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Werk und Autor

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“Was machen wir mit großer Kunst von moralisch problematischen Menschen?”, fragt sich Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch. “Warum gehen wir zum Beispiel mit dem Werk eines rechtsextremen Künstlers sanfter um, und verurteilen dagegen das eines Pädophilen, dessen Songs wir eh nicht so gerne mögen?”

Mit diesen Schwierigkeiten von der Trennung zwischen Werk und Autor setzt sich die Band in ihrem Song “Kanye in Bayreuth” auseinander, der auf ihrem aktuellen Studioalbum „Gute Laune ungerecht verteilt“ zu finden ist. Eine Lösung für das Dilemma findet zwar Wiebusch nicht, dafür stellt er im Hiphop-beeinflussten Stück fest: “Je größer die subjektive Liebe für einen Künstler ist, desto mehr wird gerne die objektive Welt ausgehebelt”, so der Sänger.

“Verständlich, weil wir ja auch oft eine emotionale Bindung zu dem Werk haben. Moral ist in dem Kontext eben nicht objektiv. Die beiden Welten clashen miteinander. Und was dann? Der Song ‘Kanye in Bayreuth’ hat keine Antwort auf diese Frage. Er versucht nur die Ambiguität, die dieses Thema umweht, einzufangen.” Entsprechend reißt er Kontroversen um Künstler wie P. Diddy, Michael Jackson, Woody Allen, Morrissey oder Louis C.K. an, so richtig wertend wird er aber nur bei Richard Wagner. Gegen den sei immerhin “jedes Arschloch ein Pausenclown”.

Das neue Musikvideo versucht die komplexe Thematik mit surrealen, düsteren Szenen einzufangen. Gedreht wurde es von Regisseur Benjamin Reder, der an TH Ostwestfalen-Lippe Kinematografie studiert. Kettcar hatten bereits 2017 mit Student:innen der TH das Video zu “Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun” umgesetzt. Professor Georgij Pestov, der das Projekt betreute, sagte zur Zusammenarbeit: “Es ein großartiges Gefühl, meinen Studierenden die Möglichkeit zu geben, im Bereich der Musikvideokunst erfolgreiche Produktionen mit so großen Künstlern wie der Band Kettcar zu ermöglichen. Die wiederholte Zusammenarbeit mit der Grand Hotel van Cleef Musik GmbH war für beide Seiten ein Erfolg.”

2024 spielen die Hamburger noch ein Konzert als Headliner auf dem Rolling Stone Beach Festival am Weißenhäuser Strand, bevor es im Januar 2025 nach einem erfolgreichen ersten Tourteil weiter geht.

Mehr zum neuen Album von Kettcar lest ihr im großen Interview mit Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff. (V+)

VISIONS empfiehlt: Kettcar

16.11.24 Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Beach

17.01. Düsseldorf, Stahlwerk
18.01. Osnabrück, Botschaft
19.01. Aurich, Stadthalle
21.01. Ulm, Roxy
22.01. CH – Zürich, Kaufleuten
23.01. CH – Bern, Bierhübeli
24.01. Heidelberg, Halle 02
25.01. Frankfurt, Batschkapp
26.01. AT – Graz, Orpheum
28.01. Potsdam, Waschhaus
29.01. Magdeburg, Factory
30.01. Rostock, M.A.U. Club
31.01. Hamburg, Georg Elser Halle (ausverkauft)
01.02. Hamburg, Georg Elser Halle

Dissonanz statt Extravaganz

“Into the darkness again/ In with the pigs in the pen”, singflüstert Grian Chatten während er aus der Dunkelheit auf die Bühne schleicht. Heute muss das so: Normalerweise gönnen sich Fontaines D.C. auf ihrer aktuellen Tour einen dramatischen Vorhangfall zu ihrem ebenso dramatischen Introsong, doch das seit Monaten ausverkaufte E-Werk ist offenbar zu klein für das ganz große Drama. Zumindest der beleuchtete Bandschriftzug hat hineingepasst und prangt als einzige giftgrüne Lichtquelle über der Band, die den cineastischen Albumopener von „Romance“ mit tonnenschwerem Bass und James-Bond-Gitarren immer bedrohlicher anschwellen lässt, bevor Chatten im nächsten Moment wieder beinahe süßlich „Maybe romance is a place/ For me/ And you“ schmachtet. Pure Alptraumstimmung zwischen Dissonanz und Rotweinromantik, mit dem Breitwandsound der Arctic Monkeys.

Ebenso überzeugend: Lichtshow und Bühnenbild der aktuellen Tour (Foto: Tim Lasche)
Ebenso überzeugend: Lichtshow und Bühnenbild der aktuellen Tour (Foto: Tim Lasche)

Die mit „Romance“ dazu gewonnen Fans in ihrem der Band nachempfundenen Happy-Mondays-meets-Anime-meets-Berliner-Vintageladen-Look aus den ersten Reihen haben sie damit auf Anhieb, die aus den Tagen des wüsten “Dogrel” ebenso. Zu imposant bäumen sich Fontaines D.C. hier auf. Den Rest holen sie direkt im Anschluss mit gleich fünf Songs ihrer älteren Alben und leben ebenjenen “spirit”, von dem sie im mittlerweile fünf Jahre alten Hit „Boys In The Better Land“ noch fantasiert haben.

Kein Mann der großen Worte: Frontmann Grian Chatten (Foto: Tim Lasche)
Kein Mann der großen Worte: Frontmann Grian Chatten (Foto: Tim Lasche)

Die Iren, unterstützt von Live-Mitglied Chilli Jesson (Palma Violets), wissen hier genau, was sie tun, wirken eingespielt, routiniert, wechseln untereinander Akustik- und Bassgitarren aus oder tauschen Plätze an den direkt zwei Keyboards, als hätten sie den ganzen Sommer nichts anders geübt. Ok, haben sie auch, aber trotzdem: der Extravaganz der neuen Songs gebieten sie mit Gitarrenlärm, Störgeräuschen und genug Punk-Wut unter den bunten Outfits und Egos immer wieder Einhalt. Überkandidelt oder gar klinisch wirkt an der tighten Performance nicht viel. Im Gegenteil, Fontaines D.C. treiben den Druck ihrer drei Gitarren und zwei Bässe so weit auf die Spitze, dass etwa das bittersüße “Favourite” gleich hintenüber fällt.

Spielt mit der Lautstärke auf Anschlag: Bassist Conor Deego III (Foto: Tim Lasche)
Spielt mit der Lautstärke auf Anschlag: Bassist Conor Deego III (Foto: Tim Lasche)

Nur die Sache mit der Romantik fällt der Band nach wie vor schwer. Chattens Love Language besteht aus, nun ja, nicht viel, Klappe halten und cool aussehen oder sich Wegdrehen eben. Zumindest, wenn kein Song läuft. Ansonsten wirbelt er gekonnt über die Bühne, gestikuliert wild herum, rudert mit den Händen, wickelt sich um den Mikroständer oder stampft ihn plakativ in den Boden. Die überraschend schnell einsetzende Stille nach Songs füllt die Band dann einfach mit Krach. Irgendwann rutscht ihm dann aber doch noch ein zaghaftes „Hallo“ raus.

Gitarrist Conor Curley (l.) und Alleskönner Chilli Jesson (Foto: Tim Lasche)
Gitarrist Conor Curley (l.) und Alleskönner Chilli Jesson (Foto: Tim Lasche)

Immerhin: ihre zugegeben sogar etwas feindselige Anti-Haltung bei etwa ihrer zweiten Köln-Show in der Kantine 2019 haben Fontaines D.C. längst abgelegt und auch zu großen Starallüren lassen sie sich kaum hinreißen – trotz des Hypes und royaler Wertschätzung der Elton Johns dieser Welt. Nur die entweder zur Schau gestellte übertriebene Coolness oder eben plakative Unlust bei vor allem Bassist Conor Deegan III und Gitarrist Conor Curley versauert angesichts eigentlich fantastischer neuer und alter Songs die Atmosphäre, sodass man sich lieber fünfmal die Energie von Chilli Jesson wünscht, der sichtlich am meisten Spaß hat.

Wohl das vorerst letzte Mal im E-Werk mit ihrem Alternative-Rock-Kino: Fontaines D.C. (Foto: Tim Lasche)
Wohl das vorerst letzte Mal im E-Werk mit ihrem Alternative-Rock-Kino: Fontaines D.C. (Foto: Tim Lasche)

Auch wenn die große Sensation damit ausbleibt, zufrieden gehen wohl die meisten nach rund 80 Minuten nach Hause, vor allem derjenige, der Chattens Tambourine gefangen hat. Und den Hype? Den nehmen Fontaines D.C. ebenfalls weiter mit. Nächstes Jahr dann auf Festivals und eigenen Open Airs. Vermutlich bald dann auch mit mehr als drei Tourbussen und noch größerem Selbstbewusstsein in den nächstgrößeren Hallen. Um sich die Aufbruchsstimmung durch statisches Auftreten und eingeschliffene Abfolgen verhageln zu lassen, sind ihre Platten und Songs, wie das atemlose Punk-Rap-Stück “Starbuster” als perfekter Closer, auch schlichtweg viel zu gut.

Third-Man-Session auf Vinyl angekündigt

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Am 13. Juni spielten Interpol eine exklusive Live-Session im Blue Room in Nashville im Rahmen der “direct-to-acetate-recordings”-Reihe von Jack Whites Label Third Man Records. Die Band kündigte nun die Vinyl-Veröffentlichung des mitgeschnittenen Albums für Anfang Dezember an. Es wird außerdem auch digital verfügbar sein.

Als ersten Vorgeschmack auf die Platte hat die Band mit „Say Hello To The Angels“ bereits einen Song aus der Session veröffentlicht.

Das Besondere an diesen Aufnahmen ist, dass die Sets komplett analog aufgenommen und bis zur Pressung nicht in ein digitales Signal transferiert wurden. Die Live-Reihe umfasst mittlerweile eine zahlreiche Auswahl an Live-Aufnahmen unter anderem etwa The Melvins, The Hives oder auch Mdou Moctar.

 

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Das Set von Interpol umfasste insgesamt acht Songs, die aus der Banddiskografie bis 2014 zusammengestellt wurden. So sind jeweils zwei Songs ihres Debüts „Turn On The Bright Lights“ von 2002, dem Nachfolger „Antics“ von 2004 und ihrem fünften Album „El Pintor“ von 2014 enthalten. Der erste Song stammt wiederum von ihrem dritten Album „Our Love To Admire“ (2007) und auch von „Interpol“ (2010) ist ein Song vertreten.

Das Album kann bereits vorbestellt werden und ist ab dem 6. Dezember verfügbar.

Freikarten zu gewinnen!

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Die selbsternannte Post-Industrial-Britain-Misery-Punk-Band High Vis kommt im Rahmen der “A Guided Tour”-Europatour nach Deutschland. Erst im Oktober vorheriges Jahr haben die Post-Punks vier Konzerte in Deutschland gespielt und davor mit ihrem Album “Blending” Clubshows in Deutschland und Großbritannien ausverkauft.

Mit dem aktuellen Album “Guided Tour”, das Ende Oktober erschienen ist, nehmen High Vis ihre Hörer:innen buchstäblich an die Hand und auf eine geführte Tour durch ihren Soundkatalog – eine wenig verträumte Flucht vor dem harten britischen Realismus. Mit diesem Album zeigen sie, wie verschiedene Genreinteressen auch zusammen funktionieren können und weichen die Definition von Hardcore immer weiter auf.

Zum Tourstart verlosen wir 2×2 Plätze auf der Gästeliste bei einem Konzert (außer Berlin) nach Wahl. Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Glück!

»Mantra«-Jubiläumstour angekündigt

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Krishnacore-Mitbegründer Shelter spielen kommenden April eine zehn Konzerte umfassende Europatour. Sieben davon fallen auf Deutschland und Österreich, das erste Mal seit 2018, als sie im Berliner SO36 spielten. Dorthin werden sie wieder zurückkehren, ebenso nach Essen, Schweinfurt, Leipzig, Wien, München und Köln.

Die Tour steht im Zeichen des 30-jährigen Jubiläums ihres wohl bekanntesten Albums “Mantra”. Frontmann Ray Cappo erinnert sich zu diesem Anlass an die Platte: “Die größte Illusion ist, dass wir nur unser Körper sind. ‘Mantra’ erinnert uns daran, dass wir viel mehr sind.” Damit repräsentiert das Album emblematisch den Stil des Krishnacore, der Hardcore-Punk mit den spirituellen Lehren des Krishna-Bewusstseins verbindet.

Ihr bisher letztes Album “Eternal” veröffentlichten Shelter 2006, zuvor hatte sich die Band aufgelöst und wieder zusammengefunden, danach tourten sie sporadisch um die ganze Welt. Zuletzt hatten Gitarrist John “Porcell” Porcelly und Schlagzeuger Vinny Panza die Hardcore-Band Values Here gegründet, deren Debütalbum “Take Your Time, I’ll Be Waiting” erschien 2023.

Tickets für alle Termine sind bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

 

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Live: Shelter

08.04.25 Essen – Zeche Carl
09.04.25 Berlin – So36
10.04.25 Schweinfurt – Alter Schlachthof
11.04.25 Leipzig – Felsenkeller
12.04.25 Wien – Szene
14.04.25 München – Backstage
15.04.25 Köln – Luxor

Farin Urlaub auf Album von Flake

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Als jemand, der es als inneres Bedürfnis ansieht, Stellung zu beziehen und auch öffentlich Haltung zu bewahren, konnte man Farin Urlaub als stets äußerst integren Musiker wahrnehmen, auf den Alben der Ärzte wie auch in Interviews.

Umso überraschender kam für viele offenbar die Info, dass er als Gast auf dem Soloalbum “Flake feiert Weihnachten” von Rammstein-Keyboarder Christian “Flake” Lorenz zu hören sein wird. Nicht nur gab es gegen Sänger Till Lindemann zahlreiche Missbrauchsvorwürfe und – mittlerweile eingestellte – Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft, auch Lorenz selbst wurde von zwei Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt.

Eine anonyme mutmaßliche Betroffene hätte sich 2002 mit damals 17 Jahren nicht gegen Sex mit dem damals 36-jährigen Lorenz wehren können. 1996 soll eine damals 22-Jährige ihr Bewusstsein bei einer Aftershowparty verloren haben und nackt neben Lorenz aufgewacht sein. Der ließ die Vorwürfe über seinen Anwalt mit Bezug auf seine Intimsphäre und unzureichend belegte Tatsachen zurückweisen.

Auch wenn keine Anzeigen gestellt oder Verfahren eingeleitet wurde und Rammstein selbst immer noch ausverkaufte Konzerte spielten, litt Lorenz’ Ruf: Sein Podcast bei Radioeins etwa wurde auf “unbestimmte Zeit pausiert”, sein Auftritt bei der ARD-Sendung “Inas Nacht” wurde herausgeschnitten.

Im Promotext zu “Flake feiert Weihnachten” spricht Lorenz von einer offenbar engeren Zusammenarbeit mit Farin Urlaub für ihre gemeinsame Version von “Süßer die Glocken nie klingen”, die auf dem Weihnachtsalbum zu hören sein wird: “Die Idee mit den Einspielern kam von Farin”, so Lorenz. “Das ist ein Lied, das man sich selbst im Gehirn zusammenbauen muss. Auf so etwas Geniales kommt nur Farin Urlaub.” Unklar ist allerdings noch, zu welchem Zeitpunkt die Aufnahmen stattgefunden haben. Als weitere Gäste holte sich der Rammstein-Keyboarder unter anderen Doro Pesch und Joey Kelly dazu.

 

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Auch wenn es nie zu einer Verurteilung von Lorenz oder den anderen Mitgliedern von Rammstein kam, büßt Urlaub für einige Beobachter:innen an Glaubwürdigkeit mit diesem Gastbeitrag ein. “Gerade angesichts der doch sehr reflektierten letzten Ärztealben in Sachen Männlichkeit ist das überraschend. Aber gut, Männer untereinander. Da wird über all den Schmutz gerne hinweggesehen und abgekumpelt. Und wer mit Schmutz hängt, ist selber welcher”, heißt es etwa in einem Instagram-Beitrag des Blogs Der Kulturgenosse.

Auch in Urlaubs Online-Gästebuch herrscht größtenteils Enttäuschung: “Schade, hatte immer großen Respekt vor Farin und den Ärzten, aber dass auch hier eher den potenziellen Tätern als den Betroffenen geglaubt und sich mit ihnen solidarisiert wird, ist einfach nur erschreckend.” Einige User sprachen allerdings auch ihre Unterstützung für Urlaub aus: “Vertraut ihr Farin denn überhaupt nicht? Er wird seine Entscheidung gut durchdacht haben”, heißt es etwa.

Geäußert hat sich Urlaub zu der Zusammenarbeit bisher nicht. VISIONS hat um eine Stellungnahme gebeten, allerdings sei Farin Urlaub aktuell “verreist und nicht erreichbar”.

Als einziges Rammstein-Mitglied hatte sich Schlagzeuger Christoph Schneider ausführlicher zu den Vorwürfen geäußert und sich öffentlich von seinen Bandkollegen distanziert. VISIONS-Redakteur Jan Schwarzkamp hat die Vorwürfe um Rammstein vergangenes Jahr in einem ausführlichen Kommentar behandelt.

Neues Album angekündigt

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Die britischen Post-Punk-Innovatoren Squid haben mit der Single “Crispy Skin” ihr drittes Album angekündigt. “Cowards” soll kommenden Februar erscheinen und verschiedene Facetten von Bösem, Sekten und Apathie thematisieren – in starkem Kontrast also zum letzten Album, dem luftigeren und wärmeren “O Monolith”.

“‘Crispy Skin’ wurde von einem dystopischen Roman inspiriert, in dem Kannibalismus zur gesellschaftlichen Norm wird, und Menschen hergestellt und in Supermärkten verkauft werden [“Wie die Schweine” von Agustina Bazterrica]”, so Schlagzeuger und Sänger Ollie Judge zum ersten Song des Albums. “Ich denke, wenn die meisten Leute solche Bücher lesen, stellen sie sich selbst als die Art von Person vor, die den moralischen Standpunkt einnehmen würde. Der Track handelt davon, wie schwierig es ist, in diesen Geschichten der Verzweiflung und des Grauens einen moralischen Kompass zu haben.”

Für das Album haben sich Squid namhafte Unterstützung geholt: Das experimentelle Musikvideo zu “Crispy Skin” ist unter der Leitung des japanischen Regisseurs Takashi Ito entstanden, in Anlehnung an seinen Kurzfilm “Zone”. Mit Stammproduzent Dan Carey hat die Band bereits auf den beiden Vorgängeralben zusammengearbeitet, zusätzliche Stimmen und Instrumente wurden von unter anderem Rosa Brook (Pozi), Zands Duggan und dem Ruisi Streichquartett beigesteuert, das auch schon mit Jonny Greenwood arbeitete.

Vorbestellungen für “Cowards” sind bereits möglich. Wer die Platte bis Sonntag, den 17. November um Mitternacht vorbestellt, bekommt zusätzlich die Möglichkeit ab Montag, dem 18. November, den ersten Zugang zum Vorverkauf für die UK-Tour kommenden Februar und März zu erhalten. Der allgemeine Verkauf beginnt am Mittwoch, dem 20. November, um zehn Uhr. Im April machen Squid dann auf ihrer Europatour für vier Konzerte in Deutschland halt.

Squid – “Cowards”

squid cowards cover

01. “Crispy Skin”
02. “Building 650”
03. “Blood On The Boulders”
04. “Fieldworks I”
05. “Fieldworks II”
06. “Cro-Magnon Man”
07. “Cowards”
08. “Showtime!”
09. “Well Met (Fingers Through The Fence)”

Live: Squid

10.04.2025 Club Volta – Köln
11.04.2025 Polimagie Festival – Dresden
12.04.2025 Lido – Berlin
14.04.2025 Manufaktur – Schorndorf

Tourankündigung?

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Gestern Abend fingen zahlreiche Venues weltweit damit an, Fotos zu posten, die auf eine baldige Ankündigung auf eine umfassende Welttournee hinweisen. Neben zahlreichen Terminen in den USA scheinen Linkin Park auch einige Konzerte in Deutschland in Kürze anzukündigen: Demnach sollen in Frankfurt, Düsseldorf, Hannover und Berlin Shows anstehen, jeweils in den (Fußball-)Stadien der Städte. Dazu verweisen die Venues auf eine Ankündigung am Donnerstag, dem 14. November, um 13 Uhr.

Aktuell spielen Linkin Park noch in den USA und haben etwa vergangene Woche bei ihrer Show in Texas gleich zwei Weltpremieren gegeben: Neben dem bislang noch unveröffentlichten “Casualty” gab es auch “All For Nothing” mit Page Hamilton als Gast erstmals zu hören. Auch bei ihrer Show im September in Hamburg gab es mit “Heavy Is The Crown” eine Weltpremiere zu hören.

An diesem Freitag erscheint das neue Album von Linkin Park, “From Zero”. Es kann weiterhin vorbestellt werden. Anfang September hatten Linkin Park ihr Comeback angekündigt. In die Fußstapfen des verstorbenen Chester Bennington tritt Emily Armstrong.

Märchenkalter Monokel-Metal

Alles muss man selber machen. Das unter anderem von Agrypnie und Thränenkind bekannte Multitalent Nathanael holt den Rechen mit den ganz schartigen Zinken raus und harkt mit “The World Without Us” (Supreme Chaos, 18.10.), seinem vierten Album als Bonjour Tristesse, mal richtig den Black-Metal-Garten durch. Die Giftigkeit atmet ein gewisses Québec-Flair, die Bitterkeit hebt die Gruselhand gen Finnland und die Raserei setzt einfach alles und jede an den Katzentisch, die schon in den 90ern heimlich bei Last Episode Platten bestellt haben. Das kann man tradiert und auserzählt finden. Oder sich aber in die hier liebe- und kummervoll aufbereitete Herbsthypnose fallen lassen. Märchenkalt ist es so oder so.

Auch nicht gerade kaminzimmertauglich, dafür umso harscher und vor allem deutlich urbaner wüten sich Immortal Bird durch ihr drittes Album “Sin Querencia” (20 Buck Spin, 18.10.). Dabei gibt sich das Trio aus Chicago ungemütlicher denn je. Noise, Death Metal, Black Metal und ein Best-of der schlimmsten Auffahrunfälle des Mittleren Westens der USA erschaffen eine Art Brutal Jazz, der mit Jazz nichts zu tun hat, außer die erratische Unvorhersehbarkeit. Wie ein John Zorn an einem besonders miesgelaunten Tag, ziehen die drei Multiinstrumentalisten jedem Klischee der Verachtungsmusik die Haut ab und nähen sich ein Regencape daraus, wie aus Gesichtswurst gewebt. Muss man abkönnen.

Gitarre, Bass, Schlagzeug, Cello und Soprangesang zu grimmigen Growls und Screams – sind Sie noch da, wertes Publikum? Besser wäre es, denn Laudare aus Leipzig malen auf “Requiem” (Moment Of Collapse, 11.10.) den scheinbunten Herbst einfach noch ein Stück grauer, nur eben mit Rüschenhemd und Absinth-Becher. Nun gibt es grundsätzlich viel an derlei Romantik-Overkill zu kritisieren, sofern die Tristesse eines nicht enden wollenden Frühnovembersonntags nicht so gekonnt und zeitlos eingefangen wird, wie diese vier Musiker:innen es aufs Poetischste verstehen und bei allen Caspar-David-Friedrich-Grooves nie vergessen, auch mal die Pferde scheu zu machen. Monokel-Metal für Modernitätsverweigerer.

Yob, Amenra, Wiegedood, Oathbreaker: Der Stammbaum dieses belgisch-amerikanischen Schlägertrupps verweist auf einen Flickenteppich der Klopperei von Sludge und Black Metal bis Crust. Vermeintlich. Denn weiter könnte man nicht danebenliegen, ergehen sich Living Gate auf ihrem Debüt “Suffer As One” (Relapse, 25.10.) doch in der reinen Lehre des Vermoderns und frönen einem Old School Death Metal, der auf Genre-Altvordere wie Death und Suffocation ebenso rekurriert, wie er den zeitgenössischen Mitanbietern Blood Incantation die Ehre erweist. Was die Lehre dann so rein auch wieder nicht macht, denn neben eher bodenständigen Leichenwasser-Riffs gibt es auch anständig kosmischen Horror. Das stresst wie irre, nur eben auf die organische Art.

Wenn man irgendwo weiß, wie man anständig Keile verteilt und grundsätzlich nur mit in die Tischplatte gerammtem Messer säuft, dann in Schweden und Finnland. Die von ebendort aus operierenden Obnoxious Youth spülen sich auf ihrem dritten Album “Burning Savage” (Svart, 18.10.) mal kurz die Zähne, bis für selbige gar kein Verwendungszweck mehr besteht, also raus damit. Punkiger und asozialer lässt sich Speed Metal kaum spielen. Einigen wir uns somit doch einfach auf die Zuschreibung Rock’n’Roll. Nur eben mit dem gewissen Chaosfaktor, der so manchen Part zunächst als Musik gar nicht erkennbar macht. Nur, um sich plötzlich in einer ZZ Top-Version von Venom aufzulösen, bevor das nächste, völlig sinnlose Gitarrensolo aller Behaglichkeit ein Ende macht und der ganze Anfall wieder von vorne losgeht. Wie Zeke mit Nagelarmband und schnelleren Mopeds, nur auf noch schlechteren Drogen.

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