitten.
Tickets für die Termine in Deutschland gibt es über reservix.de!
VISIONS empfiehlt: Reconstruction Tour
18.05.2025 CH-Zürich – Komplex (Tickets)
21.05.2025 AT-Wien – Arena Open Air (Tickets)
23.05.2025 Augsburg – Gaswerk Open Air
25.05.2025 Wiesbaden – Schlachthof
27.05.2025 Köln – Live Music Hall
29.05.2025 Hamburg – Docks
31.05.2025 Berlin – Zitadelle Spandau
Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister kommt auch neun Jahre nach seinem Tod noch viel herum. Ein Teil seiner Asche soll am 18. Dezember feierlich im Londoner Stripclub Stringfellows beigesetzt werden.
“Das Stringfellows hatte immer einen besonderen Platz in Lemmys Herzen”, erklärt Band-Manager Todd Singerman. “Er liebte den Rock’n’Roll-Spirit, er liebte die entspannte Umgebung und er liebte natürlich die Aussicht. Ich weiß, dass er erleichtert ist, dass er nun wieder einen seiner Lieblingsorte auf diesem Planeten genießen kann.”
Aufbewahrt wird die Asche in einer Replik der Haupturne in Form einer Pyramide mit aufgesetztem Hut. Die Zeremonie zur Beisetzung soll um 19 Uhr beginnen. Unter den Gästen wird auch Motörhead-Gitarrist Phil Campbell erwartet.
2015 verstarb Lemmy Kilmister an den Folgen einer Krebserkrankung. Nach seiner Einäscherung wurde er offiziell in Hollywood bestattet, der Rest seiner Asche hat danach jedoch noch eine weitere Reise angetreten. Familie und Freunde Kilmisters, wie zum Beispiel die “Queen Of Metal” Doro Pesch, sind im Besitz je einer mit Asche gefüllten Patrone.
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Wie heißt dieser legendäre Club da noch gleich, Große Freiheit, oder?“, fragt Ernie C, kaum dass die Zoom-Leitung zwischen Hamburg und L.A. steht. „Mit Body Count haben wir dort zwei Abende hintereinander vor ausverkauftem Haus gespielt, ich liebe den Laden. Natürlich auch wegen der ganzen Geschichte rund um die Beatles. Habe ich dir erzählt, dass ich in Liverpool mal eine Platte mit Black Sabbath gemacht habe? Heiliger Boden, kann ich dir sagen. Ich hoffe, du nimmst schon auf, hier geht es gleich an die guten Storys.“ Spricht’s und lacht ein ansteckendes Lachen. Die Wiederwahl von Donald Trump ist gerade mal ein paar Tage her, im letzten Swing State wird noch gezählt. Ab 2025, so viel steht bereits fest, manifestiert sich der radikale MAGA-Relaunch. Ernest T. Cunnigan, Jahrgang 1959, aufgewachsen in Detroit, später zu Hause in Compton, dem berüchtigten Vorort von Los Angeles, und seit dem Gründungsjahr 1990 Gitarrist von Body Count, bringt so leicht nichts aus der Ruhe.
Der Mann hat auch einfach schon eine Menge mitgemacht. Im März 1992 erscheint das Debüt von Body Count, der Titeltrack mit seinem „BC! BC! BC!“-Chor bereits ein Ruf zu den Waffen, das bald vom Index aus grüßende “Cop Killer” umso mehr. Einen Monat nach Veröffentlichung toben die Riots in Los Angeles, eine Folge des Freispruchs jener vier Polizisten, die den Afroamerikaner Rodney King im Zuge einer Straßenkontrolle schwer misshandelt hatten. Der damalige US-Präsident George Bush sen. setzt schließlich Streitkräfte ein, um die Unruhen zu beenden. Hunderte Millionen Dollar Sachschaden, über 50 Tote, mehr als 2.000 Verletzte, die Bilanz jener Tage Ende April, Anfang Mai.
Im Zuge des großen Trump-Comebacks sind die Unruhen bislang ausgeblieben, es herrscht im Nachgang der deutlichen Niederlage von Kamala Harris eine Art Lethargie, eine einschläfernde Ernüchterung. „Ich habe neulich erst mit Tom Morello drüber gesprochen“, so Cunnigan, den alle nur Ernie C nennen. „Wenn du mich nach dem Grund fragst, warum das vergleichsweise desinteressiert hingenommen wird, lautet die simple Antwort: Plasma-Fernseher. Im Ernst, die Leute sitzen zuhause auf ihren weichen Sofas, lassen sich berieseln, scrollen auf ihren Handys und glotzen auf diesen riesigen Bildschirm. Alle werden immer träger.“
30 Jahre zu spät
“The Revolution Will Not Be Televised”, so hieß es einst bei Gil Scott-Heron. Heute könnte man sie dagegen in Echtzeit erleben, nur: Bislang findet sie kaum statt. Die Nummer mit der Trägheit kann man Body Count kaum vorwerfen, im Gegenteil. Nach einem längeren Break im Anschluss an “Murder 4 Hire” (2006) ist die Band mit vier Alben in den vergangenen zehn Jahren konsistent produktiv. Was nach außen schlüssig erscheinen mag, entwickelte sich intern gerade im Zuge der Pandemie als nicht eben problemlos. “Carnivore”, das 2020er Album, erscheint buchstäblich eine Woche bevor das Virus weltweit die „Geschlossen“-Schilder an Türen und Fenster pappt. 30 Shows in Europa sind für Body Count gebucht, keine findet statt. Die Kritiken für das Album sind überaus positiv, zum zweiten Mal nach 2018 ist die Band für einen Grammy nominiert, einer der Gründe womöglich: die politisch angespannte Lage, von einer Band wie Body Count in Songs wie “No Lives Matter” oder “Black Hoodie” traditionell explizit kommentiert. Dieses Mal gewinnen sie die Trophäe.
Ernie C ist angesichts der Ehrung verhalten euphorisch: „Unser Manager meinte nur, das käme wohl 30 Jahre zu spät. Ice hat es ja eigentlich schon in ‘Ziplock’ auf den Punkt gebracht: ‚I’ll never get a Grammy, so fuck the G, all I need is crowd, and my M-I-C‘. Was soll’s, die Tatsache, dass man heute in einem Atemzug mit Bands wie Metallica und Megadeth genannt wird, verschafft uns schon einen gewissen Respekt. Als mein Kumpel Duff McKagan mir gratulierte, meinte ich zu ihm, dass er doch wohl auch einige zu Hause stehen hätte. Tatsächlich haben Guns N’Roses nie einen gewonnen, nicht mal Hendrix hatte einen. Da dachte irgendwann: ‚Hey, vielleicht ist das doch ganz cool.‘“
»Meine Pflegemutter war eine jüdische weiße Frau. Später fuhr sie mich zu den Treffen der Black Panther Party. Mich sollte man besser nicht zu Rassismus befragen, ich bin da ziemlich
durcheinander.«
Ernie C
Die Plattenfirma sieht es ähnlich und beginnt, schon bald nach “Carnivore” ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln. Ein Nachfolger soll her – und das möglichst schnell, es gilt, den Schwung mitzunehmen. Gar nicht so einfach, wenn man alle Ideen gerade verarbeitet hat, Ice-T zudem auch mit seiner Arbeit fürs Fernsehen, etwa bei “Law & Order”, beschäftigt ist. „Die Schauspielerei mache ich für die Kohle“, so der 66-Jährige. „Die Musik brauche ich, um im Kopf stabil zu bleiben.“ Also nehmen Produzent Will Putney (Fit For An Autopsy), Bassist Vince Price und Ernie C den kreativen Faden wieder auf. „Ich schreibe Riffs als Grundlage für die Texte, das ist im Prinzip alles. Es geht um das, was einen guten Groove hat, was zum Stil von Ice passt. Wir sprechen hier nicht von Steve Vai oder solchen Leuten, das ist Body Count. Wir haben genug Erfahrung, wir wissen, wie die Dinge funktionieren. Es sammelt sich schnell einiges an Material an. Dabei ist es völlig egal, was von wem kommt. Du arbeitest am besten, wenn es nicht um irgendwelche Egos geht. Die Idee zählt.“
Body Floyd
Wie sich so eine Idee verselbständigen kann, zeigt ein Blick auf die Gästeliste von “Merciless”. Ein Name sticht besonders heraus: David Gilmour. Body Count und Pink Floyd, auf den ersten Blick nicht eben eine naheliegende Kombination, jedoch eine Geschichte mit Vorlauf. Vince Price ist der Gitarrentechniker von Richie Sambora, mit ihm spielt Ernie C eine Version von “Comfortably Numb”. Es gibt Überlegungen, den Song einfach so zu veröffentlichen, aber dann versuchen Body Count es schließlich doch über den offiziellen Weg, um eine Genehmigung einzuholen. „Wir schickten es an Roger Waters und David Gilmour. Von Roger bekamen wir das Okay“, sagt Ernie C und grinst. „David schrieb uns, wie sehr ihm unsere Version gefällt und meinte direkt, dass er gern mitspielen würde, im besten Fall auch live. Ich dachte nur: ‚What?!‘ Das gibt es doch nicht. Also spielte David in seinem Studio die Gitarre ein und schickte es durch. Mit dem gemeinsamen Auftritt hat es noch nicht geklappt, aber ich bin zuversichtlich, dass nächstes Jahr etwas geht.“
Berührungsängste gibt es kaum, in der Vergangenheit ist es bereits zu einigen prägenden Begegnungen gekommen. „Als ich mit Tony Iommi im Studio gearbeitet habe, musikalisch einer meiner ganz großen Helden, spazieren da plötzlich Brian May und Jeff Beck rein, ich dachte nur: ‚Okay, so läuft das hier also.‘“
Body Count und Politik
Bleibt das leidige Thema Politik. Der Mann mit dem orangefarbenen Klappscheitel ist erneut zum Präsidenten gewählt worden, der Vorabend von „four more years“ – eine düstere Perspektive. Im Song “Fuck What You Heard” ist von „Democrips and Bloodpublicans“ die Rede. Die Grenzen verschwimmen, Ice-T betont, seine eigene Unabhängigkeit bewahrt zu haben, unter den Fans von Body Count gibt es politisch jedoch längst beide Seiten. Ernie C sitzt autobiografisch bedingt ohnehin zwischen den Stühlen, ein Umstand, der ihn unverändert amüsiert. „Ich habe in den 60ern in Detroit gelebt, meine Pflegemutter war eine jüdische weiße Frau. Später fuhr sie mich zu den Treffen der Black Panther Party. Wenn es dort ‚Let’s kill Whitey‘ hieß, konnte ich nur mit den Achseln zucken. Mich sollte man besser nicht zu Rassismus befragen, ich bin da ziemlich durcheinander.“
Und wie blickt er auf die bevorstehende Trump-Ära? „Die Leute vergessen sehr schnell, das Kurzzeitgedächtnis der USA reicht kaum über den Tag hinaus. Obama wird ja heute auch kritisiert. Klar, er hätte mehr machen können, aber immerhin hat er das Gesundheitssystem verbessert. Was die Zukunft angeht, hoffe ich, dass der Hass nicht noch größer wird. Davon gibt es genug auf der Welt, aber machen wir uns nichts vor: Es kommen unruhige Zeiten auf uns zu.“
Umso wichtiger, dass Bands wie Body Count verlässlich dagegenhalten, inhaltlich messerscharf wie eh und je, im inneren Zirkel so gefestigt wie es nur geht: „Es sind jetzt über 30 Jahre, wir haben mit Body Count einiges erlebt“, resümiert Ernie C. „Und wir mögen uns immer noch. Das ist das Wichtigste: Dass wir Bock haben, zusammen etwas auf die Beine zu stellen, Platten zu machen, Konzerte zu spielen. Wenn es heißt, es geht wieder los, empfinde ich eine riesige Freude. Das ist unglaublich viel wert, gerade in diesen Zeiten.“