Jeder hat es schon mal erlebt: Entweder ist das Konzert, auf das man sich so gefreut hatte, nach einer Dreiviertelstunde vorbei, oder man steht sich wegen drei Vorgruppen und einer selbstvergessenen Jamsession bei der Hauptband die Beine in den Bauch. Andererseits haben sowohl kurze Konzerte als auch lange ihre Vorteile – je nach Genre, Eintrittspreis und Produktionsaufwand.
Die VISIONS-Redakteur:innen Martin Burger, Nicola Drilling und Jonas Silbermann-Schön trafen sich für die neue Folge “Editors’ Voice” zu einer eher lockeren Runde, in der sie Vorlieben und Erfahrungen austauschten, das Für und Wider langer und kurzer Konzerte besprachen – und sogar zu einem Fazit kamen.
Wie das aussieht und wo ins Thema King Gizzard & The Lizard Wizard, Pagan und die unvermeidliche Taylor Swift reinpassten, erfahrt ihr beim Klick auf Play.
“Editors’ Voice” ist zunächst für jeden frei verfügbar. Nach der Einführungsphase wird unser Podcast exklusiv für Abonnent:innen von VISIONS+ zu hören sein.
Die britische Metalcore-Band Ithaca hat über Instagram ihre Auflösung bekanntgegeben. In der Ankündigung hieß es, dass die Entscheidung schwer fiel, aber zur richtigen Zeit gefällt wurde.
Weiter heißt es: “Es gab weder Streit noch kreative Differenzen, wir stehen uns näher als je zuvor. Wir schaffen es nur nicht mehr, unsere Verantwortungen im Leben mit dem künstlerischen Standard balancieren können, den ihr alle verdient. Wir haben mehr erreicht und sind weiter gekommen als wir uns in den kühnsten Träumen hätten ausmalen können. Jetzt sind wir bereit das alles beiseitezulegen. Uns fehlen momentan die Worte, um beschreiben zu können was die Band, und was eure Unterstützung uns bedeutet hat. Erst mit genügend Zeit wird das noch kommen.
Aber wir sind noch nicht ganz am Ende angekomen. Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen, also wollen wir das Ende der Reise mit Intention und Stil markieren. Einen letzten Song werden wir noch veröffentlichen, und wir laden euch alle herzlich zu unserer Beerdigung ein: unser letztes Konzert, die Einäscherungsfeier, bei der wir gemeinsam trauern können. Es wird DJs geben, wir werden alte Songs spielen, die wir seit Jahren nicht mehr gespielt haben, und es wird viel geweint werden. Tickets werden ab dem 1. November verfügbar sein, wir sehen uns dort.”
Die “Einäscherungsfeier” soll am 8. Februar 2025 in der Londoner O2 Academy Islington stattfinden. Die Band wurde 2012 in London gegründet, ihr Debütalbum “The Language Of Injury” erschien 2019. Ihr bisher letztes Album “They Fear Us” haben Ithaca 2022 veröffentlicht.
Bereits einige Wochen vor seinem Austritt bei Musa Dagh hat Ex-Blackmail-Sänger Aydo Abay die Zusammenarbeit mit Beatsteaks-Schlagzeuger Thomas Götz und dem Wuppertaler Solokünstler Old Nobody angekündigt. Jetzt ist offiziell, dass die Band No Body heißen wird und am 7. März 2025 ihr Debütalbum “Loves You” veröffentlicht. Eine erste Single soll am 6. Dezember erscheinen. Bereits jetzt kann man den Song anhören – jedoch nur in Einzelspuren.
Gemeinsam mit der Albumankündigung wurden die Stems des Songs “Out On Crystal” zum Download veröffentlicht. (Hobby-)Produzent:innen sind dazu eingeladen, ihre eigenen Remixe zu erstellen und einzureichen. Alle Remixe sollen am 6. Dezember, parallel zum offiziellen Mix des Songs, veröffentlicht werden. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 20. November, um 12 Uhr.
Die Zusammenarbeit sei, so die Pressemitteilung, über eine Kontaktaufnahme seitens Sascha Wiercinski, der Person hinter Old Nobody, entstanden. Der Hobbyproduzent hatte Abay über soziale Netzwerke angeschrieben, weil er Abays Gesang als passend für seine Songs empfand. Trotz initialer Absage kam der ehemalige Blackmail-Frontmann auf die Anfrage zurück: “Irgendwann habe ich Sascha dazu überredet, dass wir zusammen ein ganzes Album machen. Features finde ich langweilig. Ich habe Thomas Götz gebeten, Schlagzeug zu spielen. Und nun ist es fertig.”
No Body wäre somit das dritte gemeinsame Projekt von Abay und Götz: Zusammen haben sie die Band Musa Dagh gegründet, sind mittlerweile aber wieder ausgetreten. Mit Matthias Sänger von Albert Luxus bilden sie zudem das Trio Freindz. Musa Dagh wird von Aren Emirze derweil weitergeführt.
Im November spielt die Post-Hardcore-Band Quicksand als Tour-Support für ihre Kollegen Hot Water Music. Bevor es losgeht aber noch eine gemeinsame Veröffentlichung: Die EP “Split” umfasst vier Songs, von jeder Band wurde ein Cover und ein neuer Titel beigesteuert.
“Wie viele andere, die auch mit Hardcore und Punkrock aufgewachsen sind, haben uns Quicksand inspiriert und angetrieben.”, so HWM-Frontmann Chuck Ragan über die Beziehung der beiden Bands. “Als wir 1999 die Ehre hatten, mit Walter Schreifels unser Album “No Division” zu produzieren, war das zuerst eine surreale und einschüchternde Erfahrung, mit der Zeit wurde es jedoch beruhigend und ermächtigend. Wir haben Quicksand immer respektiert, jetzt lieben wir sie wie unsere Familie.”
Schreifels, seines Zeichens Quicksand-Frontmann, kommentierte ebenfalls: “‘No Division’ war eine magische Erfahrung. Wir hatten so viel Spaß zusammen, das Album war großartig und am Ende habe ich auf meinem Lieblingssong ‘Free Radio Gainesville’ noch eine weitere Stimme hinzugefügt. Nach all den Jahren ist Quicksand wieder zusammen, um zu tun, was wir lieben, und zusammen mit unseren Brüdern HWM spielen wir mit der gleichen Hingabe, die uns überhaupt zusammengebracht hat. Es fühlt sich wie zu Hause an.”
Der HWM-Song “Free Radio Gainesville” wurde für die “Split”-EP von Quicksand gecovert, HWM nahmen sich “Fazer” vom Quicksand-Debütalbum “Slip” vor. Online-Streams der EP sind bereits abrufbar, physische Tonträger können noch vorbestellt werden.
“Am Donnerstag, 17. Oktober, erhielten wir eine E-Mail von Tim ‘Herb’ Alexander, in der er mitteilte, dass er mit sofortiger Wirkung nicht mehr an Primus beteiligt sein wird. Für uns alle hier im Primus-Lager war das ein absoluter Schock”, so die Experimental-Metal-Weirdos aus Kalifornien in ihrem Statement zu Alexanders Ausstieg. Weiter beschreibt die Band, dass weitere Kommunikationsversuche mit Alexander nach einem möglichen Lösungsansatz von ihm nur knapp damit beantwortet wurden, dass er “seine Leidenschaft fürs Spielen verloren habe”.
In Folge von Alexanders Ausstieg kündigt die Band an, dass sie die anstehenden Shows nicht absagen werden, sondern mit einer “erweiterten Version” von Primus spielen werden, die Mitglieder von Holy Mackerel und Frog Brigade beinhaltet. In Zukunft soll in die Fußstapfen von Alexander dann Tool-Drummer Danny Carey treten.
Auch wenn Alexander die Jahre über an den erfolgreichsten Alben von Primus beteiligt war, ist dies nicht sein erster Ausstieg: Bereits zwischen 1996 und 2003 hatte er die Band verlassen, sowie wenig später noch einmal zwischen 2010 und 2013. 2014 hatte Carey bereits den Platz von Alexander übergangsweise übernommen, als dieser infolge von einem Herzinfarkt nicht mit der Band spielen konnte.
In diesem Jahr stehen für Primus noch zwei Shows auf dem Plan, im nächsten Jahr sind ihre Tourpläne dann weitreichender, wenn sie gemeinsam mit A Perfect Circle und Puscifer die “Sessanta”-Tour zu Maynard James Keenans Geburtstag weiterführen.
Die norwegischen Denim-Power-Popper Death By Unga Bunga hatten 2021 mit “Heavy Male Insecurity” männlichen Unsicherheiten bereits ein Album gewidmet, auf dem sie mit dem modernen Mann in sich abrechneten.
Auch vier Jahre später haben sie reichlich Bedarf für eine eigene Expositionstherapie und wollen ihre Probleme nun – natürlich – mit purer Muskelkraft angehen. Ihr kommendes, siebtes Studioalbum heißt demnach “Raw Muscular Power” und erscheint am 7. Februar über Jansen.
Einige Singles gab es bereits über die letzten Monate von den selbstironischen Norwegern zu hören, zuletzt “I’m Really Old”, das sich ganz profan mit dem Altern auseinandersetzt. Es geht um diesen Typ, der von seiner eigenen Sterblichkeit und seinem Alter besessen ist, obwohl er erst Anfang dreißig ist. Dazu schraubt die fünfköpfige Band Doppel-Gitarren-Leads, Power-Pop-Zuckerguss und Turbonegro-Augenzwinkern einmal mehr in die Höhe.
Zum ersten Mal haben Death By Unga Bunga auch einige prominentere Freunde auf ein Album eingeladen. Mit dabei: US-Garagerocker Mike Krol und Haley Shae von Sløtface. Außerdem: Die Band singt einen Song erstmals in ihrer Muttersprache.
“Raw Muscular Power” kann beim Label vorbestellt werden.
Death By Unga Bunga – “Raw Muscular Power”
01. “Raw Muscular Power”
02. “I’m Really Old”
03. “Starchild”
04. “Therapy”
05. “Dogs Of Hell”
06. “The Recipe”
07. “Camouflage”
08. “Trembling”
09. “I’m Going on Vacation”
10. “Ring meg hvis du trenger en venn”
Zwei Jahre nach ihrem Album “Sleep Panic Repeat” veröffentlichen Ultima Radio eine neue EP, in neuer Besetzung: 2023 verließ der langjährige Sänger Zdravko Konrad die Band, Daniel Dorninger (Witchrider) hat von ihm übernommen. Der Besetzungswechsel schadet der Band keineswegs. Im Gegenteil: Die nun veröffentlichte “Basement Session EP” gibt sich deutlich fokussierter im Sound als seine Vorgänger und spielt sich zwischen Stoner-Rock und Doom ab, verliert seine Alternative-Rock-Wurzeln jedoch nicht aus dem Blick. Da wird es in “Dawn” mal zehrend und träge, da regiert in “Fade” der Fuzz. Wer schon immer wissen wollte, wie das uneheliche Kind zwischen Queens Of The Stone Age und Zeal & Ardor klingen könnte: et voilà.
Zum Glück legt die Bezeichnung Kleinformate keinen festen Rahmen, wie klein ein Format wirklich sein muss – sonst könnte es bei Volume knapp werden. Schon der Opener ihrer “Joy Of Navigation”-EP entspannt sich über neun Minuten. Ex-Fu Manchu-Sänger Patrick Brink hat die Band bereits 1993 gegründet und seitdem hat sich häufiger die Besetzung der Band geändert. An “Joy Of Navigation” war nun neben Brink auch Ex-Monster Magnet-Gitarrist Ed Mundell beteiligt, ebenso Mike Amster (Nebula, Mondo Generator). Gemeinsam präsentieren sie Heavy Desert Rock, der zwar wenig Eigensinn zeigt, aber angenehm durchläuft. Mindestens bei “Space Baby” hätte aber auch die Hälfte der Laufzeit gereicht, ab der Vierminutenmarke ist die Luft raus.
Deutlich weniger Zeit nehmen da Ben Quad in Anspruch: Die Emo-Band aus Oklahoma ist auf ihrer neuen EP “Ephemera” wütend auf die Gesellschaft, wütend auf die Menschen um sie herum und vor allem wütend auf die Liebe. So weit, so normal für ihr Genre, dennoch hängt man Sänger Sam Wegrzynski an den Lippen, klingen Ben Quad außerdem viel aggressiver als noch auf ihrem Debütalbum “You’ll Get Nothing And Like It”. Da klingt der Einfluss von Deafheaven durch und die ewige Melancholie von Citizen. Gute Nachrichten für alle Kuratierer:innen von Emo-Playlists: Ben Quad liefern passenden Stoff.
Ähnlich eingängig geht es mit Chokecherry weiter. Das Trio aus San Francisco paart Shoegaze mit Grunge-Pop und veröffentlicht mit der EP “Messy Star” erstmals Musik über das Label Fearless. Kennengelernt haben sich die Bandmitglieder über die Datingapp Hinge – der Funke wollte zwischen Izzie Clark und E. Scarlett Levinson zwar auf romantischer Ebene nicht überspringen, auf musikalischer dafür umso mehr. Sie bezeichnen ihren Sound selbst als “die kalifornische Sonne, die den Nebel rund um San Francisco wegpustet”. Während Levinson und Clark, die abwechselnd den Gesang übernehmen, stets fast übertrieben verletzlich klingen, tun die grungigen Instrumentals das Nötige, um den Songs eine entgegengesetzt wirkende Energie zu verpassen. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, gerade deswegen dürften Songs wie “Messy Star” auch so gut funktionieren.
Erst im Februar haben The Pineapple Thief ihr neues Album “It Leads To This” veröffentlicht, nun erscheint eine Ergänzungs-EP. “Last To Run” enthält fünf Songs, die im Zuge der Albumsessions entstanden sind, aber keinen Platz mehr auf der Platte gefunden haben. Entsprechend darf man von den Songs keine großen Sprünge erwarten, eher spannen sie das Bild der Prog-Rock-Band weiter und geben noch einmal ordentlich Energie mit auf den Weg.
Am 6. Juli 2023 spielte Iggy Pop im Rahmen des Montreux Jazz Festivals vor vollem Haus im Stravinski Auditorium. Die 18 Songs umfassende Setlist wurde gefilmt und aufgezeichnet – und erscheint am 24. Januar als Live-Album via Earmusic.
Das erste Live-Album des Punk-Paten seit 2016 enthält natürlich Stooges-Klassiker wie „T.V. Eye“, „Raw Power“ und „I Wanna Be Your Dog“ sowie Solo-Favoriten wie „The Passenger“, „Lust For Life“ und „Nightclubbing“. Aber auch einige Raritäten brachte Iggy unter: “Jedes Mal, wenn ich in Montreux Jazz auftrete, gebe ich etwas mehr”, so der Sänger. “In ’23 waren es Deep Cuts wie ‘Mass Production’, ‘Endless Sea’, ‘Five Foot One’ und verdammt viel Schweiß.” Das Konzert schließt mit “Frenzy” von Iggys bislang letztem Soloalbum „Every Loser“ von 2023.
Als ersten Vorgeschmack gibt es Glam-Punk-Stomper „Five Foot One“ von “New Values” (1979) zu hören, womit sich Iggy mit damals noch 76 Jahren in Bestform zeigt.
Dieses Jahr spielt Iggy Pop noch beim Corona Capital Festival in Mexiko-Stadt, Pläne für 2025 hat natürlich auch schon. Unter anderem Festivalauftritte in Europa, etwa beim Nova Rock in Österreich. Dass der 77-Jährige immer noch nicht ans Aufhören denkt, verriet er uns Ende 2022 im exklusiven Interview.
“Live at Montreux Festival 2023” wird als Blu-ray+CD Digipak, als 2-LP Gatefold und als digitaler Download veröffentlicht und kann bereits vorbestellt werden. Set-Opener “Rune” ist exklusiv den Videoformaten des Albums vorenthalten.
Iggy Pop – “Live At Montreux Jazz Festival 2023”
01. “Rune” (nur Blu-ray/Download Video)
02. “Five Foot One”
03. “T.V. Eye”
04. “Modern Day Ripoff”
05. “Raw Power”
06. “Gimme Danger”
07. “The Passenger”
08. “Lust for Life”
09. “Endless Sea”
10. “Death Trip”
11. “Sick Of You”
12. “I Wanna Be Your Dog”
13. “Search And Destroy”
14. “Mass Production”
15. “Nightclubbing”
16. “Down On The Street”
17. “Loose”
18. “Frenzy”
The Lemonheads-Frontmann Evan Dando ist seit diesem Monat auf Europatour, im November spielt er fünf Konzerte in Deutschland und der Schweiz. Von Luzern aus verläuft die Tour Richtung Frankfurt, Hamburg, Berlin und Köln.
Die Lemonheads haben zuletzt Ende vergangenen Jahres wieder einen Song veröffentlicht und ein neues Album angekündigt – das erste Studioalbum seit 2006 und die erste neue Musik seit dem Coveralbum “Varshons II”. Bisher sind weitere Details jedoch ausgeblieben. Den Song “Fear Of Living” hat Dando zusammen mit seinem Mentor Dan Lardner geschrieben, Dando spielte jedoch sämtliche Instrumente selbst ein.
Ab Mitte November tourt Dando erstmal aber alleine durch Europa. Tickets gibt es noch an den üblichen Vorverkaufsstellen.
Live: Evan Dando
10.11.2024 Luzern – Konzerthaus Shüür
11.11.2024 Frankfurt/Main – Das Bett
12.11.2024 Hamburg – Nochtspeicher
15.11.2024 Berlin – Bi Nuu
17.11.2024 Köln – Gebäude 9