Wegen Betrugs landet Hampton Chambers (David Oyelowo) für drei Jahre hinter Gittern. Drei Jahre, in denen seine Frau Astoria (Simone Missick, “Luke Cage”) die gemeinsamen Söhne Einstein (Evan Ellison) und Harrison (Jahi Di’Allo Winston) allein großziehen muss. Dafür opfert sie ihren Traum, Innenausstatterin zu werden. Doch dann, eines schönen Tages im Sommer 1969, steht Hampton auf der Matte vor dem familiären Haus im San Fernando Valley. Der überaus kluge wie gleichmütige Einstein freut sich über Dads Rückkehr. Der politisch freigeistige Harrison eher weniger. Und Astoria bedeutet ihrem Mann sogleich, dass es a) keine Küsschen gibt, b) der halbe Hausstand reparaturbedürftig ist und er c) erstmal in der Garage wohnen kann.
Mitgebracht hat Hampton aus dem Gefängnis die Blaupause und den Prototypen eines Bohrers mit selbstschärfendem Bohrkopf. Jetzt gilt es, das Ding unters Volk zu bringen. Aber leider sind da die frankokanadischen Prevost-Brüder, bei denen Hampton dank seiner verkürzten Zeit im Knast anscheinend 2.000 Dollar Schulden hat. Doch Kollege Bootsy (Bokeem Woodbine) hat eine Idee, wie sie zu Geld kommen können: nach dem Sabbat den Tresor des jüdischen Tempels knacken.
“Government Cheese” ist nichts so richtig. Ein wenig Gaunerkomödie, ein bisschen Familiendrama und viel charmantes Drumherum. Die zehn Folgen kommen nur langsam ins Rollen, biegen immer wieder links und rechts ab, bremsen, bevor es spannend wird, sind zu ernst, bevor es richtig lustig wird. Entwickelt hat die Serie für Paul Hunter zusammen mit Aeysha Carr für Apple TV+. Es ist Hunters erste Serie. Er hat mit “Bulletproof Monk” gerade mal einen Film gedreht. Das war 2003. Aber: Hunter ist Spezialist des Kurzformats. Er hat Werbefilme gedreht (Emmy für einen Nike-Spot) und vor allem Musikvideos für die größten HipHop- und R-&-B-Stars. Als in die Tiefe gehenden Showrunner zeichnet “Government Cheese” – quasi: Scheiblettenkäse – ihn nicht aus. Dafür ist die Serie optisch und akustisch tadellos. Sonnengeflutete Bilder, wunderschöne 60s Dekors, schicke Outfits und tolle Songs der Ära, die noch nicht komplett totgedudelt sind – von den Chambers Brothers über Margo Guryan bis Tyrone Davis. Und der Theme-Song stammt von Pharrell Williams. Das Ensemble ist wunderbar, und darüber hinaus erinnert “Government Cheese” in seiner teils surrealen Machart nicht nur einmal an das Feelgood-Kino eines Wes Anderson, dem Großmeister des Konzepts “style over substance”.