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Finale Europatour angekündigt

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Bereits letztes Jahr hatten sich Letlive wiedervereint, um nach ihrer Auflösung 2017 noch gebührend ihren Abschied mit einer finalen Tour zu feiern. Nun steht auch der Umfang dieser fest: Post-Hardcore-Band kommt im Sommer nach Europa, inklusive Festivalshows beim Vainstream, dem Jera On Air und drei Clubkonzerten in Deutschland. Danach geht es für die Kalifornier noch nach Australien und im Oktober nochmal in die USA für ihren letzten Shows als Letlive.

Der exklusive Artist Presale startet morgen um 10 Uhr. Am 19. Februar um 10 Uhr gibt es dann Tickets bei Eventim. Der  allgemeine Vorverkauf startet am 21. Februar.

 

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Neben Fever 333-Frontmann Jason Aalon Butler sind die Gitarristen Jean Nascimento und Jeff Sahyoun sowie die neuen Tour-Mitglieder Skyler Acord (von Issues) am Bass und Sage Webber (von Point North) am Schlagzeug bei Letlive dabei. Die Setlist soll ihre gesamte Diskografie umfassen. In der Ankündigung heißt es seitens der Band: “Nach 8 Jahren haben wir eine Menge zu besprechen. Und noch mehr zu fühlen. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, dies zu tun. Wir sehen uns bald wieder.”

Vom Letlive-Frontmann heißt es noch konkreter: “Ich denke, dass dies alles aus der Notwendigkeit heraus geschieht”, beginnt Butler in einem Statement zur Tour. “Die Jungs und ich haben das Bedürfnis geäußert, wieder Musik von Letlive. zu spielen, da wir uns in unserem Leben befinden und das kollektive spirituelle Thema zwischen uns abgestimmt ist. Außerdem, wenn ihr mir die Anmaßung gestattet, glaube ich, dass die Welt die Liebe gebrauchen kann. Außerdem stirbt Soul Punx nie.”

Als Grund für die Trennung hatten Letlive 2017 angegeben, dass die Sicht auf die Band und die Ziele für die Mitglieder auseinander klafften. Butler stellte schon drei Monate später sein neues Projekt Fever 333 vor. Mittlerweile hat seine Band aber eine neue Besetzung und letztes Jahr mit ihr das zweite Album “Darker White” veröffentlicht. Die große Tour dazu musste allerdings abgesagt werden, da Butler mit Depressionen kämpft. Kurz darauf sprachen wir mit ihm im Interview über den Stand der Dinge.

Live: Letlive.

27.06. Münster – Vainstream Rockfest
28.06. Leipzig – Impericon Festival
01.07. Berlin – Berlin Privatclub
02.07. Hamburg – Logo
03.07. Köln – Gebäude 9

Hulk im Weißen Haus

Es gab da mal das Versprechen, dass man die Marvel-Serien nicht unbedingt gesehen haben muss, um die Handlung der Filme zu verstehen. Warum Anthony Mackie als Sam Wilson alias The Falcon jetzt der neue Captain America ist, zeigte zuvor jedoch “The Falcon And The Winter Soldier”. Für die Serie von 2021 braucht man schon ein Disney+-Abo. Oder man liest sich zuvor die Zusammenfassung durch. Also: John Walker (Wyatt Russell) verkackt in den sechs Episoden seine Chance, in die Fußstapfen des Original-Captains Steve Rogers zu treten. Am Ende nimmt Rogers’ best Buddy Sam Wilson den Schild in die Hand und die hehre Aufgabe an – mit dem Zuspruch vom mittlerweile reingewaschenen Killer-Cyborg Bucky Barnes (Sebastian Stan) a.k.a. the Winter Soldier.

Im nun also achten Auftritt von Captain America im Marvel Cinematic Universe wird Sam Wilson vom frisch gewählten Präsidenten Thaddeus Ross (Harrison Ford) angeheuert, um erneut die Avengers zusammenzustellen. Diese Anweisung ist zunächst aber Nebensache, denn erstmal gilt es ein Attentat auf den Präsidenten zu vereiteln und aufzuklären, was dahinter steckt. Dabei bekommt der Cap Unterstützung vom neuen Falcon Joaquin Torres (Danny Ramirez), mit dem er sich einem superschlauen Supermutanten (Tim Blake Nelson) stellen muss, während es zwischen den USA und Japan zur diplomatischen Krise kommt, wer nun die Oberhand beim Abbau des Superelements Adamantium bekommt. Das wiederum steckt in der “Celestial Island”, einer riesigen, versteinerten Gottheit im Pazifik – und ein Überbleibsel aus dem Marvel-Superflop “Eternals”.

“Captain America: Brave New World” ist leider ein blutleeres, freudloses Vehikel, um zum nächsten Avengers-Abenteuer überzuleiten. Was im ersten Drittel einen Politthriller andeutet, wird bald zum generischen Action-Krawall mit erschreckend mauer Serien-Optik und mittelmäßigen Effekten. Ein interessantes World-Building, Emotionalität und Witz – die Grundpfeiler, die die besten Marvel-Filme auszeichnen -, sucht man hier vergebens. Der ungestüme Danny Ramirez als Falcon etwa bemüht ein paar Millennial-vs.-Boomer-Bonmots – das war es dann mit dem Humor. Die interessantesten Charaktere Ruth Bat-Seraph, verkörpert von der Israelin Shira Haas (“Unorthodox”), und der Killer Sidewinder (Giancarlo Esposito) sind nur Randfiguren, die ohne Hintergrund auskommen müssen.

Harrison Ford ersetzt derweil den 2022 verstorbenen William Hurt in der Rolle von Thaddeus “Thunderbolt” Ross, der vom General zum Secretary of State und nun zum Präsidenten aufgestiegen ist. Eine zwiespältige, reaktionär-hitzköpfige Figur, die nun beteuert, sich geändert zu haben. Dieser Wandel bleibt nur dramaturgische Hülse. Dafür bekommt der computergenerierte Ford als roter Hulk den Moneyshot, wenn er auf dem Dach des verwüsteten Weißen Hauses steht. Am Ende hat die verrückte Realität unter Präsident Trump den Film ohnehin eingeholt.

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Oasis, The White Stripes, Soundgarden nominiert

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Insgesamt 14 Künstler:innen wurden für die diesjährige Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame nominiert. Mit dabei sind, neben den The White Stripes und einigen Popstars wie Mariah Carey sowie Cyndi Lauper, vor allem wieder männlich dominierte Bands: Neben Joe Cocker, Phish und Joy Division sind auch unter anderem Soundgarden und Oasis nominiert.

Von letzteren kam natürlich prompt ein Kommentar zu Nominierung von Liam Gallagher via X: “RNR Hall Of Fame ist für Wichse.” Auf die Nachfrage, wie er reagieren würde, sollte seine Band aufgenommen werden, reagierte Gallagher ebenfalls augenzwinkernd und betonte: “Offensichtlich werde ich dann sagen, dass es die beste Sache aller Zeiten ist.”

Erstmalig nominiert wurden in diesem Jahr Bad Company, The Black Crowes, Billy Idol und HipHop-Duo Outkast. Das öffentliche Voting läuft bereits, gegen Ende April sollen die diesjährigen Gewinner:innen voraussichtlich verkündet werden, die Aufnahmezeremonie wird dann im Herbst in Los Angeles stattfinden.

Kritik an der Rock And Roll Hall Of Fame

Im vergangenen Jahr wurde unter anderem Ozzy Osbourne mit einer umfassenden Ehrung aufgenommen: Eine Supergroup, bestehend aus unter anderem Maynard James Keenan, Robert Trujillo (Metallica) und Chad Smith (Red Hot Chili Peppers) hatte mehrere seiner Songs performt, während Ozzy selbst im Fledermaussessel auf der Bühne platziert zu sehen war.

Seit 1986 werden in der Rock And Roll Hall Of Fame in Cleveland, Ohio die vermeintlich größten und einflussreichsten Musiker:innen der internationalen Rock- und Popwelt geehrt, die Aufnahme ist Künstler:innen allerdings erst 25 Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung möglich. Die Rock Hall ist allerdings nicht unumstritten: Neben einer sehr niedrigen Frauenquote, werden auch People Of Colour nahezu gar nicht in die Reihen der Hall of Fame aufgeführt – obwohl es um Musikrichtungen geht, die größtenteils von ihnen geschaffen wurden. Mehr dazu lest ihr in unserer großen Reportage zur Rock And Roll Hall Of Fame. (V+)

Sonic Youth – »Dirty«

Als “Dirty” 1992 erschien, standen Sonic Youth an einem entscheidenden Punkt ihrer Karriere. Die Band hatte sich in den 80ern als Ikone der experimentellen Untergrundszene etabliert, doch mit “Goo” (1990) öffnete sich erstmals die Tür zu einem breiteren Publikum, ohne dabei ihre radikale klangliche Identität aufzugeben.

“Dirty” entstand in dieser Phase des Wandels, in der Sonic Youth die rohe Energie des Punk mit komplexen, avantgardistischen Strukturen verbanden und sich gleichzeitig mit den aufkommenden Strömungen von Alternative Rock und Grunge auseinandersetzten. Produziert von Butch Vig, besitzt das Album eine direkte, fast aggressive Klangsprache, die sich mit Themen wie Konsumgesellschaft, politischem Widerstand und persönlicher Entfremdung auseinandersetzt.

Das Cover ist eines der bekanntesten Bilder des Künstlers Mike Kelley, der für seine Arbeiten mit gefundenen Objekten – insbesondere alten Stofftieren – bekannt war. Es zeigt eine leicht abgenutzte, frontal aufgenommene Stofffigur mit einem verzerrten, fast dämonischen Gesichtsausdruck. Kelley war eng mit Kim Gordon befreundet, die als eine der kreativen Hauptkräfte der Band galt. Beide teilten ein tiefes Interesse an subversiver Kunst und an der Ästhetik des Alltäglichen, die durch Kontextverschiebung eine völlig neue Bedeutung erhalten konnte. Kelley hatte ein besonderes Gespür dafür, das Vertraute ins Unheimliche zu verkehren – etwas, das sich in vielen seiner Arbeiten zeigt.

Ein gutes Beispiel dafür ist seine Installation “More Love Hours Than Can Ever Be Repaid” (1987), eine großflächige Ansammlung gespendeter, abgenutzter Stofftiere. Die Arbeit thematisiert emotionale Projektion und vernachlässigte Zuneigung – eine Spannung, die sich auch auf dem “Dirty”-Cover widerspiegelt. Die Stofffigur wirkt zugleich kindlich und bizarr, unschuldig und verstört.

Kelleys Arbeiten stehen in einer Linie mit Künstlern wie Hans Bellmer, dessen verstörende Puppenskulpturen in den 30ern Konzepte von Identität, Begehren und psychischer Fragmentierung verhandelten. Auch Tony Oursler, der mit surrealen Projektionen auf Puppenköpfen experimentiert, teilt Kelleys Interesse an der Verzerrung des Alltäglichen. Diese künstlerischen Referenzen verdeutlichen, wie “Dirty” nicht nur musikalisch, sondern auch visuell tief in einer Tradition der Dekonstruktion und Rebellion verwurzelt ist.

Auch die Songtexte spiegeln diese Ästhetik wider. “Drunken Butterfly” etwa spielt mit surrealen Bildwelten, während “Youth Against Fascism” unverhohlen politisch ist. “JC”, das dem ermordeten Freund der Band, Joe Cole, gewidmet ist, trägt eine düstere, persönliche Schwere in sich. Das verstörende Cover wird so zu einem visuellen Echo dieser lyrischen Spannungen. Die Dualität von Unschuld und Bedrohung, von Kindheit und Chaos zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.

Sonic Youths Wurzeln in der No-Wave-Szene der späten 70er, in der rohe Klangexperimente und anti-konventionelle Kunst Hand in Hand gingen, schlagen sich ebenfalls in der Bildsprache von “Dirty” nieder. Die bewusste Vermischung von Schönheit und Abstoßung, von Anziehung und Irritation, zieht sich sowohl durch Kelleys Arbeiten als auch durch den Sound und die Texte des Albums. Das Cover ist daher weit mehr als nur eine Hülle: Es erweitert die klangliche und konzeptuelle Welt, die Sonic Youth mit “Dirty” geschaffen haben.

Jean Kayak gegen die Natur

Der mittlere Westen der USA im 19. Jahrhundert: Für Jean Kayak (Ryland Brickson Cole Tews) ist die Welt noch in Ordnung. Man liebt seinen Apple Jack – und er selbst ist sein bester Kunde. Doch als ein Paar Biber die Stelen seiner Riesenfässer anknabbern, setzt das eine Welle der Verwüstung in Gang, bei der Kayaks Apfelplantage in Flammen aufgeht. Plötzlich steht unser Held mit nichts da im Angesicht des Wintereinbruchs. Die Not und der Hunger, aber auch die Liebe zur Kaufmannstochter (Olivia Graves) lassen Kayak umschulen: Er wird zum Pelzjäger. Sein Ziel: der Pelz von “Hundreds Of Beavers”.

Der markig-muskulöse Ryland Brickson Cole Tews hat bereits 2016 zusammen mit Regisseur Mike Cheslik den halb-cartoonesken Sci-Fi-Comedy-Kurzfilm “L.I.P.S.” inszeniert. Ins Langformat – und in die schwarz/weiße Bilderwelt – wechselten die beiden dann mit “Michigan Sea Monster”, einer Verbeugung vor 50s B-Movies, Unterseehorror und “Spongebob”. Ein liebevoll gemachter Amateurfilm. Diesen Stil setzen Cheslik und Tews mit “Hundreds Of Beavers” fort. Ein Slapstick-Inferno in Form eines Quasi-Stummfilms, als hätte Buster Keaton mit den Looney Toons eine Variation von Monthy Pythons “Lumberjack Song” inszeniert. Der Film sprüht vor Ideen und ausgeklügelten Einfällen, bei denen Elemente des Trickfilms einfallsreich in die Realität transferiert werden. So etwas hat man noch nie im Kino gesehen.

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Musikschaffende unzufrieden mit Streamingeinnahmen

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Musikstreamingdienste stehen schon seit längerer Zeit öffentlich in der Kritik, vor allem was die Transparenz und faire Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern angeht. Das Forschungsnetzwerk Digitale Kultur hat gestern eine umfangreiche Studie veröffentlicht, welche sich mit dem aktuellen Vergütungssystem im Musikstreaming-Geschäft auseinandersetzt. Die Besonderheit ist, dass sich die Studie vor allem auf den deutschen Markt bezieht. Die Forschenden haben dafür unter anderem eine umfassende Literaturanalyse durchgeführt. Außerdem 60 qualitative Interviews mit Akteuren der deutschen Musikindustrie sowie eine quantitative Befragung von 3000 deutschen Musikschaffenden und eine Datenanalyse des deutschen Marktes für Musikaufnahmen (Datenmaterial von 20 Jahren) wurden dafür ausgewertet.

Ergebnisse der Studie

Dabei kam unter anderem heraus, dass 74 % der befragten Musikschaffenden unzufrieden mit den Einnahmen durch Musikstreaming sind. Das liegt vor allem an der folgenden Polarisierung: 75 % der durch Streamingdienste generierten Umsätze gehen an nur 0,1 % der Künstler:innen, während 68 % der Künstler:innen weniger als 1 Euro Umsatz pro Jahr mit Streamingdiensten generieren können.

Bei der Befragung kam heraus, dass Musikstreaming nur mit 13,9 % als zweitwichtigste Einnahmequelle für die Befragten Musikschaffenden fungiert. Die Einnahmen seien in den letzten Jahren zwar gestiegen, trotzdem sind 80,4 % der Befragten unzufrieden mit den Einnahmen. „Die Einnahmen […] sind minimal und stehen in keinem Verhältnis zu dem, was ich investiere“, begründete eine befragte Person ihre Entscheidung.

Neues Vergütungsmodell nötig?

Oft wird nun über eine Umverteilung der Einnahmen durch ein verändertes Vergütungsmodell gesprochen. Aktuell verwenden Streamingdienste wie etwa Marktführer Spotify das Pro-Rata-Modell, wonach vor allem Popstars mit Milliarden an Streams weltweit das meiste Geld erwirtschaften – kleinere lokale- oder Nischen-Künstler:innen gehen dabei fast leer aus. Der Grund dafür ist unter anderem das Prinzip, nach dem abgerechnet wird. Beim Pro-Rata-Modell werden alle Gebühren, die etwa durch Abonnements eingenommen werden, gepoolt und die Rechteverwerter oder Labels erhalten „Erlöse proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtzahl der Streams in einem Markt und Zeitraum“.

Das heißt, wenn ein großer Künstler insgesamt 20 Milliarden Streams pro Jahr erzielt und das insgesamt einen Anteil von etwa 1 % der gesamten Streams pro Jahr auf der Plattform ausmacht, bekommt der Rechteverwerter genau 1 % dieser Gesamteinnahmen. Laut Spotifys eigener Datenvisualisierungs-Seite Loud & Clear, hat das Unternehmen 2024 neun Milliarden US-Dollar an Tantiemen ausgezahlt. Mit 1 % Gesamtanteil wären dabei zum Beispiel dann 90 Millionen Dollar herausgesprungen. Kritisiert wird dabei vor allem, dass Nutzer:innen mit Beiträgen Künstler:innen finanzieren, die sie überhaupt nicht hören.

Mit einem alternativen, nutzerzentrierten Modell könnte sich dies ändern. Hierbei würden die Abonnenten-Gebühren eines Nutzenden nur an die Musikschaffenden verteilt, die der Nutzende auch wirklich hört.

Die neue Studie zeigt auch, dass es bisher nur sehr wenig unabhängige Forschung auf diesem Gebiet gab, mit welcher die Folgen einer solchen Umstellung vorhergesagt werden könnten. Laut einer Studie aus Frankreich könne die User-Centric-Regel die Erlösanteile der Superstars etwa um 6 % und von HipHop- und Rapmusik um 13 % absenken.  Pop- und Rocksongs erhielten 10 bzw. 17 % mehr Erlöse.

Es gibt aber auch Stimmen, die eine Umstellung als weniger sinnvoll erachten und argumentieren, dass trotz einer Umschichtung Künstler:innen im unteren Segment nur bis zu 10 Euro zusätzlich im Jahr bekommen würden. Trotzdem würden knapp 75 % der Befragten aus der neuen Studie ein User-Centric-Modell dem aktuellen System vorziehen.

Statement von Claudia Roth

Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich bereits in Bezug auf die Studie: “Die Studie zeigt auf, wo es Verbesserungen im Markt des Musikstreaming braucht; wenn 75 Prozent der Umsätze auf 0,1 Prozent der Künstlerinnen und Künstler entfallen, spricht das eine klare Sprache.” Weiter fordert Roth: “Es braucht eine faire Vergütung von Musikschaffenden, mehr Transparenz und insgesamt also eine Demokratisierung der Marktmacht. Zudem braucht es weiterhin gezielte Förderprogramme für Musikerinnen und Musiker. Die Studie bestätigt aus meiner Sicht, dass hier beim Musikstreaming Handlungsbedarf besteht.”

Hier geht es zur vollständigen Studie.

Pakt für Mondsüchtige

Die grüne Insel, Heimat von Literaten wie Oscar Wilde und James Joyce, gilt manchen als Sehnsuchtsort der Poesie. So auch Anna B Savage, die in Dublin studierte und die Werke des irischen Lyrikers Seamus Heaney verehrt. “You & I Are Earth” (City Slang, 24.01.), das dritte Album der Songwriterin ist deshalb eine Art Liebeserklärung an Irland geworden, hervorgehoben in Zeilen wie “You’re learning Irish/ They didn’t teach you in the north/ While I’m learning about you and being English”. “Mo Cheol Thú” heißt das zugehörige Stück, das als Beinahe-Schlaflied die zärtliche Verschmelzung von Folk, Artpop und experimentellen Klängen exemplarisch unterstreicht. Ihre Songs besitzen bei aller Getragenheit allerdings ein unruhiges Grundrauschen, das sie jederzeit von echten Schlafliedern abhebt. “You & I Are Earth” ist nach den von der Kritik gelobten Alben “A Common Turn” und “In|Flux” Savages dritter großer Wurf in Folge, gestrickt aus dem Fundus ihrer Vergangenheit.

Sich dieser sanft zu entledigen, versucht Eddie Chacon. In den 90ern war ihm als Teil des Duos Charles & Eddie vor allem dank “Would I Lie To You” größerer Erfolg beschieden. Auf seinem dritten Soloalbum “Lay Low” (Stones Throw, 31.01.) emanzipiert er sich mit diesigem R&B weiter unauffällig von seiner Vergangenheit, ohne mit ihr zu brechen. Subtil und verschwommen wie das angelaufene Cover, hinter dem sich der Protagonist versteckt, wirkt er auf “Lay Low” wie ein Künstler, der sich nicht beeilen muss. Man könnte ihn auch als Spätzünder bezeichnen, der mit Stücken wie “Let The Devil In” zwischen Cocorosie und Marvin Gaye unaufdringliche Klasse beweist.

Im Ton ist ihm Marylou Mayniel alias Oklou nicht unähnlich, sehr wohl aber in den Mitteln. Die Französin schreibt elektronische Sehnsuchtsballaden für den Nachhauseweg in angetrunkenem Zustand. Ihre Kombination von Ambient-Sounds, Minimalbeats und zarten Synthesizer-Arpeggios brachte sie ins Vorprogramm von Flume und schließlich zu Casey MQ, der ihr Debüt “Choke Enough” (Virgin, 07.02.) coproduzierte und aufmerksamen Leser:innen dieser Kolumne häufiger begegnet sein dürfte. Gemeinsam stricken sie ein elektrifiziertes Wunderland, durch das man hindurchgreifen kann wie durch einen dicken Nebelschleier. Doch Vorsicht: Allzu hastige Bewegungen könnten den doomig-melancholischen Zauber dieser Platte stören.

Jasmine.4.T wiederum profitiert von Boygenius als Produzententrio. Lucy Dacus nahm die Künstlerin mit auf Tour, Phoebe Bridgers daraufhin unter Vertrag. Mit Julien Baker sorgte die Supergroup dafür, dass “You Are The Morning” (Saddest Factory, 17.01.) im richtigen Licht erstrahlt. Jasmine.4.T selbst verhandelt darauf ihr Trans-Outing, eine Trennung, die sie zeitweise in die Obdachlosigkeit führte, und neue queere Beziehungen. Genug Stoff für nachdenkliche Songs, sollte man meinen. Doch zwischen versonnenen Gitarrenakkorden und Streichern ist die Platte gespickt mit erbaulichem Indiefolk, der zwischen Romanze und Katharsis kaum einen Unterschied macht – allen voran das mit Bridgers aufgenommene “Guy Fawkes Tesco Dissociation”, das mit den zwölf weiteren Songs ein hervorragendes Debüt einer britischen Künstlerin auf Saddest Factory abwirft.

Tunng werfen 20 Jahre nach ihrem Debüt “Mother’s Daughter And Other Songs” ihrerseits den Blick zurück auf die Folktronica jener Tage, auf die sie ein Patent zu haben scheinen. “Love You All Over Again” (Full Time Hobby, 24.01.), das achte Album von Sam Genders und Mike Lindsay entspricht abermals einer Symbiose aus Rustikalem und Synthetischem, es vermengt Texturen und Töne. Poröse Elektronik schmiedet mit folkloristischem Ansatz einen mitternächtlichen Pakt für Mondsüchtige.


Folge 100 mit Fred Armisen

Fereydun Robert Armisen kommt 1966 in Hattiesburg, Mississippi zur Welt und wächst in einem Vorort von New York City auf. Seine Mutter stammt aus Venezuela, sein Vater – Sohn des japanischen Tänzers Masami Kuni – ist in Soltau in der Lüneburger Heide geboren.

An musikalische Einflüsse aus Deutschland während seiner Kindheit, erinnert sich Armisen nicht, stattdessen laufen im Elternhaus große Sänger:innen wie Frank Sinatra, Liza Minnelli und Édith Piaf. Die erste Single-Platte, die ihm seine Eltern schenken, ist „The Candy Man“ von Sammy Davis, Jr. Mit acht bekommt er von seiner Mutter die erste Beatles-Platte, was ein Grund sein könnte, weshalb der heute leidenschaftliche Plattensammler nach eigener Aussage fast alle Veröffentlichungen von Paul McCartney auf Vinyl besitzt.

Die Liebe zum Schlagzeugspiel entfacht ein zweijähriger Aufenthalt mit der Familie in Brasilien, von dem Armisen mit einer tief verankerten Faszination für Samba und seine charakteristischen Rhythmen zurückkehrt.

Mit 18 hat Armisen seine erste Punk-Band. Sein Kunststudium bricht er ab und zieht nach Chicago, wo er als Schlagzeuger Teil der Band Trenchmouth wird. Die spielt eine kantige Mischung aus Post-Hardcore und Post-Punk.

Anschließend schlägt er eine zweite Karriere als TV- und Filmkomiker ein. So ist er das am drittlängsten agierende Mitglied des Comedy-Klassikers “Saturday Night Live” und verkörpert dort kultisch verehrte Charaktere.

Ab 2011 ist er neben Carrie Brownstein von der Band Sleater-Kinney in der Sketch-Serie „Portlandia“ zu sehen und taucht darüber hinaus immer wieder in kleinen Rollen in Filmen wie „The Rocker“, „Tenacious D In The Pick Of Destiny“ und „Anchorman“ auf. Zuletzt war er Teil der Netflix-Hitserie „Wednesday“ und Teil der Broadway-Show „All In: Comedy About Love“.

Armisen ist zudem immer auch musikalisch aktiv. Ob das Comedy-Bands im Rahmen von „Saturday Night Live“ sind, sein eigenes musikalisches Bühnenprogramm, eine Schlagzeuger-Position bei der Blue Man Group oder als Bandleader der Haus-Band in der „Tonight Show“ mit Seth Meyers.

Im Gespräch outet sich das Multitalent selbst als großer Fan und berichtet vom surrealen Treffen mit The-Doors-Schlagzeuger John Densmore und seiner großen Liebe für Kraftwerk, die er einen entscheidenden musikalischen Einfluss nennt.

Außerdem sind sich Schwarzkamp und Armisen schnell darüber einig, dass Devo-Frontmann Mark Mothersbaugh den perfekten Nerd verkörpert und Armisen erinnert sich, wie er 2018 ein Konzert mit der New-Wave-Band spielen durfte und sich technischen Rat von Ex-Devo- und Foo-Fighters-Drummer Josh Freese dafür holt.

Es folgt ein knapp 80-minütiges Name-Dropping-Fest, wobei Armisen selbst am meisten staunt, wen er im Laufe seiner bunten Karriere alles zu seinen Freunden zählen darf und durfte.

Wieso Chicago einst ein Mekka für Musiker war und Washington D.C. unter den frühen Punkszenen der beliebte Cousin von New York und vergleichbaren Subkultur-Brennpunkten, weshalb Bad Brains bedrohlicher klingen als Misfits und ausgerechnet die Avantgarde-Black-Metal-Band Liturgy zu Armisens Entspannung beiträgt, hört ihr in der aktuellen Episode – exklusiv vorab mit VISIONS+

Back to Synth-Pop

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Ministrys Verhältnis zu ihren Anfängen als Synth-Pop-Band ist bekanntlich schwierig. Mit “The Squirrely Years Revisited” kündigt die Chicagoer Industrial-Metal-Band die Aufarbeitung dieser in Albumform für März an. Die erste Ankündigung des Projekts ging bereits mit der Bekanntgabe der bevorstehenden Auflösung einher.

Frontmann Al Jourgensen meinte damals zu seinem Debütalbum: “Mein Hass auf diese Platte war so groß. Tatsächlich habe ich die Zwei-Inch-[Master-]Tapes, die ursprünglichen Zwei-Inch-Tapes, bei einer Grillparty auf dem Grill verbrannt. Es gibt also keine Originale zu “With Sympathy”. Ich habe sie einfach verbrannt.” Im Rahmen der neuesten Ankündigung ergänzt er: “Da ich mein frühes Material jahrzehntelang gehasst habe, habe ich beschlossen, es wieder in meinen Besitz zu bringen und dieses Mal richtigzumachen.”

“The Squirrely Years Revisited” ist nicht das angekündigte letzte Album der Band. Dieses soll erst 2026 erscheinen. Jourgensen zufolge wird der langjährige Bassist Paul Barker wieder daran mitwirken.

Vorbestellungen für “The Squirrely Years Revisited” laufen bereits über das Label Cleopatra. Von April bis Juni spielen Ministry eine US-Tour, bevor sie hierzulande beim ausverkauften Wacken Open Air zu sehen sein werden.

Ministrys aktuelles Album “Hopiumforthemasses” ist vergangenen März erschienen. Im darauffolgenden Mai führten sie beim Cruel World Festival in Pasadena, Kalifornien einige Stücke ihrer ersten beiden Alben auf – das erste Mal seit den 80ern.

Ministry – “The Squirrely Years Revisited”

ministry the squirrely years revisited cover

01. “Work For Love”
02. “Here We Go”
03. “All Day”
04. “Everyday Is Halloween”
05. “Revenge”
06. “I’m Not An Effigy”
07. “I’m Falling”
08. “Same Old Madness”
09. “I’ll Do Anything For You”
10. “Just Like You” (CD exklusiv)
11. “We Believe” (CD exklusiv)
12. “Over The Shoulder” (CD exklusiv)

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