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Tourtermine im Sommer

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Knapp eine Woche nach der überraschenden Veröffentlichung eines Gemeinschaftsalbums mit Napalm Death und der Ankündigung eines weiteren Albums in Originalbesetzung (mit Mike Dillard) geben die Melvins weitere Tourdaten für diesen Sommer bekannt.

Neben fünf Konzerten in Deutschland werden die Sludge-Antihelden auf dem Michelauer Rock im Wald Festival und dem Blue Moon Festival in Cottbus auftreten. Die “Stop Your Whining”-Tour hält dann in Frankfurt, München, Köln, Berlin und Hamburg. Als Special Guest wurden Melvins-Bassist Steven Shane McDonalds Redd Kross angekündigt, eine der vielen Bands, bei denen auch Melvins-Schlagzeuger Dale Crover mitwirkt.

 

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Ein Beitrag geteilt von Karsten Jahnke Konzerte (@karstenjahnke)

Tickets sind ab Donnerstag im Vorverkauf über den Tourveranstalter Karsten Jahnke verfügbar, einen Tag später dann auch über alle anderen bekannten Vorverkaufsstellen.

Der Kalender der Melvins ist mittlerweile ziemlich voll: Von April bis Juni bestreiten sie zusammen mit Napalm Death eine Co-Headliner-Tour durch die USA. Das aktuelle, 27. Album “Tarantula Heart” erschien erst vergangenen April. Die Alien-Boys der Noiserock-Szene bewiesen damit auch nach über 40 Jahren Bestehen vor allem künstlerische Rastlosigkeit.

VISIONS empfiehlt: Melvins

21.07. Frankfurt/Main – Batschkapp
24. – 26.07 Michelau – Rock im Wald Festival
25. – 27.07. Cottbus – Blue Moon Festival
28.07. München – Technikum
06.08. Köln – Live Music Hall
07.08. Berlin – Huxleys Neue Welt
08.08. Hamburg – Große Freiheit 36

40 Momente aus 40 Jahren

1984: Einweihung des “neuen” Rings

Seinen Ursprung hat Rock am Ring genaugenommen im Sommer 1927. Da nämlich wird auf dem Gebiet der Gemeinde Adenau im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz, die 28 Kilometer lange “Gebirgs-Renn- und Prüfungsstraße” eingeweiht. Die namensgebende Burgruine steht innerhalb der Nordschleife des Nürburgrings, der bis 1982 in seiner ursprünglichen Form in Betrieb ist und im Laufe der Jahrzehnte Sieger wie Stirling Moss (1951), Jacky Ickx (1972), Michael Schumacher (fünfmal zwischen 1995 und 2006) und zuletzt Lewis Hamilton (2020) hervorbringt. Von 1977 an finden Formel-1-Rennen in Hockenheim statt, erst am 12. Mai 1984 wird die in Teilen neuangelegte Rennstrecke wiedereröffnet, live spielen Nena und Tina Turner. Die Idee eines Fes­tivals wird für Konzertveranstalter Marek Lieberberg und seinen Geschäftspartner Marcel Avram immer konkreter.

1985: Rock am Ring startet

Woodstock hatte alles verändert, bald schon fand das legendäre Musikfestival auch in Deutschland Nachahmer. Lieberberg stellt 1971 mit Avram das “1. British Rock Meeting” in Speyer auf die Beine, über 25.000 Zuschauer sehen Bands wie Fleetwood Mac, Deep Purple und Black Sabbath. Ein Anfang ist gemacht, das Publikum ist begeistert und verlangt nach mehr. Pfingsten 1985 schließlich feiert Rock am Ring seine Premiere. An zwei Tagen spielen 17 Bands und Künst­ler auf einer Bühne, der Eintrittspreis beträgt 49 D-Mark. Mit Joe Cocker findet sich ein direktes Verbindungsstück zum Woodstock-Festival, ebenso wie damals hat der Mann aus Sheffield das ikonische Beatles-Cover “With A Little Help From My Friends” auf der Setlist. Ebenfalls am sehr warmen Eröffnungstag auf der Bühne: Chris de Burgh, Rick Springfield, The Alarm, REO Speedwagon und U2, während deren Set Bono auf einen der Bühnentürme steigt, ein Move, den Jahrzehnte später auch ein gewisser Campino vollziehen würde. Am Pfingstsonntag stehen unter anderen Foreigner, Saga und Marillion auf dem Programm, zudem der einzige deutsche Premieren-Künstler Marius Müller-Westernhagen. O-Ton: “Ich hoffe, dass heute jede Menge gebumst wird!”

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1985: Bei der Premiere von Rock am Ring spielen 17 Acts auf einer Bühne (Foto: picture alliance/Martin Athenstädt)

1986: Think big

Rock am Ring ist gerade mal ein Jahr alt, da setzt das Festival bereits Superlative. 73 Meter breit ist die Doppelbühne bei 15 Metern Tiefe, keine andere Bühne in Europa ist in jenen Tagen größer als die am Nürburgring, über 70.000 Rohrstangen werden dafür verbaut. Von den 80er-Ikonen sind The Cure und Simple Minds gebucht, ebenso Talk Talk, die Bangles, INXS und Simply Red, aus Deutschland sind Fritz Brause und Herwig Mitteregger dabei. Einer muss kurzfristig passen: Neil Young verletzt sich kurz vor Tourstart die Schulter und sagt alle Termine in Europa ab. Für Ersatz ist gesorgt: James Taylor rückt nach.

1987: Extrawurst für Bowie

Zwei Jahre zuvor noch als einmalige Veranstaltung gedacht, hatten die überraschend hohen Zuschauerzahlen Marek Lieberberg zum Umdenken veranlasst. Das Festival geht in Serie, der Tross zieht von der Dunlop-Kehre ins neugestaltete Amphitheater in der Südschleife. David Bowie hat spezielle Bedürfnisse: Eine Woche zuvor ist er mit seiner “Glass Spider”-Tour gestartet, Dreh- und Angelpunkt des Programms ist die aufwändig gestaltete, eigens für Bowies Konzert­reise anlässlich der Veröffentlichung seines Albums “Never Let Me Down” kon­zipierte Bühnenshow. Die Folge: Der “Thin White Duke” besteht auf eine eigene Bühne. Interessant ist auch eine Band, die noch einen der frühen Flyer für Rock am Ring 1987 ziert, am Ende allerdings nicht zum Line-up zählt: die Smiths. Statt den Ring zu rocken, nimmt Johnny Marr sich eine Pause, im Juli 1987 ist die Band Geschichte.

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1987: David Bowie ganz in Rot auf eigener Bühne (Foto: picture alliance/Harald Menk)

1988: Mac are back

Acht Jahre sind Fleetwood Mac nicht in Deutschland aufgetreten, ihr 1987 erschienenes Album “Tango In The Night” ist das erste seit fünf Jahren. An Anziehungs­kraft hat die Band nichts eingebüßt, die aktuelle Platte ist zudem kommerziell äußerst erfolgreich. Die Band um Stevie Nicks wird dennoch nicht zum Zugpferd für die vierte Auflage von Rock am Ring, die diesmal neben Ry Cooder und Chris Rea auch Insidertipps wie In Tua Nua und ein Münchner Popduo namens Inker & Hamilton im Programm hat. Die Zuschauerzahl halbiert sich auf 30.000, einer der Gründe für den Ausfall der beiden Folgejahre. Die Konzertlandschaft hat sich verändert, es gibt mittlerweile zahlreiche Festivals in ähnlicher Größenordnung. Ein attraktives Programm in der richtigen Mischung aus großen Namen, Bands aus dem Mittelfeld und Newcomern zusammenzustellen, wird schwieriger.

1991: Wieder da

Auf die zweijährige Pause folgt ein mehr als solides Comeback, erstmals findet das Festival zudem über drei Tage statt. Das Line-up hat einiges an Kontrapunkten zu bieten, die man in dieser Form anderswo nur selten findet: Eros Ramazotti und Sisters Of Mercy, Roddie Frame und INXS – und einen gewissen David Hanselmann, der mit seiner Band The Dudes den Samstag um 10:30 Uhr eröffnet. Eine Band, die sicher viele gern gesehen hätten, sagt ab: Happy Mondays fallen aus, Gitarrist Mark Day hat die Windpocken.

1992: Premiere für Pearl Jam

Mit Bryan Adams und Elton John ist Rock am Ring erneut prominent besetzt. Ein Highlight angesichts der Grunge-Welle, die im Begriff ist, die Musikwelt auf links zu drehen, gibt es bereits am Freitagabend. Pearl Jam feiern ihre Ring-Premiere. Mit “Even Flow” starten Eddie Vedder & Band ins Set, es folgen Klassiker wie “Jeremy” und “Alive”, in der Zugabe neben einem Fugazi– und einem Beatles-Cover auch “Rockin’ In The Free World”. Bis heute ein Standard auf der Pearl-Jam-Setlist, hatte der Klassiker aus der Feder von Neil Young erst drei Monate zuvor seine Livepremiere gefeiert, bei einem Konzert in Berlin. Acht Jahre würde es dauern, bis Pearl Jam zum zweiten und bis dato letzten Mal an den Ring zurückkehren.

1993: Cohen muss kämpfen

Alternative Sounds erobern zunehmend den Ring, eine Entwicklung, auf die einige Jahre später auch bühnentechnisch reagiert wird. Mit den Fantastischen Vier ist erstmals HipHop vertreten, Faith No More, Danzig und Def Leppard geben einen Vorgeschmack auf härtere Jahre, dazwischen tummeln sich Robert Plant und Brian May, die Black Crowes und Melissa Etheridge. Für Leonard Cohen und sein ruhiges Singer/Songwriter-Material sind nicht alle bereit. Pfiffe ertönen während seines Sets mit Klassikern wie “Suzanne”, bis Marek Lieberberg die Bühne betritt und mit einem emotionalen Appell an die Empathie des Publikums für Ruhe sorgt. Ob es mit diesem Festival zu tun hat, lässt sich nur spekulieren. Cohen jedenfalls veröffentlicht im Jahr darauf ein Livealbum und zieht sich anschließend für viele Jahre in ein buddhistisches Kloster zurück.

1994: Wieder Woodstock

Nach Joe Cockers Auftritt einige Jahre zuvor weht erneut historischer Wind über das Gelände. Mit Richie Havens tritt eine der prägenden Figuren des Woodstock-Festivals auf. Sein leidenschaftlich vorgetragenes Freedom zählte zu den unvergesslichen Highlights von 1969, ein Vierteljahrhundert danach am Ring hat sich an seiner Botschaft nichts geändert. Der Spirit am Ring ist ähnlich friedlich wie damals, das Wetter wechselhaft, der Sound natürlich um Längen besser, was nicht zuletzt dem ambitionierten Gesamtsound von Headliner Peter Gabriel entgegenkommt. Neben Havens und dem Ex-Genesis-Sänger sind deutsche Acts wie Nationalgalerie und Nina Hagen vertreten, Rage Against The Machine geben eine erste Visitenkarte ab, ebenso Radiohead und die Manic Street Preachers.

1995: Comedy is king

Was mag wohl Chrissie Hynde am zweiten Tag des Festivals denken, als sie mit den Pretenders gegen 18:45 Uhr ihr Set beendet, und sich backstage ein dürrer Typ mit fransigen Haaren warmsingt, um kurz darauf das Festival mit dem Lied von der Biene Maja zu beschallen? Otto Waalkes als “Very Special Guest” ist in diesem Jahr nicht der einzige Künstler aus der Humorfraktion, auch Olli Dietrich und Wigald Boning alias Die Doofen geben sich die Ehre. Außerdem verkündet der Flyer im Vorfeld freudig: “Bon Jovi spielen ihr komplettes Konzertprogramm – ca. 2 Stunden.”

1996: Bühne frei für Alternatives

Mit über 75.000 Zuschauern verbucht Rock am Ring einen neuen Publikumsrekord, bereits der Freitag mit Rancid, Sepultura, Rage Against The Machine und Paradise Lost bietet volles Programm. Neue Töne bekommen nun auch offiziell ein Zuhause, das sogenannte Alternatent, später Alternastage, feiert seine Premiere. Im ersten Jahr sind zeitgenössische Bands wie Thumb, Mutton Birds und Madonna Hip­ Hop Massaker dabei, ebenso Dauerbrenner wie Ash – und mit Placebo zudem ein kommender Headliner.

1997: Wetter! Wetter! Wetter!

Die Zuschauer sind gerade noch dabei, sich bei ersten Kaltgetränken ihre persönlichen Favoriten für die kommenden Tage zusammenzustellen – Kiss, Die Ärzte, Aerosmith, Supertramp und mittendrin, Jodel-Di-Ho!, Humorlegende Otto – da schlägt der Blitz ein. Chris Rea ist fast am Ende seines Sets angelangt, als plötzlich nichts mehr geht. Das Hauptstrom-Aggregat hat es erwischt, minutenlang steht die Bühne ohne Saft da, bis die Leitungen schließlich wieder instandgesetzt sind. Das wechselhafte Wetter zwischen extremer Hitze, Regen und Gewitter prägt dieses Wochenende, das, so Lieberberg bei der Pressekonferenz im Anschluss, kurz vor dem Abbruch steht. Der Ring hält dagegen und zieht durch. Ein Aspekt, der auffällig ist: Mit den Fugees, Neneh Cherry und Texas stehen endlich auch weibliche Acts in Großbuchstaben auf dem Plakat. Für das Grande Finale sorgen Kiss, die ihr Set mit “Deuce” beginnen und das Festival mit dem programmatischen “Rock And Roll All Nite” beschließen.

1997: Start für Rock im Park

Das Schwesterfestival von Rock am Ring braucht etwas Anlauf. 1993 geht es als Rock in Vienna bei den österreichischen Nachbarn über die Bühne, im Jahr darauf reüssiert es als Rock in Riem am damaligen Münchner Flughafen. Zweimal heißt es Rock im Park im Münchner Olympiastadion, bevor es in Nürnberg schließlich seinen festen Platz bekommt. Nach einigen Umzügen ist das Zeppelinfeld der traditionelle Veranstaltungsort. Die Besetzung deckt sich mit der vom Rock am Ring, die Zuschauerzahlen sind ähnlich, um die 40.000 sind es zu Anfang, 2024 verbucht Rock im Park rund 80.000 Zuschauer.

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Rock im Park feiert Premiere in Nürnberg, damals noch im Frankenstadion (Foto: Rock im Park)

1998: Aller guten Dinge

Mit einer weiteren Bühne geht Rock am Ring erneut in die Breite, in Form des “House Of Comedy” hält offiziell Humor Einzug am Nürburgring. Hier erheitern in den folgenden Jahren Mundstuhl, Oliver Kalkofe, Guildo Horn und Helge Schneider ihr Publikum. Das Headliner-Triple The Prodigy, Bob Dylan und Ozzy Osbourne steht sinnbildlich für die musikalische Vielschichtigkeit an diesem Pfingst­wochenende. Insbesondere auf Dylan liegt das Augenmerk, war doch Kollege Cohen einige Jahre zuvor noch auf ein latent abweisendes Publikum gestoßen. Doch der Meister hat einen Lauf und in diesem Jahr liegen auch Festivals wie jenes im dänischen Roskilde und das legendäre Open Air in Glastonbury auf seiner Reiseroute. Dylan liefert ein rockiges Set, mit “Til I Fell In Love With You” beendet er es überaus passend, der Ring erwidert die Liebe an diesem Abend, von Pfiffen oder Becherwürfen keine Spur.

1999: Metallica & Co.

Mit 17 Bands gestartet, ist Rock am Ring mittlerweile auf mehr als das Fünffache angewachsen. Sage und schreibe 93 Acts sind an diesem Pfingstwochenende am Start. Mit dem Talent Forum, hier treten unter anderem Travis, Blackmail und Jon Spencer auf, sind es inzwischen vier Bühnen. Der Mix ist exotisch, divers, allein beim Lesen muss man schmunzeln: Hans Werner Olm, Cypress Hill und Paradise Lost auf einem Festival? Vicky Vomit, Anne Clark und Zucchero? Fast vergessene Namen wie Geschmeido, Reef und Liquido? Der schiere Wahnsinn, doch alles nichts gegen jene Band, die am Vorabend des neuen Jahrtausends ihre Premiere am Nür­burgring feiert: Metallica. Im Monat zuvor hatte die Band im Schulterschluss mit dem San Francisco Symphony Orchestra zwei Konzerte gespielt, dabei ihre Songs ins Klassik-Gewand gehüllt. Ende 1999 würde das Ergebnis in Gestalt des Albums “S&M” erscheinen. Am Ring bieten Metallica ebenfalls Klassik, jedoch rein metallischer Natur, sieht man einmal vom traditionellen Ennio-Morricone-Intro “The Ecstasy Of Gold” ab. Drei Zugaben werden es am Ende, “Battery” samt “Let There Be Rock”-Jam setzt den Schluss­punkt unter ein frenetisch bejubeltes Konzert.

2000: No Noel

Jahrtausendwende, Millenium-Bug, der befürchtete Weltuntergang – Rock am Ring startet unbeirrt in ein neues Zeitalter und verweist dabei mit Santana ein weiteres Mal auf die Woodstock-Ära. Mit seinem Album “Supernatural” hatte Carlos Santana im Jahr zuvor erfolgreich die eigene Legende entstaubt, entsprechend euphorisierend gerät sein Auftritt, bei dem Matchbox-20-Sänger Rob Thomas als Gast auftritt. Am Anfang ihrer Karriere stehen die Sportfreunde Stiller. Zwischen der Veröffentlichung ihres Debütalbums “So wie einst Real Madrid” und dem ersten Ring-Gig liegen gerade mal anderthalb Monate. Ihre Premiere feiern sie am Samstag gegen 18 Uhr im Talentforum, zwischen Suez und Grandaddy, auf die wiederum eine Newcomer-Band namens Reamonn folgt. Fast forward 25 Jahre – und die “Sportis” sind neben den Donots und den Toten Hosen eine der Bands mit den meisten Ring-Auftritten auf dem Konto. Die 2000er Ausgabe schreibt so einiges an Geschichten, vom Jubel für die wiedervereinigten Eurythmics, der Show von Pearl Jam, die keinen Monat später mit der tödlichen Katastophe von Roskilde eine tragische Zäsur erleben würden, bis hin zu Oasis, die hier zeigen, wie viel die Gallaghers ohne Noel wert sind – angesichts ihrer wenig spektakulären Show muss man es wohl so sagen: nicht einmal die Hälfte.

2001: Keine Knarren, keine Rosen

Es sollte doch alles so schön werden, der Hype war riesig, der Blick aufs Festivalplakat machte die Ring-Community bereits im Vorfeld ganz wuschig: Tool! Radiohead! Limp Bizkit! Und ganz oben auf diesem namensträchtigen Line-Up: Guns N’ Roses. Doch am 10. Mai vermeldet die VISIONS-Nachrichtenredaktion, dass Guns N’ Roses weder am Ring noch im Park spielen, zudem ihre komplette Europatour absagen. Der Grund für die unschöne Wendung der Ereignisse: Gitarrist Buckethead alias Brian Carroll hatte einen Zusammenbruch erlitten.

2002: Schluss mit lustig

Nachdem sich das Publikum im Vorjahr vergeblich auf Axl Rose gefreut hatte, stattdessen kompetent von Radiohead, Alanis Morissette, den Manic Street Preachers, Linkin Park und Slipknot getröstet wurde, herrscht diesmal Wiedersehensfreude. Santana sind nach einem Jahr Pause erneut dabei, ebenso sind es die Sportfreunde Stiller, die sich auf die Alternastage zwischen Wilco und Element Of Crime hochgearbeitet haben. Mit Michael Mittermeier schafft es einer der popu­lärsten Humoristen jener Tage sogar auf die Centerstage, zwischen Counting Crows und Faithless. Ein Modell für die Zukunft ist das nicht, dem “House Of Comedy” schlägt das letzte Stündlein. Am Sonntagabend beschließt Altmeister Ozzy Osbourne das Festival.

2003: Zoff bei Manson

Iron Maiden, Metallica, Marilyn Manson, Ministry, Moby – die fünf großen Ms am Ring in diesem Jahr, dass zudem mit Dave Gahan, Queens Of The Stone Age, Audioslave, Deftones und vielen anderen ein weiteres Mal ein hochverdichtetes Line-up liefert. Während der Show von Manson kommt es zum Beinah-Eklat, und damit sind nicht seine albernen Micky-Maus-Ohren gemeint. Vielmehr gerät er während “The Beautiful People” mit Gitarrist John 5 dermaßen in die Haare, dass der seine Gitarre wegschmeißt und kurz davor ist, seinem Chef eine zu verpassen. Letztlich besinnt er sich eines Besseren und nimmt den Dienst wieder auf. Seine Schwester war kurz zuvor gestorben, er sei völlig übernächtigt und neben der Spur gewesen, so John 5 später in einem Interview.

2004: Guerilla-Gig

Wie erzielt man angesichts von Superlativen, stetigem Wachstum und Frontalbe­schallung noch eine Extraportion an Wirkmacht? Indem man zwischendurch mal zum kleineren Besteck greift. Die Toten Hosen haben das längst verinnerlicht und bereits in den frühen 90ern im Rahmen ihrer “Magical Mystery Tour” in großem Rahmen auf kleine Shows gesetzt. Beim Rock am Ring ist natürlich auch der Undercover-Gig etwas größer angelegt, zudem hatte Schlagzeuger Vom bereits eine kleine Promorunde über den Campingplatz gedreht. So findet sich am Haupteingang, unmittelbar nach dem Samstagabend-Gig der Red Hot Chili Peppers ein vielköpfiges Publikum ein, um Campino mit Fellmützchen und den Rest der Opel-Gang beim Gig auf der Ladefläche eines Trucks abzufeiern.

2005: Überraschungsgratulanten

Rock am Ring feiert sein 20-jähriges Jubiläum, das Line-up ist des Anlasses mehr als würdig. The Prodigy und Slipknot, The Hives und Garbage, die Chemical Brothers und die damals populären 3 Doors Down (wo sind die eigentlich abgeblieben?) zählen zum Aufgebot. Den Schwung rund um deutschsprachige Bands, die in den 2000ern erfolgreich sind, nimmt auch der Ring mit, Bands wie Wir sind Helden, Tocotronic, Silbermond, Madsen, Tomte und Fettes Brot feiern Heimspiele. Apropos: Drei Fragezeichen prangen im Programm dort, wo eigentlich der Name des Headliners am finalen Sonntag stehen müsste. Der 20. Geburtstag des Festivals wird standesgemäß begangen, hinter dem Surprise-Act verbergen sich Die Toten Hosen als Gratulanten. Am Schluss ihres Konzerts gastiert Marek Lieberberg als Sänger, die stimmungsvolle letzte Zugabe: “You’ll Never Walk Alone”.

2006: Rosenrock

Fünf Jahre nach dem fehlgeschlagenen Versuch, Guns N’ Roses auf die Centerstage zu lotsen, ist es diesmal endlich soweit. Axl Rose und seine “Band” beehren den Nürburgring. Ohne Slash, ohne Duff McKagan, selbst Buckethead ist bereits wieder Geschichte, muss Rose die Kohlen aus dem Feuer holen. Dafür schien einiges an Überredung notwendig zu sein, denn der Mann mit den Dreadlocks betritt erst mit einigen Stunden Verspätung die Bühne, um zwei Uhr nachts. Die Setlist erweist sich als bunte Tüte, neben Klassikern wie “Welcome To The Jungle”, “Sweet Child O’Mine” und dem Bob Dylan-Cover “Knocking On Heaven’s Door” gibt es einiges an Gitarren-Intermezzos, Skid Rows Sebastian Bach als Gast­sänger bei “My Michelle” und “Paradise City” als adäquaten Rausschmeißer.

2007: Jump!

Mit 98 offiziellen Acts kratzt Rock am Ring knapp an der 100er-Marke, unter den Bands und Solisten sind Slayer und Machine Head, die frisch reformierten Smashing Pumpkins, die fantastischen White Stripes, Indie-Lieblinge von Cribs über Zoot Woman bis Turbostaat, außerdem Beatsteaks, Ärzte und Dutzende mehr. Zusätzlich zu den zwei Bühnen gibt es ein Großraumzelt, zudem können die Festivalmacher ein Novum für sich beanspruchen. Erstmals ist Rock am Ring schon im Vorwege ausverkauft, einen Monat nach Vorverkaufstart waren bereits um die 60.000 Tickets abgesetzt. Eine skurrile Aktion gibt es von Wir sind Helden, die versuchen ein Mini-Erdbeben auszulösen, indem Sängerin Judith Holofernes das Publikum dazu bringt, im selben Moment zu hüpfen. Die Erschütterung sei auf einer Messstation der Nürburg nachgewiesen worden, heißt es im Anschuss in einer Pressemeldung.

2008: Wo bleibt Pete?

Wo Pete Doherty draufsteht, ist Verzug drin, zumindest galt das einmal. In den Tiefen der 2000er wäre man vom pünktlichen Erscheinen des Musikers wohl irritierter gewesen als von der üblichen Wartezeit. Die Babyshambles machen beim Rock am Ring keine Ausnahme, offiziell ist von Stau die Rede. Wenn es denn tatsächlich so war, dann wurde die verlängerte Autofahrt mit reichlich Dosenbier und anderen Zeitvertreib-Substanzen überbrückt, am Ende sind es über vier Stunden Verspätung für die Band. Campino sorgt für etwas andere Schlagzeilen. Der Tote-Hosen-Sänger hatte sich vor dem Festival im Ärger um eine Niederlage seines Lieblingsvereins FC Liverpool einen Mittelfußbruch zugezogen. Davon aufhalten lässt er sich nicht, mit seiner Band tritt er dennoch an, klettert sogar aufs Bühnendach.

2008: Alle in Rage

Ingo Donot: “Eine meiner lebendigsten Erinnerungen überhaupt, nicht nur, was Rock am Ring betrifft, ist eine Show von Rage Against The Machine. 2007 hatten die sich ja wieder zusammengetan, im Jahr darauf spielen sie am Ring. Das Besondere an der langen Boxengasse ist der Umstand, dass der Schall eine Weile braucht, bis er ganz hinten ankommt und alle Leute erreicht. Daraus entsteht eine Art Wellenbewegung, sodass man wirklich von einem Menschenmeer sprechen kann. Bei Rage Against The Machine drehen die zigtausend Leute dermaßen durch, das hat eine solche Energie. Im zweiten oder dritten Song zünden vorn ein paar Leute eine Amerikaflagge an, drum herum entsteht ein Circle Pit von 2.000 Leuten, alle waren am Springen. Das werde ich niemals vergessen.”

2009: Digital ist besser

Die Tech-Revolution erreicht den Merchstand. Es werden USB-Sticks zum Verkauf angeboten, auf denen sich Konzertmitschnitte befinden. Am letzten Ring-Tag kann man sich den Stick mit zehn Songs bespielen lassen, zusätzlich gibt es einen Downloadcode für zehn weitere Songs. Kostenpunkt der digitalen Souvenirs: 20 Euro pro Stick.

2010: Unbekanntes Flugobjekt

Von jeher sind Muse für Schauwerte und Gimmicks bei ihren Liveshows bekannt. Am Ring lassen Matt Bellamy, Dom Howard und Chris Wolstenholme ein riesiges Ufo über den Köpfen des Publikums schweben, sogar ein “Alien” entsteigt diesem Raumschiff. Sieht spektakulär aus, kommt gut an, lediglich bei Slayer und ihren Fans an den heimischen Bildschirmen kommt das Ganze schlecht an. Das Ufo mit seinen Ausmaßen “sorgte für eine so beeindruckende Atmosphäre, dass sogar das MTV-Sendesignal während der Fernsehübertragung regel­mäßig gestört wurde”, erinnert sich Matt Schwarz. “Hinter der Bühne wurde es dementsprechend hektisch.”

2010: Silberbonus

Zum 25-jährigen Jubiläum beschenkt Rock am Ring sich und die Fans mit einem Extratag und startet bereits am Donnerstag. Das Auftaktprogramm ist übersichtlich, hat es aber in sich. Den H-Blockx fällt die Rolle der ersten Gratulanten zu, im Anschluss lassen Kiss ihre Show von der Leine, Paul Stanley fliegt zu den Tönen von “I Was Made For Loving You” über die Köpfe des Publikums. Wer nach dem langen Wochenende noch nicht vollends aus der Puste ist, dem macht die Supergroup Them Crooked Vultures nach Mitternacht mit einem großartigen Set Beine.

2011: Eine Frage der Perspektive

Er habe sich das Festival nicht so riesig vorgestellt, gesteht Chris Martin während des Coldplay-Auftritts, und schwärmt fortan vom Ring. Die Band hat die noch unveröffentlichte Single “Every Teardrop Is A Waterfall” auf der Setlist, der feuchte Titel passt zum Wetter. Während der Coldplay-Show regnet es sich langsam ein, Martin nimmt es mit Humor und kombiniert den Song “Lost!” mit einigen Zeilen aus dem Regenschirm-Klassiker “Singing In The Rain”. Conrad Keely nimmt es am Tag darauf weniger humorig. Das Publikum bei …Trail Of Dead ist deutlich übersichtlicher als bei Coldplay, der Himmel reißt auch nicht mehr auf. Am Schluss der Show schmeißt Keely seine Effektgeräte in die luftigen Zuschauerreihen.

2012: Talentförderung

Dass Tenacious D sich am Ring, der schon Anfang des Jahres ausverkauft ist, etwas Besonderes einfallen lassen würden, war bereits im Vorwege klar. Allein Jack Blacks Outfit, ein Mix aus Hoodie, Sesamstraßen-Bibo und Schlafanzug, hat es in sich. Neben den üblichen Gags und zitat­reichen Reisen in den Classic Rock initiieren Black und sein Partner Kyle Gass einen Flashmob mit dem kompletten Ring-Publikum. Auf Blacks Kommando heißt es “Auf die Knie für Tenacious D”. Am Schluss findet Black wohlwollende Worte für die nachfolgende Band: “Gebt Metallica eine Chance, die haben Talent und echt Potential, auch wenn sie natürlich nicht Tenacious D sind.” Eines der historischen Highlights in diesem Jahr: der Auftritt von Soundgarden.

2016: Trauriger Rekord

Beim zweiten und letzten Rock am Ring auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehr-Flugplatzes in Mendig verzeichnet das Festival mit 92.500 Zuschauern einen Publikumsrekord. Bereits Ende Februar waren alle Tickets verkauft. Deftones, die Red Hot Chili Peppers, die damals mal wieder wiedervereinten Black Sabbath und etliche mehr sind eingebucht, doch nicht alle werden auftreten. Zu Anfang sind die Wetterbedingungen ideal, doch dann ziehen schwarze Wolken auf, schwere Gewitter erschüttern das Gelän­de, mehrfach schlagen Blitze ein, es gibt Verletzte. Am Samstagvormittag sind die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Schließlich wird das Festival am Samstag abgebrochen, das Risiko für alle Beteiligten ist zu groß.

2017: Alles friedlich

Nach dem Abbruch im Jahr zuvor steht das Festival ein weiteres Mal auf der Kippe, die Polizei, mit über 1.200 Einsatzkräften vor Ort, spricht von einer “terroristischen Gefährdungslage”. Am Freitagabend wird Rock am Ring infolgedessen unterbrochen, das Publikum verlässt zügig und durchweg friedlich das Gelände. Am Vormittag des nächsten Tages folgt die Entwarnung. “Es geht weiter. Wir freuen uns mit euch! Viel Spaß und Party on!!”, twittert die Koblenzer Polizei mitsamt grafischem Metal-Gruß.

2020/2021: Abgesagt

Am 16. April 2020 wird aus der Vorahnung eine Tatsache: Rock am Ring und Rock im Park fallen im Zuge der Corona-Pandemie aus. Bis Ende August sind sämtliche Großveranstaltungen untersagt. Kein Jahr später wiederholt sich dieses Dilemma: “Schweren Herzens müssen wir heute bekanntgeben, dass Rock im Park und Rock am Ring 2021 wie schon im letzten Jahr aufgrund von Covid-19 abgesagt werden müssen”, heißt es in einer Pressemeldung Anfang März.

2022: Comeback nach Corona

Von 3. bis 5. Juni 2022 findet Rock am Ring nach pandemiebedingter Pause wieder statt. Inzwischen hat der Veranstalter gewechselt: Matt Schwarz als Geschäftsführer von DreamHaus richtet sein Herzensfestival nun aus. Ingo Donot erinnert sich an die Atmosphäre zuvor und während des Comebacks: “Wir hatten vorher ein Interview mit der Tagesschau, da fragte man uns, wie es sein könne, dass die Toten Hosen im Jubiläumsjahr zur Wiederaufnahme nicht dabei sind. Da mussten wir uns dermaßen auf die Zunge beißen, um es nicht auszuplaudern. Wir hatten Campi und die Band angefragt, die waren aber selbst auf Tour. Wir rechneten also damit, dass sie nicht kommen, aber das sind halt Ehrenmänner, ausgesprochen herzlich und nett. Sie haben uns immer schon unterstützt. Können wir eigentlich nicht machen, sagt Campino am Telefon, aber das sei so geil, dass sie trotzdem kommen. Mittags geht bei uns plötzlich die Backstage-Tür auf und die Hosen latschen rein. Beim Konzert brachen alle Dämme, die Leute haben sich weinend in den Armen gelegen. So voll habe ich das noch nie vorher gesehen. Bis in die letzte Reihe sind die Leute durchgedreht. Wir haben mit den Hosen ‘Hier kommt Alex’ gespielt und, weil es etwas ganz Besonderes sein sollte, auch noch ‘Schrei nach Liebe’ von den Ärzten. An einem Punkt sah ich den Typen von der Tagesschau unten im Bühnengraben. Dem fiel alles aus dem Gesicht.”

2024: Gruß aus Hollywood

Johnny Depp, Jared Leto, Juliette Lewis, Jack Black – Filmstars, die sich auch in Rock-Koordinaten bewegen, gibt es so einige. Jenem Typen, der da am späten Samstagnachmittag mit seiner Band auf der Mandora Stage spielt, sieht man den Glamour jedoch kaum an. Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, Strubbelbart, den Bass tiefer gelegt. Tatsächlich: Keanu Reeves ist am Ring. Mit seiner Band Dogstar, 1994 gegründet, spielt er sich durch ein unaufgeregtes Set mit Songs zwischen Alternative Rock und luftigem Grunge. Das Konkurrenzprogramm auf der Utopia Stage: Donots.


40 Jahre Rock am Ring
...und ewig rockt der Ring

Inhalt

  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

»Unsere Fans sind der Ring«

Matt, wann bist du zum ersten Mal mit Rock am Ring in Kontakt gekommen?
Matt Schwarz: Die ersten Kontakte mit Rock am Ring hatte ich durch MTV. Was waren das für Momente vorm Fernseher, dieses Meer an Menschen und die großen internationalen Superstars auf der Bühne. Das gab es nur dort und das hat mich extrem begeistert. Beruflich bin ich 2001 erstmalig mit Rock am Ring in Berührung gekommen, damals noch als Mitarbeiter bei VISIONS, wo ich die VISIONS-Festivals und Shows gebucht habe und mich um die Kooperationen mit den Veranstalter:innen gekümmert habe. Seit 2003 bin ich direkt für das Festival tätig im Bereich Talent, und seither hat mich Rock am Ring durch mein gesamtes Berufsleben begleitet. Rock am Ring ist für mich nicht nur ein Job, sondern auch ein emotionaler Fixpunkt, der Jahr für Jahr fest in meinem Kalender verankert ist. Es ist ein großer Teil dessen, was mich persönlich und beruflich ausmacht, und genau deshalb liegt mir das Festival so sehr am Herzen.

Wir nähern uns dem Frühjahr – wie weit sind die Planungen für Rock am Ring und Rock im Park?
Das Programm steht mit 100 Acts vollständig, und wir sind mitten in der Umsetzung der finalen Planungen und Details vor Ort. Für die Jubiläumsausgaben haben wir uns einiges vorgenommen. Was viele vielleicht nicht wissen: Das Festivalgeschäft ist ein 365-Tage-Job. Unser Team – und auch ich persönlich – arbeiten das ganze Jahr über daran, jedes Detail zu planen und zu optimieren. Parallel dazu bin ich bereits intensiv in den Bookings für 2026 und gleichzeitig an der Ausgestaltung für 2025 beteiligt. Es ist ein fortlaufender Prozess, der niemals stillsteht.

Seit 2022 ist DreamHaus dabei – wie geriet der Einstieg für dich, und wie fällt deine Zwischenbilanz aus?
Der Start nach der Pandemie war herausfordernd, und wir sind umso mehr bemüht, ein großartiges Festival zu schaffen. Im ersten Jahr nach der pandemiebedingten Pause haben wir etwa ein bargeldloses Bezahlsystem eingeführt – eine massive Verbesserung für unsere Besucher:innen. Und wenn man dieses Jahr zu Rock am Ring kommt, wird man sehen, dass wir ein komplett neues Kapitel aufschlagen, mit einer vierten Bühne: der Atmos Stage. Eine weitere wichtige Neuerung: Die Utopia Stage und die Mandora Stage werden 2025 erstmals komplett baugleich sein. Damit wird die Mandora Stage zur zweiten Hauptbühne und deutlich größer als zuvor. Beide Bühnen, ebenso wie die Orbit Stage, bleiben auf ihren bekannten Plätzen, werden aber insgesamt noch imposanter. Wir haben sie größer gestaltet und mit größeren Screens, deutlich mehr LED- und Lichttechnik ausgestattet, die sich auch durchs Gelände ziehen wird. Das Infield selbst haben wir entsprechend vergrößert, um mehr Platz für ein erweitertes kulinarisches Angebot, zusätzliche Sitzgelegenheiten und Chill-Bereiche zu schaffen. Die Platzierung der Utopia Stage direkt neben dem Boxengebäude bleibt aber bestehen. Auch wenn wir intensiv über eine Umpositionierung der Bühnen nachgedacht haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die aktuelle Anordnung den besten Vibe erzeugt.

Kalendarisch ist die Pandemie bereits einige Zeit vorbei, in Interviews mit Bands ist das Ganze immer noch ein Thema. Wie schaut es bei euch aus, inwiefern hallen Corona und die Folgen für Branche und Publikum immer noch nach?
Die größte Herausforderung nach der Pandemie sind die massiv gestiegenen Produktionskosten und Gagen. Es ist eine echte Gratwanderung, Festivals wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten, ohne die Kosten vollständig auf die Fans um­zulegen. Stattdessen suchen wir nach smarteren Ansätzen, die Produktion qualitativ besser und gleichzeitig kosteneffizienter zu gestalten. Dabei stehen wir vor der Realität, dass die Entwicklung der Ticketpreise die rasant steigenden Gagen bei Weitem nicht ausgleicht. Bands können mit Einzelkonzerten häufig deutlich höhere Einnahmen erzielen, da die Ticketpreisresistenz bei solchen Shows nach der Pandemie stark nachgelassen hat. Im Vergleich dazu sind die Ticketpreise für Festivals wesentlich moderater gestiegen.

Schauen wir auf den Juni 2025 – mit dem 40-jährigen Jubiläum steht Großes an. Wie geht man so einen feierlichen Anlass an?
Ich bin jetzt 43 Jahre alt und begleite Rock am Ring wie gesagt schon mein halbes Leben. Das Festival ist für mich eine Herzensangelegenheit, und ich verbinde viele persönliche Geschichten und Erinnerungen mit all den Jahren. Das 40. Jubiläum ist daher auch für mich ein sehr emotionaler Anlass. Wir möchten diesen Meilenstein natürlich gebührend feiern. So wird das Festival am Freitag von einer Band eröffnet, die normalerweise nicht mehr so früh oder auf einem solchen Slot spielen würde – eine bewusste Entscheidung. Gleichzeitig nutzen wir dieses Jubiläum, um zurückzublicken. Unsere Social-Media-Kanäle nehmen die Fans mit auf eine Zeitreise durch die letzten vier Jahrzehnte, in denen wir nicht nur die wichtigsten Momente von Rock am Ring zeigen, sondern auch gesellschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse einordnen. Das Feedback darauf ist großartig.

Wie groß ist der Druck, etwas Besonderes abzuliefern – oder ist die organisatorische Gemengelage nicht ohnehin grundsätzlich am Limit, was Anspruch und Umsetzung angeht?
Rock am Ring ist ein gigantisches Projekt. Innerhalb von wenigen Tagen bauen wir eine temporäre Infrastruktur auf, die für eine Menschenmenge ausgelegt ist, die der Einwohnerzahl von Städten wie Flensburg oder Konstanz entspricht – und das mitten in der einzigartigen Kulisse der Eifel. Der Zeitdruck ist dabei enorm, denn durch die regelmäßige Nutzung des Nürburgrings für andere Veranstaltungen steht uns das Gelände meist erst unmittelbar vorher zur Verfügung. Vergangenes Jahr konnten wir erst am späten Sonntagnachmittag vor Festivalbeginn mit dem Aufbau starten. Was andere Festivals in mehreren Wochen erledigen können, schaffen wir hier nur mit personalintensiven Tag- und Nachtschichten – ein Kraftakt, der jedes Jahr aufs Neue beeindruckt.

Was ist das Besondere am Booking-Prozess selbst?
Das Ganze ist mittlerweile ein hochkomplexes Unterfangen. Während wir aktuell noch das Line-up für 2025 finalisieren, bin ich parallel schon kurz vor Abschluss für den ersten Headliner 2026. Das zeigt, wie früh wir planen müssen, da wir an das feste erste Juni-Wochenende gebunden sind und Teil eines globalen Festivalzyklus mit engen Zeitfenstern sind. Ein wesentlicher Fallstrick sind die privaten Verpflichtungen der Künstler:innen. Es kommt vor, dass Auftritte wegen Geburtstagen, Hochzeiten oder College-Abschlüssen abgesagt werden. Tourneen lassen sich flexibler planen, aber ein Festivaldatum ist fix.

Eines der Themen der vergangenen Jahre war die Diversität der Line-ups – was hat sich da getan?
Diversität ist ein wichtiger Aspekt, den wir bei unseren Planungen berücksichtigen, aber ich buche nicht nach Quote. Der Anteil der Acts mit weiblicher Beteiligung im Line-up ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen – 2022 lag er noch bei etwa 10 Prozent, in den Jahren 2023 und 2024 zwischen 20 und 30 Prozent, und auch 2025 kommen wir auf etwa 25 Prozent. Natürlich ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange, aber es zeigt einen klaren Trend, den wir weiter fördern wollen. Natürlich priorisieren wir das Thema auch hinter den Kulissen und nehmen es ernst: Viele Schlüsselpositionen im Managementteam von Rock am Ring sind mit Frauen besetzt. Wir engagieren uns Jahr für Jahr für Nachwuchskünstler:innen, sei es durch Support-Slots oder durch gezielte Bookings. Gleichzeitig muss Diversität und Nachwuchsförderung ein gemeinschaftlicher Prozess sein, an dem die gesamte Musikindustrie beteiligt ist – von Labels über Medien bis hin zu Streamingplattformen. Wichtig ist, dass die Musik und die Qualität im Mittelpunkt stehen, und wir werden weiterhin daran arbeiten, eine Bühne für Vielfalt zu schaffen, ohne uns dabei zu verrennen, oder in ein Korsett gezwungen zu fühlen.

Was sind die Projekte, Ziele, Wünsche für das kommende Jahrzehnt?
Rock am Ring und Rock im Park haben in den zurückliegenden 40 Jahren Musikgeschichte geschrieben, und unser Ziel ist es, diese Erfolgsgeschichte auch in den kommenden Jahrzehnten weiterzuführen. Das bedeutet, kontinuierlich in Innovationen und Nachhaltigkeit zu investieren, den Zeitgeist aufzugreifen und dabei dennoch der DNA unserer Festivals treu zu bleiben. Wir möchten auch in Zukunft die Nummer 1 der Festivallandschaft bleiben, und das gelingt nur, wenn wir uns konsequent weiterentwickeln – sei es durch zukunftsweisende ökologische Maßnahmen, ein vielseitiges und inklusives Angebot oder stabile Ticketpreise trotz steigender Kosten. Gleichzeitig bleibt unser Anspruch, jedes Jahr ein Line-up auf die Beine zu stellen, dass die Fans begeistert und weltweit seinesgleichen sucht. Am wichtigsten aber: Rock am Ring lebt von der Community, von den Fans, die jedes Jahr den Nürburgring in einen einzigartigen Ort verwandeln. Ohne sie wäre der Ring nicht das, was er ist. Deshalb lautet unser Ziel für die nächsten Jahre: weiterhin Gänsehautmomente schaffen, Tradition und Zeitgeist verbinden und gemeinsam die Magie des Festivals erleben. Denn am Ende gilt: Unsere Fans sind der Ring – und die Reise geht weiter.


40 Jahre Rock am Ring
...und ewig rockt der Ring

Inhalt

  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

»Ein einziger Rauschzustand«

Thomas, wie fing es bei dir mit der Musik an?
Thomas Rabsch: Ich bin in Dormagen aufgewachsen, genau zwischen Düsseldorf und Köln. In meiner Jugend ging es mit der Fähre oft über den Rhein in die Düsseldorfer Altstadt. Mein Bruder zog schließlich nach Köln, um seinen Zivildienst zu machen. Irgendwann lud er mich ein, wir gingen abends ins Luxor. Das war eine einzige Offenbarung. Danach gab es für mich nur noch Köln. Da lebe ich auch heute noch.

Welche Bands haben dich geprägt?
Meine Kumpels hörten die Beatles, ich stand auf Elvis. Aber irgendwann wurde Grunge prägend für mich, ich habe Nirvana rauf und runter gehört, dann die frühen Red Hot Chili Peppers. Das fand ich großartig. Später habe ich Dave Grohl kennengelernt und oft mit ihm und den Foo Fighters zusammengearbeitet.

Wann ging es mit dem Fotografieren los?
Ich habe BWL studiert und abgebrochen, Ingenieurswesen ebenso. Anschließend habe ich mich an der Folkwang-Uni in Essen beworben und wurde angenommen. Da war ich unter meinesgleichen, wirklich nur Freaks im besten Sinne. Der eine hatte Pygmäen in Afrika fotografiert, der andere Leute im Kosovo, der nächste kam mit Architekturbildern und ich irgendwann eben mit Musikerfotos.

Dein Start fand in VISIONS statt.
Ein Kommilitone von mir, Philip Lethen, empfahl mich VISIONS. Mein erster Auftrag war ein Shooting mit Blixa Bargeld. Ich hatte mitbekommen, dass der Kollege, der vor mir dran war, es wohl nicht ganz leicht mit Blixa hatte, aber irgendwie brach zwischen uns schnell das Eis. Ich probierte tierisch viel aus, Blixa hatte Spaß daran. Daraus wurde ebenfalls eine Freundschaft und langjährige Zusammenarbeit, die bis heute andauert.

Anschließend nahm deine Karriere Fahrt auf.
Blixa empfahl mich Nick Cave, dessen Bilder wiederum landeten bei den Beastie Boys, das ging Schlag auf Schlag. Für VISIONS habe ich viele Titelbilder gemacht, auch eines meiner absoluten Lieblingsfotos, Thom Yorke in Blautönen, unscharf aufgenommen, eine ungewöhnliche Aufnahme. Ich hatte mit Zoom und Blende und Belichtungszeiten experimentiert. VISIONS traute sich, das eigenwillige Ergebnis aufs Cover zu nehmen, das war großartig.

Wann war dein Start bei Rock am Ring?
2012 war mein erstes Mal. Ich habe Matt Schwarz angerufen, der meinte sofort, klar, komm’ vorbei. Ich befürchtete zunächst, dass es sich auf die üblichen ersten drei Songs beim Konzert beschränken würde, aber Matt meinte, ich hätte freie Bahn. Das war natürlich fantastisch. Rock am Ring ist das reinste Foto-Eldorado. Mit so vielen Leuten vor der Bühne ist das vielleicht nicht jedermanns Sache, zudem muss dir klar sein, dass du auf der Bühne zuweilen nicht so gern gesehen bist, aber für mich als Fotograf war das komplett ohne Druck – ein einziger Rauschzustand.

Planst du im Vorfeld, was Motive oder Perspektive angeht?
Nein, das lasse ich völlig auf mich zukommen, da lasse ich mich treiben. Wenn Bands wie The Prodigy spielen, muss ich aufpassen, dass ich nicht mit auf der Bühne herumspringe, so mitreißend ist das.

Wird es auch mal brenzlig?
Eigentlich nicht, wobei man es manchmal vielleicht nicht bemerkt. Ich habe mal Green Day fotografiert, da stand ich stand plötzlich allein in der Mitte. Billie Joe Armstrong kommt eine Treppe runter und ich muss mich total krumm machen, um ihn überhaupt aufs Bild zu bekommen. Später habe ich auf Fotos gesehen, wie Armstrongs Bodyguard, ein totaler Schrank, die ganze Zeit versuchte, mich am Fuß zu packen und wegzuziehen. Wenn der mich erwischt hätte, wäre ich fällig gewesen. (lacht)

Was ist das Besondere an Rock am Ring?
Es sind die Leute, die das seit 20 Jahren oder länger machen. Die helfen dir, ohne dass du großartig fragen musst. Das er­leichtert die Arbeit ungemein. Da kommt jemand vom Licht und fragt, ob ich einen Cherrypicker brauche: einen Kranwagen, um von oben aus zu fotografieren. So etwas passiert einem, weil es diese ganz besondere Wertschätzung gibt. Wenn man am Bühnenrand taumelt und droht, hintenüber zu fallen, ist einer von der Security da und fängt dich auf. Mir wurde immer geholfen, das war jedes Mal eine super Zusammenarbeit.


40 Jahre Rock am Ring
...und ewig rockt der Ring

Inhalt

  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

»Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«

Ingo, wie würdest du jemandem Rock am Ring beschreiben, der noch nie da war?
Ingo Donot: Wer das erste Mal dort ist, muss zunächst einmal mit den Dimensionen klarkommen. Eine Kapazität von 90.000 Leuten, das ist einfach riesengroß. Ich verstehe jeden, der Clubshows oder kleinere Festivals vorzieht, aber der Ring hat eine so unglaubliche Atmosphäre, die musst du erlebt haben. Egal, in welche Richtung du guckst, du siehst überall Berge, Hügel und Bäume. Der Bereich vor der Mainstage, dieser unendlich lange Boxengassenschlauch, ist natürlich krass. Wenn der Laden voll ist, dann herrscht solch ein Druck auf dem Kessel.

Du hast eine privilegierte Perspektive.
Auf jeden Fall. Mit den Donots stehen wir auf der Mainstage und haben den besten Blick auf das Ganze. Ich war auch schon auf der Tribüne, wo es diesen Laubengang gibt. Das ist über die Jahre ja auch zum Ort einer gewissen Häme geworden. Wenn man da steht und die Leute unten wie im Fußballstadion “Scheiß Tribüne” skandieren, ist das schon ein besonderes Gefühl. (lacht) Aber sich von da oben eine Show anzuschauen, das ist auch einfach irre.

Welche Shows waren für dich legendär?
Ich habe mir 2019 die letzte große Festivalshow von Slayer angeguckt. Ich stand auf dem FOH-Tower und gab mir von dort aus die Ärzte, was wirklich sehr amüsant war, aber ich wollte eben Slayer nicht verpassen, was letztlich nicht so einfach war. Das ist eben das Ding mit dem Ring: Du musst einiges an Wegstrecke machen, um alles mitzubekommen, aber auch das ist Teil der ganzen Erfahrung. Wenn auf drei, vier Bühnen gleichzeitig Lieblingsbands spielen, ist das die Frage aller Fragen: Verdammt nochmal, wo gehe ich jetzt hin? Mir fällt auch eine Show von Motörhead ein, mit allem, was man davon erwarten kann – das lauteste Konzert des gesamten Festivals.

Wie war das erste Mal mit den Donots beim Rock am Ring?
Das war 2001 im Zelt. Wir sollten nach Kid Rock spielen, der damals noch Klinken putzte. Während wir unser Equipment auspacken, stehen plötzlich Metallica komplett zwischen uns, weil sie Kid Rock live sehen wollen. Die haben sich die Show von unserem Drumriser aus angeguckt. Wahnsinn! Das sind Momente, in denen fragst du dich: Was geht hier ab?

Ein Vierteljahrhundert später habt ihr eine besondere Verbindung zum Festival.
Das kann man wohl sagen, zusammen mit den Toten Hosen sind wir die Band, die am häufigsten am Ring gespielt hat, insgesamt zehn oder elf Mal, also bei einem Viertel aller Ausgaben vom Rock am Ring – irre. Im vergangenen Jahr haben wir erst die Mainshow auf der Mainstage gespielt. Für den nächsten Tag haben wir uns einen Hubwagen besorgt und einen Anti-AfD-Guerilla-Gig gespielt.

Dazu braucht es natürlich einen Veranstalter, der das mitmacht.
Absolut, dafür geht ein Riesenlob und unser Dank an die Leute von Rock am Ring, die uns über all die Jahre immer wieder neue Möglichkeiten gegeben haben, die das alles mitgegangen sind. So eine Nummer wie den Guerilla-Gig musst du erstmal wuppen. Wir haben zudem in Mendig das Festival eröffnet, ich moderiere inzwischen ja auch und mache Interviews mit den Bands. Das ist schon so etwas wie ein zweites Wohnzimmer geworden. Das macht riesigen Spaß.

Welche Band würdest du als Fan gern bei Rock am Ring sehen?
Wenn es denn möglich wäre, Ramones oder The Clash, das wäre einfach zu cool. Mit Blick auf realistische Optionen würde ich Faith No More gern noch mal am Ring sehen. Mike Patton ist für mich der beste Frontmann aller Zeiten.

Dein Wunsch für die nächsten 40 Jahre Rock am Ring?
Meinetwegen darf es gern so weitergehen. Ich möchte mich umhauen lassen von Mega-Headlinern wie Metallica und mich gleichzeitig treiben lassen, um an kleineren Bühnen neue Bands zu entdecken. Ich hoffe, es kommt nicht aus irgendwelchen wirtschaftlichen Erwägungen zu einem Umzug. Das ist wie bei einem Club, den du irgendwo zumachst und an anderer Stelle neu eröffnest. Du kannst das alte Schild über die Tür nageln, aber die Atmosphäre und diese ganz bestimmte Magie lässt sich nicht einfach verpflanzen.


40 Jahre Rock am Ring
...und ewig rockt der Ring

Inhalt

  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

Mehr als nur Bier und Bratwurst

Sascha, was macht Besucher:innen bei Rock am Ring kulinarisch glücklich?
Sascha Ebner: Wir sind als Gastro Team Bremen bereits seit 2000 für die Verpflegung bei Rock am Ring und Rock im Park verantwortlich – eine lange Zeit, in der sich vieles verändert hat. Während früher Bier und Bratwurst die Klassiker waren, sind die Ansprüche heute vielfältiger. Das Publikum ist heterogener geworden und der Anteil weiblicher Gäste ist deutlich gestiegen. Das Festivalpublikum von heute legt Wert auf eine abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Verpflegung. Wir passen unser Angebot entsprechend an – was vor zehn Jahren noch als ungewöhnlich galt, erfreut sich heute großer Beliebtheit, sei es Street Food aus fernen Ländern oder moderne, trendbewusste Speisen.

Bezieht sich die Entwicklung nur auf Speisen und Getränke?
Sie betrifft weit mehr als nur das. Die Festivalbesucher:innen legen heute auch großen Wert auf Komfort – sie möchten zwischendurch sitzen und schattige Plätze finden. Zudem spielt das Thema Unverträglichkeiten eine immer größere Rolle, sodass das gastronomische Angebot entsprechend angepasst werden muss. All diese Faktoren führen zu Veränderungen in der Festivalgastronomie.

Wie sieht es speziell bei Rock am Ring aus?
Sowohl am Ring als auch im Park trifft man auf ein eher bodenständiges, regional geprägtes Publikum. Das unterscheidet sich deutlich von der Zielgruppe eines Electro-Festivals. Am Ring spielt Fleisch traditionell eine größere Rolle, weshalb ein rein vegetarisch-veganes Konzept, wie wir es etwa beim Festival mit der den Ärzten in Berlin-Tempelhof umgesetzt haben, hier weniger Anklang finden würde.

Gibt es einen Food-Klassiker, der grundsätzlich funktioniert?
Ja, holländische Pommes funktionieren immer. Das liegt nicht nur an ihrem Geschmack oder der Qualität, sondern vor allem an ihrer praktischen Handhabung – sie lassen sich problemlos im Gehen genießen, was sie zum idealen Festival-Snack macht.

Wie sieht die Zukunft der Festival-Gastronomie aus?
Sie wird noch nachhaltiger und vielfältiger. Wir waren die Ersten, die das Mehrweg-Konzept für Speisen auf Festivals in Deutschland eingeführt haben, und diesen Weg werden wir weiterverfolgen. Das Thema Nachhaltigkeit und ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck liegen mir besonders am Herzen.

Und dein musikalischer Wunsch?
Ich möchte unbedingt noch mal Pearl Jam am Ring sehen.


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  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

»Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

Frau Schomisch, die Frage nach der Musik vorweg: Wie sieht es mit ihrem persönlichen Geschmack aus?
Anita Schomisch: Ich höre alles von Rock über Pop bis Klassik. Ich bin nicht festgelegt, es kommt auf die Stimmung an. Ich liebe Musik, von daher kann ich mich auf vieles einlassen. Ich mag U2, die waren ja damals beim ersten Rock am Ring schon dabei. Ich habe die Toten Hosen dort gesehen, Chris De Burgh, Rage Against The Machine. Das Angebot am Ring ist breitgefächert, da findet man immer eine gute Band, auch solche, bei denen man denkt: Ach, noch nie gehört, die schau’ ich mir mal an.

Was ist das Besondere an diesem Festival vor der Haustür?
Allein die Tatsache, dass in dieser doch sehr ländlichen Gegend Tausende von Leuten drei Tage lang ihren Lebensmittelpunkt finden, alle gut miteinander auskommen und die Musik genießen, ist wirklich sehr besonders.

Und was ist die größte Herausforderung?
Den Strom der Gäste zu bewältigen, ist schon eine große Aufgabe. Die Menschenmassen, die sich durch den Ort bewegen, der Verkehr auf den umliegenden Bundes- und Landstraßen. Das ist eine echte Herausforderung, bis die Anreise gelaufen ist und jeder seinen Platz gefunden hat. Aber wenn das erste Konzert anfängt, wenn alles losgeht, dann ist das eine so fantastische Atmosphäre, die man auch als Anwohner genießt. Die Menschen, die hier leben, kennen es auch nicht anders. Man wächst mit Rock am Ring auf, das gehört alles ganz selbstverständlich dazu.

Welche Bedeutung hat das Festival für den Ort – touristisch, kommerziell, als Imageträger?
Eine sehr große, nicht nur für Nürburg selbst, wir sind ja eine ganz kleine Gemeinde mit 175 Einwohnern. Es gibt rund um den Nürburgring viele solche kleineren Orte, die von den Besuchern profitieren, Fremdenzimmer und Hotels sind in dieser Zeit komplett ausgebucht. Die Gastronomie ist gut besucht, Getränkehändler, Bäcker, Fleischer, Metzger, Einzelhandel, alle sind involviert. Überall ist zu spüren, was für eine große wirtschaftliche Anziehungskraft dieses Festival hat.

Ihr Wunsch für die Zukunft des Festivals?
Ich wünsche mir, dass Rock am Ring hier bei uns bleibt, dass das Ganze weiterhin so gut funktioniert. Wir sind wirklich sehr gern Gastgeber dieser Veranstaltung sind. Die Vorfreude auf den Moment, wenn die Musik erklingt, ist jedes Jahr riesig.


40 Jahre Rock am Ring
...und ewig rockt der Ring

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  1. 40 Jahre Rock am Ring – 40 Momente aus 40 Jahren
  2. 40 Jahre RaR: Matt Schwarz im Interview – »Unsere Fans sind der Ring«
  3. 40 Jahre RaR: Thomas Rabsch im Interview – »Ein einziger Rauschzustand«
  4. 40 Jahre RaR: Ingo Donot im Interview – »Diese Magie lässt sich nicht verpflanzen«
  5. 40 Jahre RaR: Sascha Ebner im Interview – Mehr als nur Bier und Bratwurst
  6. 40 Jahre RaR: Anita Schomisch im Interview – »Die Vorfreude ist jedes Jahr riesig«

Sky Valley am Main

Matthias Vandeven ist jemand, von dem man behaupten kann, dass er dem Desertrock sein Leben verschrieben hat. Als Booker ist er Vertrauensmann der halben Stoner-Welt und Taufpate des Desertfests, nebenbei als Bassist von My Sleeping Karma auch musikalisch Teil einer Szene-Institution, die im nächsten Jahr 20 Jahre alt wird. Wenn man sich mit ihm über seine Arbeit unterhält, bekommt man den Eindruck, dass er in erster Linie Fan geblieben ist. Und wie bei vielen Stoner-Fans auf dieser Welt ist auch bei ihm der Ursprung dafür die Band Kyuss, deren Album “Blues For The Red Sun” er nach eigenen Angaben „gefühlt eine Million Mal“ gehört hat.

Vandevens Weg vom Fan zum Profi führt auch bei ihm zunächst über die eigene Band. In den 90ern spielt er bei The Great Escape und findet über das Organisieren von Touren für sich und befreundete Bands wie Colour Haze den Weg ins Booking-Geschäft. Sein Händchen für geschicktes Networking spricht sich dabei schnell herum, wie er erzählt: „Ich hatte 2003 die Möglichkeit, mit The Great Escape beim Stoned From The Underground zu spielen und habe mich mit dem Veranstalter gut verstanden. Der hatte wohl gemerkt, dass ich für Leute wie Colour Haze auch schon Auftritte organisiert hatte und ein paar Bands kannte.“

Matthias Vandeven (Foto: privat)

Als gelernter Gas-Wasser-Installateur arbeitet Vandeven zu dieser Zeit noch in einem Sanitärgroßhandel und macht Musik und Booking nebenbei, kurzerhand orientiert er sich aber um: „Damals gab es das neue Berufsbild des Veranstaltungskaufmanns, das überall in den Zeitungen beworben wurde. Und ich dachte, das könnte ja was für mich sein. Also habe ich nochmal eine Ausbildung angefangen“. Als diese beendet ist, steht für ihn fest, dass er sich selbstständig machen und weiter die Szene durchpflügen will. „Ich hatte Glück, ich musste nirgends Miete zahlen und konnte mich ein, zwei Jahre daran versuchen“, erzählt er von seinen ersten Schritten mit Sound Of Liberation: „Ich bin auf Konzerte mitgefahren und habe Leute kennengelernt, die mir vertraut haben, dass ich keinen Scheiß erzähle, wenn ich eine Band empfehle.“

Zur damaligen Zeit erweist sich vor allem die Szene in den neuen Bundesländern als fruchtbarer Boden für Desert Rock. Erfurt und Jena sind durch das Stoned From The Underground Fokuspunkte, aber auch Magdeburg, Dresden und natürlich Berlin stehen hoch im Kurs. Als er und Stefan Koglek (Gitarrist von Colour Haze) zum ersten Mal Brant Bjork für eine ihrer Veranstaltungen gewinnen können, stellt sich heraus, dass deren Touren in Europa bis dato eher dürftig organisiert sind. „Es war ein ziemlich chaotisches Touren damals. Man wusste oftmals nicht mal, wo zum Beispiel die Backline herkommen sollte“, sagt Vandeven. Inzwischen ist der ehemalige Kyuss- und Fu Manchu-Drummer selbst Kunde bei Sound Of Liberation und 2025 einer der Headliner beim Geburtstags-Showcase in Wiesbaden. Auch im europäischen Ausland stoßen Vandevens Ideen mit zunehmender Größe der Touren auf immer mehr Gleichgesinnte. Einer davon ist Reece Tee, Stoner-Fan aus London, der bei SOL eines Tages mit einer neuen Event-Idee anruft: Ein Stoner-Festival, das in mehreren Städten stattfinden soll. Tee organisiert eines in London, Vandeven soll sich um Berlin kümmern, Desertfest soll das ganze heißen. 2012 findet das in den zwei genannten Städten zum ersten Mal statt, mittlerweile gibt es Ableger in Athen, Antwerpen, Oslo und New York.

 

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Doch nicht immer gehen die Dinge den Weg des stetigen Wachstums. Als im Frühjahr 2020 im ersten Corona-Lockdown alle Räder zum Stehen kommen, ist man auch bei Sound Of Liberation zunächst ratlos. Zum Glück hat Vandeven noch ein Ass im Ärmel: Bereits 2007 hatte er zusätzlich zur Booking-Agentur Sound Of Liberation eine Plattenfirma gleichen Namens als Gewerbe angemeldet, die zunächst in der Schublade gelandet war. „Ich war ja eine One-man-army und mit dem Booking so stark eingebunden, dass gar keine Zeit mehr über war“, sagt er. Außerdem gibt es mit der Münchner Plattenfirma Elektrohasch um Stefan Koglek und anderen kleinen Labels eine praktische Arbeitsteilung zwischen der Welt der Konserven und Konzerte. In der Pandemie erweist sich die Karteileiche als Glücksfall, denn so kann Vandeven schnell ein paar Releases anleiern und nun auch selbst Platten machen. Aus Sound Of Liberation wird so nebenbei zusätzlich ein kleines Label.

Eine One-man-army ist Vandeven übrigens schon eine Weile nicht mehr, denn parallel zum Netzwerk ist um ihn herum auch eine kleine Belegschaft gewachsen, die der Chef inzwischen als größte Errungenschaft von Sound Of Liberation sieht: „Als ich angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass wir jetzt so ein tolles Team haben. Auch wenn es natürlich kein Riesenunternehmen ist“, sagt er. Diesen Status Quo auch in einer zunehmend bedrohlichen Zeit für das Live-Geschäft zu behalten, ist daher sein bescheidener Zukunftswunsch: „In den unruhigen Zeiten, in denen wir leben, wünsche ich mir einfach, dass wir das, was wir hier 20 Jahre lang mit Herz und Leidenschaft machen, weitermachen können.“

Europatour im Herbst

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Aktuell befindet sich die schwedische Prog-Metal-Band Opeth noch in den letzten Zügen einer Europatour, doch ihre Rückkehr wurde bereits angekündigt: Die “The Last Will And Testament”-Tour, anlässlich der Veröffentlichung des gleichnamigen Albums, wird diesen Herbst um elf Europatermine verlängert.

Fünfmal werden Opeth dabei in Deutschland, Österreich und der Schweiz auftreten; angefangen in Hamburg, über Mannheim, Zürich und Wien bis nach Dresden. Dazwischen spielen sie einzelne Konzerte in Luxemburg, Italien, Kroatien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien.

 

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Über die Webseite der Band sind Anmeldungen für einen exklusiven Vorverkauf möglich. Abonnenten der Mailingliste erhalten morgen, Mittwoch, den 26. Februar, ab 10 Uhr Zugriff auf die ersten Tickets. Der allgemeine Vorverkauf startet diesen Freitag, dem 28. Februar.

Vergangene Woche spielten Opeth noch in Köln – eine lange und brutale Achterbahn mit altbekannten und brandneuen Klassikern. Den Nachbericht lest ihr hier. (V+)

Live: Opeth

29.09. Hamburg – Laeiszhalle
01.10. Mannheim – Rosengarten
02.10. Zürich – Komplex 457
04.10. Wien – Vienna Metal Meeting
14.10. Dresden – Alter Schlachthof

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