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Start Blog Seite 28

David Thomas ist tot

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Pere Ubu-Sänger und einziges konstantes Bandmitglied David Thomas ist gestern “nach langer Krankheit” gestorben. “MC5 spielten gerade im Radio”, heißt es in der Todesmeldung auf Facebook. Seine Frau und seine jüngste Stieftochter waren an seiner Seite. „Er wird schließlich in seine Heimat, die Farm in Pennsylvania, zurückgebracht, wo er darauf bestand, ‘in die Scheune geworfen’ zu werden.“ Das Statement schließt mit einem Zitat von dem Sänger selbst: “Mein Name ist David Fucking Thomas… und ich bin der Leadsänger der besten verdammten Rock’n’Roll Band der Welt.”

Vor seiner Hauptband gründete Thomas mit seinem späteren Kollegen und Gitarristen Peter Laughner 1974 zunächst die Proto-Punks Rocket From The Tombs, die bereits nach einem Jahr wieder Geschichte waren, aber den Grundstein für Pere Ubu legten. Die gründete Thomas mit Laughner nämlich direkt im Anschluss, waren zunächst aber nur bis 1982 aktiv. Der Sänger widmete sich mit verschiedenen Musiker:innen zahlreichen Soloprojekten, bei denen er das Punkrock-Element von Pere Ubu meist außen vor ließ. Von zunächst Avant-Prog und Experimental Rock näherte sich der Sound von Thomas’ Soloalben aber immer mehr dem tanzbaren “Avant-Garage” seiner alten Band an – auch weil immer mehr Ex-Mitglieder zu seiner Band stießen. Nach dem fünften Soloalbum “Blame The Messenger” von 1987 reformierten sich Pere Ubu schließlich, während Thomas aber weiterhin solo aktiv war.

Insgesamt brachte die Band mit Sitz in Großbritannien 18 Studioalben heraus. Zuletzt “Trouble On Big Beat Street” 2023. Laut der Todesmeldung seiner Familie haben Pere Ubu allerdings noch ein weiteres aufgenommen. “Er wusste, dass es sein letztes sein würde”, heißt es in der offiziellen Erklärung weiter. “Wir werden uns bemühen, mit dem Abmischen und der Fertigstellung des neuen Albums fortzufahren, damit seine letzte Musik für alle zugänglich ist.” Thomas bestand außerdem darauf, dass alle Tapes von Konzerten über Bandcamp der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Zudem soll seine nicht fertiggestellte Autobiografie vollendet werden. Ihre letzte Show mit Thomas spielten Pere Ubu 2023 in Italien.

Obwohl Pere Ubu mit Genres wie Art Punk und Post-Punk in Verbindung gebracht werden und von Vordenkern wie Velvet Underground oder den Stooges beeinflusst wurden, hat Thomas die Assoziation mit Punkrock oft bestritten und darauf bestanden, dass Pere Ubu “einfach eine Rockband” sind. Nicht von der Hand zu weisen: den Einfluss der Band auf die zeitgenössische Post-Punk-Bewegung in Großbritannien, was vor allem Thomas’ ungewöhnlich-bellenden Gesang und klangliche Experimente angeht.

The Return of the Buchhalter

2016 hatte Christian Wolff (Ben Affleck) seinen ersten Auftritt als verklemmter, maschinell denkender und Emotionen imitierender Buchhalter, der am Ende der Abrechnungen mit dem Gewehr die Verhandlungen fortsetzt. “The Accountant” von Regisseur Gavin O’ Connor und Drehbuchautor Bill Dubuque war eine recht originelle Variation des Profikiller/Problem-Fixer-Genres mit einem Affleck, der den minimalautistischen Savant mit den Superpräzisions- und Mathematik-Fähigkeiten verkörperte. Zwischen allem Ernst war dabei auch immer wieder Platz für zwangsneurotische Situationskomik.

In die Tiefe der psychischen Krankheit ging es dabei nicht. Die Problematik, dass viele Autist:innen eine Menge Kraft aufwenden müssen, um mit gewöhnlichen Alltagssituationen klar zu kommen, so zu funktionieren, dass nicht jeder gleich merkt, wie kompliziert das Leben für die Erkrankten ist, spielt hier kaum keine Rolle. Immerhin: Accountant Christian Wolff lebt bewusst zurückgezogen und alleine in einem Trailer, sein Safe Space, in dem alles ordentlich, überschaubar und in seiner Kontrolle ist.

Als sein alter Kontaktmann Ray King (J.K. Simmons) ermordet wird, kritzelt er sich kurz vor seinem Ableben auf seinen Unterarm eine Nachricht: “Find the accountant”. Folglich hat Wolff bald zu tun. Es geht darum, eine mexikanische Einwandererfamilie aufzutreiben, hinter deren Existenz und Verschwinden eine große Verschwörung steckt. So groß und gefährlich, dass Wolff seinen Bruder Brax (Jon Bernthal) als Verstärkung dazuholen muss. Die beiden haben sich entfremdet, seit Jahren nicht gesehen. Brax tut sich schwer mit den emotionslosen Anwandlungen seines Bruders. Es ist kompliziert.

So erzählt “The Accountant 2” gleich zwei Geschichten. Die des verzwickten Falls, der für Action und Geballer sorgt, während die eigentliche Buchhalter-Komponente diesmal fast komplett ins Hintertreffen gerät. Zahlen und Abrechnungen machen optisch halt nicht viel her, Wummen und Prügeleien schon eher. Aber “The Accountant 2” punktet eh nicht mit dem Action-Anteil und der irgendwie unnötig verkomplizierten Verschwörungsgeschichte, sondern immer dann, wenn die zwei ungleichen Brüder sich in ruhigeren Momenten näherkommen. Da entsteht so etwas wie emotionale Tiefe, vor allem aber Witz. Wenn Affleck mit schlecht sitzenden Khakis und Turnschuhen Line Dance tanzt oder beim Speed Dating komplett versagt. Und Jon “Punisher” Bernthal macht mit seinem Charisma und seiner nervösen Energie eh jeden Film besser. Als ungleiche Brüder sind er und Affleck ein Match made in Heaven. Vielleicht dauert es also keine weiteren neun Jahre bis zum nächsten Sequel. Dann gerne mit weniger Action und mehr haarsträubenden Alltagssituationen.

8 / 12

Emotionale Sturmböen

Rona (Saiorse Ronan) stellt sich nach ihrem Biologiestudium in London auf den heimischen Orkney Inseln im Norden Schottlands ihrer Alkoholsucht. Dort gibt es die Schaffarm des im Caravan lebenden Vaters und den Bibelkreis der vom Vater getrennten Mutter. Und nach und nach versteht man, weshalb Rona eine zunächst befremdlich wirkende Unruhe in sich trägt, die den malmenden, an den Küstenfelsen berstenden Atlantikwellen gleicht.

Mithilfe bildgewaltiger Gegensätze zwischen weiten Horizonten, tosenden Sturmböen und der urbanen Londoner Clubszene wechselt der Plot in non-linearen Fragmenten, die durch Ronas Haarfarbe zeitlich gekennzeichnet sind. Diese emotionsgeladene Erzählebene verwebt Fingscheidt geschickt mit der teils grafisch dargestellten nordschottischen Inselfolklore, die von Gestaltwandlern wie den Selkies, der Seeschlange Meester Stoor Worm oder dem knapp fünftausend Jahre alten Steinkreis, dem Ring Of Brodgar erzählt. Als zusätzliche Analogie zu Ronas herausfordernder Sinnsuche dient das Aufspüren des Wachtelkönigs, einer bedrohten Vogelart, die sie als Teil eines Gelegenheitsjobs auf alle bewohnten Teile der Inselgruppe und tiefer hinein in die eigene Gedankenwelt führt.

“The Outrun” ist nach dem preisgekrönten Debüt “Systemsprenger” und dem Folgewerk “The Unforgivable” der dritte Spielfilm der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin. Zwischen Fingscheidt, Hauptdarstellerin Saiorse Ronan und der Autorin der biografischen, gleichnamigen Buchvorlage Amy Liptrot, entsteht Rona, deren Name sich bewusst von “Amy” im Buch unterscheidet, als Symbiose aus allen drei Erfahrungswelten: Fingscheidt ist als Leserin tief berührt von Liptrots Lebensgeschichte und Ronan kennt die Krankheit Alkoholismus aus dem eigenen Familienkreis und fügt ihrer Darstellung atemberaubend tiefgehende und rohe Momente hinzu. Diese profitieren auch vom Zusammenspiel mit Co-Star Paapa Essiedu (“The Lazarus Project”), der Ronas Ex-Freund Daynin rührend zwischen Schock und Hilflosigkeit anlegt. Fingscheidt, Ronan und Liptrot zeigen, was Buchverfilmungen leisten können, wenn sie mit der richtigen Mischung aus respektvollem Fingerspitzengefühl und Mut zur medialen Grenzüberschreitung behandelt werden. “The Outrun” profitiert damit maximal von der kreativen Freiheit, die sich die Macherinnen nehmen.

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Folge 105 mit Jascha Kreft

Jascha Kreft ist 1990 in Norden in Ostfriesland zur Welt gekommen und dort auf dem flachen Land aufgewachsen. Seine ersten musikalischen Erinnerungen als Kind gehören sowohl dem nordischen Kulturgut Torfrock, bekannt durch die “Werner”-Filme, als auch den Techno- und Eurodance-Schlumpf-Samplern der 90er.

Mit 21 zieht er nach Berlin. Er landet im Dunstkreis der legendären 8mm Bar und spielt bei der Post-Punk-Psych-Band Sons Of Thyme Schlagzeug, mit denen er zwei Alben veröffentlicht.

Sein Freund aus Kindheitstagen, Tammo Dehn, zieht kurz darauf nach Berlin. Mit ihm gründet Kreft das Duo Odd Couple, das, wie er im Podcast klarstellt, nach dem Gnarls Barkley-Album und nicht nach der Sitcom benannt ist. Zu zweit spielen sie zunächst Garage Rock, wandeln sich im Laufe von fünf Alben jedoch stetig. Das aktuelle Album „Rush-Hour Des Lebens“ ist gerade erschienen.

Mit Pult hat er außerdem 2024 ein Duo gegründet, das instrumental zwischen Psych, Worldbeat und Americana pendelt.

Außerdem spielt Kreft seit 2023 auch bei den 70s-Heavy-Rocker Kadavar. Mit ihm als Verstärkung am Synthesizer und der zweiten Gitarre erfinden sich Kadavar auf ihrem Album „I Just Want To Be A Sound“ neu.

Nach seiner Ausbildung bei Motor Music arbeitet Kreft auch immer wieder bei Labels und Verlagen. Mit „Geld“ gründet er ein eigenes Label mit Kreativpartner Tammo Dehn.

Im Gespräch erklärt Kreft weshalb er so ein großer Fan der Queens Of The Stone Age ist und ihn vor allem Josh Hommes Gitarrenspiel fasziniert. Zudem erinnert er sich an seine erste Band im Kindergarten namens Die Spitzmäuse. Danach tritt er erst wieder mit seinem älteren Bruder auf, den er spät und am Tag dieses spontanen gemeinsamen Auftritts kennenlernt.

Wie ein naiver Trip nach London ausging, um mal bei Rough Trade East nach einem Job zu fragen und wie er in Frank Popps Studio gelandet ist, hört ihr in der aktuellen Podcast-Folge:

Coole Socke

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Das trägt den Titel “Ready To Roll” und folgt auf “Sick Sesh!” von 2021. Ein Cover und eine Tracklist über “She’s The Shit” hinaus sind noch nicht bekannt, aber wer die Cover der bisherigen neun Teenage Bottlerocket-Alben kennt, kann sich denken, wie das neue Albumcover aussehen wird.

In “She’s The Shit” erzählt Sänger Ray Carlisle von seiner Frau, die er ziemlich fantastisch findet, unter anderem, weil sie keine Ahnung von “Star Wars” oder Indiana Jones hat und nicht jedem auf die Nase bindet, dass sie sich vegetarisch ernährt.

“Meine Frau Rachel macht mir gerne das Leben schwer”, so Carlisle. “Sie verdreht die Augen, wenn ich vor dem Spiegel abrocke, macht sich über meine Lieblingsmusik lustig und nennt mich einen alten Mann, wenn ich Filme erwähne, die sie noch nie gesehen hat. Und ich liebe sie total dafür. Wir quatschen beim Autofahren, drehen die Musik auf und lachen uns kaputt. Der Song handelt von alldem – er ist laut, witzig und voller Persönlichkeit.”

“Ready To Roll” erscheint am 12. September über das neue Label der Band, Pirates Press. “Das Album aufzunehmen”, so die Band, “erinnerte uns daran, warum wir Teenage Bottlerocket überhaupt gegründet haben: um schnell zu spielen, Spaß zu haben und Musik zu machen, die Menschen zusammenbringt. Keine Ablenkungen. Kein Zerdenken. Nur vier Freunde, die tun, was sie lieben.”

Zuletzt wurden Teenage Bottlerocket für die diesjährigen Ausgaben des Ruhrpott Rodeo und des Jera On Air bestätigt.

»Schlechte Cover-Version«

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2007 stieg Peter Hook bei New Order wegen persönlicher Differenzen aus der Band aus, mit seinem ehemaligen Kindheitsfreund und Frontmann Bernard Sumner gilt er allerdings immer noch als zerstritten. Wie viel er von der Weiterführung der ikonischen New-Wave-Band nach seinem Ausstieg hält, bekräftige Hook nun abermals in einem neuen Interview mit der britischen Nationalzeitung The iPaper.

„Ich glaube nicht, dass sie New Order sind“, so Hook. „Sie klingen überhaupt nicht wie sie. Ich habe sie kürzlich Songs spielen sehen, und sie haben die Basslinien weggelassen und spielen sie wie eine seltsame, schlechte Coverversion eines New-Order-Songs.“ Er fügte hinzu: „Die Feindseligkeit ist also offensichtlich immer noch da.“ Hook behauptete weiter, dass Fans sich bei ihm beschweren, dass der Bass zu leise wäre. “Offensichtlich gibt es eine gewisse Selbstzufriedenheit, die man sich zu eigen machen könnte. Aber ich stehe natürlich weit über all dem.”

Als Peter Hook & The Light spielt der Bassist seit 2010 New Order- und Joy Division-Alben von vorne bis hinten nach. Den Gesang teilt er sich mit David Potts. Als Coverband sieht er sich aber nicht, sondern eher als Bewahrer. „Ich habe noch nie so viele erwachsene Männer in einem Konzertsaal weinen sehen wie bei unserer Tournee zu ‘Closer'”, erklärte Hook dazu. In Kürze geht er mit dem Comeback-Album “Get Ready” von New Order (2001) auf US-Tour.

Zumindest ihren rechtlichen Streit zwischen 2015 und 2017 konnten Hook und seine ehemaligen Kollegen immerhin beiliegen. Ganz ohne Nebengeräusche haben wir kürzlich alle Alben von ihren Bands Joy Division und New Order gerankt. Hier geht es zum Ranking.

Debütalbum angekündigt

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Vergangenen Monat veröffentlichten Lawn Chair ihre Single “Fancy Car, Girlfriend and the Big House” – jetzt legt die Kölner Punk-Band mit “The Next Big Thing” nach. Der Song ist ein weiterer Vorgeschmack auf ihr Debütalbum “You Want It! You Got It”, das am 5. September erscheinen soll.

 

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“The Next Big Thing” erinnert mit seinem treibenden Groove an die tanzbaren Hymnen von Blur, während die federnde Bassline dem Song gleichzeitig seinen ganz eigenen Charakter verleiht. Inmitten dieses Sounds thematisiert Sängerin Claudia Schlutius gewohnt ironisch den Druck, der mit dem ewigen Streben nach Erfolg und Anerkennung einhergeht.

Nach zwei Festivalauftritten im Sommer geht die Band im Oktober anlässlich der Albumveröffentlichung auf Deutschlandtour. Tickets sind auf den Webseiten der jeweiligen Veranstalter erhältlich.

Bisher veröffentlichten Lawn Chair die beiden EPs “Eat The Beans And Wear The Jeans!” und “Lawn Chair”, die in Zusammenarbeit mit den Produzenten Olaf Opal (u.a. Beatsteaks, The Notwist, International Music) und Chris Coady (u.a. Beach House, Yeah Yeah Yeahs) entstanden sind.

Cover: Lawn Chair – “You Want It! You Got It”

Lawn Chair Album Cover

Live: Lawn Chair

03.05. Siegen – Beautiful Noise Festival
31.05. Essen – Treibhausfestival
02.10. Bremen – Lagerhaus
03.10. Dortmund – Subrosa
04.10. Berlin – Schokoladen
07.10. Mainz – schon schön
10.10. Karlsruhe – KOHI
11.10. Freiburg – Slowclub
22.10. Köln – Bumann
23.10. Hamburg – Komet

Alle Alben von Soundgarden im Ranking

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Ultramega OK

VÖ: 1988 | Label: SST
 - Ultramega OK

Mit ihren ersten beiden EPs, „Screaming Life“ und „Fopp“, hatten Chris Cornell und Band den Stein bereits adäquat ins Rollen gebracht, auch was die Optik anging. Zum einen der in Charles Petersons Schwarz-Weiß-Fotografien festgehaltene, ikonische Look der Seattle-Szene, zum anderen Cornell selbst, als potenzieller „Golden God“, dem legitimen Erbe von Robert Plant, visuell und stimmlich beeindruckend. Auch musikalisch ist dies mehr als nur eine Andeutung kommender Großtaten. „Flower“ verfügt bereits über alle klassischen Zutaten des Soundgarden-Idioms: Matt Camerons virtuoses Spiel zwischen Polyrhythmen und straighter Linie, der stilistische Mix, in dem sich Metallisches mit Hippie-Hypnotischem verbindet. „Mood For Trouble“ funktioniert ähnlich und hätte auf praktisch jedem nachfolgenden Album seinen Platz gefunden, „Incessant Mace“ dagegen ist des Gniedelns dann doch zu viel, demgegenüber „Head Injury“, wie ein Exploited-Song mit Led Zeppelin-Gesang. Der Boden ist bereitet, das Grammy-Komitee sieht es ähnlich und nominiert „Ultramega OK“ in der Kategorie „Best Metal Performance“.


5

King Animal

VÖ: 2012 | Label: Seven Four/Republic
 - King Animal

Das Gefühl, den ersten neuen Soundgarden-Song nach 16 Jahren zu hören: Un-be-schreiblich. Dabei hätte ein Akustik-Zweiminüter ausgereicht, um für schiere Begeisterung zu sorgen, „Been Away Too Long“, programmatisch betitelt, macht das Fass jedoch so klassisch auf, dass man es bis zum Rand mit Freudentränen füllen möchte. Nichts deutet hier auf ein Zeitkontinuum hin, alles ist an seinem Platz, Kim Thayils luftige Riffs, Matt Camerons knallige Snare, Shania Shepherds Unterboden-Versiegelung und Cornells Stimme, mindestens so gut wie eh und je. Wir waren zu lange weg? Mit Sicherheit, umso schöner, dass ihr wieder da seid. Und wie: „Non-State Actor“ ist ein Instant Classic, „Bones Of Birds“ klingt wie ein verwaschener Polaroid-Abzug von „Black Hole Sun“, „Eyelid’s Mouth“ reicht noch weiter zurück, mit „Rowing“ trudelt das Ganze etwas verhuscht aus. Aus dem Stand war hier eine Band zurück auf Betriebstemperatur, eine Schande, dass es keine Fortsetzung geben würde.


4

Louder Than Love

VÖ: 1989 | Label: A&M
 - Louder Than Love

Nach einigem Warmlaufen auf Sub Pop und SST schnappt das Majorlabel A&M sich mit Soundgarden eine der größten Hoffnungen aus dem Heayy-Segment und die machen nicht nur scheinbar mühelos weiter, sondern geben dem Affen jetzt erst so richtig Zucker. Dabei pfeifen sie auf Szene-Doktrin oder anlaufenden Grunge-Hype, nehmen vielmehr von allem etwas mit und konstruieren so ein zeitgemäßes Update von all things Metal & Hardrock: Traditionell einerseits, dabei so juvenil nach vorn, dass es knallt, für Mitzähl-Nerds zudem fein abgeschmeckt durch Camerons ungewöhnlichen Time-Signatures, mit denen er auch gleich noch Fans von Bands wie Rush ins Boot holt, ohne die Mudhoney-Fraktion außen vorzulassen. „Hand All Over“ ergießt sich wie ein Lavastrom aus den Boxen, „Big Dumb Sex“, die metallische Metal-Persiflage, sorgt für einen „Explicit Lyrics – Parental Advisory“-Sticker, „Loud Love“ groovt wie die Hölle, „Full On“ ist fast schon traditioneller Blues. Für Bassist Hiro Yamamoto ist es die letzte Platte mit der Band, wenig später würde er mit den großartigen Truly von sich Reden machen. Sein Nachfolger: Ben Shepherd, kurz zuvor noch als Ersatz-Gitarrist auf Nirvana-Tour.


3

Down On The Upside

VÖ: 1996 | Label: A&M
 - Down On The Upside

Zum Zeitpunkt seines Erscheinens erfährt das vorerst letzte Soundgarden-Album eine in Teilen zwiegespaltene Rezeption. Das Problem, wenn man es denn so nennen wollte: der Vorgänger „Superunknown“ als hitlastige Hypothek aus der Ära der Superstar-Werdung. Auf den Seiten dieses Magazins ist der Blick schon damals so klar wie heute, knapp 30 Jahre – was für eine horrende Zahl – nach dem Erscheinen von „Down On The Upside“: „Das selbstproduzierte Opus strotzt nicht durch die gewaltige kommerzielle Eingängigkeit seines Vorgängers, sondern klingt mehrheitlich etwas rauer und aggressiver, was offensichtlich eher der Natur von Cornell & Co. entspricht“, heißt es in der Kritik zur „Platte des Monats“, die im Detail schlichtweg überzeugt: „Mit ‘Blow Up The Outside World’ scheint ein potenzieller ‘Black Hole Sun’-Nachfolger gefunden und mindestens sieben weitere Tracks klingen rein oberflächlich ebenfalls nach verlässlicher Soundgarden-Routine. Doch mit dem schnellen, herben ‘Ty Cobb’, dem wunderbaren Seventies-inspirierten ‘Burden In My Hand’ und dem überraschenden ‘Applebite’ zeigt das Grunge-Urgestein auch weiterhin Spontaneität und kreative Energie.“


2

Badmotorfinger

VÖ: 1991 | Label: A&M
 - Badmotorfinger

Im Herbst 1991 verdichtet sich die Matrix des Alternative Rock und erstrahlt in gleißendem Licht. Am 24. September 1991 erscheinen „Nevermind“, „Blood Sugar Sex Magik“ und „Trompe Le Monde“ – die Götter mussten wohl verrückt sein. Vom „besten Tag der Musikgeschichte“ ist in Rückblicken die Reden. Auch Soundgardens „Badmotorfinger“ soll an diesem Tag in die Welt entlassen werden, aufgrund von „Produktionsproblemen“ klappt es jedoch erst zwei Wochen später. Keiner weiß so richtig, was der Albumtitel bedeuten soll, bei der Musik jedoch gibt es keine Verständnisschwierigkeiten: Allein das Intro von „Rusty Cage“ räumt alles auf dem Weg, später wird Johnny Cash aus dem pumpenden Epos eine purpurne Akustik-Miniatur schnitzen. „Outshined“ und „Slaves & Bulldozers“ formulieren endgültig aus, was auf dem Vorgänger grob entworfen wurde, dazu gibt es mit „Rooms A Thousand Years Wide“ einen der majestätischen Songs überhaupt im Œuvre der Band. Und „Jesus Christ Pose“, nun ja, da fehlen einem dann tatsächlich die Worte.


1

Superunknown

VÖ: 1994 | Label: A&M
 - Superunknown

Soundgarden-Puristen würden womöglich die ersten beiden Plätzen in diesem Ranking tauschen – und sie hätten ebenso recht. Die Unterschiede, so es sie überhaupt gibt oder dezidiert benennbar wären – sind marginal, bewegen sich in den Grenzen des guten Geschmacks. Und dennoch: Allein die ersten 30, 40 Sekunden des Titelsongs – das ikonische Lick, Camerons Kick/Bass-Einstieg, Thayils effektives Riff, Shepherds Schub, Cornells Phrasierung, wenig später die erste Harmonieverschiebung – das alles ist von einer so epischen Erhabenheit. Und natürlich kein Einzelfall: „Spoonman“ buchstabiert den Hit durch bis in den letzten Winkel, „Black Hole Sun“ als generationsübergreifender Evergreen, dazu das düstere Zwillingspaar „Fell On Black Days“ und „The Day I Tried To Live“, das ist nichts weniger als emotionale Perfektion. Mit „4th Of July“ wird es nochmal so bleiern wie in Anfangstagen, bevor „Half“ experimentell innehält und „Like Suicide“ einen langen, schwarzen Schatten vorauswirft.


Albenlisten
Listen to your heart

Inhalt

  1. Von Flop bis Top – Alle Alben der Donots im Ranking
  2. Von Flop bis Top – Alle Alben von The Smiths im Ranking
  3. Von Flop bis Top – Alle Alben von Soundgarden im Ranking
  4. Von Flop bis Top – Alle Alben von Jack White im Ranking
  5. Von Flop bis Top – Alle Alben von Joy Division und New Order im Ranking
  6. Von Flop bis Top – Alle Alben von Placebo im Ranking
  7. Die 30 wichtigsten Konzeptalben – Die Schönheit des Konzepts
  8. Von Flop bis Top – Alle Alben von Tocotronic im Ranking
  9. Metalcore: die Album-Highlights – Der harte Kern
  10. Die 50 Alben des Jahres 2024 – Harte Musik für harte Zeiten
  11. Von Flop bis Top – Alle Alben von Linkin Park im Ranking
  12. Die besten Soloalben: 2012-2024 – Für sich (auf)genommen
  13. Die besten Soloalben 1994-2011 – Einzig und allein
  14. Von Flop bis Top – Alle Alben von Primal Scream im Ranking
  15. Von Flop bis Top – Alle Alben von The Cure im Ranking
  16. Von Flop bis Top – Alle Alben von Blur im Ranking
  17. Die 50 wichtigsten Noiserock-Platten – Mutwillig am Hit vorbei
  18. Von Flop bis Top – Alle Alben von Oasis im Ranking
  19. Von Flop bis Top – Alle Alben von Nick Cave & The Bad Seeds im Ranking
  20. Von Flop bis Top – Alle Alben von Weezer im Ranking
  21. Die 50 wichtigsten Soundtracks – Bilder hören
  22. Zwölf umweltbewusste Alben – Sendungsbewusstsein
  23. Von Flop bis Top – Alle Alben der Beatsteaks im Ranking
  24. Von Flop bis Top – Alle Alben von Frank Turner im Ranking
  25. Von Flop bis Top – Alle Alben der Foo Fighters im Ranking
  26. Global Beat - Die wichtigsten Platten – Der Beat geht weiter
  27. Jahresrückblick 2023: Die 50 Alben des Jahres – Es müsste immer Musik da sein
  28. 1993 in 50 Platten – Re(ar)viewmirror
  29. Die 25 besten Heartland-Rock-Platten – Bewusstsein schaffen
  30. Shoegaze: Die 40 besten Platten – Dream On
  31. Tribute-Alben: 25 Meilensteine – Wem Ehre gebührt
  32. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  33. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  34. Die 33 wichtigsten Koop-Alben – Kommt zusammen
  35. Sludge Metal: Die besten Platten – Schlammschlacht
  36. Die 2010er: Die Plattenliste – Die 100 besten Alben der 2010er
  37. Okkult-Rock - Die Plattenliste – Diabolus in Musica
  38. Proto-Punk: Die wichtigsten Platten – Paten des Punk
  39. Jahresrückblick 2022: Die 50 Alben des Jahres – Kommentare zur Zeit
  40. Britpop - Die Plattenliste – Cool Britannia
  41. Post-Punk: Die besten Alben der ersten Welle – Pinke Flagge, schwarzes Gewand
  42. Post-Punk: Die besten Alben des Revivals – Widerhall in der Fabrikhalle
  43. Von Grunge bis Drum'n'Bass – Die 100 wichtigsten Platten der 90er

Frust wegen handyfreier Tour

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Beim Ghost-Konzert am Montag in Birmingham kam es zu ungewöhnlich langen Wartzeiten, sodass Tausende für fast eine Stunde in Warteschlangen feststeckten. Auch wenn im Nachhinein kein expliziter Grund ausgemacht wurde, lässt sich die Wartezeit offenbar auf die strengeren Sicherheitsprotokolle zurückführen, die im Zuge der handyfreien Welttournee der Band durchgeführt werden.

Bei Konzerten müssen Konzertbesucher:innen ihr Smartphone in eine sogenannte Yondr-Tasche aufbewahren. Diese ermöglicht es Besucher:innen, ihre Handys bei sich zu tragen, während die Nutzung auf dem Konzert – ausgenommen bestimmter Bereiche – verhindert wird.

In den sozialen Medien tauchten zahlreiche Videos und Bilder auf, die das Fiasko zeigten. Ghost verschoben daraufhin allerdings den Konzertbeginn, sodass niemand die Show verpasste.

Ghost-Mastermind Tobias Forge erklärte bei der Ankündigung im März, was ihn zu seiner handyfreien Tour bewogen habe: „Wir haben zwei Shows in L.A. vor Publikum gefilmt [Für “Rite Here Rite Now”], bei denen die Zuschauer ihre Handys in die Taschen stecken mussten […] Wir hatten ein so engagiertes Publikum, das auf eine Art und Weise freudig wirkte, dass … ich Jahre zurück überlegen musste, seit ich das letzte Mal so ein völlig engagiertes Publikum gesehen habe, bei dem alle tatsächlich [die Show] verfolgten. Sie müssen nicht auf mich schauen, aber sie schauen auf die Band.“ Er wolle damit nicht sagen, dass früher alles besser gewesen sei, „aber ich schwöre, dass das Erlebnis bei Shows und die Erinnerungen etwas viel Stärkeres gewesen ist“.

Ghosts neues Album „Skeletá“ erscheint am Freitag. Heute spielt die Arena-Metal-Band die erste Deutschland-Show der laufenden Welttour in Frankfurt. Da die weiteren Termine bislang ohne größere Zwischenfälle verliefen, ist davon auszugehen, dass die Wartezeiten in Birmingham eine Ausnahme bleiben.

Live: Ghost

23.04. Frankfurt – Festhalle
24.04. München – Olympiahalle
03.05. Zürich – Hallenstadion
07.05. Berlin – Uber Arena
08.05. Amsterdam – Ziggo Dome
14.05. Oberhausen – Rudolf Weber Arena
15.05. Hannover – ZAG Arena

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