Eine euphorische, ausgelassene Party mit Jimmy Eat World: Die Emo-Veteranen aus Arizona haben zwar kein neues Album veröffentlicht, spielen im Rahmen einer kleinen Europatour aber drei Konzerte in Deutschland – mit einer Setlist, die einen Hit an den nächsten reiht. Immerhin sind es gerade “Clarity” (1999), “Bleed American” (2001) und “Futures” (2004), die Jimmy Eat World so erfolgreich und beliebt gemacht haben.
Mitgenommen haben sie die Kanadier Pup. Deren Songs pendeln zwischen Pop-Punk, Hardcore und College Rock. Die haben nicht nur ein verdammt cooles Bühnenbanner im Kinder-Comic-Stil, sondern auch einige textsichere Fans im Publikum dabei. Diejenigen, die nur für die großen Hits von Jimmy Eat World hier sind, lässt die Band aus Toronto allerdings ungerührt zurück. “Ich weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll”, hört man eine Stimme nach “If This Tour Doesn’t Kill You, I Will” sagen.
Jimmy Eat World eröffnen ihr Set mit “Pain” und haben sofort alle auf ihrer Seite. Richtig still steht kaum jemand, als Frontmann Jim Adkins den kraftvollen Refrain einleitet: “It takes my pain away/ It’s a lie a kiss with opened eyes!” Es dauert nicht lange, bis die Band “Sweetness” auspackt und die Turbinenhalle sich in eine einzige Tanzfläche verwandelt. Wie viel Energie, aber auch Erinnerungen in den großen Songs von früher stecken, ist den ganzen Abend lang spürbar. Die nostalgische Euphorie reicht bis in die hinteren Reihen und auf die Tribüne. Und “Something Loud” und “All The Way (Stay)” vom aktuellen Album “Surviving” (2019) beweisen, dass Jimmy Eat World auch heute noch an ihre Hochzeit anknüpfen können. Überhaupt scheinen sie genau zu wissen, was die Leute von ihnen erwarten. Zu “Hear You Me” fliegen viele Smartphones in die Luft, den Synthie-Pop-Song “555”, der sonst eher schwülstig klingt, performt Adkins in reduzierter Form allein mit seiner Akustikgitarre, und nach “Lucky Denver Mint”, “Work” und “Blister” spielt die Band auch das umwerfende, traurig schöne “23”.
Viele Worte verliert Adkins während der Show nicht. Hat er nie. Er lässt lieber die Songs sprechen. Davon gibt es auch im Verlauf immer noch mehr Besondere. Zum Triple aus “Bleed American”, “A Praise Chorus” und “The Middle” wird vor der Bühne wild getanzt und fast gemosht. Sogar der ein oder andere Crowdsurfer macht sich auf den Weg Richtung Bühne, bevor Jimmy Eat World den Abend mit “Night Drive” und “The World You Love” ruhiger ausklingen lassen. “I wanna fall in love tonight.” Mission erfüllt.