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The Shins – ‘Phantom Limb’ u.a.

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Da kann Frontmann James Mercer in Interviews noch so oft auf die schlaflosen Abgründe von “Wincing The Night Away” verweisen. In erster Linie bietet das dritte Album der Shins in gewohnt putziger Eigenarzt glänzende Song-Perlen mit strahlende Melodiebögen. Solche, die man vielleicht nicht gleich beim zweiten Hördurchgang mitsingen kann, die sich aber bereits beim ersten Mal irgendwo im Hinterkopf eingenistet haben – man weiß es nur noch nicht.

Auch das Video zu “Phantom Limb” vereint spielerisch die Diskrepanz zwischen depressivem Grundtenor und augenscheinlicher Lebensfreude. Auf einer Bühne werden dunkle Stunden der Geschichte, wie die Eroberung Mexikos durch die Spanier oder die Exekution Jeanne d’Arcs, dargestellt. Keine leichte Kost, wären da nicht unzählige Kinder, die neben dem Quintett die Hauptrollen in diesem Theaterstück übernehmen. Krieg und Hass erscheinen in neuen Gewändern, hinter denen sich halbwüchsige Laienschauspieler verbergen, die sichtlich Spaß an der Inszenierung haben und die Absurditäten der westlichen Geschichte ad absurdum führen.

“Phantom Limb”

Gleichwohl verspielt und niedlich (ja, schon wieder) geht es im Video zur zweiten Single “Australia” zur Sache. Mit Scheren und Messern in den Taschen ihrer orangefarbenen Overalls begeben sich die fünf Bandmitglieder auf eine halsbrecherische Mission: Die Freilassung gefangener Luftballons. Am Ende findet jeder Ballon seinen Weg in den Himmel und die Band den ihren in das Herz des Indiepop-Fans.

“Australia”

Auch der Clip zu “Turn On Me” liest sich auf dem Papier zunächst wie eine amüsante Idee für einen vier-minütigen Sketch. Ein älteres Mittelschicht-Ehepaar am Pool; er in patriotischer Badebuxe nach Blättern fischend, sie dem Hautkrebs durch Sonnenstrahlen entgegenfiebernd. Hinzu kommen ein unbeholfener Kranführer mit Klavier, ein einäugiger Chihuahua, eine Biene und der liebe Zufall. Was wie die Südstaaten-Variante von Loriot klingt, ist ohne Zweifel das bisher beeindruckendste Video der Shins. Das Produzenten-Team Michael (sic!) schaffte mit kontrastreichen, ruhigen Bildern eine Ästhetik, die man für nicht vereinbar mit freizügigen Frührentnern und schwitzenden Bauarbeitern hielt.

“Turn On Me”

Scout Niblett & Will Oldham – ‘Kiss’

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Schon wenn sich die ersten vernebelten Akkorde in Bewegung setzen und Scout Niblett sich in bester Halloween-Manier mit falschen Zähnen in Schale schmeißt, entkommt man nur noch schwer der besonderen Aura dieses Videos. Auch Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’ Billy übt unkonventionell im Skelett-Kostüm gekleidet vor dem Spiegel Grimassen.

Noch erahnt man nicht, in welchem Zusammenhang die beiden Protagonisten stehen, bis der Himmel sich zunehmend verdunkelt und zu erkennen gibt, dass er für diese beiden Menschen voller Geigen hängt. Die beiden betasten sich erst zaghaft mit ihren Stimmen, schmiegen sich immer mehr an und entladen schließlich all ihre Verzweiflung am Telefon, wenn der atemberaubende Refrain die Entfernung zwischen ihnen im Nichts verschwinden lässt. Wer vergessen hat, wie schön, aber auch wie schmerzhaft es sein kann zu lieben und sich von Erinnerungen übermannen zu lassen, darf hier mal wieder ausgedehnt seufzen.

“Kiss”

Hard-Fi – ‘Suburban Knights’

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Dieses Video vereint viele Klassiker der Musikvideo-Geschichte in sich. Einmal für das Protokoll: Hard-Fi spielen über den Dächern, bringen sich selbst durch ausgiebiges Strippenziehen auf Sendung, begeistern sich auch ohne Publikum und mimen die wilden, aber auch süßen Rockerjungs von nebenan.

So geizt das Video vielleicht mit einer handfesten Story und den oftmals so wichtigen Spezialeffekten, rückt aber die Band ins richtige Licht, um da anzuschließen, wo sie mit ihrem grandiosen Debüt und den damit verbundenen, unzähligen Singles aufgehört hat. Leider schließt nur dieses Video und der Track an die weit zurück liegende Erstlingsphase an. Der neue Rest hat die Fanherzen eher gespalten zurückgelassen, was sich auch in unserem 4-Ohren-Test zu “Once Upon A Time In The West” niedergeschlagen hat.

Hard Fi – “Suburban Knights”

José González – ‘Down The Line’

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“Don’t let the darkness eat you up”, fordert José González im Endteil seiner Single “Down The Line”. So gesehen ist der Mann mit dem Schweinegesicht als Mahnmal zu verstehen. Er hat es nicht geschafft, seine durch die Außenwelt entstandene Wut nach Innen zu kompensieren. Immer auf der Suche nach Zerstörung durchforstet die seltsame Gestalt die Nacht und verleiht seiner Verzweiflung Ausdruck.

Spätestens wenn er auf die vom Regen durchnässte Autoscheibe mit dem Finger den Namen “Ella” schreibt, wird seine Trauer deutlich. Auch er kämpft mit dem Leben als solches, auch er hat einen Verlust zu beklagen. So bietet dieses zutiefst groteske Video doch menschliche Züge und wird dadurch mit jeder Einstellung faszinierender, tiefgehender und auch trauriger. In Verbindung mit dem Song sicherlich kein Werk für sonnige Gemüter. Eher ein Statement für die Dunkelheit in uns allen.

“Down The Line”

Battles – ‘Atlas’

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“Klingt, als ob ein Sack Flöhe eine Rockband gegründet hätte”, urteilte Carsten Schuhmacher treffender Weise über die Musik von Battles. Denn auch wenn sie nur zu viert sind, klingt ihre Musik dermaßen abgedreht, als würden unzählige kleine Wesen ihre Instrumente bedienen und an irgendwelchen Rädchen drehen. Der Gesang auf Helium, die Gitarren und Keyboards seltsam verstimmt und verzerrt, dass sie nur noch von einer Rhythmus-Sektion zusammen gehalten werden können, die vom ehemaligen Helmet-Schlagzeuger John Stanier angeführt wird. Unscheinbar und nahezu brav sitzt er dort, mit Hemdkragen unter dem Pullover und bearbeitet sein Schlagzeug wie eine Industrie-Nähmaschine, von der Bassdrum bis zum meterhohen Becken. Was hier im Kubus noch so brav wirkt, wird live zur Supernova.

Die vier New Yorker sagen selbst: “Die Individualität der Mitglieder ist unsere Stärke.” Was bräuchte ein Video also mehr, als diese vier Musiker in einem Raum, der dazu noch das Außerirdische der Musik überträgt? Eben: nichts!

“Atlas”

Daft Punk – ‘Harder Better Faster Stronger (Alive 2007)’

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Die Idee ist zwar nicht mehr so neu, aber immer noch gut genug, um jedes Mal wieder zu begeistern: 250 Fans wurden bei der diesjährigen Brooklyn-Show von Daft Punk mit Handkameras bestückt und filmten die Show. Wer das Glück hatte, bei den wenigen Live-Sets des französischen Duos vor Ort zu sein, hat diese Momente bestimmt noch präsenter im Kopf. Wer die Bilder zu schnell, zu hektisch und zu bunt findet, dem muss gesagt werden: Das war auch real so. Diese Form des Musikvideos bietet zum einen die wohl noch authentischste Wiedergabe des Konzertes, zum anderen geben der Kamerawinkel und die Führung selbiger den persönlichen Konzerteindruck besser wieder, als die dickste DVD-Produktion. (Für das auf die Füße treten und den Kippenmief muss man im Wohnzimmer natürlich dennoch selber sorgen.)

Die Video-Schnipsel würden übrigens von niemand geringerem als Olivier Gondry zusammengefügt und dienen als Quasi-Single für Daft Punks “Alive 2007”, eines der wohl besten Live-Alben seines Genres.

“Harder Better Faster Stronger (Alive 2007)”

Band Of Horses – ‘Is There A Ghost’

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Im Oktober erschien das zweite Album der Band Of Horses und ritt sich direkt mit dem Opener “Is There A Ghost” in die Gehörgänge, um dort noch ein wenig länger zu verweilen. Sänger Ben Bridwell schafft es wie kaum ein anderer Themen zu dramatisieren und auch den Shins, ihren Labelkollegen bei Sup Pop, mit denen sie gerne verglichen werden, das Wasser zu reichen.

Drama ist Programm, so auch in “Is There A Ghost”, wo das Nicht-Schlafen-Können besungen wird. “I could sleep. When I lived alone. Is there a ghost in my house?” Das sind die wenigen Textzeilen, die in dem Song vorkommen. Selbst wenn die Darsteller allein leben, im Video werden sie trotzdem ihres Schlafes im wahrsten Sinne des Wortes “beraubt”. Ist es nun ein Geist, der sich nachts in die Schlafzimmer schleicht und die Kopfkissen entwendet oder ist es doch nur eine Dame, die einen ungewöhnlichen Fetisch auslebt? Seht selbst, im Video zu einem der wohl schönsten Songs des Jahres.

“Is There A Ghost”

The Arcade Fire – ‘Neon Bible’

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Wen das Arcade Fire-Album “Neon Bible” in diesem Jahr mit seiner unwiderstehlichen Magie in seinen Bann gezogen hat, weiß wovon die Rede ist: Die Band versteht es – ganz ohne Tricks und faulen Zauber – nur mit Hilfe der Aura ihrer Songs ganze Gefühlswelten zu erschaffen und wieder in sich zusammenfallen zu lassen. Eine Nummer kleiner zeigt sich da ihre Videoanmitaion zur Single “Neon Bible”, bei der letztendlich doch nur mit Tricks geglänzt wird. Das Besondere: Man selbst bestimmt das Geschehen und steuert Win Butlers Hände, um mit Bällen zu jonglieren, diese verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen zu lassen oder sein Können an den Karten zu demonstrieren.

So laden die Kanadier zum Crash-Kurs “Magie” ein und lassen zumindest in kleinem Rahmen nachfühlen, wie das sein muss, so ein Zauberer zu sein. Dabei ist es doch sowieso viel schöner, sich ganz passiv einfach verzaubern zu lassen.

“Neon Bible”

Against Me! – ‘White People For Peace’ u.a.

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Die Sonne scheint, der Rasen ist getrimmt und die Cheerleader lächeln in frivoler Vorfreude. Wäre dies kein Video von Against Me!, man würde gleich mit in den Kanon der bösen Major-Label-Falle einstimmen. Doch das Quartett aus Gainesville hat diese mit “New Wave” schlicht weggespült und gemeinsam mit Butch Vig das Album seiner Karriere eingespielt.

Und so ist auch das Video zu “White People For Peace” kein dreieinhalb-minütiges High-School-Drama, sondern die konsequente Umsetzung des “protest songs” – nur dass “east and west” sich nicht an den Grenzen im Nahen Osten, sondern auf dem Unterhaltungs-Schlachtfeld der USA, dem Football-Spielfeld, gegenüber stehen. Was folgt, ist eine tödliche Schlägerei, die auch ein verwahrloster, abgemagerter Protestsänger nicht aufhalten kann.

Against Me! – “White People For Peace”

Die gewollt augenscheinlich zu ziehenden Schlüsse lassen nur ein Urteil zu: Against Me! sind sich und ihren Idealen treu geblieben und verpulvern das Geld von Sire lediglich für die Yard-Markierungen des Football-Schlachtfeldes.

Anders als die besungene Drogensüchtige in “Trash Unreal”, die die Rast- und Ziellosigkeit einer ganzen Generation verkörpert und im dazugehörigen Video nicht auf den Boden der Tatsachen landet. Stattdessen geht es gleich ein Stockwerk tiefer, wo sich vier tätowierte Typen aus Florida die Seele aus dem Leib schreien, während sie vom Wein der über ihnen feiernden Oberschicht überschwemmt werden.

Against Me! – “Trash Unreal”

Zweifellos wissen Tom Gabel und Co. wo sie stehen. Doch am liebsten verlassen sie ihren Platz im Keller der betäubten High Society und tingeln von Stadt zu Stadt und Land zu Land, wie eine ganze Reihe Tour-Collagen zu nicht minder Single-tauglichen Albumtracks hinterlegen:

Against Me! – “Up The Cuts”

Against Me! – “Stop”

Against Me! – “Americans Abroad”

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