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Reunion angekündigt

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Knapp 30 Jahre nach ihrer Auflösung hat die Sludge-Metal-Band Acid Bath eine Reunion angekündigt. 2025 werden Acid Bath auf dem Sick New World Festival in Las Vegas auftreten, neben Acts wie Metallica, Linkin Park, Gojira und Meshuggah.

Über Instagram teilte Frontmann Dax Riggs die Neuigkeit und bestätigte die Originalgitarristen Mike Sanchez und Sammy “Pierre” Duet. Letzterer bestätigte in einem separaten Beitrag den Rest der Besetzung: Alex Bergeron (Agents Of Oblivion) am Bass und Zack Simmons (Goatwhore) am Schlagzeug.

Die neu zusammengefundene Band hat bereits eine Webseite und ein Instagram-Profil angelegt, Riggs schürt jedoch keine Hoffnungen auf neue Musik oder die Langfristigkeit des Projekts. “Wir werden bei dieser besonderen und einzigen Show Songs von unseren beiden Studioalben spielen”, so der Sänger in der Ankündigung.

Acid Bath haben in sechs Jahren als Band zwei Alben veröffentlicht (“When The Kite String Pops”, “Paegan Terrorism Tactics”). Nach dem Tod ihres Bassisten Audie Pitre lösten sie sich 1997 auf.

 

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Riggs kündigte zudem ein Soloalbum an, das erste seit 15 Jahren. Sein drittes Werk unter eigenem Namen soll “7 Songs For Spiders” heißen und am 24. Januar erscheinen. Stilistisch hat es wenig mit Acid Bath gemeinsam, es sei eher von “Weltmusik, Gospel, Hillbilly und Protometal inspiriert”.

Hyper-harmonisch

Spiritualität und Sphäre wehen durch diese Kolumne wie die ersten frischen Brisen des Herbstes. Als De Mannen Broeders vereinen der Amenra-Sänger Colin H. van Eeckhout und der Folksänger Tonnie Dieleman ihre flämische Herkunft in einem ergreifend lyrischen Ambientalbum, das sie mit Orgel, akustischen Instrumenten und Chor in der Haarlemer Doopsgezinde Kerk aufgenommen haben. Auf “Sober Maal” (Relapse, 11.10.) erklingt so etwas wie eine Messe ohne religiösen Kontext. Es geht in gesungenen und gesprochenen Texten um Vergangenheit und Tod, Verlust und Erdverbundenheit. Der simpel volkstümliche Charakter der Stücke schlägt einen Bogen von Moondog zu Anna von Hauswolff. Gleichzeitig werden Akustik und Geräuschkulisse der Kirche zum zusätzlichen Instrument.

In einen wesentlich konzentrierteren Schwebezustand begibt sich Alessandro Cortini auf seinem Album “Nati Infiniti” (Mute, 04.10.). Der hochdekorierte Elektronikmusiker, der einer größeren Öffentlichkeit durch seine Sounds für Nine Inch Nails bekannt wurde, hat das in fünf Abschnitte unterteilte Konzeptstück im Anschluss an eine Audioinstallation auf dem “Sonar Lisboa 2022″ entwickelt. Was auf dem Tonträger gelandet ist, wabert in anschwellenden, leicht angeschrägten Akkorden durch den Raum und verebbt in Noise. Cortini erschafft seine sehr eigenen Klänge unter anderem mit dem selbstgebauten “Strega”, einem Soundinterface, das die mehrdimensionale Manipulation von Klängen ermöglicht. Dass dieses Album trotzdem hyper-harmonisch klingt, grenzt an ein Wunder.

Ebenso verhält es sich mit dem improvisierten Album “Metanoia” (Clerestory AV, 23.08.)  von Ex-Smashing Pumpkins-Gitarrist Jeff Schroeder. Was dessen Wunder etwas berechenbarer macht, ist das penibel geplante Setup der Liveaufnahmen von 2021. Schroeder begab sich in zwei Aufnahmesessions in Kommunikation mit einer riesigen Effektkette, nicht unähnlich den Soundscapes eines Robert Fripp. Aktion und Reaktion landen in Loops und Echos, Harmonien werden geschichtet und vervielfältigt. “Retour Part 1 & Part 2” unterschieden sich dabei auffallend wenig von den zwei Teilen, in die “Air & Dreams” zerfällt. Aber alles schwebt – und das muss wohl reichen.

Mit reiner Improvisation haben sich Von Spar, Eiko Ishibashi, Joe Talia und Tatsuhisa Yamamtoto hingegen nicht zufriedengegeben. Die Kölner Experimentalrocker Von Spar nahmen “Album I & II” (Bureau B, 27.09.) mit ihren japanischen Gästen im Kontinuum ihrer kooperativen Arbeiten auf. Auch “Under Pressure” und “Street Life” enthielten bereits Beiträge von Marker Starling, Laetitia Sadier, Vivien Goldman und R. Stevie Moore. “Album I” besteht aus sieben komprimierten Songs, die in Improvisation wurzeln, sich jedoch nicht in selbstgefälliger Soloarbeit verlieren. Dramaturgie, Regie und Disziplin machen die Stücke spannend, so als würden sich Tortoise neu erfinden. “Album II” hingegen zeigt das Projekt in einem monumentalen halbstündigen Drone entgrenzt und am anderen Ende der kosmischen Skala.

Auf der bewegt sich Hawksmoor aka James McKeown von Anfang an. Fasziniert vom elektronischen Krautrock der 70er huldigt der Brite seinen Idolen Cluster, Harmonia, Hans-Joachim Roedelius und Michael Rother mit Analogsynthesizern, Elektroschlagzeug und Gitarre. Auf seinem neuen Album “Oneironautics” (Soul Jazz, 11.10.) bewegt er sich erstaunlich nah am Original, sowohl harmonisch als auch im Klangkosmos dieser strikt analogen Welt. Manchmal klingt das etwas stumpf und wenig atmosphärisch. Ein weiteres Mal jedoch gelingt Hawksmoor eine Hommage und ein weiterer Beitrag für das erstarkende Genre des Neo-Kraut.

Einzigen Auftritt 2024 abgesagt

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Die bislang letzten Konzerte von The Distillers in den USA liegen bald vier Jahre zurück. Nachdem letztes Jahr auch ihr seitdem geplantes Live-Comeback in Europa mehrfach verschoben und am Ende ersatzlos abgesagt wurde, muss die Streetpunk-Band nun nochmal ihre Fans enttäuschen. Ihren schon vor einem Jahr verkündeten Auftritt beim When We Were Young Festival in Las Vegas kommendes Wochenende spielt die Band aus Los Angeles nun nämlich auch nicht mehr.

Erst als gestern der Spielplan des Festivals online gestellt wurde und The Distillers darauf nirgends zu finden waren, teilte die Band ihre Absage mit: “Wir sind sehr traurig darüber und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die euch dadurch entstanden sind”, heißt es in dem Statement, indem The Distillers auch ankündigten, Fans zumindest etwas zu entschädigen. “Wir konnten es nicht bekannt geben, bevor das Festival seinen Zeitplan veröffentlicht hat, und das Festival bietet keine Rückerstattung an. Wenn ihr nur unseretwegen hingeht und eine Rückerstattung wollt, schickt uns bitte eine E-Mail mit eurem Namen, einem Foto eurer Tickets und der Stadt, in der ihr wohnt, dann setzen wir euch auf unsere Gästeliste für eine Show in eurer Stadt oder einer Stadt eurer Wahl.”

 

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Bereits letztes Jahr wurden zur Tourabsage keine konkreten Gründe genannt, sondern vom Tour-Management vorerst nur vage formuliert mit “unvorhergesehenen Umständen”. Später äußerte sich Gitarristin und Sängerin Brody Dalle etwas ausführlicher zur Absage. Ihr Statement wies mit zwei Zeilen auf “persönliche Umstände” hin. Damit meinte Dalle vermutlich vor allem die zahlreichen Spekulationen als Begleitumstand der anhaltenden Auseinandersetzung mit Ex-Mann Josh Homme (u.a. Queens Of The Stone Age) um das Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder. Sowohl Dalle als auch Homme reichten 2021 jeweils einstweilige Verfügungen gegeneinander ein. Homme gewann 2023 das alleinige Sorgerecht für seine Kinder und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Dalle, da ihr Freund Unterschriften auf Dokumenten im Namen der Kinder gefälscht hatte. Der Prozess wurde von teilweise heftigen Anschuldigen beider Parteien begleitet.

In Deutschland waren The Distillers zuletzt 2004 zu sehen gewesen. 2006 löste sich die Band auf, bevor sie 2018 nach ersten Anzeichen wieder zusammenfand, um zunächst eine Festivalshow zu spielen. Daraus wurde jedoch eine ganze US-Tour inklusive des ersten neuen Songs seit 15 Jahren, “Man Vs. Magnet”.

Anfang 2019 verkündeten The Distillers dann, dass sie eine neue Platte aufnehmen würden. Abgesehen von ihrem weihnachtlichen Konzertstream mit begleitendem Live-Album gab es in der jüngeren Vergangenheit allerdings keine Wasserstandsmeldungen zum vierten Album.

Dalle hatte nach dem zeitweiligen Ende ihrer Hauptband mit Spinnerette ein neues Bandprojekt am Start, mit dem sie jedoch nur eine Platte veröffentlicht hatte. 2014 erschien zudem ihr Solodebüt “Diploid Love”.

Neues Album angekündigt

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Nicht nur das stark psychedelische Musikvideo zu “Defense” gibt die Richtung vor, auch die Musik selbst beweist, dass das neue Album von Panda Bear genau an dem Punkt des experimentellen Psych-Pop ansetzt, wo das Animal Collective-Mitglied zuletzt aufgehört hatte. Für den Song konnte sich Panda Bear, der mit bürgerlichem Namen Noah Lennox heißt, Unterstützung von Cindy Lee an der Gitarre mit an Bord holen.

“Sinister Grift” erscheint am 28. Februar via Domino. Es kann schon vorbestellt werden. An dem Album haben neben Lennox auch gleich alle Mitglieder von Animal Collective mitgearbeitet, Lennox beschreibt es als “eine Rückkehr zu den Anfängen” und sagt zur Entstehungsgeschichte: “Josh und ich haben 1991 angefangen, Musik auf Mehrspurkassetten aufzunehmen. Jetzt, 32 Jahre später, machen wir es immer noch. Die gleiche Einfachheit, die gleiche Suche nach etwas, das uns berührt.”

Neben seinem Album kündigt Panda Bear auch umfassende Tourpläne an, die immerhin ein Konzert in Deutschland umfassen. Tickets für die Show am 11. Dezember in Berlin gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Panda Bear – “Sinister Grift”

Panda Bear - Sinister Grift

01. “Praise”
02. “Anywhere But Here”
03. “50mg”
04. “Ends Meet”
05. “Just As Well”
06. “Ferry Lady”
07. “Venom’s In”
08. “Left In The Cold”
09. “Elegy For Noah Lou”
10. “Defense”

Live: Panda Bear

11.12. Berlin – Lark

Einzelshow in Essen

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Die DIY-Punk-Newcomer Poor Kids O.C. laden zum Heimspiel ein: Ins Südrock in Essen, wo die ortsansässige Band vor anderthalb Jahren ihr erstes Konzert gespielt hat, wird es am 18. Oktober wieder laut zugehen. Mit Unterstützung der Emo-Pop-Punks Knife Breath spielen Poor Kids O.C. ab 21 Uhr eine ihrer letzten Shows dieses Jahr. Mit dabei hat die Band neue Songs ihrer kommenden EP, die Anfang 2025 erscheinen soll. Der Eintritt ist kostenlos.

 

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Die Band um VISIONS-Redakteur Jonas Silbermann-Schön hat letztes Jahr nicht nur ihr Live-Debüt hingelegt, sondern auch ihr gleichnamiges Debütalbum veröffentlicht. Gemäß dem DIY-Prinzip, das auch den Klang der im eigenen Studio aufgenommenen Platte bestimmt, erschien es über das kleine Mülheimer Punk-Label Kopishop. In unserer Rezension nannte Autor etwa die Dead Kennedys und Idles als Einflüsse und betitelte es als “eines der heißesten und siffigsten Punk-Alben des Jahres”. Dieses Jahr waren Poor Kids O.C. unter anderem auch schon als Support für Iedereen zu sehen.

Jubiläumstour angekündigt

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Gleich sechs Tourdaten ihrer Jubiläumstour finden in Deutschland statt: Los geht es am 19. September 2025 in Leipzig, bevor es Parkway Drive nach München, Frankfurt, Hamburg, Dortmund und Stuttgart verschlägt. Tickets für die Konzerte sind ab Donnerstag, 11 Uhr, an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

Wie schon bei ihren vorherigen Touren kommen die Australier mit Vorprogramm: Neben Thy Art Is Murder werden sie im kommenden September auch von The Amity Affliction unterstützt. Die Band verspricht eine neue und ihre bisher größte Bühnenshow.

 

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Parkway Drive gründeten sich 2003, zwei Jahre später erschien mit “Killing With A Smile” ihr Debütalbum, in den nachfolgenden Jahren folgten sechs weitere Alben, sowie der stetige Aufstieg bis an die Spitze der Metalcore-Riege, inklusive monumentaler Feuer-Performances. Ihr bislang letztes Album “Darker Still” ist 2022 erschienen.

Live: Parkway Drive

19.09. Leipzig – Quarterback Immobilien Arena
20.09. München – Olympiahalle
21.09. Wien – Stadthalle
23.09. Zürich – Hallenstadion
24.09. Frankfurt – Festhalle
26.09. Hamburg – Barclaycard Arena
27.09. Dortmund – Westfallenhalle
28.09. Stuttgart – Schleyerhalle

Euphorie vor dem Zusammenbruch

Es ist Nachmittag in Omaha. Heißt: später Abend in Deutschland. Einen früheren Termin mit Conor Oberst gibt es nicht. Aber auch um 15 Uhr Ortszeit sieht der Chef von Bright Eyes zerzaust und dezent verschlafen aus. Ein Stirnband macht es nicht besser. Der ehemalige Posterboy der Emo’n’Indiefolk-Szene sieht ein wenig wie ein Has-been aus einer Sitcom aus. Aber man sollte sich nicht täuschen: Sobald es darum geht, das neue Album “Five Dice, All Threes” zu besprechen, wirkt Oberst hellwach und auskunftsfreudig. Zumal er voller Stolz berichten kann, dass es ihm, einem Musikfan, gelungen ist, zwei seiner Idole für die Platte zu gewinnen. Die Abmachung mit Cat Power und Matt Berninger: „Ihr singt- und wir machen damit, was wir wollen.“ Auf den ersten Blick kein guter Deal. Auf den zweiten Blick zählen die Beiträge der beiden zu den Höhepunkten eines Albums, auf dem Bright Eyes auf bewährte Traditionen setzen und ein paar neue Wege gehen. Was vor allem auffällt: “Five Dice, All Threes” klingt stellenweise nach guter Laune. Was ist denn da passiert?

Conor, stimmt mein Eindruck, dass “Five Dice, All Threes” die optimistischste Bright-Eyes-Platte aller Zeiten ist?

Conor Oberst: Ich denke nicht, dass die Inhalte der Songs optimistischer sind. Aber wir wollten Musik aufnehmen, die ein wenig unmittelbarer klingt. Die mehr – in Ermangelung eines besseren Wortes sage ich es jetzt einfach mal so – Pop ist. Das Album davor, “Down In The Weeds, Where The World Once Was”, hatten wir sehr groß angelegt. Nate Walcott, der bei uns für die Arrangements zuständig ist, hatte zum Beispiel eine Menge Parts für Orchester erarbeitet. Das war toll, aber aus dem Gesamtsound ergab sich eine gewisse Distanz. Diese wollten wir nun wieder auflösen. Was, so sehe ich es zumindest, eine Art Rückkehr zu den Wurzeln der Musik ist, die ich gemacht habe, als ich in der High School war. Art-Pop-Punk, Indierock, wie auch immer man das nennen will. Einfache Songs, geradlinig, simple Akkorde, Melodien und Hooks.

Bright Eyes (Foto: Nik Freitas)

»Man könnte meinen Optimismus auch Blauäugigkeit nennen. Oder pure Idiotie.«

Conor Oberst

Gab es von Beginn an ein Konzept, nach dem Motto: „Lasst uns die neue Platte wie früher klingen lassen?“
Nein. Ich weiß, es wäre schön, so etwas zu hören, dass wir uns als Band an einen Tisch setzen, ein Diagramm vorbereiten und beschließen, wie das neue Album klingen soll. Aber so es ist nicht. Es ist viel simpler, viel kitschiger: Wir folgen einfach unserem Herzen. Unserem Bauchgefühl. Wir tun, was sich gut anfühlt. Und in diesem Fall fühlte es sich gut an, als das Album in eine einfachere, räumlichere Richtung ging.

Wie hast du mit deinen Texten darauf reagiert?
Ich habe versucht, sparsam zu sein. In dem Sinne, dass ich nicht jede Strophe mit zu vielen Worten vollstopfen wollte. Keine überflüssigen Sachen – das war eine Art Dogma. Der Song sollte der Star der Show sein. Weil ich glaube, dass viele Leute viel mehr an guten Liedern interessiert sind als an ausgeklügelten Arrangements oder wortgewaltigen Sängern, die die Zeilen nur so raushauen. Die Idee war, kurz und bündig zu arbeiten, sich auf das Wesent­liche zu beschränken.

Woran es nicht fehlt: an Störelementen. Zum Beispiel an kurzen Samples aus Filmen, Sprachnachrichten und sonstigen Audioquellen. Warum ist das so wichtig für dich?

Wir beginnen unsere Platten ja immer mit einer Soundcollage. Das hat bei uns Tradition. Ich mag das, weil mich solche Sachen zur Musik zurückbringen, die ich in meiner Highschool-Zeit gehört habe. Den Wu-Tang Clan zum Beispiel, mit all den schrägen Filmsamples, die auf deren Platten zum Einsatz kamen. Gerade bei den alten Filmsamples, die wir nutzen, ergibt sich ein schönes Gefühl der Nostalgie. Du kennst doch sicher den Moment, wenn du herumzappst und plötzlich bei einem Film aus den 50ern oder 60ern hängenbleibst. Wie die Leute reden, aber auch, wie das klingt – das hat etwas Beruhigendes, finde ich. Wir versuchen das, mit unseren Collagen und Samples nachzuahmen.

Wie findet ihr denn diese Schnipsel?

Okay, ich verrate dir ein Geheimnis: Wir haben jemanden eingestellt, der das für uns übernimmt. Nämlich Stella, die Tochter unseres Bright-Eyes-Mitglieds Mike Mogis. Wir haben ihr den Job gegeben, das Internet zu durchforsten und nach Public-Domain-Seiten zu suchen, bei denen man sich solche Schnipsel herunterladen und sie nutzen kann, ohne dafür zu bezahlen. Sie hat viel Zeit investiert, aber wir haben sie fair dafür bezahlt. Und ich habe sie gebrieft. Interessiert war ich für dieses Album an alten Western-Clips oder Schnipsel aus Gangsterfilmen. Ich wollte Sequenzen, in denen sich Leute sehr emotional streiten. Um Geld. Oder darum, ob jemand beim Glücksspiel betrogen hat oder nicht.

Es müsste eine neue Kategorie bei den Grammys geben: beste Recherche-Arbeit.

(lacht) Stella würde ihn gewinnen, ganz klar!

Bright Eyes (Foto: Nik Freitas)

Auf dem Album machen ein paar interessante Gäste mit, etwa Matt Berninger von The National bei “The Time I Have Left”. Ihr beide singt wie aus dem Nichts einen sehr lebensbejahenden „Sha-la-la“-Refrain. Ungewöhnlich für einen Song, der sich sehr konkret mit dem Sterben beschäftigt.

So klingt die Euphorie vor dem Zusammenbruch! Ich kenne Matt schon lange, liebe seine Band, schätze ihn als sehr freundlichen Menschen. Als ich diesen Song schrieb, konnte ich schon beim Komponieren seine Stimme hören. Ich schickte ihm eine Textnachricht: „Hey, ich habe hier einen Song, bei dem ich dich höre. Willst du darauf singen?“ Er erhielt das Stück, war begeistert – und hat es einfach gemacht. Ehrlich gesagt war ich sehr froh, als ich hörte, wie er es tat. Nämlich mit viel Überschwang und Verzweiflung in seiner Stimme. Wie schon erwähnt, ich mag The National sehr. Aber manchmal vermisse ich die Art, wie Matt auf Alben wie “Boxer” oder “Alligator” gesungen hat. Oder eher: Wie er an bestimmten Stellen geschrien hat. Matt hat eine fantastische Schreistimme! Das können nicht viele, zumindest abseits der Hardcore-Welt. Vielleicht noch Frank Black von den Pixies.

“The Time I Have Left” wird auch davon geprägt, dass die Stimmen verfremdet werden, sodass man den Gefühlen, die der Song vermittelt, nicht recht traut. Was steckt dahinter?

Das Lied vermittelt die Stimmung, dass dir etwas entgleitet. Dazu passten diese Effekte sehr gut. Sie stammen von einem guten Freund von mir, Eric Barber, der sich E. Babbs nennt. Er ist einer der wenigen echten DJs und HipHop-Produzenten in Omaha, die tatsächlich noch Platten scratchen. Es gibt diesen einen Rapper aus Omaha, Mars Black, und E-Babbs ist so etwas wie seine rechte Hand. Engagiert haben wir ihn, damit er mit seinen Mitteln diesen Folksong scratcht. Wir gaben ihm dafür die Datei, die nur die Tonspur von Matts Stimme enthielt. Dann hat er angefangen, sie wie ein altes Stück Soul-Vinyl zu bearbeiten. Wir hatten keine Ahnung, ob das funktioniert. Es ist eine gewagte Idee, weil man das Risiko eingeht, die Gesangsstimme von Matt Berninger zu ruinieren. Und das will man nicht. Aber ich finde, es hat fantastisch funktioniert.

Stimmt der Eindruck, dass Bright Eyes mehr und mehr eine Band sind, deren Musik in sehr unterschiedlichen Kosmen entsteht? In Archiven von alten Film-Aufnahmen, Scratching-Anlagen von HipHop-DJs…

So war es schon immer! Für mich war Bright Eyes von Beginn an eher ein Studioprojekt, keine Band, die sich im Proberaum trifft und jammt. Nicht, dass ich das nicht auch gemacht hätte. Mit der Mystic Valley Band zum Beispiel: Manche Leute bezeichnen das Album “Outer South” von 2009 bis heute als eine Soloplatte von mir, aber das könnte falscher nicht sein. Das war damals eine echte Bandplatte, an der übrigens auch Nate Walcott beteiligt war. Aber bei Bright Eyes geht es eben nicht darum, als Band zusammenzuspielen. Die Musik zu unseren Songs entsteht im Studio, in dem wir jede Kleinigkeit sezieren, in dem Mike und Nate ihre Magie einfließen lassen, um aus coolen Songs noch coolere Tracks zu machen. Insofern besteht Bright Eyes im Kern aus vier Figuren: Mike, Nate, ich – dazu das Studio als eine eigene Entität.

Bright Eyes (Foto: Nik Freitas)

Wie geht ihr es an, diese Studiomusik für die Live-Shows in Bühnenmusik umzuwandeln?

Das ist ein interessanter, aber auch kniffliger Teil unserer Arbeit. Manchmal klappt das sofort gut, manchmal nicht so sehr. Was dazu führt, dass wir bestimmte neue Songs zunächst nicht live spielen, auch wenn wir es sehr gerne tun würden. Eine Setlist von Bright Eyes besteht also nicht aus den Liedern, die wir von den Platten am besten finden – sondern aus denen, die wir zufriedenstellend transferieren konnten. Aber wir werden besser darin. Die Liveband ist unglaublich gut. Wir merken mittlerweile: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Du hast eben vom Studio als viertem „Mitglied“ gesprochen. Sind die Gäste in dem Moment, wenn sie performen, auch Teil der Band? Als fünftes Element?

Oh, ich wünsche es mir! Und oft genug fühlt es sich so an, ja. Was ein super Privileg ist, denn plötzlich haben wir Matt Berninger bei Bright Eyes dabei. Oder Chan Marshall!

Sie ist als Cat Power beim Song All Threes zu hören.

Ich kenne Chan seit 25 Jahren. (stockt kurz) Unfassbar, 25 Jahre, das ist eine Ewigkeit. Sie ist fraglos eine meiner Heldinnen. Ich liebe ihre Musik. Seit ich 15 Jahre alt bin, bin ich in sie verknallt. Sie ist die Coolste! Um sie zu gewinnen, bin ich ähnlich vorvergangen wie bei Matt. Das ist meine Masche, verstehst du? Ich sage berühmten Leuten: „Hey, ich habe hier einen Song, bei dem ich dich höre.“ Ich schickte Chan also diesen Song. Sie lebt in Miami und nahm dort einen Haufen Spuren auf. Dann schickte sie uns den Track zurück. Die Abmachung lautete: Wir nutzen alles, was du uns aufgenommen hast, so, wie wir denken, dass es gut ist. Wir löschen ein paar Dinge, setzen es neu zusammen – und du hast am Ende nicht das Recht auf eine Endkontrolle. Kein guter Deal eigentlich, aber sie fand das interessant, vertraute darauf, dass wir es gut hinbekommen. Was natürlich eine Ehre für uns war.

Das Stück klingt wie kein anderes von Bright Eyes: lässig, jazzig.

Als wir das Stück arrangierten, dachte ich: Das ist eine echte Herausforderung. Der Song hat mehr Raum, was sich sehr neu und erfrischend anfühlte. Wobei ich bei Musik dieser Art komplett von Mike und Nate abhängig bin. Ohne ihr Verständnis für Harmonien wäre ich an dieser Stelle komplett aufgeschmissen. Ich weiß nur, wie man ein C- und einen G-Akkord spielt. Manchmal ist das alles, was man braucht, um einen Haufen Scheiß zu spielen. Aber wenn Chan als Sängerin dabei ist, dann braucht es mehr als nur Scheiß. Danngeht es in eine Welt der gebrochenen Akkorde, in der ich mich nicht auskenne.

Der Song “All Threes” nimmt Bezug auf den Albumtitel “Five Dice, All Threes”: Ein Würfelspiel, das man gewinnt, wenn man mit fünf Würfeln fünf Dreien wirft. Andererseits steht die Drei für den Durchschnitt. Ist das die Botschaft: Es gewinnt, wer ein normales Leben führt?

Du bist die erste Person, die das so interpretiert. Ich werde das ab jetzt immer so erklären, ich hoffe, das ist okay? Meine Metapher ist einfacher: “All Threes” ist ein Glücksspiel, das die Leute in New York in den Gassen spielen und dabei Geld setzen. In der Hoffnung, zu gewinnen und in der Annahme, zu verlieren. Aber der Hoffnungsschimmer bleibt: Irgendwann kommen die fünf Dreien! Und ich finde, das ist eine ganz gute Zusammenfassung unseres Lebens: Ein Glücksspiel, das man verliert – aber immer guten Glaubens ist, es doch gewinnen zu können. Wobei das schnelle Ende immer eine Möglichkeit ist. Da muss nur einmal ein Idiot im Auto nicht aufpassen, und schon fährt er dich über den Haufen. Selbst, wenn du brav auf dem Bürgersteig läufst. Das Risiko ist uns allen bewusst, und trotzdem sind wir optimistisch, dass das nicht passieren wird.

Würdest du dich als Optimisten bezeichnen?

Sagen wir so, ich habe schon viel Geld bei All Threes verloren, spiele aber trotzdem weiter. Wissend, dass die Gewinnchance kaum höher als bei null Prozent liegt. Man könnte meinen Optimismus in dieser Sache auch Blauäugigkeit nennen. Oder pure Idiotie.

Freikarten zu gewinnen!

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Die finnische Metal-Band Impaled Rektum, auch bekannt als “Die gefährlichste Band der Welt”, befindet sich in einer schwierigen Situation: im norwegischen Knast! Deshalb muss sie auch das Angebot, beim Wacken Open Air aufzutreten, schweren Herzens ablehnen. Doch als der Vater des Gitarristen schwer erkrankt, und Haus und Hof der Familie vor dem Ruin stehen, beschließen die vier Jungs aus dem Gefängnis auszubrechen und mit einem Auftritt in Wacken all ihre finanziellen Probleme zu lösen. Auf ihrem Roadtrip begegnen sie dabei ihren Idolen (den alternden Bloodmotor), müssen sich gegen den teuflischen Label-Boss Fisto behaupten und werden von einer gemeingefährlichen Gefängnisaufseherin verfolgt. Aber die größte Herausforderung besteht für die Band darin, inmitten all dieses Wahnsinns zusammenzuhalten.

Die Fortsetzung der skandinavischen Komödie “Heavy Trip” (2018) verspricht mindestens genauso verrückt zu werden wie ihr Vorgänger. Mit wiederkehrender Besetzung, dem Dreh vor Ort beim Wacken 2023 und einem Gastauftritt der japanischen Band Babymetal bietet der Film einiges an Futter für Fans des ersten Teils sowie Metal-Fans allgemein.

Der Film startet Donnerstag, dem 17. Oktober in ausgewählten Kinos. VISIONS verlost 2×2 Freikarten für ein Wunschkino. Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Glück.

Stand der Ermittlungen

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Brian Warner, alias Marilyn Manson, hat in den vergangenen Jahren hauptsächlich durch Missbrauchsvorwürfe von sich reden gemacht. 2021 hatte Warners Ex-Partnerin Evan Rachel Wood ihn wegen jahrelangem Missbrauch angeklagt, als Reaktion darauf antwortete er mit einer Verleumdungsklage, die jedoch abgewiesen wurde. Eine Klage von Warners ehemaliger Assistentin wegen Nötigung, Körperverletzung, Diskriminierung und Belästigung wurde zuerst aufgrund von Fristmissachtung abgewiesen, im vergangenen Dezember in Berufung wieder aufgenommen. Nächstes Jahr soll die Verhandlung stattfinden. Manson weist die Vorwürfe weiterhin zurück.

Zum Stand der laufenden Verfahren äußerte sich nun der Staatsanwalt von Los Angeles, George Gascón: In den vergangenen Wochen hätten sich laut Gascón neue Hinweise und Beweise aufgetan, denen die Abteilung für Sexualdelikte nun nachgeht. “Es liegt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass wir einen Gesamtüberblick über die Beweislage haben, bevor eine finale Entscheidung getroffen wird.” Sobald entschieden wäre, was vor Gericht eingereicht werden könne, sei Gascón bereit, sich persönlich mit Betroffenen in Verbindung zu setzen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei dies “unangemessen”. Er sagte den Betroffenen jedoch Unterstützung zu.

Einige der Vorwürfe wurden in der Vergangenheit zurückgenommen oder beigelegt. Unter anderem gingen das Model Ashley Morgan Smithline und die Schauspielerin Esmé Bianco mit ihren Vorwürfen des sexuellen und psychischen Missbrauchs vor Gericht. Smithline zog ihre Klage 2023 zurück, Bianco einigte sich außergerichtlich mit Warner. Die wohl schwerwiegendste Anschuldigung, eine Klage wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen, wurde ebenfalls fallen gelassen, um die Anonymität der Klägerin zu wahren.

Ungeachtet der noch laufenden Prozesse arbeitet Marilyn Manson wieder an neuer Musik. Seit sein ursprüngliches Label die Arbeit mit ihm beendete, hat Nuclear Blast in unter Vertrag genommen, wo auch ein neues Album von Manson erscheinen wird. Dieses Jahr ging Manson das erste Mal seit Erhebung der Vorwürfe auf Tour, als Unterstützung von Five Finger Death Punch und Slaughter To Prevail. Beide Bands stehen ebenfalls in der Kritik.

Mehr zu Manson, und dem Umgang mit kritischen Figuren in der Musik lest ihr in unserem Kommentar. Mehr zu Machtmissbrauch in der Musikindustrie in der Kolumne “Lauter Lesen” – zum Beispiel in der Buchrezension zu “Row Zero”.

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