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Erste Show seit sieben Jahren angekündigt

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My Bloody Valentine haben es nicht so mit Überpräsenz, zwar spielte die wegweisende Shoegaze-Band nach ihrem Comeback 2007 wieder einigermaßen regelmäßig Konzerte, seit der großen Tour zu ihrem dritten Album “MBV” (2013) nahmen sie sich aber immer mehr zurück. 2018 spielten die Ir:innen noch eine Reihe Shows in Europa und den USA.

Nun kündigten My Bloody Valentine an, dass sie am 22. November 2025 wieder auf der Bühne stehen werden. Für ein vorerst einziges Konzert in der 3Arena in Dublin. Der Vorverkauf startet Freitag um 11 Uhr deutscher Zeit. Abonnent:innen des Band-Newsletters können aber schon ab heute um 11 Uhr Tickets kaufen.

 

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Neue Musik von My Bloody Valentine?

Mastermind Kevin Shields teilte keine weiteren Hinweise auf neue Musik oder eine größere Tour im selben Jahr. Allerdings müsste zumindest neues Material längst überfällig sein. Ursprünglich war ein Album geplant, 2018 sollten die 40 Minuten Musik dann auf zwei EPs aufteilen werden. Aus dem geplanten Releasetermin für die erste davon im Sommer 2018 wurde aber nichts, und auch das Konzept stand bald wieder infrage: Weil so viel Material zusammenkam, sollten 2019 gleich zwei neue Platten erscheinen. Im Mai 2021 gab Shields dann an, erste Songs im Laufe des Jahres und 2022 dann zwei Alben veröffentlichen zu wollen. Dabei blieb es bislang.

Shields sagte der New York Times im selben Interview aber auch, dass eine der in Arbeit befindlichen Platten “warm und melodisch” sei, die andere experimenteller. Er fügte hinzu: “Ich möchte nicht mit 70 Jahren die nächste Platte nach ‘MBV’ machen. Ich denke, es wäre cooler, jetzt eine zu machen.”

Das letzte wirkliche Lebenszeichen gab es allerdings Ende vergangenen Jahres, als Shields als Überraschungsgast auf einem Dinosaur Jr.-Konzert in London auftauchte. Gemeinsam spielten sie Songs aus deren Katalog sowie von The Cure und Shields’ eigener Band.

Ihr bislang letztes Konzert in Deutschland spielten My Bloody Valentine 2013 in Berlin.

Der Geist dieser Zeit

Reinhard, was für ein Mensch war David Bowie, als er 1976 von Los Angeles nach Berlin ging?
Reinhard Kleist: Er war ziemlich kaputt zu dieser Phase. Nach der Ziggy-Stardust-Zeit war er 1974 in die USA gezogen, ein Land, das ihn schon immer sehr fasziniert hatte. Er hat dann dort ironischerweise genau das Rockstar-Leben geführt, vor dem er mit dem Ende der Kunstfigur Ziggy Stardust gewarnt hatte.

Er tappte also in die eigene Falle.
So ungefähr. Bowie nahm viele Drogen, lebte exzessiv, ruinierte sich. Nicht nur gesundheitlich, auch finanziell. Er hatte viel Ärger am Hals, feuerte gleich zwei Manager – und merkte bald, dass er nicht nur mit seinem Leben spielt, sondern auch künstlerisch nicht vorankommt. Das machte er etwa daran fest, dass die Musik, die ihn interessiere, nicht in L.A. entstand, sondern ganz woanders. Und zwar vor allem, mit Blick auf die Krautrockbands, in Deutschland.

Warum aber dann Berlin? Die meisten Bands der Krautszene kamen doch aus Köln oder Düsseldorf.
Das stimmt, aber erstens kamen Tangerine Dream aus Berlin, die Band von Edgar Froese, die Bowie sehr mochte. Hinzu kam zweitens die Geschichte von Berlin. Da konnte das Rheinland nicht mithalten. Bowie war vor allem vom untergegangenen Berlin der 20er fasziniert. Eines von Bowies großen literarischen Vorbildern war Christopher Isherwood, Autor des Romans “Leb wohl, Berlin”, einer biografisch geprägte Erzählung über Isherwoods Leben in Berlin in der Weimarer Republik. Und ich kann Bowies Faszination für Berlin total nachvollziehen…

… du bist ja selbst nach deinem Studium aus NRW nach Berlin gegangen.
Ja, die Stadt übte auf viele Generationen eine große Anziehungskraft aus, und sie tut es bis heute. Berlin stand irgendwie immer am Abgrund. Zeitgleich ist sie die Stadt der Partys, der Kreativität. Und in den Goldenen Zwanzigern was das besonders extrem der Fall. Bowie hat sich diese Zeit sozusagen zurückgeholt, in dem er mit Romy Haag eine sehr schöne und romantische Beziehung geführt hat.

Sie war damals Besitzerin des Cabarets Chez Romy Haag.
Genau, und mit diesem Laden hat sie das gleiche versucht, wie in ihrer Beziehung mit Bowie: das Leben der Goldenen Zwanziger nachzuführen. Zu simulieren. Es gibt Fotos von beiden aus dieser Zeit, die ich als sehr schön empfinde. Es liegt tatsächlich ein Hauch 20er auf diesen Bildern.

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Bowie Backstage im Cabaret: eine Seite aus “Low” (© Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2024)

Deine Graphic Novels hangeln sich zwar an den Biografien der Künstler entlang, du zeichnest aber häufig Szenen, die historisch nicht belegt sind – die aber so passieren hätten können. Was interessiert dich an diesem Ansatz?
Bleiben wir bei Bowie. Es gibt unfassbar viele Geschichten über ihn. Faktisch Belegbares, das auch. Vor allem aber Legenden. Dass die nicht stimmen, ist für die Geschichte gar nicht so wichtig. Denn wovon sie allemal erzählen, ist vom Geist dieser Zeit. Daher bediene ich mich dieser Geschichten und versuche, Bilder, Szenen und Dialoge zu erfinden, um somit nachzuempfinden, wie es hätte sein können. Zum Beispiel in der Berlin-WG mit Iggy Pop: So hätten die beiden dort miteinander reden können. Oder beim Museumsbesuch, als Bowie mit Iggy und seiner persönlichen Assistentin Coco Schwab ins Brücke-Museum geht. Es ist mir egal, ob es wirklich so stattgefunden hat, aber ich mag die Szene, in der Iggy Pop sich quasi selbst in den Bildern entdeckt – und zwar so, wie Bowie ihn sich vorstellt. Das hat viel mit Ikonografie zu tun. Man erfährt dadurch etwas über das Verhältnis zwischen Kunst und Musik. Anwendung fand das zum Bespiel beim Cover von “The Idiot” von Iggy Pop: Für das Foto posierte Iggy so wie die Figur auf Erich Heckels Gemälde “Roquairol”, das sich Bowie und er im Brücke-Museum angesehen haben. Solche Bezüge sind sehr interessant, und es macht Spaß, zu erfinden, wie die beiden damals interagiert haben.

In dieser Zeit hat Bowie die Alben der Berlin-Trilogie aufgenommen: “Low”, “‘Heroes'” und “Lodger”. Welche Färbung hat die Musik auf diesen Platten für dich?
Schwarz-Weiß. Höchstens gedeckte Farben.

Dafür ist der neue Band farblich ganz schön knallig geworden.
(lacht) Ja. Ich hatte die gedeckten Farben zunächst auch für das Buch im Kopf. Dann jedoch habe ich mit meinem Koloristen Thomas Gilke gesprochen, und der hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil er natürlich ein Lobbyist für Farben ist. Er hat sich dann halbwegs auf meine Vorstellungen eingelassen, hat die Farben streckenweise runtergefahren – wollte sich aber nicht immer zurückhalten. Und ich glaube, das hat dem Buch sehr gutgetan.

Auf dem Cover des Buches sieht man Bowie in der roten Jacke, die er auch bei der legendären Liveszene im Film “Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” getragen hat. Diese taucht auch im Buch auf…
… ja, das war Pflicht. Quentin Tarantino hat gesagt, er halte diese Szene für die beste Konzertszene der Filmgeschichte. Ich würde ihm da nicht widersprechen. Die Szene und der ganze Film stehen für diese besondere Atmosphäre von Berlin damals. Dieses dreckige, in den Farben zurückgenommene, kranke Berlin. Im Film wird deutlich, was Bowie für dieses Mädchen, für Christiane F. bedeutet. Er ist eine Heilsfigur, ein Idol, dem man nahekommen möchte. Was natürlich nicht gelingt.

Kleist_Low_S133_© Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2024
Bowie und seine rote Jacke (© Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2024)

Zumal Bowie ja in Berlin eben keine Heilsfigur sein wollte. Du erzählst das in deinem Buch über einige sehr alltägliche Szenen: Bowie bei der Wohnungsbesichtigung, beim Fahrradkauf…
Seine Flucht nach Berlin war der Versuch, ein normales Leben führen. Oder sagen wir: ein geerdetes Leben. Das interessante ist, dass er nach seiner Phase in Berlin zu Beginn der 80er genau das Gegenteil gemacht hat: Da ist Bowie zu einem Super-Rockstar geworden, der Stadien gefüllt hat. Er hat das später als seine “Phil-Collins-Phase” bezeichnet, mit Hits wie “Let’s Dance” und einem Duett mit Tina Turner. Ich habe mich immer gefragt: Warum eigentlich? Warum kam er nach den Jahren in Berlin ausgerechnet auf diesen Trichter?

Und, hast du eine Antwort gefunden?
Ich habe versucht, das am Ende des Comics zumindest anzudeuten: Ich denke, Bowie kam auf den Gedanken, dass er ab jetzt so viele Menschen wie möglich erreichen möchte. Und das geht halt nur mit Alben und Singles, die möglichst kommerziell sind.

Das Buch endet mit einer Massen-Szene: Bowie vor einem Meer von Menschen. Und er macht die Geste der Clowns aus dem Video von “Ashes To Ashes”, ein Song, der ja noch einmal das Major-Tom-Thema aufnahm. Damit verbindest du die Bowie-Welten.
Ja, diese Geste ist interessant. Wie bei Bowie generell sehr viele Gesten interessant sind. Und es macht Spaß, beim Zeichnen und Erzählen damit zu spielen. Ich glaube auch, dass diese Verbindungen zulässig sind. Es gibt diese Zusammenhänge. Es gibt diesen roten Faden, der sich durch alle Phasen von Bowies Werk zieht. Angefangen bei Ziggy Stardust, mit der Idee, dass dieser als Messias einer außerirdischen Entität auf die Erde kommt, um die Rettung der Welt zu verkünden. Wobei Bowie diese Rolle des Messias mit der des Rockstars verknüpft – mit der Idee, dass ein solcher die Welt jedes einzelnen Fans retten kann, der seine Songs hört. Und das ist ja nicht übertrieben. Ich habe einen Freund, der den Satz geprägt hat “David Bowie saved my life”: Er, der Junge auf dem Dorf, glaubt, er wäre mit seiner Art zu denken und zu sein, komplett allein. Dann aber hört er Bowie und merkt: “Oh, es gibt ja doch noch etwas Anderes! Also kann auch ich etwas Anderes sein. Ich muss nicht der bleiben, der ich bin.” Das ist die eine Seite der Geschichte. Die Heldengeschichte.

Und die andere?
Erzählt vom Fallen. Erzählt davon, dass Bowie sagt: „Alles schön und gut, aber man kann das alles auch ordentlich in den Sand setzen.“ Man kann an Drogen zugrunde gehen. Vom Himmel fallen, wie im Film “The Man Who Fell To Earth”, bei dem Bowie 1976 die Hauptrolle gespielt hat. Ziggy steht für so eine Geschichte. Major Tom auch. Und Bowie selbst irgendwie auch. Das hat mich bei ihm immer fasziniert: Dass er den Abgrund immer gleich mit einkalkuliert hat.

Das ist ein Umstand, der die anderen beiden Musiker eint, denen du dich in einem Comic gewidmet hast: Nick Cave und Johnny Cash. Was Cave dabei besonders macht: Er lebt noch und kennt dein Buch über ihn. Wie hat er darauf reagiert?
Ich hatte ihm im Vorfeld zwei Entwürfe geschickt, kurze Zusammenfassungen des Plots, Synopsen. Dann haben wir telefoniert, und er hat mir das um die Ohren gehauen, nach dem Motto: Das das ist total langweilig. Er sagte: “Reinhard, du machst einen Comic. Da kannst du machen, was du willst. Du kannst mich auf den Mond schießen!” Na ja, und das habe ich dann später im Buch auch gemacht. Nicht auf den Mond, aber ins All habe ich ihn geschickt.

Wie hast du deinen Ansatz nach Caves Generalkritik geändert?
Ich habe mich weniger mit den Fakten beschäftigt als mit der Sicht eines Künstlers auf sich selbst. Als jemanden, der eigene Universen erschafft. Der im Grunde Gott spielt, weil er Figuren erfindet, mit denen er machen kann, was er will.  Er kann sie glücklich werden lassen, er kann die aber auch sterben lassen.

Was bei Nick Cave der Normalfall ist.
Genau, und an diesem Punkt habe ich mir vorgestellt, dass seine Figuren ihm die Leviten lesen. Dass sie ihn fragen: “Was soll das, warum müssen wir leiden und sterben?” Das war die Grundidee von “Mercy On Me”, dem Buch über Nick Cave. Als während der Zeit, als ich an diesem Buch arbeitete, Caves Sohn tödlich verunglückte, war ich erleichtert, dass ich bei dieser Geschichte einen anderen Weg eingeschlagen hatte als biografisch zu erzählen. Und Cave scheint den Band wirklich zu mögen. Als ich ihn später traf, unterbrach er, als er mich sah, seine Unterhaltung, und meinte: “There is a lot of talent in this room.” Sehr charmant.

Dieser andere Weg, den du verfolgst, sorgt mitunter dafür, dass man sich im Buch erst mal zurechtfinden muss. Weil du nicht zwingend keine chronologisch strenge Geschichte erzählst.
Bei “Starman”, dem ersten Bowie-Band über die Ziggy-Stardust-Jahre, hat mir jemand geschrieben, er habe zunächst gedacht, einen Fehldruck erwischt zu haben, weil er glaubte, die Seiten seien durcheinandergeraten. Er kam mit den Flashbacks nicht klar, den zeitlichen Sprüngen in der Erzählung. Diesen Vorwurf habe ich mir zumindest ein wenig zu Herzen genommen, sprich: Ich habe die Sprünge ein bisschen deutlicher gemacht. Mit der Hilfe von Farben.

Wir haben deinen Koloristen Thomas Gilke eben schon kurz erwähnt, wie arbeitest du mit ihm zusammen?
Das Zusammenspiel ist so, dass ich selbst erst einmal die langweiligen Teile koloriere. Thomas übernimmt dann die interessanten Teile, in diesem Fall die Gegenwartsebene, also die Berlinzeit, sowie das Ende, mit den Verweisen auf “2001 – Odyssee im Weltraum”. Da konnte Thomas so richtig in die Farbkiste greifen. (lacht)

Kommt es vor, dass er dich überrascht?
Schon, ja. Wir stimmen uns zwar bei der Grundrichtung ab. In diesem Fall eben eher auf gedeckten Farben, die zum Berlin Ende der 70er passen. Aber dann kommt Thomas etwa auf die Idee, die Nachtszene auf der Oranienstraße knallrot zu machen. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Darauf kommt man ja nicht, für mich sind Nächte eigentlich immer blau, nicht rot. Aber wenn man sich dann darauf einlässt, ist dieses Rot sehr schön. Weil es eine eigene Stimmung ausstrahlt. Ich mag es, wenn ich Bücher und Comics vor mir habe, die mich auf eine Reise mitnehmen. Die mich überraschen und herausfordern. Die mich auch mal irritieren und mich fragen lassen: Was soll denn das jetzt? Aber andererseits darf ein Comic nicht nur irritieren. Er braucht auch eine Story und Figuren, mit denen ich mich identifizieren kann. Die Herausforderung liegt darin, diese beiden Ansprüche miteinander zu verbinden. Und ich glaube, das habe ich bei “Low” ein bisschen besser hinbekommen als bei “Starman”. Mein Wunsch wäre, dass man das Buch liest und dabei das Gefühl bekommt, man würde jetzt gerne mit Bowie in die Kneipe um die Ecke gehen. Und dass man erfährt, welche Bedeutung die Freundschaft zwischen Iggy und Bowie gehabt hat.

Hörst du während der Arbeit die Musik der Künstler, mit denen du dich beschäftigst?
Bei Bowie schon, ja, da kommt ja auch alle Nase lang etwas Neues raus. Und dann höre ich da auch rein. Ich habe mich zuletzt aber viel mit klassischer Musik beschäftigt, weil ich seit einiger Zeit Livedrawings bei klassischen Konzerten mache. Näher werde ich als komplett unmusikalischer Mensch dem Gefühl, ein Musiker zu sein, nicht mehr kommen. Lampenfieber im Vorfeld inklusive. (lacht)

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Finden nichts von Asmus Tietchens: Bowie und Edgar Froese im Plattenladen (© Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2024)

Du wirst es sicherlich mögen, wenn ich dir sage, dass ich beim Lesen deiner Bücher ständig zum Plattenregal laufe oder den Streamingdienst aufrufe, um die Musik zu hören, um die es in den Bänden jeweils geht.
Das ist super, ja. Das ist mein Ziel. Und da ergeht mir nicht anders. Ich habe bei der Arbeit an “Low” viel Krautrock gehört, die Sachen von Can oder Tangerine Dream, da hat mich Bowie mit seinem Geschmack auf eine Reise mitgenommen. Ich habe mir übrigens einen kleinen Scherz erlaubt: Es gibt eine Szene, in der Bowie mit Edgar Froese von Tangerine Dream in einen Plattenladen geht. Ich fragte mich im Vorfeld: Nach welchen LPs sucht Bowie dort? Ich beriet mich mit meinem guten Freund Max Dax, der meinte: “Bau doch Asmus Tietchens ein!” Ich kannte den gar nicht, aber Max erklärte mir seine Rolle als Pionier elektronisch-experimenteller Musik. Am Ende seiner Ausführungen sagte er: “Lustig daran ist, dass Tietchens in dem Moment, in dem Bowie und Froese in Berlin in diesem Plattenladen waren, noch gar keine Platte draußen hatte.” Im Buch gibt es also die Szene, in der Bowie sich beklagt, dass er nichts von Tietchens findet, und sagt, Tietchens sei die Zukunft, ohne ihn werde es die 80er nicht geben. Das ist ein nettes Sinnbild dafür, dass Bowie eben seiner Zeit voraus war. Ein kleiner Meta-Scherz. Den wird kaum jemand verstehen, aber ich habe meinen Spaß dabei.

Deine Bücher über Musiker handelten bislang nur von Männern. Kommt als nächstes eine Musikerin?
Es wird neue Bänder über Musikerinnen oder Musiker geben, aber zunächst einmal brauche ich hier eine kleine Pause. Es darf sich nicht ähneln, nicht erwartbar sein. Das wird es aber, wenn man bei diesem Thema nicht aufpasst, weil es im Kern immer um die gleichen Dinge geht: Konzerte, Plattenaufnahmen, Drogen, dieser ganze Kram. Aber wenn ich mich wieder einer Biografie aus dem Bereich Musik widme, stehen natürlich auch Frauen auf der Liste. Patti Smith wäre meine Wunschkandidatin, aber da gibt es ein Problem: Sie hat mit “Just Kids” und “M Train” zwei sehr gute Autobiografien verfasst. Da wüsste ich zunächst gar nicht, was ich anderes erzählen könnte. Aber warten wir mal ab.

Erste Single »Pray To Me«

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Das Brooklyner Post-Punk-Trio Bambara hat heute mit der Single “Pray To Me” sein fünftes Album angekündigt. “Birthmarks” soll kommenden März erscheinen. Die Band um die Zwillingsbrüder Reid Bateh (Gesang und Gitarre) und Blaze Bateh (Schlagzeug) sowie Bassist William Brookshire, hat dafür das erste Mal mit einem Produzenten gearbeitet.

Bateh kommentiert die Zusammenarbeit: “Graham [Sutton] war großartig darin, uns dazu zu bringen, dieselben Momente in einem Song mit einer völlig anderen Beleuchtung oder aus verschiedenen Kamerawinkeln zu betrachten.” Weiter erklärt er: “Wir sprachen viel über Musik, die einen in einen filmischen Raum versetzt, wie Sade und Portishead, und wir konzentrierten uns mehr auf die Beats als in der Vergangenheit. Wir wollten, dass es sich auf eine andere Art und Weise bewegt; wir wollten, dass bestimmte Momente atmen.”

Dieser cinematische Ansatz ans Komponieren steht in bizarrem Kontrast zum minimalistischen Musikvideo zu “Pray For Me”. Laut Reid handelt der Song “von einem einäugigen Mann, der mit einem Messer in der Tasche zu einer Country-Karaoke-Nacht kommt und den Plan hat, ein Mädchen namens Elena zu erobern – das Objekt seiner Besessenheit. Seine Fantasie entgleist mörderisch, als er sieht, wie sie einen Fremden an der Bar küsst.” Die detaillierte Erzählung wird im Video jedoch vollständig ausgeblendet. Stattdessen sieht man Reid, der den Text singt, während dieser auf sein Gesicht projiziert wird.

Bambara versuchen, neue Wege zu beschreiten. Bassist Brookshire meinte, er würde verstärkt mit Synth-Bass schreiben, und auf der gesamten Platte seien weniger Gitarren zu hören als auf den Vorgängern. Neben Synthesizern erweitern Bambara ihr Instrumentarium um Saxophon, Trompete, Vibraphon, Harfe, Geige, Bratsche. Zu den Gastmusikern auf dem Album gehören unter anderem die Sängerinnen Madeline Johnston (Midwife) und Emma Acs (Crack Cloud).

“Birthmarks” kann bereits vorbestellt werden. Veröffentlicht wird es am 14. März 2025. Kommenden Mai spielt die Band im Rahmen ihrer Europatour vier Konzerte in Deutschland.

Bambara – “Birtmarks”

bambara birthmarks cover

01. “Hiss”
02. “Letters From Sing Sing”
03. “Face Of Love”
04. “Pray To Me”
05. “Holy Bones”
06. “Elena’s Dream”
07. “Because You Asked”
08. “Dive Shrine”
09. “Smoke”
10. “Loretta”

VISIONS empfiehlt: Bambara

03.05.2025 Hamburg – Molotow
10.05.2025 Berlin – Lido
12.05.2025 München – Ampere
13.05.2025 Köln – Helios37

Line-up finalisiert

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Mit Madsen und den Leoniden hatte das Green Juice Festival bereits vor einigen Wochen zwei Headliner für 2025 bestätigt, nun folgt die finale Bandwelle: Grossstadtgeflüster, das Lumpenpack, Raum27, Rogers, Dominik Hartz, Jolle, Shoreline und Fish In The Elevator werden im nächsten Sommer auf der Bühne in Bonn stehen.

 

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Am 1. und 2. August findet das Green Juice Festival im nächsten Sommer statt, neben dem Programm auf der Bühne werden auf dem Festivalgelände auch zahlreiche Stände von kleinen Labels und NGOs. “Es ist uns wichtig, nicht nur Musik zu bieten, sondern auch Raum für Kultur, Gemeinschaft, Inspiration, Engagement und Austausch zu schaffen”, so Veranstalter Julian Reininger.

Mit der Veröffentlichung der zweiten Bandwelle startet auch die zweite Preisstufe der Festivaltickets: Zum aktuellen Zeitpunkt sind Tickets für 99 Euro erhältlich, Campingtickets gibt es ab 44 Euro. Alle Infos zu den Tickets gibt es direkt im Festivalshop.

Für sich (auf)genommen

John K. Samson Provincial

VÖ: 2012 | Label: Grand Hotel van Cleef
John K. Samson - Provincial
bekannt von: Propagandhi, The Weakerthans

1993, als John. K Samson noch Bassist bei Propagandhi ist, feiert er sein Solodebüt mit der Kassette “Slips And Tangles”. Die ruhigen Folk- und Indierock-Songs stehen ihm so gut, dass er, nachdem er vier Jahre später die Weakerthans gründet, parallel weiter Solo-EPs veröffentlicht. Es dauert dann einige Zeit, aber 2012 erscheint mit “Provincial” sein erstes Album. Samson singt in zwölf sentimentalen, wundervoll arrangierten Songs über seine Heimat, die kanadische Provinz Manitoba. Der hymnische Opener “Highway 1 East” und das akustisch getragene “Heart Of The Continent” lassen Bilder von verlassenen Straßen, alten Autos und weiten Landschaften entstehen, während die euphorischen “Cruise Night” und “When I Write My Master’s Thesis” seine Reise mit mehr Leben füllen. Den anarchischen Punk von früher trägt Samson nur noch im Geiste, seine Songtexte handeln von persönlichen Gefühlen, Trauer und Sehnsucht: “Too far to walk to anywhere from here.” Dabei klingt er so aufrichtig und unschuldig, dass die Träne automatisch im Knopfloch sitzt.
Vivien Stellmach


Benjamin Gibbard Former Lives

VÖ: 2012 | Label: City Slang
Benjamin Gibbard - Former Lives
bekannt von: Death Cab For Cutie, The Postal Service

Nachdem Ben Gibbard sich abseits von Death Cab For Cutie bereits des Öfteren in einmaligen Nebenprojekten ausgetobt hat, erscheint mit “Former Lives” sein bis heute einziges reguläres Soloalbum. Er hat darauf nahezu alles selbst eingespielt, die Chance zu einer besonderen Kooperation lässt er sich aber nicht nehmen: “Bigger Than Love” ist ein Duett mit der großen Aimee Mann und der beste Song des Albums. Sie und Gibbard eint ein zeitloses Talent fürs Songwriting und Texten. Das stellt er auch in vielen der weiteren Songs heraus, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren entstanden sind und nicht zur Hauptband passen wollen. So passiert zwischen Acapella-Intro und Mariachi-Song einiges, der Fokus liegt aber immer auf Gibbards Stimme und der Melodieführung, die hier heller strahlen als auf manch später folgendem Stück von Death Cab For Cutie. Ab 2020 kehrt Gibbard notgedrungen zu diesem Prinzip zurück und rettet mit seinen Youtube-Sessions (und dem ultimativen Corona-Song “Life In Quarantine”) Fans über die Pandemie.
Christian Wiensgol


Lee Ranaldo Between The Times And The Tides

VÖ: 2012 | Label: Matador
Lee Ranaldo - Between The Times And The Tides

bekannt von: Sonic Youth

2011 liegt nicht nur die Ehe von Kim Gordon und Thurston Moore in Scherben, sondern auch ihre Band Sonic Youth. Die Veröffentlichung von Moores Soloalbum “Demolished Thoughts” ist nur ein weiteres Indiz, dass sich der “indefinite hiatus” zum endgültigen Ende auswachsen wird. Gitarrist Lee Ranaldo steht unter Zugzwang. Bislang haben sich seine Soloalben zwischen LoFi und Noiserock eingependelt: experimentelle Musik ohne kommerzielles Kalkül – die Miete haben Sonic Youth gezahlt. Doch mit deren Ende steht auch Ranaldo vor existenziellen Fragen. “Between The Times And The Tides” beantwortet sie souverän: Es ist das erste songbasierte Album von Ranaldo, das erste von vielen folgenden. Zwischen direkt zündenden Folk- und Indie-Stücken zeichnet sich ab, dass Ranaldo bei Sonic Youth für weitaus mehr verantwortlich war als für avantgardistische Exkurse. Das wissen auch seine Ex-Kollegen: Mit Steve Shelley, Bob Bert und Jim O’Rourke mischen gleich drei frühere Sonic-Youth-Mitglieder mit.
Dennis Plauk


Steven Wilson The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)

VÖ: 2013 | Label: Kscope
Steven Wilson - The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)

bekannt von: Porcupine Tree, Blackfield, Storm Corrosion

“Here we all are, born into a struggle/ To come so far, but end up returning to dust” – Mit einer stärkeren Ansage lässt sich ein Album kaum eröffnen. Sogleich tritt man näher als sterblicher Durchschnittsmensch, um seine existenziellen Ängste in der Wilson’schen Prog-Ausstellung zu bewundern. Auf seinem dritten Soloalbum versammeln sich Geschichten voller Charaktere, die alle auf ihre Art dem Untergang geweiht sind. Mit Langerzählungen wie “Luminol” oder “The Holy Drinker” schreibt sich Wilson ein in die Tradition des klassischen Prog der späten 60er und 70er, die wohl kein Nachgeborener besser kennt als er. Seine Remix-Versionen der legendären Alben von King Crimson, Jethro Tull und weiteren Altmeistern sind Meisterstücke für sich – und doch nur Vorabstudien für das, was er mit Hilfe einer sagenhaften Backingband und Engineer Alan Parsons auf “The Raven That Refused To Sing” bereitet: die große Bühne für seine reich instrumentierten Arrangements. Nicht umsonst gilt das Album heute selbst als Genre-Ideal.
Anke Hügler


Marcus Wiebusch Konfetti

VÖ: 2014 | Label: Grand Hotel van Cleef
Marcus Wiebusch - Konfetti

bekannt von: Kettcar, …But Alive, Rantanplan

Einen seiner wichtigsten Songs veröffentlicht Marcus Wiebusch als Solokünstler: “Der Tag wird kommen” erzählt die fiktive Geschichte eines homosexuellen Fußballers, stellt große Fragen, kennt nicht immer die Antworten, aber rückt mit offen gelebter Homosexualität im öffentlichen Leben ein wichtiges Thema ins Licht. Als Kettcar nach ihrem Album “Zwischen den Runden” (2012) ratlos am Boden liegen und eine Pause einlegen, lebt sich Wiebusch 2014 mit “Konfetti” aus. Wie einst bei …But Alive (und im Nachgang auch bei Kettcar) arbeitet er sich in drei ausschweifenden Raps an gesellschaftlichen Themen ab – neben dem Fußball-Epos an Hassrede und Hipster-Kultur. Die kämpferische Single “Nur einmal rächen” mit pompösen Bläsern widmet er jenen, die in der Schule gemobbt wurden, jetzt aber als Tech-Start-up-Gründer die Welt erobern. “Konfetti” formuliert gewissermaßen vor, wohin Kettcar ab 2017 weiter vorstoßen: Indierock, der so bissig wie einfühlsam ist und keine starken Gegenwartskommentare scheut.
Frederik Tebbe


Brody Dalle Diploid Love

VÖ: 2014 | Label: Caroline
Brody Dalle - Diploid Love

bekannt von: The Distillers, Spinnerette

“Josh Homme muss gerade verdammt stolz auf seine Frau sein”, beendet VISIONS-Chefredakteur Dennis Plauk seine Platte-des-Monats-Besprechung zu “Diploid Love”. Es ist bestmöglich gemeint, doch wie Courtney Love scheint die Distillers-Gründerin (und jetzige Ex-Frau von Homme) das Gattin-Etikett auch mit ihrem Solodebüt nicht gänzlich loszuwerden. Dabei demonstriert sie darauf abermals, was alles in ihr steckt: Energie, Melodie und Vielseitigkeit. In den Einstieg “Rat Race” mischen sich Bläser, bis zum stimmungsvollen Mariachi-Outro. Später kommt dunkle Kühle auf: “Dressed In Dreams” wird von Shoegaze-Gitarren umspült, “Carry On” von Drumcomputer und Pianoeinlagen begleitet. “Meet The Foetus/Oh The Joy” sitzt ein Industrial-Beat im Nacken, abgemildert durch Chorgesänge mit Shirley Manson von Garbage und Emily Kokal von Warpaint. Emotionaler Höhepunkt ist “I Don’t Need Your Love”, eine Abrechnung mit Dalles Vater, gepaart mit Aufnahmen ihrer fröhlich krähenden Kinder. Ja, Brody Dalle ist Mutter. Aber sie ist vor allem ihre eigene Frau.
Nina Töllner


Gerard Way Hesitant Alien

VÖ: 2014 | Label: Reprise
Gerard Way - Hesitant Alien

bekannt von: My Chemical Romance

My Chemical Romance ziehen 2013 die Reißleine, solo geht es vorerst nur für Gitarrist Frank Iero und Frontmann Gerard Way weiter. Auf “Hesitant Alien” überzieht Way den Sound seiner Band mit einer guten Portion Britpop und Grunge. Auf den ersten Blick wirkt das Album dennoch wie die Fortsetzung des bislang letzten My-Chemical-Romance-Albums “Danger Days”, überzeugt im Nachhinein aber durch seine Alleinstellungsmerkmale, die Way aus seiner musikalischen Vorliebe für Blur, Pulp und die Pixies zieht. Das beginnt in “The Bureau” mit einer scheinbar ungestimmten Gitarre, die gleich mit der ganzen Faust gespielt wird, schlägt sich in “Action Cat” nahezu in Post-Emo-Sphären à la Citizen nieder und wird in “Drugstore Perfume” auch noch schön emotional. So gut das solo für Way auch laufen mag – ganz ohne seine Bandkollegen geht es auf lange Sicht nicht. Es bleibt bei “Hesitant Alien” und einigen Singles, bevor sich Way seiner Comicserie “The Umbrella Academy” und deren Serienadaption widmet und er My Chemical Romance 2019 wiedervereinigt.
Nicola Drilling


Thom Yorke Tomorrow's Modern Boxes

VÖ: 2014 | Label: XL
Thom Yorke - Tomorrow's Modern Boxes

bekannt von: Radiohead, The Smile, Atoms For Peace

Dieses Album ist zur Hälfte ein Experiment. Von heute aus betrachtet: ein gescheitertes. Denn Nachahmer findet der Release via Bit-Torrent nicht, selbst wenn Medien über bis zu 20 Millionen US-Dollar Einnahmen für Yorke spekulieren. Musikalisch gelingt “Tomorrow’s Modern Boxes” aber, auch wenn man sich nach den ersten Tönen von “A Brain In A Bottle” vergewissert, es nicht mit einem The-Smile-Album zu tun zu haben. Dass es keins ist, wird rasch klar, wenn Yorke zu stolpernden Dubstep-Beats noch geheimnisvoller als sonst murmelt und zeigt, dass sein musikalischer Blickwinkel mehr als 180 Grad umfasst. Völlig herausgelöst aus dem Orbit seiner Hauptband bewegt er sich aber nicht: Nigel Godrich produziert, Colin Greenwood programmiert einen Beat und in “There’s No Ice (For My Drink)” ist der Klimawandel Thema, etwas, das bis heute in Yorkes Arbeit wiederkehrt. Das gilt auch für seine Abneigung gegen Spotify und deren unfaire Ausschüttungspraxis, die Yorke erst darauf bringt, via Bit-Torrent zu veröffentlichen.
Florian Schneider


Noel Gallagher's High Flying Birds Chasing Yesterday

VÖ: 2015 | Label: Sour Mash
Noel Gallagher's High Flying Birds - Chasing Yesterday

bekannt von: Oasis

Inzwischen machen die Brüder Gallagher wieder gemeinsame Sache, was ihrem Geldbeutel guttun dürfte. Mitte der 2010er stehen sich die Geschwister unversöhnlich gegenüber, und es wirkt, als hätte Noel den musikalischen Bruderzwist mit “Chasing Yesterday” für sich entscheiden. Sein zweites Soloalbum ist locker und unverkrampft, ohne die typischen Melodien vermissen zu lassen, die so groß klingen, wie die Arenen für Oasis 2025 tatsächlich sind. Dabei gelingt es Gallagher, zugleich nostalgisch zu sein und überraschend offensiv da anzuknüpfen, wo er mit “Setting Sun” und den Chemical Brothers aufgehört hatte. So treibt “In The Heat Of The Moment” ein stoischer Beat an, baut “Lock All The Doors” sogar auf einer Strophe und einem Refrain auf, den Gallagher einst für die Chemical Brothers geschrieben hat. Tanzbar ist auch die abschließende “Ballad Of The Mighty I”, mit funky Basslinie und flirrender Hi-Hat. Wie ernst es ihm mit dem Crossover ist, zeigt das begleitende Remixalbum “Where The City Meets The Sky” später im Jahr.
Florian Schneider


Conor Oberst Ruminations

VÖ: 2016 | Label: Nonesuch
Conor Oberst - Ruminations

bekannt von: Bright Eyes, Desaparecidos, Better Oblivion Community Center, Monsters Of Folk

Es ist wieder einmal keine leichte Zeit, die Conor Oberst Mitte der 2010er durchlebt. Die Tour, die er nach der Wiederbelebung seiner Emo-Band Desaparecidos spielt, muss er aus gesundheit­lichen Gründen abbrechen. Oberst kehrt in seine Heimatstadt Omaha zurück, zur Entspannung und Besinnung aufs Wesentliche. Es ist Herbst, das Wetter ist übel und er geht davon aus, wenig zu tun zu haben. Dann aber schreibt er die Songs, die sich am Ende zu “Ruminations” zusammenfügen. Das Instrument seiner Wahl ist das Klavier. “Ruminations” ist das bereits 17. Soloalbum seiner Karriere. Was viele von ihnen eint, ist die unfertige Direktheit der Aufnahmen. Das gilt auch hier: Fehler hat Oberst nicht korrigiert, sondern stehen lassen, als Denkmale der emotionalen Unmittelbarkeit der Aufnahme. Das Album macht es einem daher nicht leicht, sich darin wohlzufühlen. Aber spürt man erste einmal die Wärme dieser Aufnahmen, ist es um einen geschehen: Draußen fällt der Schnee, drinnen läuft “Ruminations” – besser geht’s nicht.
André Boße


Liam Gallagher As You Were

VÖ: 2017 | Label: Warner
Liam Gallagher - As You Were

bekannt von: Oasis, Beady Eye

Dann eben mit der Nostalgie-Brechstange: Nachdem Beady Eye nie auch nur annährend an den Erfolg von Oasis anknüpfen und sogar im Gegenteil Bruder Noel zumindest auf Platte mit neuen Hymnen glänzt, probiert es Liam mit “As You Were” endlich solo – und räumt überraschend ab. Abgesehen von der Oasis-Single “Songbird” geht bisher nämlich kein echter Hit auf das Konto des Schellenkranz-Gallaghers. Mit den angriffslustigen Blues-Stompern “Wall Of Glass”, “Greedy Soul” und dem harmonischen “Bold” hat er ab sofort gleich mehrere. Auch “For What It’s Worth” gehört mit Oasis-Gitarren-Reminiszenzen als verspäteter Entschuldigungssong dazu, trotz leichtem Kitschfaktor. Spoiler: Wer genau sich letztlich bei wem entschuldigt hat, und ob überhaupt, bleibt unbestätigt. Nicht alle Songs dieses Seelenbalsams für leidende Oasis-Fans stammen am Ende zwar von Liam, sondern auch von Pro­duzent Greg Kurstin (Foo Fighters) oder Andrew Wyatt, aber das war vorher auch egal. Und ist demnächst noch viel egaler.
Jonas Silbermann-Schön


Mike Shinoda Post Traumatic

VÖ: 2018 | Label: Warner
Mike Shinoda - Post Traumatic

bekannt von: Linkin Park, Fort Minor

2018 kann man Mike Shinoda bei der Trauerarbeit zuhören. Ein Jahr zuvor nimmt sich sein Bandkollege Chester Bennington das Leben, Linkin Park liegen damit auf Eis. Um Ordnung in das Durcheinander zu bringen, lässt Shinoda seinen Gefühlen freien Lauf, veröffentlicht Post “Traumatic” aufgrund der hohen Emotionalität sogar unter seinem eigenen Namen. So steht der Großteil der Songs wie zu erwarten im Zeichen der Trauerbewältigung, mit “Lift Off” und “I.O.U.” gibt es auch zwei Songs im Stil seines HipHop-Projekts Fort Minor. Wie bei dem geht Shinoda “Post Traumatic” nicht gänzlich im Alleingang an, sondern holt sich mit unter anderem Chino Moreno, Grandson und K.Flay namhafte Unterstützung mit ins Rettungsboot. Der Raum zum Heilen, den “Post Traumatic” schafft, weitet sich zum Großgemeinschaftserlebnis aus, als Shinoda wenige Wochen nach der Albumveröffentlichung auf umfassende Tour geht und so den Fans, die 2017 mindestens ein Vorbild verloren haben, die Chance bietet, in einem kathartischen Umfeld Bennington zu feiern.
Nicola Drilling


Vennart To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea

VÖ: 2018 | Label: Medium Format/VISIONS
Vennart - To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea

bekannt von: Oceansize, British Theatre, Empire State Bastard, Biffy Clyro

2017 nimmt Mike Vennart sein bestes Album auf. Unter dem Eindruck des noch frischen Brexit schreibt er sich all seine Skepsis und Desillusionierung von der Seele und verpackt die verbliebene Hoffnung in einen musikalischen Mix aus Alternative Rock, Math Metal und dem skurrilen Genre-Pastiche seines großen Idols Tim Smith (Cardiacs). Vennarts unkonventionelle Pop-Lesart demonstrieren das komplexe “Immortal Soldiers” und das rhythmisch zerfahrene “Friends Don’t Owe”, während in kontemplativen Momenten wie “Into The Wave”, “That’s Not Entertainment” oder “Robots In Disguise” eine Zerbrechlichkeit durchscheint, die bei den aufgelösten Oceansize kaum Platz hatte. Von denen helfen seine Kumpels Steve Durose und Richard “Gambler” Ingram wie auf dem Vorgänger “The Demon Joke” (2014) aus. Mit dem Brotjob als Livegitarrist der Stadionrocker Biffy Clyro im Rücken ist “To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea” für Vennart Experiment wie Befreiungsschlag zugleich und findet als Beilage in VISIONS genau das richtige Publikum.
Carsten Sandkämper


Johnny Marr Call The Comet

VÖ: 2018 | Label: Rykodisc
Johnny Marr - Call The Comet

bekannt von: The Smiths, Electronic, The The, Modest Mouse, The Cribs

Dafür, dass die Smiths bereits 1987 Geschichte sind, kommt die Solokarriere ihres Gitarristen sehr spät in Gang. Erst 2013 veröffentlicht Johnny Marr “The Messenger”, sein Debüt unter eigenem Namen. Dass es so lange gedauert hat, liegt nicht zuletzt an seinen Engagements nach dem Split der Smiths. Unter anderem bei The The, Modest Mouse und den Cribs steigt Marr vorübergehend als festes Mitglied ein. Am Ende ist er selbstsicher genug und tritt aus dem Hintergrund, wo er sich zeit seiner Karriere am liebsten aufgehalten hat: Marr erfindet sich als Alleinunterhalter gewissermaßen neu und bringt auf seinen Platten zugleich 40 Jahre Indierock-Erfahrung ein. “Call The Comet” ist sein bis heute überzeugendstes Solo­album, ein Konzeptwerk zwischen Alternative-Power und Indie-Eleganz, dessen Songs sich um die Errettung der unfähigen Mensch­heit durch Aliens drehen. Das klingt auf dem Papier abgedrehter als in der Musik – zumal Marr ein kaum exaltierterer Sänger als Gitarrist ist. Beides ergänzt sich hier bestens.
Dennis Plauk


Cokie The Clown You're Welcome

VÖ: 2019 | Label: Fat Wreck
Cokie The Clown - You're Welcome

bekannt von: NOFX

Soloalben als Selbsttherapie gibt es in dieser Liste bestimmt genug. Nur vom unberechenbaren NOFX-Chef Fat Mike gibt es sie nicht. Als “einfach deprimierend” bezeichnet er sein Solo-LP-Debüt. Vorher kennt man sein Alter Ego Cokie The Clown vor allem als fiesen Scherzbold, der Fans Pisse in Tequila-Flaschen andreht oder Kollegen mit Mehl – oder doch Koks? – aus der komödiantisch großen Blume am Revers besprüht. Doch “You’re Welcome” gerät zur so erschütternden Abrechnung mit sich selbst und dem Leben, dass selbst Nick Cave beim Hören in den Arm genommen werden müsste. Mit brüchiger Stimme erzählt Fat Mike schief und qualvoll davon, wie er seine Frau leblos in der Badewanne vorfindet: Überdosis. Kein Witz, kein doppelter Boden. Auch dann nicht, wenn er in “That Time I Killed My Mom” “erase” auf “pillow on her face” reimt, nachdem sein erster Versuch der aktiven Sterbehilfe schiefgeht. Dieser Clown ist nicht zum Lachen und trifft härter als alle ach so emotionalen Folk-Soloalben anderer Punkband-Frontmänner.
Jonas Silbermann-Schön


Kummer Kiox

VÖ: 2019 | Label: Kummer/Eklat
Kummer - Kiox

bekannt von: Kraftklub

Vinyl ist nicht tot, erst recht nicht, wenn es nach Felix Kummer geht. Eigenhändig lässt der Kraftklub-Frontmann den ehemaligen Plattenladen seines Vaters in seiner Heimatstadt Chemnitz wieder aufleben – allerdings mit eingeschränktem Sortiment. Ausschließlich sein eigenes Album gibt es drei Tage lang käuflich auf Vinyl (und CD und Kassette) zu erwerben, hinter der Kasse steht der Kummer selbst. In zwölf stark expressiven Songs setzt er sich gegen toxische Männlichkeit, Konsumwahn und Neonazis ein, zeigt sich aber auch von einer weicheren Seite, wenn er über das stereotype Familienleben rappt. Und er trifft einen Nerv: Was im September 2019 mit einem Auftritt in der Parkbucht einer Bus­haltestelle auf der Hamburger Reeperbahn beginnt, endet knapp drei Jahre später mit zwei spektakulären Konzerten in der Berliner Wuhlheide. Anschließend stampft Kummer sein Soloprojekt wieder ein. Es bleibt die optimistische Aussicht: “Vielleicht wird der ja gar nicht so scheiße/ Der Rest meines Lebens.”
Nicola Drilling


Brittany Howard Jaime

VÖ: 2019 | Label: ATO
Brittany Howard - Jaime

bekannt von: Alabama Shakes

Dass der Titel von Brittany Howards Solodebüt nicht ihr eigener echter Vorname, sondern der ihrer Schwester ist, weist auf die Bedeutung dieser Beziehung hin: Jaime hat Brittany in die Welt der Musik eingeführt und ist mit nur 13 Jahren an einer seltenen Krebsart gestorben, die Brittany wiederum überlebte. Es ist ein schweres persönliches Paket, das die Alabama-Shakes-Sängerin und -Gitarristin trägt und auf “Jaime” in elf überwältigenden Songs verarbeitet. Deren stilistische Bandbreite ist immens, Howard mixt Neo-Jazz, Synthiepop, Soul, Spoken Word, Avant-Funk, Rock und vieles mehr, breitet sakrale Epen mit der gleichen Selbstverständlichkeit aus wie noisigen Alternative Rock. Das Album ist einerseits eine tiefe Ehrerbietung für die viel zu früh gestorbenen Schwester, aber auch eine persönliche Bilanz Howards kurz vor ihrem 30. Geburtstag. Es geht um innere Kämpfe, Erfahrungen mit Rassismus, Armut und Ausgrenzung. Und letztlich um Glaube, Liebe, Hoffnung: Ein Song wie “13th Century Metal” ist ergreifender, zeitgemäßer Gospel.
Christina Mohr


Jonathan Hultén Chants From Another Place

VÖ: 2020 | Label: Kscope
Jonathan Hultén - Chants From Another Place

bekannt von: Tribulation

Jonathan Hultén ist der Ausdruckstänzer unter den Gitarristen, eine seit jeher bemerkenswerte Gestalt in der Metal-Szene. Nachdem Tribulation den Genrekonventionen selbst lange abgeschworen haben, gelingt Hultén nach seinem Austritt das vielleicht perfekte Soloalbum: “Chants From Another Place” ist offenkundig nicht das Werk seiner langjährigen Band und erbt doch ihre unverkennbare Düsterkeit, neu erfunden mit den Mitteln des Folk. Statt auf technisch anspruchsvolle Solos setzt Hultén auf einen gewissen Minimalismus: Akustikgitarre und Gesang, vielseitig, oft mehrstimmig und orientiert an sakralen Chorkompositionen und japanischer Folklore. All das trägt zu einer außergewöhnlichen Atmosphäre bei: Man ist allein und viel zu entspannt, um zu fragen, ob Hultén wirklich jedes Klischee umgeht oder ob so viel Hippietum noch mit dem eigenen Selbstbild vereinbar ist. “Chants From Another Place” ist ein ruhiger Ort, an dem man sich für nichts schämen muss: eine Treppe, ein Tor, Trost.
Anke Hügler


Omar Rodríguez-López The Clouds Hill Tapes I + II + III

VÖ: 2020 | Label: Clouds Hill
Omar Rodríguez-López - The Clouds Hill Tapes I + II + III

bekannt von: The Mars Volta, At The Drive-In, Antemasque, Bosnian Rainbows

Das Soloschaffen von Omar Rodríguez-López ist so wuselig und unübersichtlich, wie es nur folgerichtig sein kann für einen Musiker, der zuerst Post-Hardcore-Geschichte mit At The Drive-In schreibt, dann mit The Mars Volta in Prog-Wahnsinn abbiegt und zwischendurch mit Bosnian Rainbows Synthie-Post-Punk spielt. Egal, wie weit man sich durch sein Soloversum aus Prog, Salsa und Jazz vorgearbeitet hat, mit den “Clouds Hill Tapes” macht man alles richtig. Rodríguez-López arrangiert dafür innerhalb von zwei Tagen 20 seiner zahlreichen Solosongs neu und taucht sie in den Hamburger Studios in eine grandios nebelige Atmosphäre zwischen Krautrock, Soul und Jazz. Das Album hat leichten Best-of-Charakter, sind doch immerhin neun der 2016 und 2017 insgesamt 23 (!) erschienenen Soloalben mit mindestens einem Song vertreten. Sängerin Virginia Garcia Alvez platziert ihre präsente Stimme zwischen Klavier und funkigen Keyboards, zwischen Synthesizern und funkelnden Pop-Songs – eine magische Reise in eine andere Welt.
Matthias Möde


Damon Albarn The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows

VÖ: 2021 | Label: Transgressive
Damon Albarn - The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows

bekannt von: Blur, Gorillaz, The Good, The Bad And The Queen

Dass Damon Albarn, hyperaktiver Workacolic, besonders unter der Pandemie leidet, ist keine Überraschung. Alle Liveaktivitäten sind gestoppt, selbst das Zusammentrommeln von Musikern ist unmöglich. Gut also, dass Albarn zwischen all den Blur- und Gorillaz-Plänen noch ein unvollendetes Projekt auf dem Rechner hat: “The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows” ist zunächst als eine Minisinfonie als Hommage an die Landschaft Islands konzipiert. Beim Herumhängen während der Lockdowns bastelt Albarn daraus ein ganzes Album. Ähnlich wie sein ebenfalls sehr starkes Solodebüt “Everyday Robots” (2014) wirkt auch diese Platte, als verfolge er das Ziel, sich selbst zur Ruhe zu zwingen – und die gesamte Gesellschaft gleich mit. Es gelingt ihm mit Liedern, die wie poetische Meditationen klingen. Wie Naturbetrachtungen, in Schönheit erstrahlend, wenn überhaupt von Rock beeinflusst, dann von Post-Rock. Als das Album erscheint, ist die Pandemie noch nicht vorbei. Es hilft dabei, nicht vollends ins Loch zu fallen.
André Boße


Danger Dan Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt

VÖ: 2021 | Label: Antilopen Geldwäsche
Danger Dan - Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt

bekannt von: Antilopen Gang

Der alte Rapper und das Klavier: Dass ein Mitglied der Antilopen Gang mal Feuilletons, Jahresbestenlisten, Albumcharts und TV-Sofas mit Klaviermusik beeindrucken wird, wäre lange Zeit sicher eher als Witz denn als Prophezeiung abgestempelt worden. Auf “Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt” können sich dann aber alle einigen. Im Herzen steht dabei das Titelstück, vielerorts als Song des Jahres gekürt und ein subversiver wie klarer Widerstandssong gegen das Erstarken des Faschismus. Als Liedermacher am Klavier kann Danger Dan aber auch fernab der großen Hymne kluge Akzente setzen. Etwa wenn “Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok” die eigene Ohnmacht gegenüber all den gleichzeitigen Krisen erst porträtiert und sich dann mit ihr versöhnt. Oder wenn “Lauf davon” sich das kleine bisschen Eskapismus gönnt. Oder amüsante und pointierte Erzählungen wie in “Topf und Deckel”. Getragen wird all das Privat-Politische von behutsamen, aber großen Arrangements. Ein unerwartetes Meisterwerk.
Julia Köhler


Weird Nightmare Weird Nightmare

VÖ: 2022 | Label: Sub Pop
Weird Nightmare - Weird Nightmare

bekannt von: Metz

Alex Edkins sieht viel freundlicher und nerdiger aus, als es der Sound seiner Band Metz vermuten lässt. Indierocker-Frisur, etwas strubbelig, dazu Brille. Dass dieser Typ auf Platte und auf der Bühne mit Metz die komplette Noiserock-Entäußerung betreibt, möchte man nicht wahrhaben. Deshalb verwundert es kaum, dass er sich mit seinem Soloprojekt Weird Nightmare ungleich harmonischer auslebt. Klar: Auch hier scheppert es. Es ist eben Indierock und Power Pop mit satten Gitarren und rauem Proberaum-Charme. Edkins hat die Ein- bis Dreiminüter produziert, aufgenommen und zum großen Teil während der Pandemie geschrieben, wobei manche Stücke noch auf Demos von 2013 basieren. “Weird Nightmare” ist gut ausgepolstert mit Hooks und Melodien und Hit-Appeal, und wenn es nach einer Extraportion Sehnsucht verlangt, wie in “Wrecked”, mischt Alicia “Bully” Bognanno mit, während der kanadische Indie-Songwriter Chad VanGaalen im unbequemen “Oh No” die chinesische Mundorgel auspackt.
Jan Schwarzkamp


Grian Chatten Chaos For The Fly

VÖ: 2023 | Label: Partisan
Grian Chatten - Chaos For The Fly

bekannt von: Fontaines D.C.

Grian Chatten manifestiert seine Stelle als einer der kreativsten und charismatischsten Figuren der Rockszene mit seinem ersten Soloalbum, das er im Juni 2023 veröffentlicht, in einer Mini-Lücke, die entsteht, weil seine Band Fontaines D.C. die Tour zum Album “Skínty Fía” gerade beendet hat und die Arbeiten am Nachfolger “Romance” noch nicht beginnen. Schreibt die Band die Musik zu den Songs in Gemeinschaftsarbeit, mit Gitarrist Carlos O’Connell als zentraler Figur, zeigt Chatten schon auf dem “Skínty Fía”-Stück “The Couple Across The Way”, dass er sich auch als Komponist sieht. Die Songs von “Chaos For The Fly” bestätigen das auf wundersame Weise. Jedes Stück wird geprägt von Chattens Art zu singen und zu texten. Dennoch gibt es keinen Moment auf dem Album, der klingt, als höre man hier eine halbgare Variante der Band. Mühelos findet Chatten einen Solosound: wärmer und persönlicher. Mit cine­astischer Chamber-Atmosphäre, melancholisch und eigenständig. Es mögen bitte noch weitere Mini-Lücken folgen.
André Boße


All diese Gewalt Alles ist nur Übergang

VÖ: 2023 | Label: Glitterhouse
All diese Gewalt - Alles ist nur Übergang

bekannt von: Die Nerven

Ohne einen wirklichen Plan zu haben, produziert Die-Nerven-Gitarrist und -Sänger Max Rieger das dritte Album seines Solovehikels All diese Gewalt im dritten Corona-Lockdown. Das Album “will sich selber machen”, sagt Rieger über den Entstehungsprozess. Ätherischer Räume, erhabene Soundscapes, trippige Drumloops und Kaskaden von E-Bow-Gitarren machen Songs wie “Zu Staub werden” zu ergreifenden Ereignissen. So majestätisch und clean hat Rieger bis dato nicht geklungen. Alles ist nur Übergang erzählt in mystischer Sprache vom Ich, von Selbstübersteigerung und, klar, von Isolation. Allerdings ist da auch das Aufbegehren, die Perspektive aufs Danach und der aufblitzende Wille nach Veränderung. In das Finale von Beleuchtete Höhle schleichen sich schiefe Töne, Rieger will aus den “Kreisen” ausbrechen. Er fragt: “Meinst du, es wird nochmal okay?” und bemerkt immer wieder, dass etwas fehlt. Als das Album erscheint, ist der Lockdown Geschichte – “Alles ist nur Übergang” passt trotzdem gespenstisch gut zur Zeit.
Carsten Sandkämper


Kristin Hersh Clear Pond Road

VÖ: 2023 | Label: Fire
Kristin Hersh - Clear Pond Road

bekannt von: Throwing Muses, 50 Foot Wave

Kristin Hersh ist eine Akkordarbeiterin: Sie veröffentlicht Album um Album, mit ihren Bands Throwing Muses und 50 Foot Wave wie auch solo, in der Doku “Rock Chicks” sieht man sie unermüdlich herumfahren und in kleinen Clubs auftreten. Überbordender Output gehört zu Hersh ebenso wie ihre psychischen Crashes, die sie mit Auszeiten in der Natur verarbeitet. Ihre elfte Soloplatte ist die Essenz eines Roadtrips mit ihrem Sohn, ein Straßenschild dient als mentaler Wegweiser: “Clear Pond Road” klingt wie ein Kammerspiel aus einer Hütte im tiefen Wald. Anders als auf den Bandalben gibt es keine heftigen Kontraste, kein aggressives Shouting, die Instrumentierung aus Cello, Gitarre und Glockenspiel ist minimalistisch. “St. Valentine’s Day Massacre” kommt mit trügerisch sanfter Melodie daher, “Thank You, Corner Blight” steigert sich zu unheimlichem Americana, “Dandelion” zieht Intensität aus dem Zusammenspiel von Gitarre und Hershs kratzigem Gesang. Ein ruhiges Album, doch kein Soundtrack zum Entspannen.
Christina Mohr


Emma Anderson Pearlies

VÖ: 2023 | Label: Sonic Cathedral
Emma Anderson - Pearlies

bekannt von: Lush

Nach dem abrupten Aus von Lush nach der kurzen Reunion 2016 steht Emma Anderson alleine mit neuen Songs da, die eigentlich für ein neues Bandalbum gedacht waren: Es soll sieben Jahre dauern, bis die auf ihrem Solodebüt “Pearlies” erscheinen und zeigen, dass Anderson zu den interessantesten und innovativsten Musikerinnen im Shoegaze zählt. Mit nur 14 Jahren gründet sie mit ihrer Freundin Miki Berenyi Lush, die ihrerseits mit Slowdive, Ride und My Bloody Valentine zu den spannendsten Bands des Genres gehören. Mit Einflüssen zwischen Shangri-Las und Siouxsie Sioux schaffen die beiden auf den ersten Lush-Alben, vor allem auf “Spooky” (1992), einen strahlenden wie seltsamen Sound, der in der Szene einzigartig bleiben soll. Solo klingt Anderson psychedelischer und poppiger, ihre Songs schillern zwischen Stereolab, Broadcast und Portishead, aber natürlich spukt auch der Geist von Lush durch sie, sodass eine verwunschene, verflochtene Musik aus 60er-Psych-Folk und 90er-Dreampop Vergangenheit und Zukunft versöhnt.
Kerstin Kratochwill


Delving All Paths Diverge

VÖ: 2024 | Label: Stickman
Delving - All Paths Diverge

bekannt von: Elder, Vug, Weite

Nick DiSalvo ist so kreativ, dass es mehr als eine Band braucht, um seine Ideen und Interessen auszuleben. Ab 2005 führt er Elder aus dem Sludge-Metal-Sumpf in progressive, post-rockige Soundlandschaften. Zehn Jahre, zwei EPs und drei Alben braucht er dafür. Seitdem ist der Wahlberliner aus Boston auf einem Hochplateau angelangt. Von dem aus keimen seine Ideen. Produkt dieses Prozesses ist sein Soloprojekt Delving, 2021 erscheint das Debüt “Hirschbrunnen”. Schon am Titel wird klar: Kraut steht hier Pate. Aber mit den Mitteln von Elder, mit ausschweifenden Song­strukturen, epischen Melodien, kristalliner Schönheit. DiSalvo nutzt Elemente, die er nicht in seiner Hauptband verortet: ein Plus an Tasteninstrumenten, mehr Ambient. Dafür gibt er den Songs Raum. Auf “All Paths Diverge” ist der kürzeste sechs Minuten lang, das mächtige “Zodiak” fast 14. Es hätte ein Hit auf einem zukünftigen Elder-Album sein können, dass es das nicht ist, zeugt von der hohen Qualität dieser zweite Soloexkursion.
Jan Schwarzkamp


Kim Gordon The Collective

VÖ: 2024 | Label: Matador
Kim Gordon - The Collective

bekannt von: Sonic Youth, Body/Head

Machen wir uns nichts vor: Kim Gordon ist und bleibt das coolste Mitglied von Sonic Youth. Das zeigt sie ab 2019 mit “No Home Record” auch als furchtlose Solokünstlerin, die sich auf dem noch besseren Nachfolger “The Collective” als Trap-Queen neu erfindet. Gordon setzt selbst dann ein künstlerisches Statement, wenn sie wie im Opener “Bye Bye” genervt ihre Einkaufsliste herunterbetet. Es gibt zwar auch in der VISIONS-Redaktion Stimmen, die das für unhörbar halten, aber Gordons Stimme war eben schon immer leicht neben der Spur. “The Collective” ist nicht nur radikaler als etwa die Arbeiten ihres Ex Thurston Moore, sondern auch relevanter. Denn Gordon ist nach wie vor eine wich­tige Stimme der Emanzipation, wie sie mit “I’m A Man” eindrucksvoll zu Industrial-Beats und überspannter Gitarre unterstreicht. Setzt man sich mit “The Collective” auseinander, lässt diese meisterhafte Platte nur einen Schluss zu: Die Welt braucht mehr abenteuer­lustige Künstler:innen jenseits der 70 wie Gordon.
Florian Schneider


Beth Gibbons Lives Outgrown

VÖ: 2024 | Label: Domino
Beth Gibbons -  Lives Outgrown

bekannt von: Portishead

Kaum zu glauben, aber “Lives Outgrown” ist das erste Soloalbum von Beth Gibbons. Wie schon bei “Out Of Season” mit Rustin Man mehr als 20 Jahre zuvor arbeitet sie auch für “Lives Outgrown” mit einem ehemaligen Mitglied der Post-Rock-Pioniere Talk Talk zusammen. Als wollte er besondere Vorsicht walten lassen, spielt Schlagzeuger Lee Harris kaum herkömmliche Trommeln, und wenn, dann stets mit Filzschlägeln. Das passt hervorragend zu Gibbons, die sich in den zehn Songs, die in ebenso vielen Jahren entstanden sind, an die Umwälzungen in ihrem Leben herantastet. Egal ob es um Mutterschaft, die Wechseljahre oder die Auseinandersetzung mit dem (eigenen) Tod geht, stets klingt Gibbons’ Stimme wie eine klaffende Wunde, bei der man nicht weiß, wie man sie schließen soll. Am Ende lässt dieses späte Debüt, das atmosphärisch den TripHop von Portishead fortschreibt, erstaunt zurück: Wird Gibbons niemals etwas machen, das kalt lässt? Bei ihrem Arbeitstempo stehen die Chancen dafür denkbar gut.
Florian Schneider


Geordie Greep The New Sound

VÖ: 2024 | Label: Rough Trade
Geordie Greep - The New Sound

bekannt von: Black Midi

Es gibt Fragen, die stellt sich jeder einmal im Leben. “Have you eaten human flesh?” zum Beispiel. Oder “Have you had sex with the dead?” Wer bei der Antwort zögern muss, ist genau richtig auf dem neuen Album von Geordie Greep, der wirklich so heißt und zumindest musikalisch unter akuter Schizophrenie zu leiden scheint. Weil ihm der Sound seiner Ex-Band Black Midi im Nachhinein zu akademisch vorkam, möchte er auf seinem Solodebüt echte Gefühle und einen “neuen Sound” zeigen. Den kann man sich ungefähr so vorstellen, als würde Mike Patton Tom Jones imitieren, begleitet von Streichern, Bläsern und brasilianischen Rhythmen. Und da sind dann noch die Texte. Greep croont sich durch wollüstige Wortkaskaden, schlüpft in fremde Rollen und vergießt eine Menge Blut dabei. Es geht um Frauenverschleißer und Größenwahnsinnige; grelle Geschichten und ganz schön merkwürdige Themen für einen 25-Jährigen. Pulp würden sagen: “This Is Hardcore”, aber Greep macht den Eindruck, als habe er gerade erst angefangen.
Markus Hockenbrink


Albenlisten
Listen to your heart

Inhalt

  1. Die 50 Alben des Jahres 2024 – Harte Musik für harte Zeiten
  2. Von Flop bis Top – Alle Alben von Linkin Park im Ranking
  3. Die besten Soloalben: 2012-2024 – Für sich (auf)genommen
  4. Die besten Soloalben 1994-2011 – Einzig und allein
  5. Von Flop bis Top – Alle Alben von Primal Scream im Ranking
  6. Von Flop bis Top – Alle Alben von The Cure im Ranking
  7. Von Flop bis Top – Alle Alben von Blur im Ranking
  8. Die 50 wichtigsten Noiserock-Platten – Mutwillig am Hit vorbei
  9. Von Flop bis Top – Alle Alben von Oasis im Ranking
  10. Von Flop bis Top – Alle Alben von Nick Cave & The Bad Seeds im Ranking
  11. Von Flop bis Top – Alle Alben von Weezer im Ranking
  12. Die 50 wichtigsten Soundtracks – Bilder hören
  13. Zwölf umweltbewusste Alben – Sendungsbewusstsein
  14. Von Flop bis Top – Alle Alben der Beatsteaks im Ranking
  15. Von Flop bis Top – Alle Alben von Frank Turner im Ranking
  16. Von Flop bis Top – Alle Alben der Foo Fighters im Ranking
  17. Global Beat - Die wichtigsten Platten – Der Beat geht weiter
  18. Jahresrückblick 2023: Die 50 Alben des Jahres – Es müsste immer Musik da sein
  19. 1993 in 50 Platten – Re(ar)viewmirror
  20. Die 25 besten Heartland-Rock-Platten – Bewusstsein schaffen
  21. Shoegaze: Die 40 besten Platten – Dream On
  22. Tribute-Alben: 25 Meilensteine – Wem Ehre gebührt
  23. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  24. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  25. Die 33 wichtigsten Koop-Alben – Kommt zusammen
  26. Sludge Metal: Die besten Platten – Schlammschlacht
  27. Die 2010er: Die Plattenliste – Die 100 besten Alben der 2010er
  28. Okkult-Rock - Die Plattenliste – Diabolus in Musica
  29. Proto-Punk: Die 20 wichtigsten Platten – Paten des Punk
  30. Jahresrückblick 2022: Die 50 Alben des Jahres – Kommentare zur Zeit
  31. Britpop - Die Plattenliste – Cool Britannia
  32. Post-Punk: Die besten Alben der ersten Welle – Pinke Flagge, schwarzes Gewand
  33. Post-Punk: Die besten Alben des Revivals – Widerhall in der Fabrikhalle
  34. Von Grunge bis Drum'n'Bass – Die 100 wichtigsten Platten der 90er

Europatour angekündigt

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Die Black Sabbath-Cover-Band Zakk Sabbath hat eine Europatour für März kommendes Jahr angekündigt. Die Supergroup, bestehend aus Frontmann und Gitarrist Zakk Wylde (Black Label Society, Ozzy Osbourne), Bassist Rob “Blasko” Nicholson (Rob Zombie, Ozzy Osbourne) und Schlagzeuger Joey Castillo (Circle Jerks, ex-Queens Of The Stone Age), spielt sieben Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 

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Tickets für alle Termine sind bereits im Vorverkauf erhältlich. Zakk Sabbaths aktuelles Album “Doomed Forever, Forever Doomed”, eine neue Version der Black-Sabbath-Alben “Paranoid” und “Master Of Reality”, ist Anfang März erschienen.

Zuletzt unterstützte Wylde Pantera bei ihrer Live-Reunion und spielte bei Ozzy Osbournes Aufnahmezeremonie in die Rock & Roll Hall Of Fame.

Live: Zakk Sabbath

12.03.2025 Zürich – Komplex 457
14.03.2025 Köln – Essigfabrik
15.03.2025 Frankfurt – Zoom
18.03.2025 Hamburg – Markthalle
21.03.2025 Berlin – Festsaal Kreuzberg
22.03.2025 Wien – Gasometer
23.03.2025 München – Backstage

»Es gibt keine Musikindustrie«

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Charlie Benante ist wütend und damit sicherlich nicht der Einzige. In einem neuen Interview mit The Irish Times äußert sich der Anthrax-Schlagzeuger zur Situation der heutigen Musikindustrie und wie Streaminganbieter Bands und Künstler:innen schamlos ausbeuten.

Zum 40-jährigen Bandjubiläum von Anthrax kommt schnell die Frage auf, inwiefern sich die Industrie innerhalb dieser langen Zeitspanne verändert habe. Benante antwortet trocken mit: „Es gibt keine Musikindustrie. Das hat sich verändert.“ Die Zeiten hätten sich verändert, die Musikindustrie habe es von allen am härtesten erwischt und das Schlimmste daran sei, dass niemand etwas dagegen unternehme. „Unterbewusst ist das wahrscheinlich der Grund, weshalb wir nicht alle drei Jahre eine Platte machen, denn ich möchte nicht alles umsonst rausgeben“, so Benante.

Weiterführend findet der 61-Jährige klare Worte für Streaminganbieter wie Spotify und Co.: „Es ist praktisch wie Stehlen. Die Leute, die Spotify führen, stehlen von den Künstler:innen. Ich habe Spotify nicht abonniert. Ich denke, dort geht die Musik hin, um zu sterben.“

Der Schlagzeuger aus New York machte außerdem deutlich, wie sehr vor allem US-Bands unter dem Streaming-System leiden: „Als Künstler:innen haben wir keine Krankenversicherung, wir haben nichts. Die haben uns so sehr gefickt, ich weiß nicht, wie wir da wieder rauskommen sollen. Du kannst wahrscheinlich mehr Geld verdienen, wenn du an der Ecke Limonade verkaufst.“

In seiner scharfen Kritik am Umgang mit Mediatisierung, die vor allem die Musikindustrie Anfang der 2000er betrafen, unterstützt er Metallica, die Napster wegen Urheberrechtsverletzung verklagten und daraufhin Gegenwind von Fans bekamen. Dazu nimmt er wie folgend Stellung: „Sie hatten absolut recht. Du siehst ja, wo es hingeführt hat […] Sie haben ihre Kunst beschützt, ihr intellektuelles Eigentum, damit nicht irgendein Arschloch kommt und die Kunst stiehlt.“ Für die Kritiker hat er ebenfalls noch etwas parat: „Die Leute wissen nichts darüber. Nur wenn du so gelebt hast wie wir und gemacht hast, was wir tun, kannst du das kommentieren.“

Da Bands im UK auch offenbar immer weniger mit ihrer Musik verdienen, aber die Kosten für Touren steigen, startete Kate Nash erst kürzlich einen Account auf Onlyfans, einer kostenpflichtigen Plattform, auf der häufig erotische Fotos und Videos bereitgestellt werden. Dort teilt sie mit Usern für rund 9 Euro im Monat Bilder ihres Allerwertesten und hofft so, weiterhin faire Gagen für ihr Tourteam zahlen zu können.

Streamingdienste wie Spotify stehen bereits seit längerem in der Kritik, da die Bezahlung der Künstler:innen einem Hungerlohn entspricht: Gerade einmal 0,3 Cent erhalten Künstler:innen pro Stream, im vergangenen Jahr änderte Spotify dazu noch seine Strategie und zahlt Künstler:innen seitdem erst ab 1000 erreichten Streams überhaupt Geld aus.

Neue Single »Paradise«

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„Paradise“ ist das erste musikalische Lebenszeichen, was Brutus dieses Jahr aussenden. Und es ist laut und deutlich, obwohl es das Thema Tod tief in sich trägt. Die Band tourte mit ihrem zuletzt veröffentlichten Album „Unison Life“ (2022) in den vergangenen zwei Jahren durch ganz Europa, mit neuer Musik machte sich das Trio aber in letzter Zeit eher rar. Letztes Jahr veröffentlichten Brutus die Single „Love Won’t Hide The Ugliness“, die es damals nicht auf das Album schaffte, jedoch schon immer einer der Lieblingstitel von Sängerin und Drummerin Stefanie Mannaerts war. Mit „Paradise“ steigt die Band nun in die Welt der Scores ein und liefert einen Titel für den Soundtrack der belgischen Drama-Serie „Putain“.

Die Idee für „Putain“ stammt vom belgischen Rapper und Künstler Gorik van Oudheusden alias Zwangere Guy, mit dem Sängerin Mannaerts schon seit langem befreundet ist.

„Als Fans von ‘ZG’ fühlten wir uns sehr geehrt, als er sich meldete und seine Ideen für den Soundtrack mit uns teilte“, erklärt Bassist Peter Mulders. „Gorik hat die ganze Band inspiriert und es war wirklich cool, eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Auch wenn er nicht als Musiker auf dem Track zu hören ist, ist seine Seele tief in den Track eingewoben“, so Mulders weiter. Obwohl der Song für die Serie geschrieben wurde, könne sich die Band zu 100 Prozent damit identifizieren.

Zu „Paradise“ veröffentlichen Brutus am 6. Dezember die dazugehörige EP, welche neben dem Original selbst auch noch eine Instrumental- und eine Ambient-Version des Songs enthält. Ab dem 29. November kann diese bereits exklusiv über Evil Greed bestellt werden.

Neue Comicserie angekündigt

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Am Freitagabend kündigten Ghost die Veröffentlichung einer neuen Comicbuchserie an. Im Mittelpunkt soll dieses Mal Sister Imperator stehen, der fiktive Charakter gilt als das Oberhaupt von The Clergy. Die erste Ausgabe des Comics soll am 5. März erscheinen, drei weitere Ausgaben sollen zu bislang noch nicht bestätigten Zeitpunkten folgen. Der erste Teil kann bereits vorbestellt werden.

 

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Geschrieben wurde die Comicserie von Corinna Bechko, als Co-Autor war Ghost-Frontmann Tobias Forge selbst mit beteiligt. Als Illustrator:innen zeichnen sich außerdem Puste, Thiago Rocha und Jimmy Betancourt verantwortlich.

Zuletzt hatten Ghost eine umfassende Welttour angekündigt. Die Besonderheit der Konzerte: Sie sollen allesamt ohne Handys stattfinden. Tickets für die Konzerte sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Davor kündigten Ghost zudem die digitale und physische Veröffentlichung ihres Konzertfilms an.

Live: Ghost

23.04. Frankfurt – Festhalle
24.04. München – Olympiahalle
03.05. Zürich – Hallenstadion
07.05. Berlin – Uber Arena
08.05. Amsterdam – Ziggo Dome
14.05. Oberhausen – Rudolf Weber Arena
15.05. Hannover – ZAG Arena

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