Mit “Tauchen” und “Zeit zieht” setzten sich Van Holzen jüngst mit der Monotonie auseinander, die dem Leben an manchen Tagen innewohnt. Während ihr Sound zwischen Shoegaze, fuzzigem Garage-Rock und Indie-Melancholie variiert, haben die Ulmer das bedrückende Gefühl der Einsamkeit und der Überforderung zu ihrem albumübergreifenden Kernthema gemacht. Ihren aktuellen Song “Stich für Stich” präsentierten die Alternative-Rocker dann Anfang Mai in Münster erstmalig vor Publikum.
Ab Januar steht für die Band um Sänger Florian Kiesling nun erneut eine ausgedehnte Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz auf dem Programm. Das erste Konzert wird das Trio am 11. Januar in Mainz im Kulturclub Schon Schön spielen. Daneben sind Shows im Tower in Bremen, im Strom in München und in Nürnberg geplant. Der Vorverkauf ist bereits gestartet.
VISIONS empfiehlt: Van Holzen
11.01.24 Mainz – Kulturclub schon schön
12.01.24 Köln – Artheater
13.01.24 Bremen – Tower
14.01.24 Hamburg – Hebebühne
16.01.24 Hannover – Lux
17.01.24 Berlin, Badehaus
18.01.24 Dresden – Groovestation
19.01.24 Wien – B72
20.01.24 Graz – tba
23.01.24 Aarau – Kiff
25.01.24 Thun – Cafe Bar Mokka
30.01.24 München – Strom
31.01.24 Stuttgart – im Wizemann Club
01.02.24 Leipzig – Naumanns
02.02.24 Nürnberg – Club Stereo
Botticelli Baby aus Essen treiben uns auf der neuen Single “Digge Digge Dig” mit ihrem wilden Mix aus Jazz und Punk (kurz: “Junk”) wieder auf den verklebten Dancefloor. Dazu bedient sich das detailverliebte Kollektiv ohne zu Zögern aus Swing, Blues, Folk, Funk und Pop. Auf der ersten Single vom kommenden Album tritt vor allem der Funk- und Blues-Fokus in den Vordergrund.
Ein Hybrid aus ironischem Eagles Of Death Metal-Text und dezentem Black Keys-Groove, der sich zu einem discotauglichen Chorus à la Royal Republic aufschwingt, die Liebe zu Jazz und den Punk-Spirit aber nie aus den Augen verliert. Auch der Wahnwitz eines Jon Spencer blitzt hier stellenweise auf. Das liegt nicht zuletzt an einer hämmernden Orgel und den Bläsern, um die Botticelli Baby reicher sind als die anderen genannten Bands. Das Musikvideo dagegen ist humorvoll: darin setzen sich die Bandmitglieder gekonnt in Filmen vor der Jahrtausendwende in Szene.
Ein Titel oder Veröffentlichungsdatum für das neue Album steht noch nicht fest. Botticelli Baby veröffentlichen es aber passend zu ihrem zehnjährigen Jubiläum. Bis zum Ende des Jahres haben die “Junks” ihren Terminkalender mit einer Menge Shows gefüllt. Zuvor erschienen ihre Alben “Saft” (2021) und “Junk” (2019), die noch deutlich Jazz-behafteter waren als diese neue Veröffentlichung.
Live: Botticelli Baby
21.07. Freiburg – Zelt-Musik-Festival
03.08. Würzburg – Hafensommer
04.08. Bad Windsheim – Weinturm Open Air
05.08. Wieselburg – Hiesige & Dosige
09.08. Gütersloh – Woche der kleinen Künste
12.08. Worms – Jazz & Joy
18.08. Trier – Flying Grass Carper / Moselmusikfestival
19.08. Duisburg – Tempel Folkfestival
09.11. Aachen – Musikbunker
10.11. Bayreuth – Jazznovember
11.11. Karlsruhe – ARD-Hörspieltage
14.11. Bochum – Bahnhof Langendreer
24.11. Köln – Jaki
25.11. Göttingen – Nörgelbuff
29.11. Berlin – Gretchen
30.11. Dresden – Tonne
01.12. Hamburg – Nochtspeicher
02.12. Lübeck – Treibsand
03.12. Brunsbüttel – Elbeforum
“Es sind wunderschöne Lieder”, so Fat Mike. “Und ich glaube wirklich, dass es eingängiger ist als das, was die zeitgenössischen klassischen Leute schreiben… Und es ist das perfekte Album, um es zu spielen, wenn man die Schwiegereltern zum Abendessen zu Besuch hat.” Bereits letztes Jahr im Interview zur Auflösung von NOFX, hatte der Frontmann uns eines seiner vielen neuen Projekte vorgestellt. Zusammen mit Partner Bastien “Baz The Frenchman” Brisson habe er in nur einem Monat NOFX-Songs und neue Songs eingespielt, um daraus ein Streichquartett-Album unter dem Namen “Fat Mikes Gets Strung Out” zu machen.
“Warum ein Streicher-Album? Nicht, weil ich immer an meine Grenzen gehen will. Sondern weil ich hören wollte, wie meine Songs ohne Gitarrenakkorde und diese lästigen Vocals und Back-up-Vocals klingen”, so Fat Mike zur neuen Platte. “Ich wollte jede Note in ihrer reinsten Form hören. Ich wollte, dass ein trauriger Song traurig klingt, obwohl es keine Worte gibt. Ich wollte etwas machen, von dem ich dachte, dass meine Eltern es bei einer Dinnerparty spielen würden … also, wenn sie noch leben würden. Ich wollte etwas machen, das nicht nur von Punk-Fans gemocht werden würde. Aber vor allem wollte ich einfach Spaß dabei haben, ein Album zu machen, das ich noch nie zuvor gemacht hatte … und wisst ihr was, Baz und ich sind mit dem nächsten Album fast fertig. Fun!”
Den Großteil der Lieder kennt man zwar bereits als NOFX-Songs, wurden aber von Komponist Baz The Frenchman “übersetzt” und dann von professionellen klassischen Musikern aufgenommen, die Bratsche, Geige, Cello, Bass und Klavier spielen. Das Ergebnis klingt – ganz offensichtlich – merkwürdig vertraut und pendelt ungeachtet der Orginaltexte zwischen todtraurig und höchst anmutig.
“Fat Mike Gets Strung Out” erscheint am 15. September via Fat Wreck und kann bereits vorbestellt werden.
Fat Mike – “Fat Mike Gets Strung Out”
01. “One Million Coasters”
02. “Life…Oh What A Drag”
03. “Medio-Core”
04. “Art Of Protest”
05. “Total Bummer”
06. “I’m A Rat”
07. “Fuck Day Six”
08. “She’s Gone”
09. “The Desperation’s Gone”
10. “La Pieta”
Über das Thema des Songs sagt Yard Act-Frontmann James Smith: “In ‘The Trench Coat Museum’ geht es darum, wie sich unsere Wahrnehmung von allem sowohl kollektiv als auch individuell im Laufe der Zeit mit einer Geschwindigkeit verändert, die wir im Moment einfach nicht messen können.” Ein Thema, das vor allem mit Blick auf die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz zunehmend an Relevanz gewinnt. Damit ist “The Trenchcoat Museum” die erste Veröffentlichung seit dem Erscheinen ihres Debütalbums. “The Overload” hatte die Post-Punk-Band aus Leeds im letzten Jahr veröffentlicht. Zu ihrem neuen Song gibt es bereits ein Video. Darin werfen Yard Act während acht Minuten zu Talking-Heads- und Big-Beat-Anleihen einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft.
Zwischen Raver:innen und Trenchcoat-Träger:innen malen Yard Act ein dystopisches Bild dieser Zukunft, wenn es heißt: “Do you know the history of the trench coat/ What it represents and who it’s for/ What I want to know is who would want a coat
So close to the floor/ I went to the trench coat museum to see ’em”. Dabei war das Video laut Produzent James Slater als Erweiterung des Debütalbums gedacht: “Das Video dient als Fortsetzung des Yard-Act-Universums, das wir auf dem ersten Album erforscht haben.”
Dieses Universum liegt nun 30 Jahre in der Zukunft und kreist um die Frage nach neuen kulturellen Normen und verblassten Traditionen. Gleichzeitig geht es darum, welchen Platz der Mensch in den nächsten Jahrzehnten noch einnehmen wird. Dazu erklärt Smith: “Während die völlig menschliche Eigenschaft, selbstbewusst zu sein, nicht zu ändern ist, ist sie ein absolutes Hindernis für unseren kollektiven Prozess.” Eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft, die laut Yard Act auch Thema der nächsten Veröffentlichungen sein könnte.
Ende Juli geht es für die Band auf Tour. Termine im deutschsprachigen Raum wurden bisher allerdings keine angekündigt.
2011 machte Mike Skinner macht Ernst: Nach der Tour zum eigentlich finalen Album “Computers And Blues” wollte der britische Rapper sein erfolgreiches Projekt The Streets endgültig begraben. “Ich habe das jetzt zehn Jahre lang gemacht und wollte auf jedem Album etwas Neues probieren. Einige meiner Alben sind super angekommen, andere nicht. Für mich gibt es nichts Neues mehr auszuprobieren”, sagte Skinner damals.
Umso größer dürfte die Freude sein, dass Skinner 12 Jahre nach dem eigentlichen Abschied von The Streets nach wenigen Andeutungen ein sechstes Studioalbum angekündigt hat. “The Darker The Shadow, The Brighter The Light” erscheint am 20. Oktober über 679/Warner und kann ab sofort vorbestellt werden.
Die erste Single “Troubled Waters” erinnert mit pochenden Synthies und dem Party-Setting im Video an “Blinded By The Lights” von “A Grand Don’t Come For Free” (2004), zielt ab der Hälfte mit Drum-and-Bass-Breakbeats aber nochmal deutlicher auf einen moderneren Dancefloor, auf dem Skinner in den letzten Jahre vor allem als Live-DJ zu hören war.
Begleitend zum Album wird Skinners erster Spielfilm gleichen Namens Premiere feiern. “Ich habe an diesem Film und Album sieben lange Jahre gearbeitet”, berichtet er. “Ich trug den Wunsch schon lange mit mir herum und nachdem ich mich an einigen Kurzfilmen und Musikvideos versucht hatte, hatte ich das Gefühl, nun dafür gerüstet zu sein. Anfänglich ging ich dabei auf traditionelle Weise vor, aber im Grunde hat es mir schon immer am meisten gebracht, wenn ich meinen Instinkten folge und mein eigenes Ding mache. Also habe ich Regie geführt, darin mitgespielt, geschnitten, den Sound abgemischt, es finanziert, produziert und geschrieben. Das Album würde ohne den Film nicht existieren. Letztlich sind es die Früchte, die man nach einem Jahrzehnt im DJ-Game erntet: All die Beobachtungen von Menschen in Clubs und Hinterzimmern, das Austesten von Beats und Basslines, um zu sehen, was bei den Leuten ankommt. Die Essenz all dessen ist ‘The Darker The Shadow The Brighter The Light'”.
Der Film “The Darker The Shadow, The Brighter The Light” soll demnach ein “abgefahrener Noir-Krimi” sein, der in Londons Clubwelt spielt. Der Film wird zunächst in Everyman-Kinos auf den britischen Inseln zu sehen sein, weitere Details dazu folgen in Kürze. Außerdem gehen The Streets ab dem 26. Oktober auf eine UK-Headlinertour. Termine in Deutschland stehen vorerst nicht an.
The Streets – “The Darker The Shadow The Brighter The Light”
01. “Too Much Yayo”
02. “Money Isn’t Everything”
03. “Walk Of Shame”
04. “Something To Hide”
05. “Shake Hands With Shadows”
06. “Not A Good Idea”
07. “Bright Sunny Day”
08. “The Darker The Shadow The Brighter The Light”
09. “Funny Dream”
10. “Gonna Hurt When This Is Over”
11. “Kick The Can”
12. “Each Day Gives”
13. “Someone Else’s Tune”
14. “Troubled Waters”
15. “Good Old Daze”
“Als ich ‘Jonny’ fertigstellte, hörte ich es mir an und hörte, wie sich meine Seele in mir widerspiegelte. Es ist niederschmetternd und triumphierend, es ist verloren und gefunden, es ist verwirrt und klar, es ist weise und naiv. Es ist männlich und weiblich, es ist hart und sanft” – so erklärt Bandkopf Jonathan Pierceden Ansatz des neuen The-Drums-Albums “Jonny”. In den vergangenen Monaten wurden mit “I Want It All”, “Protect Him Always” und der Vignette “Plastic Envelope” sowie “Obvious” bereits erste Songs ausgekoppelt. Nun stehen neben dem Titel auch die Tracklist und der Veröffentlichungstermin fest. Das Album erscheint am 13. Oktober über Anti. Mit “Better” gibt es außerdem auch neues Songmaterial.
Während “Better” mit den Zeilen “My sweet little charmer / I want to give you all of my body/ But my loneliness fucks me better than you do” den Zustand zwischen Begehren und Einsamkeit heraufbeschwört, ist das Album selbst eine Auseinandersetzung mit Pierces Kindheit. Geprägt wurde diese durch die streng christliche Erziehung seiner Eltern. Gleichzeitig geht es um die Schwierigkeiten als Homosexueller in einer amerikanischen Kleinstadt; ein Thema, das der Sänger in der Vergangenheit bereits häufiger angesprochen hat.
Weiter sagt Pierce über das neue Album: “Wenn man sein ganzes Selbst in einem Album zusammenfasst, wenn man jeden Teil von sich selbst ehrt – selbst die Teile, die sich widersprüchlich anfühlen – dann ist das etwas zutiefst Menschliches, und da meine Religion der Humanismus ist, wird das Album für mich zu einem heiligen Ort der Anbetung. Jedes Gefühl ist eine andere Kirchenbank, jedes Lied eine Hymne an das menschliche Herz.”Auf dem Cover: Pierce, wie er nackt betet. Eine Anspielung auf die Schonungslosigkeit, mit der der Musiker seine traumatischen Erlebnisse nach Außen trägt. Ohne sich zu verhüllen oder in anderer Form zu verstecken.
The Drums – “Jonny”
01. “I Want It All”
02. “Isolette”
03. “I’m Still Scared”
04. “Better”
05. “Harms”
06. “Little Jonny”
07. “Plastic Envelope”
08. “Protect Him Always”
09. “Be Gentle”
10. “Dying”
11. “Green Grass”
12. “Obvious”
13. “The Flowers”
14. “Teach My Body”
15. “Pool God”
16. “I Used to Want To Die”
Chris Shiflett hat sein kommendes Soloalbum angekündigt. “Lost At Sea” erscheint demnach am 20. Oktober via Snakefarm und kann ab sofort vorbestellt werden. Zusammen mit der Ankündigung teilt er mit “Damage Control” auch eine weitere Single der Tracklist vorab. Zuvor war bereits “Dead And Gone” erschienen.
Zu seinem neuen Album erklärt Shiflett in einer Pressemitteilung den Hintergrund und Songwritingansatz: “Wir haben eine gitarrenlastige Platte gemacht, die alles beinhaltet, was ich über die Jahre gehört habe, von den meisten Country-Songs, die ich je aufgenommen habe, bis hin zu Punkrock und sogar Songs, die wie eine kalifornische Version von The Clash klingen.” Zudem hat Shiflett “Lost At Sea” vor allem während der Pandemie im Lockdown geschrieben.
Shiflett hatte bereits letztes Jahr die beiden Songs “Born & Raised” und “Long, Long Year” geteilt. Es war die erste neue Musik seit seinem aktuellen Album “Hard Lessons” von 2019.
Mit den Foo Fighters hatte Shiflett am 2. Juni das neue Album “But Here We Are” veröffentlicht. Daraus gibt es bereits die erste Single “Rescued” zu hören. Es ist das Album der Band nach dem plötzlichen Tod von Drummer Taylor Hawkins im März 2022. Zuvor hatte die Band bereits zum Jahreswechsel angekündigt, dass sie nach Hawkins’ Tod weitermachen werden. Anfang Juni hatten die Foo Fighters zwei exklusive Shows bei Rock am Ring und Rock im Park gespielt.
Chris Shiflett – “Lost At Sea”
01. “Dead and Gone”
02. “Overboard”
03. “Black Top White Lines”
04. “Damage Control”
05. “Weigh You Down”
06. “Burn the House Down”
07. “Where’d Everybody Go?”
08. “I Don’t Trust My Memories Anymore”
09. “Carrie Midnight Texas Queen”
10. “Parties”
Im letzten Jahr veröffentlichten Big Joanie ihr zweites Album “Back Home”. Nun präsentiert die feministische Punk-Band eine neue Version von dessen Song “Today”. Die haben sie gemeinsam mit Kim Deal von den Breeders aufgenommen. Über die Zusammenarbeit mit Deal erzählte Sängerin und Gitarristin Stephanie Phillips dem Clash Magazine: “Wir sind stolz darauf, unsere neue Version von ‘Today’ mit Kim Deal ankündigen zu können. Ob durch die Pixies, Breeders oder ihre Soloarbeit, Kim hat uns als Band entscheidend beeinflusst und wir freuen uns sehr, dass sie Teil der Welt von Big Joanie geworden ist.”
Mit den Worten “Please if you want me to go/ If you want me to stay/ Just let me know/ If I’m in the way” erzählt der Song von den Höhen und Tiefen, die Liebesbeziehungen mit sich bringen – Gefühlschaos inklusive. Anstatt sich in nostalgischer Schwärmerei hinzugeben, verorten Big Joanie diese Gefühle allerdings im Hier und Jetzt. Mit Blick auf den Song führt Phillips aus: “Ursprünglich war das ein Song, an dem wir vor Jahren gearbeitet haben und bei dem Chardine [Taylor-Stone] singen sollte. Ich fand das alte Demo, als wir auf Tour waren, und begann, mit meinem Laptop auf dem Schoß im Tourbus neue Texte zur Musik zu schreiben. Ich liebe, dass er wie ein klassischer Lo-Fi-Indie-Song klingt.”
Mit Loud And Quiet sprachen das Trio im letzten Jahr über das Konzept seines zweiten Albums. So widmet sich “Back Home” vor allem der Frage, welche Gefühle mit dem Begriff “Zuhause” assoziiert werden. Dabei thematisieren sie auch die britische Kolonialgeschichte und die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen.
Daneben hat die Band die Termine ihrer Europatour bekannt gegeben. Auch mehrere Shows in Deutschland sind geplant, unter anderem in Hamburg und Berlin.
Live: Big Joanie
20.09.2023 Hamburg – Reeperbahn Festival
11.10.2023 Köln – Jaki
13.10.2023 Berlin – Badehaus
14.10.2023 Wiesbaden – Kreativfabrik
Jadd, das erste “Redux”-Projekt war Jimi Hendrix’ “Electric Ladyland”. Wer hatte ausgerechnet 47 Jahre nach Veröffentlichung die Idee dazu?
Jadd Shickler: Das war Labelgründer Mike Vitali, der den zündenden Funken vor etwa zehn Jahren hatte. “Electric Ladyland” und Helmets “Meantime” hat er allein kuratiert, erst danach kam ich ins Spiel. Mike ist Musiker und Musikschulabsolvent – und großer Jimi Hendrix-Fan. Er hatte die Einsicht, dass Menschen heute Musik digital konsumieren und deshalb nicht mehr in Plattenläden gehen und sich mit Albumklassikern und ikonischer Musik anders auseinandersetzen, als ältere Generationen es getan haben. Mit diesem Gedanken im Kopf kürte er Magnetic Eye zum Kurator und Verwalter dafür, Klassiker der Musikgeschichte in die Gegenwart zu transportieren.
Von Beginn an gab es zu fast jedem Klassiker noch ein Best-of-Album dazu. Hattet ihr das Gefühl, einem Künstler mit nur einem Tributalbum nicht gerecht zu werden?
Jedes Mal, wenn wir ein neues “Redux”-Projekt starten, stellen sich drei Fragen. Erstens: Welche Band? Zweitens: Welches Album? Und drittens: Was ist mit all den anderen großartigen Alben? Klar ist es sinnvoll, sich auf ein Album zu fokussieren. Aber es kommt immer vor, wenn ich ein Album auswähle, dass die Bands fragen, ob sie Stücke anderer Alben covern dürfen. Um sicher zu gehen, keine anderen tollen Songs und Platten außen vor zu lassen, ist das zusätzliche Best-of-Album die perfekte Antwort.
Bis auf “Meantime” seid ihr meist in der Blase aus Stoner, Doom und Retro-Heavy-Rock geblieben. Wie kommt’s?
Magnetic Eye hat seinen größten Einfluss in der Stoner/Doom-Szene, es ist also logisch für uns, dass wir unsere liebsten Bands aus unserer Community fragen, ob sie Teil unserer Klassiker-Hommage sein wollen. Stoner und Doom sind eben direkte Nachfahren des Heavy Rock und Proto-Metal der späten 60er und 70er und teilen sich ein wenig DNA mit Grunge – da ist es nur natürlich, diese Bands einzuladen. Bei Stoner und Doom schwingt immer etwas Authentisches mit. Das ist keine kommerzielle Musik, sie entsteht nicht, um jemandem zu gefallen oder einer bestimmten Nische zu entsprechen; sie ist rau und urtümlich, sie will nur erschaffen und gespielt werden.
Wie sieht der Prozess hinter den “Redux”-Alben aus? Bittet ihr bestimmte Bands, einen bestimmten Song zu covern? Lasst ihr die Bands ihre Songs auswählen?
Das hängt immer vom Song und der Band ab. Manchmal gehe ich meine liebsten Bands durch und überlege, ob sie eine gute Wahl für ein Album sind. Manchmal frage ich mich, was eine klassische Band so besonders macht, und überlege mir dann, welche Bands dem gerecht werden können. Da kann ich sogar sehr spezifisch werden. Bei Pink Floyds “The Wall” etwa hörte ich das originale Album und jedes Wort darauf ganz genau. In “Nobody Home” gibt es die Zeile “I’ve got nicotine stains on my fingers” – das klingt nach etwas, das Mark Lanegan hätte schreiben können. Also setzte ich mich mit ihm in Verbindung, um ihn zu fragen, ob er diesen spezifischen Song interpretieren könnte. Meist lade ich aber einfach Bands ein und lasse mich überraschen, welchen Song sie covern wollen.
Mittlerweile sind 139 gecoverte Songs in der “Redux”-Serie zusammengekommen. Welche haben dich besonders überrascht?
Momentan bin ich eingenommen von AC/DC, weil es unser aktuelles Release ist. Dass Howling Giant gemeinsame Sache mit Udo Dirkschneider und Peter Baltes von Accept gemacht haben, ist sagenhaft cool. Vor allem, wenn sich Peter mit Sebastian Baltes von Howling Giant ein Vater/Sohn-Basssolo-Duell liefert. Ich liebe auch alles, was Domkraft aufgenommen haben – von “Empty Spaces” von “The Wall” bis “Night Prowler” von AC/DC, weil bei ihnen das Gruselige aus allen Poren tropft. Ich könnte so viele Songs nennen, am Ende aus dem einen oder anderen Grund wohl jeden der 139.
Ist es vorgekommen, dass du mit einer Version nicht glücklich warst und sie dann nicht genutzt hast?
Ich möchte vor allem, dass Bands wie sie selbst klingen. Eine exakte Kopie eines Songs fühlt sich für mich nach einer vertanen Chance an. Das Beste, was eine Band mit einem Cover tun kann, ist ihre Liebe für den Originalkünstler zu beweisen, während sie nebenbei zeigt, wer sie selbst ist. Das zu tun, bedeutet, das Original zu verinnerlichen und ihm die Chance zu geben, etwas anderes zu werden. Aber ja: Ein paar Mal habe ich vergeblich gehofft, dass die eigene Identität der Künstlerinnen und Künstler besser durchkommt.
Das AC/DC-Doppel erscheint jetzt – und ihr plant bereits ein Tribute an Soundgardens “Superunknown”, richtig?
Das stimmt. Dafür die richtigen Bands zu finden, ist eine Herausforderung, das ist etwas anderes als bei Black Sabbath oder AC/DC. Einen Mangel an Albumklassikern, denen wir uns widmen könnten, gibt es jedenfalls nicht: In nicht allzu ferner Zukunft wollen wir uns einem Album von The Who widmen.