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Debütalbum angekündigt

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“As I Watch My Life Online” heißt das Debütalbum von Late Night Drive Home und erscheint am 27. Juni via Epitaph/Indigo. Es kann bereits vorbestellt werden. Mit der Albumankündigung veröffentlichen die Indierock-Newcomer aus Texas auch die zurückgelehnte neue Single “Terabyte”, die bereits einen ersten Einblick in den musikalischen Horizont der Band gibt.

Auf ihrem Debüt will die junge Band das Aufwachsen der Jugend im Netz kritisieren: “Überbelichtet und überstimuliert, desensibilisiert für das, was real und was fabriziert ist, desensibilisiert für die einfachen Dinge”, so Frontmann Andre Portillo. “Dieses ständige Bedürfnis nach mehr von dir ist in der heutigen Zeit zu einer Büchse der Pandora geworden.”

Gitarrist Juan “Ockz” Vargas ergänzt: “Die Platte ist eine Kritik und eine Meta-Darstellung der aktuellen Online-Landschaft: eine ganz neue Welt oder ein riesiges vereintes Land, das uns zwischen den Städten verbindet und uns zwingt, online zu sein. Sofortige Befriedigung liegt in unseren Fingerspitzen – Likes, Follower und Unterhaltung sind nur einen Klick entfernt.”

Cover: Late Night Drive Home – “As I Watch My Life Online”

Late NIght Drive Home - As I Watch My Life Online

Sandwichkinder und Schweinehunde

Gerade einmal 13 Minuten benötigen Suck, um mit ihrer “Gimme Gabba Gabba”-EP (La Pochette Surprise, 14.03.) auf den Punkt zu kommen. Wütend spucken die Kasseler um sich und geben knapp drei Jahre nach ihrem Debütalbum “Ribbit” vier neue Songs zum Besten – oder zumindest teilweise neu, denn auch ein Motörhead-Cover hat sich auf die Tracklist geschlichen. Passend, schließlich hätte die Musik von Suck so auch schon zur Hochzeit von Motörhead erscheinen können, klingt die Mischung aus Fuzz, Rock’n’Roll und Thrash Metal doch eher nach den 80ern als nach 2025 – was keineswegs negativ gemeint ist.

Etwas mehr in der Neuzeit angekommen sind dagegen This Time For Real. Der emotionale  Gesang von Fee van Deelen trifft auf treibenden Pop-Punk. Was stilistisch im Opener “Songs About You” kaum zusammenpassen will, auf den anschließenden Songs ihrer EP “Fuck Heartbreak, I’m Over It” (Backseat, 28.03.) Ton und Takt aber perfekt trifft. Das erinnert an die frühen Fall Out Boy oder an Paramore und besingt natürlich Herzschmerz und Liebe, Melancholie und den inneren Schweinehund. In “Without You” halten This Time For Real etwa augenzwinkernd fest: “Fuck losing you/ I know I didn’t lose that much/ ‘Cause you kinda suck”. Gleich sechs Songs ist das Debüt der Hamburger stark und macht Lust auf alles, was man von der Band in Zukunft noch zu hören bekommt.

Stimmlich ähnlich emotional geht es bei Flora From Kansas weiter. Die 17-Jährige, die ihren Namen und Herkunftsort passenderweise als Künstlerinnennamen nutzt, ließ sich während des Pandemie-Lockdowns dazu inspirieren, sich an eigenen Songs zu versuchen, und macht auf ihrer EP “Homesick” (Melodic, 14.03.) träumerischen Indiepop, der zwischenzeitlich mit fuzzigen Rock-Referenzen unterlegt ist. Dabei singt sie etwa in “Wait For You” über ihre:n zukünftige:n Partner:in, über die Tücken, ein Sandwichkind zu sein wie in “The Ghost Is Me”, oder über Ex-Partner:innen, die ihre Klamotten zurückhaben wollen wie in “Clothes”. Themenbereiche, die ab einem bestimmten Alter vermutlich nicht mehr so anschlussfähig sind, dennoch schwingt in ihren Songs eine Nuance mit, der man sich nur schwer entziehen kann.

Führen wir die Zeitreise vom Beginn dieser Kolumne noch weiter: The Waeve geben auf “Eternal” (Transgressive, 14.03.) tanzbaren Synthiepop zum Besten und erinnern mit dem Opener “Love Is All Pain”, besonders in dessen erster Hälfte, stark an “Tainted Love”. Erst im vergangenen September haben Graham Coxon (Blur) und Rose Elinor Dougall ihr zweites Album “City Lights” veröffentlicht, nun gibt es drei weitere Songs zu hören. Schon der zweite nimmt nach einem kurzen, fuzzigen Intro einen bedrohlichen und zehrenden Ton an, bevor The Waeve im Refrain plötzlich hoffnungsvolle Sphären erklimmen. Allein dieser Song ist die ultimative Reise durch das kreative Spektrum des Duos. Zum Abschluss gibt es mit dem EP-Titelsong noch einen ganz neuen Eindruck, der deutlich zurückgenommener und positiver gestimmt ist als seine Vorgänger und vor allem durch den Einsatz eines Saxofons überzeugt.

Ebenfalls einige Monate nach der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums “Model” sind Wallows mit ein paar Nachzüglern am Start. Ganz simpel hat das Trio seine EP “More” (Atlantic, 28.03.)  betitelt und startet mit “Not Alone” mit einem Synthie-lastigen Song in klassischer Wallows-Ästhetik in die EP, der aber schon jene Abwechslung bietet, die “Model” gut getan hätte. Auch das anschließende, fast jazzige “Deep Dive” und das treibende “Coffin Change”, das gemeinsam mit Produzent John Congleton (Mogwai, The Murder Capital) entstanden ist, sorgen für zuletzt schmerzlich vermisste Varianz. Liebe Wallows, diese Experimente das nächste Mal bitte auf Albumlänge wagen.

Bis die Hirne gammeln

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Im Februar hatten Pup ihr neues Album „Who Will Look After The Dogs“ angekündigt und die erste Single „Hallways“ mit skurrilem Video veröffentlicht, in welchem sich die Band um Frontsänger Stefan Babcock in alle möglichen Möbelstücke verwandelt. Die neuste Single „Get Dumber“ mit Jeff Rosenstock als Gast hat ein mindestens genauso unterhaltsames Video bekommen.

Der Song klingt nach kontrolliertem Chaos und genau so sieht auch das Brainrot-artige Video aus, welches mit einem Animationsdesign ausgestattet ist, das aus einem der ersten Videospiele dieses Planeten stammen könnte. Selbstironie spielte bereits auf dem Vorgängeralbum „The Unraveling Of Puptheband“ eine große Rolle, jetzt wird der sarkastische Blick der Kanadier auch auf die Gesellschaft gerichtet, die sich in einer reizüberfluteten Welt selbst verliert. Es scheint, als würden Pup den darüber entstandenen Frust in diesem Song entladen, denn er ist einer der aggressiver instrumentalisierten Tracks der Kanadier.

Babcock hatte die Idee für den Song übrigens im Keller von Rosenstocks Haus. Darüber erzählt er: „Ich habe für ihn das Haus gehütet, während er auf Tournee war. Das erste Demo habe ich auf seiner Gitarre, mit seinen Mikrofonen und seinem Computer aufgenommen. Vielleicht weil der Geist von Jeff mit mir im Raum war, habe ich mir immer vorgestellt, dass wir bei diesem Song zusammen singen, und so war ich entsprechend glücklich, als er später zustimmte, den Song zu singen.”

Das Album soll dann am 2. Mai erscheinen und kann via Bingo Merch vorbestellt werden. Ende ist die Band mit der Platte direkt auf Tour.

Live: Pup (Support: Illuminati Hotties, Goo)

20.05.2025 Köln – Club Volta
21.05.2025 Hamburg – Logo
22.05.2025 Berlin – Hole44
23.05.2025 München – Strom

Wahnsinn Hollywood

Griffin Mill (Bryan Cranston), Boss des traditionsreichen Filmstudios Continental, will sich aus dem Geschäft zurückziehen. Als seinen Nachfolger erkürt er Matt Remick (Seth Rogan). Der ist zwar verkappter Cineast, schwört aber, dass er dem Studio möglichst viel Geld einbringen will – mit banaler Blockbuster-Kost. Dass es gar nicht so leicht ist, mit den Befindlichkeiten der Künstler:innen, großer Budgets und Erwartungshaltungen zu jonglieren, ohne den Verstand zu verlieren, muss Remick bald feststellen. Das Team an seiner Seite, bestehend aus der gekränkten Veteranin Patty (Catherine O’Hara), dem koksenden Familienvater Sal (Ike Barinholtz), der exzentrischen Maya (Kathryn Hahn) und der jungen, aufbegehrenden Quinn (Chase Sui Wonders) ist zudem nicht immer eine große Hilfe.

Die von den ebenfalls Regie führenden Seth Rogen und Evan Goldberg (“The Interview”) mitentwickelte Serie macht von Anfang an Tempo, ähnlich wie in der Küche von “The Bear”. Die nervenaufreibenden Fremdscham-Momente können sich mit “Curb Your Enthusiasm” (oder “Jerks”) messen. Nur ist “The Studio” in bester Hollywood-Manier in edle Bilder und schöne Settings gebettet. Und in jeder Folge geben Gaststars launische Cameos – von Regisseur:innen wie Martin Scorsese, Ron Howard und Sarah Polley bis zu Schauspieler:innen wie Zac Efron, Anthony Mackie und Zoé Kravitz. Ein haarsträubendes Vergnügen und ein echter Augenschmeichler.

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100 neue Acts angekündigt

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Das genreübergreifende Sziget Festival auf der budapester Donau-Insel „Óbudai“ hat sein Line-up um einige Acts erweitert. Vom 6. Bis 11. August werden jetzt unter anderem die britische Indie-Pop-Band The Last Dinner Party, Potugal. The Man, FKA Twigs und UK-Rapperin Little Simz als Co-Headliner:innen dabei sein.

Zudem wurden die australische Surf-Rock-Band Ocean Alley bestätigt. Letztere hatten erst vor kurzem zwei neue Singles herausgebracht, die stark nach Sommer klingen. Des Weiteren kann man sich beim Sziget auf das kanadische Indie-Quartett The Beaches freuen, welches zuletzt mit dem aktuellen Album „Blame My Ex“ und besonders mit der Single „Blame Brett“ für Aufsehen online sorgte. Außerdem dabei ist die US-Art-Pop-Punk-Band Palaye Royale.

 

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Bisher hatte das Sziget Künstler:innen wie Papa Roach, Nelly Furtado, Chappell Roan, Justice, A$AP Rocky, Charli XCX und weitere Pop und EDM-Größen angekündigt. Zudem werden Refused eine ihrer letzten Shows auf dem Mega-Festival spielen. Die Punk-Riege vertreten bisher Ecca Vandal (aktuell Limp-Bizkit-Support), Ekkstacy und Fat Dog.

Tickets für das Festival gibt es über die offizielle Website. Tagestickets gibt es bereits ab 75 Euro. Einen Full-Weekend-Pass bekommt man ab 329 Euro.

Bassist wegen Kinderpornografie festgenommen

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Fred Houben, Bassist der niederländischen Punk-Band Heideroosjes, wurde im Februar wegen “Umgangs mit kinderpornografischen Inhalten” festgenommen, wie die niederländische Rundfunkanstalt NOS berichtete, und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der 50-Jährige ist nicht weiter Teil der Band.

Gestern veröffentlichte die Band ein Statement auf ihrer Bandwebsite und über ihren Instagram-Kanal: “Die Nachricht über unseren Bassisten Fred Houben hat uns erschüttert. Das haben wir nicht kommen sehen. Die Taten, derer Fred verdächtigt wird, kollidieren knallhart mit den Werten, die wir als Heideroosjes schon immer vertreten haben”, so die verbleibenden Mitglieder. “Vor allem aber sind wir in Gedanken bei allen Beteiligten und bei Freds Familie. Wir müssen diesem Ereignis Raum geben und werden entsprechend Zeit brauchen. Wir bitten alle, diesen Wunsch zu respektieren.”

Houben habe mit sofortiger Wirkung die Band verlassen, da er seine ehemaligen Kollegen nicht “belasten” wolle. Die äußerten sich vor allem sehr traurig über das “bittere und traurige Ende” der Zusammenarbeit, die seit über 35 Jahren bestanden habe. Fans zeigen sich unter dem Instagram-Post schockiert, andere kritisieren, dass noch nicht genügend Missbilligung im Kontext der Verhaftung gezeigt wurde.

 

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Laut des öffentlich-rechtlichen Radiosenders L1 habe Houben seinem Anwalt zu verstehen gegeben, dass er kein sexuelles Interesse an Kindern habe. Er hätte geschäftlich und privat eine schwierige Zeit gehabt und nach Wegen gesucht, damit umzugehen. “Dazu gehörte auch die Suche nach pornografischem Material”, so sein Anwalt.

Zukunft von Heideroosjes unklar

In den späten 90ern bekamen Heideroosjes bei Epitaph einen Plattenvertrag und reihten sich so neben namhaften Bands wie Rancid, Propagandhi oder Bad Religion ein. Unter der Schirmherrschaft des Labels brachten sie fünf Alben heraus,  2012 beendeten sie ihre Live-Karriere, um sich vorerst anderen Dingen zu widmen. 2019 kehrte die Band zurück, 2021 erschien ihr aktuelles Album “Infocalyps”.

Vergangenes Jahr feierte die Band 35-jähriges Jubiläum, in diesem Zuge fand im November ihr wohl letztes Konzert statt. Für August dieses Jahres war ein weiterer Auftritt in Lierop geplant. Ob das Konzert stattfinden wird, ist noch nicht klar. Nach dem Statement der Band scheint ein Auftritt jedoch eher unwahrscheinlich.

Neuntes Album kommt im Oktober

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Brandon Boyd hat die Fertigstellung des neunten Incubus-Albums bestätigt. Es soll nach eigenen Angaben bereits aufgenommen, gemischt und gemastert sein. Dies verriet der Sänger in einem neuen Interview mit dem Berliner Radio-Sender FluxFm. Es soll wahrscheinlich im Oktober erscheinen. Vorher wird es den gewohnten Release-Prozess durchlaufen, man darf sich also schon bald auf die ersten Single-Auskopplung freuen. „Wir könnten es auch morgen schon herausbringen, aber dann würde es im Chaos des Internets wahrscheinlich untergehen“, erklärte Boyd.

Die Veröffentlichung des Vorgängeralbums „8“ liegt nun acht Jahre zurück. Dass sich der Prozess in Musikproduktion und Veröffentlichung seitdem immer mehr an neue Konsumgewohnheiten angepasst hat, geht auch an Boyd nicht vorbei: „Ich hatte gerade erst dieses Bild im Kopf, dass sich das Herausbringen eines Albums im Internet heutzutage vielmehr so anfühlt, als würde man einen Stern ins Universum entlassen“, erklärt der 49-Jährige.

„Ich persönlich finde, dass es ein tolles Album geworden ist und ich bin sehr stolz darauf, so wie wir alle in der Band. Wir hatten eine wundervolle Zeit beim Aufnehmen“, so Boyd im Namen der restlichen Besetzung. Diese hatte sich erst vor kurzem mit einem Neuzugang geändert. Nicole Row wird zum ersten Mal als Bassspielerin auf einer Incubus-Platte zu hören sein. „Sie hat es einfach komplett abgerissen. Wir lieben sie alle total und sie ist sehr schnell ein fester Bestandteil der Band geworden. Wir sind sehr, sehr glücklich, dass sie an Bord ist. Es macht riesigen Spaß“, heißt es zur Neubesetzung. Row war bereits 2023 für den erkrankten Ben Kenney eingesprungen, der wegen einer Gehirnoperation ausgefallen war.

Bereits Ende 2024 verriet uns der Incubus-Frontmann im Interview, dass die Band schon sehr weit mit dem Album gewesen sei und er hoffe, dass “wir bis zu den Shows im Frühjahr bereits ein oder zwei Singles veröffentlicht haben und einige neue Songs live spielen können”. In rund einem Monat spielen Incubus ein exklusives Konzert in Köln.

VISIONS empfiehlt: Incubus

30.04.2025 Köln – Lanxess Arena

Strukturierte Schläge

Wie gut schläft Donald Trump abends ein? Kuschelt er sich selbstverliebt in die Kissen, zufrieden mit seinem Tagwerk, glücklich mit seinem Leben, das er führt? Oder fällt er am Ende des Tages, wenn die Schminke abgetragen ist und die Ja-Sager um ihn herum seinen Orbit verlassen haben, in ein tiefes Loch, verbunden mit der Erkenntnis, was für ein einsamer Mann er doch ist? Niemand weiß es. Deafheaven formulieren auf ihrem neuen Album “Lonely People With Power” zumindest eine Vermutung. „Ich glaube, dass es
Menschen, die dazu neigen, Macht zu erlangen und sie zu missbrauchen, häufig an persönlichen Beziehungen oder gesunden Gemeinschaftserfahrungen fehlt“, präzisiert Sänger und Shouter George Clarke die erste, offensichtliche Ebene des Titels. „Wobei“, so Clarke, „sich beim Schreiben der Texte noch eine zweite Ebene ergab. Wir alle üben Macht aus. Gleichzeitig üben andere Macht über uns aus. Hinzu kommt die Frage, inwieweit wir überhaupt noch eigenmächtig sind. Wir stecken also in einem sehr individuellen Durcheinander der Machtausübung.“

Im Laufe der Arbeit an den Songs des Albums habe diese persönliche Sichtweise auf das Thema Macht immer mehr an Bedeutung gewonnen. „Wobei sich zeigte, wie komplex diese alltäglichen Machtgefüge sind, und wie sehr sich dieses Gefüge ändert, wenn man eine andere Perspektive einnimmt“, sagt Clarke. Das Cover des neuen Albums gibt einen Hinweis darauf, was er meint: Es zeigt eine Straßenszene, im Auto mutmaßlich Vater und Sohn, am Fenster eine Frau, die wohl mit dem Vater spricht, während sich der Sohn zurücklehnt. Weil er schläft? Oder weil er dem, was da besprochen wird, entkommen will? Man kann sehr viel hineindeuten in dieses Foto. „Und so soll es sein“, sagt Clarke. „Denn Musik und das Design von Musik sind immer dann gut, wenn sie sich vielfach lesen lassen. Diese Mehrdimensionalität, dafür wollen wir stehen.“

Deafheaven haben in den vergangenen Jahren sehr viel dafür getan, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Von ihrer Heimatstadt San Francisco aus erweitert die Gruppe seit Anfang der 2010er-Jahre den Post-Metal-Kosmos um Blackgaze und Post-Rock-Atmosphären. Riffs, Geschrei und Double-Bassdrum – klar. Aber eben auch: undurchsichtige Gitarrenwände und Lieder mit ruhigen Zwischenteilen, gespielt mit mathematischer Präzision. “Sunbather” heißt das Album, mit dem sich die Band 2013 ein Denkmal baut. Es ist erst die zweite Platte der Band, aber sie ist bereits perfekt konstruiert. Und: Sie vermittelt bei aller Intellektualität viele und eindringliche Emotionen. “Sunbather” klingt wie der lauteste Traum der Welt. Deafheaven schenken Black Metal einen Sinn für Schönheit.

Auf zwei Alben danach versuchen Deafheaven, den großen Wurf weiterzuentwickeln. “New Bermuda” (2015) und “Ordinary Corrupt Human Love” (2018) finden ihre Fans. Nur sind es nicht mehr so viele, wie es bei “Sunbather” der Fall war. Wobei der Vergleich unfair ist, weil
“Sunbather” eines dieser Alben ist, die Genregrenzen niederreißen. Die dafür sorgen, dass sich auch Menschen, die mit den Wortkombinationen „Black“ und „Metal“ wenig bis nichts zu tun haben, dieser Musik zuwenden und Stücke der Band auf Playlists zwischen Smashing Pumpkins und Mogwai platzieren. Als sich jedoch innerhalb der Band nach der Veröffentlichung von “Ordinary Corrupt Human Love” eine gewisse Routine einschleicht, beschließt die Gruppe eine radikale Änderung in Song und Sound: “Infinite Granite” (2021) schließt alle Metal-Elemente aus. Aus Blackgaze wird Shoe­gaze, in nach musikalischen Einflüssen sortierten Plattensammlungen steht die LP zwischen Swervedriver und Ride. Und damit ein paar Regale entfernt von den anderen Deafheaven-Platten.

Ende der Lieblichkeit

Eine derartig krasse kreative Entscheidung führt zwangsläufig zu Konsequenzen. “Infinite Granite” polarisiert, teilt das bis dahin loyale Fanlager in zwei Fraktionen. Die einen verlieren sich in ihren Träumen. Die anderen beklagen eine provokante Lieblichkeit. Die Band selbst diskutiert über die nächsten Schritte. Ein Mitglied, das dafür plädiert, beim folgenden Album wieder alles anders zu machen: Gitarrist Kerry McCoy. Denn er will wieder schnelle, harte Riffe spielen – und nicht nur wolkige Flächen erzeugen. Neben Sänger Clarke ist auch McCoy beim Zoom-Interview dabei. Für ihn bedeutet “Lonely People With Power” eine Art Zurück in die Zukunft-Moment. „Keines unserer Alben ist eine Reaktion auf die Platte zuvor. Wir sind lieber eine Band, die agiert, statt zu reagieren“, sagt McCoy.

Deafheaven (Foto: Nedda Afsari)
Deafheaven (Foto: Nedda Afsari)

»Man darf Black Metal nicht als intellektuell minderwertig bezeichnen. Wenn man sich mit den Akkordfolgen der Genres auseinandersetzt, dann gibt es in allen eine gewisse Tiefe und Dichte.«

Kerry McCoy

Er betrachtet jede Aufnahme der Band als einen „Zeitkapsel“-Moment: „Als wir zu Beginn der Arbeit am neuen Album aus dieser Kapsel herausgetreten sind, fühlte es sich so an, als sei mit ‘Infinite Granite’ etwas zu Ende gegangen. Wir hatten zuvor im Wesentlichen extremen Metal gespielt, waren ständig in dieser Welt unterwegs. Daher kam das Bedürfnis, Beinfreiheit zu gewinnen, auch um zu testen, was es bedeutet, in einer Band zu spielen, die wirklich einen großen Schritt geht.“ Mit dieser Erfahrung im Gepäck, spürt McCoy zu Beginn der Arbeit am neuen Album ein eindeutiges Gefühl: „Am Ende der Tour zu ‘Infinite Granite’ dachte ich: ‚Hey, ich vermisse etwas! Ich vermisse ruckelige Gitarren! Ich vermisse Blastbeats! Ich vermisse dieses ganze schwere Zeug! Ich vermisse das Gefühl der Befreiung, die man durch diese Musik erfahren kann! Und vor allem vermisse ich die intellektuelle Seite, die sich eröffnet, wenn man Songs dieser Art schreibt.“

Kerry, das mit der „intellektuellen Seite“ des Black-Metal-Songwritings musst du bitte erklären.
Kerry McCoy: Mein Vater hat früher als Musikjournalist gearbeitet und sammelt seit 50 Jahren Schallplatten. Es gibt eigentlich nur eine Art von Musik, zu der er keinen Zugang gefunden hat, und das ist Metal. Er liebt Deafheaven, natürlich, aber nur, weil sein Sohn in dieser Band spielt. Sein Standpunkt lautet, dass man aus einem Album wie “Blood On The Tracks” von Bob Dylan auf intellektueller Ebene deutlich mehr rausholen kann als aus “…And Justice For All” von Metallica. Bei allem Respekt für meinen Vater und seine große Erfahrung als Hörer und Analyst von Musik: Ich bin da anderer Meinung. Weil ich denke, dass intellektuelle Tiefe nichts mit Geschmack zu tun hat. Wer Dylan Metallica vorzieht, darf das gerne tun. Man darf aber Black Metal nicht als intellektuell minderwertig bezeichnen. Wenn man sich mit den Akkordfolgen der Genres auseinandersetzt, die eine loyale Fangemeinde haben, dann gibt es in allen eine gewisse Tiefe und Dichte, die notwendig ist, damit die Menschen in ihrem emotionalen Kern angesprochen werden. Flache Musik kann das nicht. Sie wäre nicht in der Lage, eine so große, internationale, lebendige und loyale Community zu erzeugen, wie es im Black Metal der Fall ist. Bei Dylan natürlich auch. Aber eben nicht nur bei Dylan.

Für was genau steht diese Tiefe und Dichte der Akkordfolgen im Black Metal?
Wir befinden uns bei dieser Musk im tiefen Underground. In einer sehr dunklen Welt. Aber einige der Akkorde, die wir bei neuen Songs wie “Doberman”, “Magnolia” oder “Revelator” spielen, könnten auch aus Suiten von Johann Sebastian Bach stammen. Ich will damit gar nicht angeben – obwohl ich’s ja irgendwie doch tue. Mein Punkt ist vielmehr: Es gibt keine intellektuelle Vorherrschaft eines Genres. Wenn Menschen versuchen, eine solche zu formulieren, üben sie genau die Form von Macht aus, die wir auf diesem Album kritisch hinterfragen. Umso wichtiger ist es, uns als Band Türen zu öffnen. Grenzen verschwinden zu lassen. Ich denke, dass kann immer nur einen positiven Effekt haben, und da ist es mir auch egal, wenn ein paar Black-Metal-Enthusiasten vom „Nuclear War Now!“-Messageboard vielleicht anderer Meinung sind.

Während sich McCoy bei der Arbeit am neuen Album als Gitarrist mit Akkorden wie aus Bach-Suiten beschäftigt, muss Clarke seinen Gesang erneut ganz anders angehen. Auf “Infinite Granite” hat er gesungen, Schreie sind nur ganz am Ende des Albums zu hören. “Lonely People With Power” bietet nun wieder Deafheaven-Songs im Scream-Modus. Was bedeutet das fürs Schreiben und für die Performance der Texte? Wird anders gesungen als geschrien? „Der Vortrag ist anders“, bestätigt Clarke. „Ich neige dazu, beim Scream Wörter anders in Silben aufzuteilen, um harte Elemente der Sprache mehr zu betonen, bestimmte Teile hervorzuheben. Inhaltlich verändert sich kaum etwas, aber ich habe gerade auf diesem Album mehr denn je darauf geachtet, dass ich mit meinem Gesang mehr auf das achte, was die Band spielt. Bei den älteren Platten war es eher so, dass ich sehr roh an die Sache herangegangen bin. Ich habe einfach losgelegt, aus dem Bauch heraus. Für dieses Album hatte ich die Ambition, dass sich Kadenz und Rhythmus mehr unterhaken, dass alles durchdachter und strukturierter wirkt. Ich denke, dass ist der große Einfluss, den ‘Infinite Granite’ auf das neue Album ausübt: Wir haben gelernt, dass uns eine etwas überlegtere Herangehensweise an die Musik guttut. Dieses Album soll wie ein Schlag klingen. Jedoch nicht wie ein wildes Umherschlagen, sondern wie ein strukturierter Schlag.“

 

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Nächster Halt: Dunkelheit

Was George Clarke damit meint, zeigt der neue Song “Body Behaviour”, der nicht nur wegen seines Titels auf eine Musik verweist, die Körperlichkeit mit Maschinenkraft kombiniert, angesiedelt zwischen Electronic Body Music und Industrial Metal, zwischen Skinny Puppy, DAF und Killing Joke. Fühlte sich “Infinite Granite” wie das Ende eines Zyklus mit fünf Alben an, ist “Lonely People With Power” zwangsläufig ein Beginn. Wohin der Weg Deafheaven führen wird? Hier eine These: Diese Band strebt weiter in die Dunkelheit, in die Kühle, in den Post-Punk, vielleicht sogar hinein bis in den Darkwave. Hinweise dafür sind weniger die Songs des Albums als die Gäste, die bei zwei Stücken dabei sind. Nicht bei den regulären Songs, sondern bei zwei der insgesamt drei sogenannten “Incidentals”, also vermeintlichen Nebensächlich­keiten, die aber sehr wohl eine große Bedeutung haben.

Beteiligt sind hier Jae Matthews, Sängerin der Darkwave-EBM-Band Boy Harsher, sowie Paul Banks, Sänger von Interpol. Mit ihren Beiträgen öffnen sie neue Türen, und es wäre nicht verwunderlich, wenn Deafheaven sehr bald durch sie hindurchgehen. „Was beim nächsten Mal passieren wird, wissen wir jetzt noch nicht“, sagt George Clarke, „jedoch war uns wichtig, zu zeigen, wie groß unser Dach ist und wie viele Spielarten von Musik dort Platz finden. Für einige unserer Hörer mögen die Beiträge von Jae und Paul unerwartet kommen. Für uns nicht. Wir sind nicht nur Metal. Auch wenn wir auf dem neuen Album wieder sehr viel mehr davon spielen.“ Dafür spricht auch die Wahl des Produzenten: Wie schon auf “Infinite Granite” arbeiteten Deafheaven mit Justin Meldal-Johnsen zusammen, Livemusiker für Nine Inch Nails, Produzent für St. Vincent, musikalischer Direktor für Beck, Produzent und Co-Komponist für das Album “Hurry Up, We’re Dreaming” der französischen Pathos-Synthie-Pop-Band M83. „Justin ist kein Metal-Typ, kein Metal-Produzent“, sagt McCoy. Das mache ihn für bestimmte Hardliner in der Szene verdächtig. „Ich halte das für großen Quatsch“, so McCoy. „Als Beck und er in den 90ern an Alben wie ‘Mutations’ oder ‘Midnite Vultures’ arbeiteten, haben sie Carcass, Napalm Death oder Slayer gehört. Und zwar nicht halbironisch, sondern weil die beiden etwas in der Musik fanden, was sie inspirierte. Justin ist im besten Sine ein musikalischer Elitist. Er duldet keine Ignoranz oder Dummheit. Er erkennt, wenn etwas scheiße ist – und dann benennt er es auch.“

Klar, man könne dieses Verhalten als snobistisch bezeichnen. McCoys Antwort darauf lautet: „Nur ein Snob hat auch das Ohr für grandiose Musik. Und wenn ich mir das Intro und das Outro des M83-Album ‘Hurry Up, We’re Dreaming’ anhöre, dann weiß auch ich, was grandiose Musik ist. Darum geht es – und nicht darum, ob jemand obskures Tiefenwissen über die zweite Welle des norwegischen Black Metal mitbringt.“ Das nämlich besitzt der Deafheaven-Gitarrist selbst. Dafür braucht er keinen Produzenten.

Neue Songs bei Geheimkonzert vorgestellt

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Nach dem Hype um ihr selbstbetiteltes Album, für das sie unter anderem einen Grammy für das beste Alternative-Album gewannen, war es länger ruhig um Wet Leg. Vergangenen Sonntag spielten sie in einem kleinen Club in Brighton ein Geheimkonzert als “Uma Thurman”. Alle Mitglieder waren dabei verkleidet als Mia Wallace aus “Pulp Fiction” und spielten gleich sieben komplett neue Songs.

 

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Bereits letzte Woche kündigten sie über ihren Instagram-Account ihre Rückkehr und zwei weitere kleine Konzerte an. Sie sind außerdem für einige Festivals bestätigt, unter anderem für die Zwillingsfestivals Hurricane und Southside.

 

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