Platte der Woche: Chelsea Wolfe – “She Reaches Out To She She Reaches Out To She”
Nach dem folkig angehauchten Vorgänger „Birth of Violence“ von 2019 kehrt Chelsea Wolfe mit ihrem neuen Album zum tiefschwarzen, pulsierenden Gothic-Sound früherer Platten wie „Hiss Spun“ zurück. Dabei nimmt sie auch großzügige Einflüsse aus Industrial, Drone und sogar Triphop mit und präsentiert insgesamt ein düstereres Album.
Olli Schulz – “Vom Rand der Zeit”
Nach fünf Jahren Pause von der Musik kehrt Olli Schulz auf „Am Rand der Zeit“ mit einem melancholischen Album und dosierteren Gags zurück. Viel geht es dabei um persönliche, teils schwermütige Themen wie Familiengeschichten und Vaterschaft. Dass die Platte in Momenten auch zu etwas kitschigen Feuerzeugmomenten neigt, gehört da dazu.
Hammerhead – “Nachdenken über Deutschland”
26 Jahre nach ihrem bisher letzten regulären Album ist das neue Album von Hammerhead immer noch ein grob geschnitzter Hardcore-Knüppel, dem man das Alter der Band nicht anhört. „Nachdenken über Deutschland“ ist kantig produziert, musikalisch und inhaltlich direkt und fokussiert gerechten Zorn des Punkrocks genau richtig.
The Pineapple Thief – “It Leads To This”
Das neue Album von The Pineapple Thief ist eine vorsichtige musikalische Weiterentwicklung, die Stimmungen über Eingängigkeit setzt und so Platz lässt für meditative Texte über die Zukunft der Gesellschaft. Augenmerk ist da ein weiteres Mal (Quasi)-Neueinsteiger Gavin Harrison, der die Band erneut mit frischen Impulsen versorgt.
The Chisel – “What A Fucking Nightmare”
Das zweite Album der Londoner Band The Chisel ist etwas länger, etwas breiter und etwas variabler ausgefallen, die Richtung ihrer Hartkanten-Mischung aus Hardcore, Punk und Oi! geht aber immer noch geradeaus. Aggressive Raserei trifft dabei auf knackige Melodik, die man stumpf nennen kann, die aber vor allem klar und direkt ist.
Die Sterne – “Grandezza”
Mit “Grandezza” veröffentlichen Die Sterne eine Best-of-Sammlung, mit der sie drei Jahrzehnte Bandgeschichte Revue passieren lassen. Darauf versammelt sind Raritäten und Hits, die mindestens soviel Funk und Soul wie Hedonismus und Haltung beinhalten – wie der Edwyn Collins-Mix von “Big In Berlin” beweist.
Mean Jeans – “Blasted”
Spaß, Spaß, Spaß! Auf ihrem sechsten Album bleiben Mean Jeans ihrem Universum aus eingängigen Pop-Punk-Hits und Nihilismus treu. In diese Welt katapultieren sie ihre Hörer:innen mit schwindelerregenden Soli (“Lost My Mind”) und süffisanten Piano-Medleys (“Pop Punk Casualty”) – samt ausgestrecktem Mittelfinger.
Ducks Ltd. – “Harm’s Way”
Ducks Ltd. spendieren ihren Fans ein nostalgisches Jangle-Pop-Album, das neben verwitterten Songs (“A Girl, Running”) Raum für introspektive Momente lässt. So kocht der Closer “Heavy Bag”, was Jangle und Beats angeht, auf Sparflamme und beschert der Platte damit ihren wahrscheinlich nachdenklichsten Moment.
Meltheads – “Decent Sex”
Tiefstapeln? Steht nicht auf der Meltheads-Agenda. Stattdessen legen sie ein Debütalbum vor, das vor melodischem Krach, Selbstbewusstsein und Rock’n’Roll-Grooves nur so übersprudelt. Inhaltlich geht es hingegen um toxische Männlichkeit und Selbstliebe (“Theodore”) – stets begleitet von Noise-Gitarren.
Meltway – “Nothing Is Real”
Auf ihrem Debütalbum vereinen Meltway von Hall und Reverb getragene Shoegaze-Songs. Neben den typisch verzerrten Gitarrenwänden setzen die Dänen auf jazzig verspielte Momente und entrückte Hooks und bewegen sich surreal und schwebend schön zwischen Pinkshinyultrablast, Airiel und My Bloody Valentine.
The Devils – “Let The World Burn Down”
Auf ihrer vierten Platte machen The Devils aus der Not der Corona-Jahre eine Tugend – und lassen sich dabei von Blues, Soul und der derzeitigen Schieflage der Welt inspirieren. Ohne ihren Nihilismus einzubüßen, kommen sie mit gniedeligen Gitarren-Soli, Desert-Grooves und sattem Wumms um die Ecke.