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Offener Brief gegen KI-Training

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Eine Koalition aus Musiker:innen, Schauspieler:innen und Autor:innen haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie gegen die nicht lizenzierte Nutzung kreativer Werke zum Training von Systemen der künstlichen Intelligenz (KI) protestieren.

Die knappe Erklärung der bislang rund 13.500 Unterzeichner:innen liest sich wie folgt: “Die unlizenzierte Nutzung kreativer Werke für das Training generativer KI ist eine große, ungerechte Bedrohung für den Lebensunterhalt der Menschen, die hinter diesen Werken stehen, und darf nicht zugelassen werden.”

Unterschrieben haben unter anderem The Cure-Chef Robert Smith, die Mitglieder von Radiohead, Billy Bragg, Geoff Barrow von Portishead, Björn Ulvaeus von Abba, Max Richter, Joe Goddard von Hot Chip und Jason Kay von Jamiroquai. Auf der Liste stehen auch Schauspieler:innen wie Kevin Bacon oder Rosie O’Donnell sowie Schriftsteller:innen wie Kazuo Ishiguro und Emily St. John Mandel. Die vollständige Liste gibt es auf der Webseite aitrainingstatement.org, man kann auch noch selbst unterzeichnen.

Bereits im April veröffentlichte die Non-Profit-Organisation Artist Rights Alliance einen ähnlichen offenen Brief mit dem Titel “Stop Devaluing Music” (dt. “Stoppt die Entwertung von Musik”), der von mehr als 200 Bands, Musiker:innen und Persönlichkeiten unterzeichnet wurde und sich gegen den Einsatz von KI in der Musik richtet. Darunter ebenfalls Robert Smith, Mitglieder von Pearl Jam, Greta Van Fleet, Mac DeMarco, R.E.M., Chuck D, Q-Tip, Elvis Costello und auch Popstars wie Billie Eilish, Katy Perry, Nicki Minaj.

Bereits 2023 war das Jahr, in dem KI in der Massenkultur ankam, auch im Rock’n’Roll: Die Beatles ließen John Lennons Gesang freistellen, Spaßvögel die KI Oasis-Songs erfinden, etliche Musikvideos entstanden mithilfe von Systemen mit maschinellem Lernen. Was ist bereits heute Realität? Wohin geht die Reise? Und sind musizierende Menschen noch gefragt, wenn die KI bald alles besser kann? Unsere Beobachtungen und Prognosen lest ihr hier (V+).

Brüder im Geiste

Es fällt mir schwer, über Wayne in der Vergangenheitsform zu sprechen“, sagt Brad Brooks nach wenigen Minuten und reibt sich die Augen hinter seiner Brille. Kurz darauf hat er die Fassung wiedergewonnen und erzählt von einer Freundschaft, einer kreativen Verbindung, der auch Gevatter Hein nichts wird anhaben können. Brooks ist ein profilierter Singer/Songwriter, seine Basis die Bay Area von San Francisco. Vier Soloalben hat er veröffentlicht, zuletzt “God Save The City” (2020), vielseitiger Stoff, der ihm Vergleiche mit Elvis Costello und Wilco eingebracht hat. Über eine gemeinsame Freundin lernen Brooks und Kramer sich kennen. Auf einer Geburtstagsparty treten sie 2019 zusammen auf, Brooks übernimmt den Gesang bei “Kick Out The Jams”. Die beiden bleiben anschließend in Kontakt. „Wayne war ein Typ, der dich anrief, er schrieb keine SMS oder so etwas. Einfach oldschool. Irgendwann fingen wir an, Songideen auszutauschen. Wayne schickte ein Riff, ich entwickelte den Gesang dazu, sendete es wieder zurück. Das nahm schnell Fahrt auf, wir ergänzten uns gut.“

Es ist nicht nur der kreative Part, der zur Grundlage ihrer Freundschaft wird. Die beiden teilen auch das Schicksal einer schweren Erkrankung. „Ich war drei Jahre zuvor an Speiseröhrenkrebs erkrankt und drohte, meine Stimme zu verlieren. Ich musste um mein Leben kämpfen“, so Brooks. „Wayne zeigte mir seine Narbe am Hals, die genauso aussah wie meine. Er war mit der Bestrahlung schon ziemlich weit, ich konnte ihm ein bisschen dabei helfen, sich auf Dinge, die auf ihn zukommen, die Belastungen, einzustellen.“ Die Gespräche helfen. Und die Musik. Eine ganze Weile sieht es so aus, als bliebe das eine Sache zwischen den beiden, bis Kramer ein paar Songs an Bob Ezrin schickt. Der hat nicht nur Pink Floyds “The Wall” und Peter Gabriel produziert, sondern auch Kiss, Jane’s Addiction und Alice Cooper, eine weitere Detroit-Legende. Für Ezrin ist der Fall schnell klar. „Ich schrieb Wayne direkt zurück“, erinnert er sich und muss lachen. „Ich denke, wir haben hier ein neues MC5-Album – das waren meine Worte.“ Eine Einschätzung, die bei Kramer und Brooks auf fruchtbaren Boden fällt.

Im Studio brennt die Luft

Es ist der entscheidende Anstoß zu dem, was jetzt in Form von “Heavy Lifting” vorliegt, dem ersten Album seit “High Time”, erschienen vor 53 Jahren. “Kick Out The Jams”, “Ramblin’ Rose”, die Strahlkraft der Legende aus Detroit, die einst Proto-Punk mit souligem Swagger und exaltierte Shows mit politischer Botschaft kombinierte wie kaum eine andere Band – wie schwer wiegt dieses historische Pfund auf den Schultern des neuen Sängers? „Ich habe mich davon freigemacht, das war zwischen Wayne und mir kein Thema“, so Brooks. „Ich schreibe über Dinge, die mich beschäftigen, den Wahnsinn, der uns umgibt. Wenn man den politischen Kontext von 1968/69 mit dem von heute vergleicht, muss man genervt feststellen, dass sich nicht so viel geändert hat. Als wir uns kennenlernten, passierte die grausame Sache mit George Floyd, der von Cops ermordet wurde, Trump als US-Präsident, was uns jetzt ein weiteres Mal droht. Man könnte verzweifeln, wenn man die Nachrichten liest. Ich habe eben Songs darüber geschrieben.“

Produzent Ezrin unterstreicht Brooks’ Rolle in diesem Projekt. „Man kann den Anteil von Brad gar nicht hoch genug einschätzen. Seine Texte, sein Gesang, die Art und Weise, wie er das Ganze vorangetrieben hat, das war und ist besonders.“ Binnen vier Tagen sind die Songs eingespielt, die Luft brennt förmlich im Studio, wie Ezrin berichtet. Tom Morello, Slash, William DuVall und Vernon Reid liefern Gastbeiträge. Ursprünglich soll “Heavy Lifting” bereits 2022 erscheinen, doch es gibt Verzögerungen. Dafür wird eine erste US-Tour gespielt, die Shows sind großartig, das Zusammenspiel der Band ist famos. „Es war alles bereitet, um den Faden genau dort wiederaufzunehmen. Das Album, die Tourdaten, stattdessen sprechen wir nun über Wayne, der nicht mehr unter uns ist“, so Brooks, der jedoch auch nach vorn schaut. „Wayne hatte eine ganz klare Haltung, was die Musik betrifft. Es muss immer weitergehen. Konzentriertes Arbeiten, seine Kreativität ständig neu befeuern, um dann etwas richtig Gutes abzuliefern. Das ist der Spirit, den es zu bewahren gilt.“

So erscheint dieses vierte Album der Detroit-Ikonen MC5 am Vorabend der US-Wahlen. Was für ein Timing für die einstigen Anhänger der White-Panther-Partei, die Bandmanager John Sinclair gegründet hatte. Sinclair starb kurz nach Kramer, ebenso Drummer Dennis Thompson, der auf “Heavy Lifting” noch auf zwei Songs trommelt, bis zu seinem Tod das letzte verbliebene Originalmitglied der Band. So wird “Heavy Lifting” zu einem finalen Ausrufezeichen, möglicherweise wird es Tribute-Shows geben, aber das ist, meint Brooks, noch nicht spruchreif. Für Ezrin ist die Perspektive klar. Sie hätte Kramer, von allen „Brother Wayne“ genannt und auf dem Innencover von “Heavy Lifting” zufrieden lächelnd abgebildet, sicher gefallen: „Wir sind alle MC5!“

Erste Bandwelle

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Die erste Bandwelle für das Hütte Rockt Festival spiegelt bereits den Stilmix der Veranstaltung wider. Mit dabei sind die Brasspop-Band Querbeat, die Indierocker Hi Spencer, Garage-Band Below Zero, der Post-Punk-Sänger Frry, die Loop-Künstlerin Lisa Strat und die Indierock-Band The Storks. Rabiatere Musik gibt es von der Party-Metal-Band The Butcher Sisters, den Punks Remote Bondage und der Heavy-Metal-Band Tomb Of Giants zu hören.

Das Non-Profit-Festival läuft vom 7. bis zum 9. August 2025 und wird, wie die letzten Jahre auch, im niedersächsischen Georgsmarienhütte stattfinden. Tickets gibt es ab 70 Euro im Vorverkauf.

Auf der 16. Ausgabe des Festivals 2023 spielten unter anderem Leoniden, Zebrahead und Slime auf der Hauptbühne. Vergangenes Jahr wurde von den Veranstalter:innen viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, zum Beispiel in Form von Stationen zur Mülltrennung. Genauere Informationen zur Organisation dieses Jahr folgen noch.

Neues Album »The Purple Bird« im Januar

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Will Oldham, der seit Ende der 90er unter dem Künstlernamen Bonnie “Prince” Billy als Songwriter die Folk- und Alternative-Country-Szene aufmischt, bringt nun gut ein Jahr nach “Keeping Secrets Will Destroy You” ein weiteres Studioalbum auf den Markt.

Die erste Auskopplung, “Our Home”, ist ab sofort auf allen Streaming-Plattformen verfügbar. Am Entstehungsprozess war maßgeblich auch der Country- und Bluegrass-Musiker Tim O’Brien beteiligt. Dieser ist hier mit Gesang und an der Mandoline zu hören.

Oldham ist bekannt für seine tiefgründigen, in minimalistisch instrumentalisierte Soundhüllen gepackten Texte und geht für “The Purple Bird” eine enge Kooperation mit dem Produzenten David Ferguson ein. Diese Art der Zusammenarbeit kam in seiner über 30-jährigen Karriere erst sehr selten vor. Oldham produziert oft selbst.

Die Verbindung basiert auf einer langjährigen Freundschaft der beiden und resultiert in einem vertraut klingenden Sound. Oldham und Ferguson lernten sich bei einem Projekt mit ihrem gemeinsamen Freund Johnny Cash kennen. Oldham zeigte sich dankbar für die Möglichkeiten, die das Album schafft und sagt selbst dazu: “Wenn ich diese Platte höre, dann kann ich meine Freude darüber, dass mein Leben mir so eine Gelegenheit bietet, kaum zurückhalten”

Insgesamt wirkten zwölf weitere Musiker an dem Album mit und unterstützen Oldham in Sachen Songwriting, Backing-Vocals und Instrumentals. Unter anderem auch Tommy Prine, der Sohn des einflussreichen, 2020 an Covid-19 verstorbenen Country-Musikers John Prine.

Das gesamte Album “The Purple Bird” umfasst zwölf Titel. Es erscheint am 31. Januar und kann ab sofort, unter anderem bei Label Domino vorbestellt werden.

Bonnie “Prince” Billy – “The Purple Bird”

Cover "The Purple Bird" Bonnie "Prince" Billy

01. “Turned to Dust (Rolling On)”
02. “London May”
03. “Tonight With the Dogs I’m Sleeping”
04. “Boise, Idaho”
05. “The Water’s Fine”
06. “Sometimes It’s Hard to Breathe”
07. “New Water”
08. “Guns Are For Cowards”
09. “Downstream”
10. “One of These Days (I’m Gonna Spend the Whole Night With You)”
11. “Is My Living In Vain?”
12. “Our Home”

Europatour angekündigt

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Gleich vier der zehn Shows der Europatour von Knocked Loose finden in Deutschland statt: in Köln, Berlin, Leipzig und München spielt die Metallic-Hardcore-Band im März. Auch ihre Vorbands kündigen sie bereits an: Basement, Harm’s Way und Pest Control kommen gemeinsam mit auf Tour. Tickets für die Shows gibt es ab Freitag, 10 Uhr, an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 

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Im Mai haben Knocked Loose ihr neues Album “You Won’t Go Before You’re Supposed To” veröffentlicht. Aktuell befindet sich die Band noch auf Tour durch die USA.

Live: Knocked Loose

25.03.2025 Köln – Palladium
27.03.2025 Berlin – Columbiahalle
28.03.2025 Leipzig – Haus Auensee
29.03.2025 München – Tonhalle

»Ich gebe einen Scheißdreck drauf«

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In einem Interview mit Double J äußerte sich Thom Yorke über Spekulationen einer Radiohead-Reunion. Gestreut wurden die, nachdem Bassist Colin Greenwood von gemeinsamen Proben der inaktiven Band berichtet hatte. Gitarrist Jonny Greenwood meinte zuletzt jedoch, es bestünden keine weiteren Pläne, da alle Mitglieder anderen Projekten nachgingen. Das Zusammenkommen diente nur zum Spaß, es sei keine neue Musik entstanden und auch an den gemeinsamen Plänen habe nichts geändert.

Zu besagten Proben meinte Frontmann Yorke nun, er hätte Jonny Greenwood nichts hinzuzufügen. Stattdessen ging er auf die trotzdem andauernden Spekulationen über die Rückkehr der Band ein: “Ich bin mir dessen nicht bewusst, und ich gebe einen Scheißdreck drauf. Nichts für ungut und danke, dass es euch so sehr kümmert. Aber ich denke, wir haben es uns verdient, zu tun, was für uns Sinn ergibt, ohne uns rechtfertigen zu müssen. […] Ich glaube auch nicht, dass wir uns verpflichtet fühlen, Erwartungen zu erfüllen – das ist gar kein Problem für uns. Wir sind in der privilegierten Position, aufgrund von Radiohead noch Musik machen zu können, von daher will ich mich gar nicht beschweren.”

Die Mitglieder der britischen Alternative-Rock-Band gehen derweil anderen musikalischen Verpflichtungen nach: Yorke spielt zusammen mit Jonny Greenwood in der Band The Smile, deren drittes Album “Cutouts” Anfang Oktober erschienen ist. Außerdem ist Yorke ab morgen unterwegs auf Solo-Tour durch Neuseeland, Australien, Japan und Singapur und hat in den vergangenen Wochen am Projekt “Hamlet: Hail To The Thief” gearbeitet. Colin Greenwood ist noch bis Ende November als Bassist für Nick Cave & The Bad Seeds auf Europatour. Greenwood zufolge arbeite Gitarrist Ed O’Brien an einem Solo-Album. Und auch Jonny Greenwood arbeitet zurzeit wohl mal wieder an einem Film-Soundtrack.

Neue Single »She’s Got A Problem«

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Am 7. März bringen Hot Wax, die dreiköpfige Newcomer-Band um Leadsängerin Tallulah Sim-Savage, ihr Debütalbum „Hot Shock“ heraus. Jetzt gibt es mit „She’s Got A Problem“ einen ersten Vorgeschmack.

Die Single ist ein treibender Grunge-Rock-Song, welcher die Band schon im Sommer über bei einigen Shows begleitete. Sie passt bestens ins Profil des von schrillen Gitarren und krachenden Drums begleiteten Post-Punk und Alt-Rock des Trios aus Hastings.

Das Album entstand in Zusammenarbeit mit der Produzentin Catherine Marks, welche in der Vergangenheit unter anderem mit Wolf Alice, Boygenius, The Wombats und Interpol gearbeitet hat. Insgesamt bestand das gesamte Team rund um „Hot Shock“ ausschließlich aus Frauen. Darunter Steph Marziano als Co-Produzentin und Schlagzeugerin Stella Mozgawa von Warpaint.

Mit “Hot Shock” verarbeiten die drei Britinnen, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen, das turbulente Tourleben und die tägliche Konfrontation mit dem Erwachsenwerden. Dabei soll Leichtigkeit und Unbekümmertheit aber nicht zu kurz kommen.

2023 brachten Hot Wax bereits zwei EPs raus (“Invite Me Kindly” und “A Thousand Times”), mit denen sie die letzten 18 Monaten über 150 Shows spielten und unter anderem mit Royal Blood und Frank Carter & The Rattlesnakes tourten. Unter den Terminen waren mit dem Reeperbahn Festival und dem Open Flair Festival auch ein paar Shows in Deutschland. Im Oktober und November sind Hot Wax unter anderem als Support von The Libertines in Großbritannien unterwegs.

“Hot Shock” erscheint am 7. März und kann ab sofort vorbestellt werden.

Hot Wax – “Hot Shock”

Cover "Hot Shock" Hot Wax

01. “She’s Got A Problem”
02. “Wanna Be A Doll”
03. “Strange To Be Here”
04. “Dress Our Love”
05. “Hard goodbye”
06. “One More Reason”
07. “In Her Bedroom”
08. “Lights On”
09. “Chip My Teeth For You”
10. “Pharmacy”

Vorläufiges Line-up bekannt gegeben

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Das jedes Jahr in Groningen stattfindende, viertägige Eurosonic Noorderslag Festival hat das vorläufige Line-up für nächstes Jahr bekannt gegeben.

Unter den 40 Acts des am 15. bis 18. Januar stattfindenden Showcase- und Newcomer-Festivals, welches sich darauf konzentriert neue und spannende Musik aus ganz Europa zu präsentieren, finden sich unter anderem Uche Yara und Personal Trainer. Die Acts, die die unterschiedlichsten Genres vertreten, werden von verschiedenen Radiosendern aus dem jeweiligen Land der Künstler:innen vorgeschlagen und präsentiert.

Uche Yara, die mit spannendem Indierock als überzeugender Geheimtipp aus Österreich gilt, hat unter anderem schon zusammen mit Bilderbuch für die Rolling Stones ihre Show in Wien eröffnet. Mit ihrer Musik, in die sie auch gerne ihre nigerianischen Wurzeln einfließen lässt und so poppige Melodien und krachenden Gitarren-Sounds vermischt, sorgt sie für tanzbare Vibes.

Auch Personal Trainer, die niederländische Indierock-Band, welche zuletzt noch auf dem Reeperbahn Festival überzeugte, wird auf dem ESNS vertreten sein. Mit dabei: ihr im August erschienenes zweites Album “Still Willing”.

Jedes Jahr steht ein Land im Fokus des Talent-Förderungsprogramms des Eurosonic Noorderslag Festivals. Dieses Mal wird es Italien sein. Vor allem italienische Künstler:innen werden also die Möglichkeit bekommen, ihr Gesicht und Musik zu zeigen. Neben den zahlreichen Konzerten wird es auch wieder Vorträge und Seminare im Rahmen der ESNS Conference geben. Als Sprecher wurden unter anderem Seth Dodson von Pitchfork und Jess Iszatt, die bei der BBC für die Vorstellung neuer Musik zuständig ist, bestätigt.

Das komplette Line-up der 39. Edition des Eurosonic Noorderslag Festivals ist auf der Festival-Homepage zu finden.

Gesamtkunstwerk in Anzug und Krawatte

Von Flehen und Klagen bis hin zur Erleuchtung. Nick Cave & The Bad Seeds erreichen bei der letzten Deutschlandstation ihrer “Wild God”-Tour eine Intensität, die ihresgleichen sucht. Ob nun trotz oder gerade wegen des großen Gewichts auf der aktuellen Platte, das lässt sich nicht genau sagen. Fest steht, dass Nick Cave als Zeremonienmeister bestimmt, was gepredigt wird, und da geht es zunächst um Frösche und wilde Götter.

Die Bühne leuchtet in hellen Farben. Für die Mystik um ihre Personen braucht diese Band keine Schattenrisse. Nein, Cave steht nach ein paar Minuten “Frogs” zum ersten Mal dicht vor dem Publikum und schreitet auf dem über die ganze Breite errichteten Laufsteg auf und ab. Die Zuschauer:innen könnten ihn zu sich herunterziehen, wenn sich jemand trauen würde. Stattdessen ist es Cave, der Hände schüttelt und das Mikrofon ins Publikum reicht, nur damit es so lange andächtig gehalten wird, bis er eine seiner Gesten vollführt hat.

Nick Cave, München (Foto: Daniel Thomas)
Nick Cave geht auf Tuchfühlung in München (Foto: Daniel Thomas)

Die Ehrfurcht vor ihm ist greifbar. Erst recht, wenn er noch zu prophezeien beginnt. “You may not realize yet how much you love this song”, sagt er im Vorfeld zu “Long Dark Night”. Und alle wissen, er wird recht behalten, wie er da so am Flügel sitzt und mit der rechten Hand die Verse deutet. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt des Abends ist klar, Cave ist seiner Trauer entstiegen und zum Gesamtkunstwerk in Anzug und Krawatte mutiert: Wie er sich bewegt, wie er Dramaturgie denkt, wie The Bad Seeds in seinem Rücken gewaltig fauchen oder zart unterstreichen, mit einem überwältigenden Gesamtsound.

Nick Cave, München (Foto: Daniel Thomas)
Hat sie alle drauf, die Predigergesten: Nick Cave (Foto: Daniel Thomas)

Der Protagonist kann sich auf eine Formation verlassen, die mit Wucht, Klasse und Feingefühl die komplette Klaviatur seiner Geschichten transportiert. Ein vierköpfiger Gospelchor sorgt für die Tiefenschärfe und die Laudatio, wo es die Songs verlangen. “O Children”, das durch seinen Einsatz in einem der Harry-Potter-Filme auch im Mainstream angekommen ist, es wäre ohne die Vielstimmigkeit im Chorus nicht denkbar. Genauso wenig wie das ekstatisch zelebrierte “Tupelo”.

Am Schlagzeug wirbelt Larry Mullins aka Toby Dammit neben Radiohead-Bassist Colin Greenwood, der den ausgefallenen Martyn Casey ersetzt. Und dann ist da noch Alleskönner Warren Ellis, der mal Gitarre, mal Geige, mal Bass oder Keyboard übernimmt und – wenn das Set es erlaubt – auf seinen Stuhl steigt, um im rauen Rhythmus von “From Her To Eternity” zu tanzen. Zusammen sind sie bedacht, jeder Bad-Seeds-Platten gerecht zu werden, auch dem Cave-Solo “Carnage”, wenngleich meist nur mit einem einzigen Song. Für mehr ist das Oeuvre längst zu umfangreich und selbst zweieinhalb Stunden Show nicht ausreichend. Lediglich “Murder Ballads” sparen sie aus.

Nick Cave, München (Foto: Daniel Thomas)
Nick Cave, München (Foto: Daniel Thomas)

Cave beherrscht das Publikum, leitet es an, als wäre es seine Gemeinde. Bei “The Weeping Song” hängt er erneut kopfüber in den ersten Reihen. Bei “Into My Arms” tröstet er allein am Flügel, als wäre es das Natürlichste und gleichzeitig Spirituellste der Welt. Es ist das Amen eines Abends, in dem auch die Erkenntnis steckt, dass Energie und Liturgie nirgendwo besser zusammengehen.

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