Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Mit Dead Pioneers, Bon Iver, The Mars Volta, Kochkraft durch KMA, Teen Mortgage, Marathon, Nell Smith, Rýr, Tausend Löwen unter Feinden, Frank Popp Ensemble, Messa, Idle Heirs, Fomies, Casper Skulls und Leatherman.
Freitag ist Plattentag
Album der Woche: Dead Pioneers – “Po$t American”
Dead Pioneers (Foto: Daniel Ulibarri)
“Po$t American” kann als künftiger Klassiker gehandelt werden: Inhaltlich schmerzhaft deutlich, musikalisch aufwühlend wie visionär. Seine Texte singt Sänger Gregg Deal aus der Sicht der indigenen Ureinwohner, mal ironisch, mal zeitlos in die Magengrube. Auch stilistisch sprengen Dead Pioneers mit Hardcore-Up-tempo und atmosphärischem Drama die Genre-Grenzen.
Der Art-Folk-Pop, den Bon Iver auf seinem sechsten Album “Sable, Fable” zelebriert, wirkt wie die Summe aller bisherigen Bon-Iver-Werke: Der feingliedrigen Folk der Anfangstage vermischt sich mit prominenterem Gesang. Es gibt zwar Songs mit dezenten elektronischen Texturen, aber auch einige musikalische Überraschungen.
The Mars Volta – “Lucro sucio; Los ojos del vacio”
The Mars Volta wollen wieder unkonventioneller und freigeistiger auftreten, daran lässt “Lucro sucio; Los ojos del vacio“ keinen Zweifel. Seichtheit lässt sich dem neuen Album nicht unterstellen, auch wenn der Mix aus Percussions und Synthie-Prog einigermaßen ziellos bleibt. Das eigentliche Highlight der Platte: der Bass.
Kochkraft durch KMA präsentieren auf “Hardcore never dies das” nicht nur ein Wortspiel als Albumtitel, sondern auch eine bemerkenswerte, musikalische Bandbreite. Sie beweisen Köpfchen, jede Songzeile und jeder Gag scheint wohlüberlegt. Am Ende kann die Platte aber durch das sture Beharren auf absolute Unabhängigkeit punkten.
Mit ihrem Debütalbum setzen Teen Mortgage die Segel für einen kompromisslosen Kurs: “Devil Ultrasonic Dream“ liefert straighten Garage-Punk, Grunge mit Surf-Einflüssen und einen dichten, energiegeladenen Sound, der trotzdem präzise produziert ist. Die Band zelebriert den DIY-Geist – direkt, laut und unverfälscht.
Marathon – “Fading Image”
Mit den Gitarreneffekten und schneidenden Rhythmen, dem groovenden Bass und dem ausdrucksstark plärrenden Gesang liefern Marathon auf “Fading Image” alle klassischen Post-Punk-Elemente – das Songwriting und die bekannten Klangfarben sind allerdings weniger individuell und lassen das Besondere ein wenig vermissen.
Das posthum erscheinende Debüt der zu früh verstorbenen Nell Smith bringt einen Überschwang an Soundelementen mit, die Texte aus dem Leben eines Teenies verbinden sich mit dem Surrealen: Das Album setzt einen Punkt, an dem ihre Künstlerkarriere niemals hätte enden dürfen – Songs wie “Bubba” werden ihr Vermächtnis prägen.
Mit “Dislodged“ zeigen Rýr, wie der Spagat zwischen Atmosphäre und Brutalität gelingt. Die Berliner Post-Metal-Band entfaltet mit dröhnenden Riffs und klareren, intensiveren Momenten eine packende Soundlandschaft, die den Spannungsbogen über 40 Minuten konstant hält – und dabei die Grenzen ihres Genres neu definiert.
Tausend Löwen unter Feinden setzen auf ihrem dritten Album „Karma“ auf pure Energie und prägnante Botschaften. Mit kraftvollen Riffs, mitreißenden Two-Step-Passagen und einfachen, aber effektiven Refrains liefern sie ein Hardcore-Album, das trotz formelhaftem Songwriting durch Dynamik und Durchhaltevermögen beeindruckt
“Waves” ist das fünfte Studioalbum des Düsseldorfer Frank Popp Ensembles, das sich mühelos zwischen 60s Soul, 90s Indierock und Psychedelic bewegt. Mit funky Grooves, mitreißendem Soul und eingängigen Melodien entfaltet das Album eine einzigartige Mischung aus Retro-Sounds und modernem Flair, die sofort fesselt.
Messa – “The Spin”
Mit ihrem vierten Album “The Spin“ beweisen Messa einmal mehr ihre stilistische Eigenständigkeit. Zwischen 80s-Goth, Post-Punk und NWOBHM erschafft die italienische Doom-Metal Band ein detailverliebtes Klangbild voller Kontraste. Vielseitig, mutig und unvorhersehbar – Messa bleiben nur mit sich selbst vergleichbar.
Auf ihrem Album “Life Is Violence“ kombinieren Idle Heirs melancholischen Gesang, akustische Elemente und düstere Texte mit kraftvollem Post-Metal und wütendem Gebrüll. Das Duo schafft einen intensiven Klang, der zwischen fragilen Momenten und brachialer Wucht schwankt und die emotionale Tiefe ihrer Musik widerspiegelt.
Das sechste Album von Fomies, “Liminality”, ist ein düsteres, fesselndes Werk, das die Fuzzgitarre in den Vordergrund stellt. Mit zwölf Tracks, die von schleppendem Heavy Rock bis hin zu 60er-Jahre-Pop und krautigen Klängen reichen, nimmt die Schweizer Fuzz-Psych-Band die Hörer:innen mit auf eine Reise des Wandels.
Casper Skulls präsentieren auf ihrem dritten Album “Kit-Cat” eine Mischung aus Indie-, Folk- und Alt-Rock-Elementen. Das harmonische Zusammenspiel der Band sorgt für einen ruhigen, stetigen Klang. Die Songs laden zum Nachdenken ein und entfalten sich in einer entspannten Musikalität, ohne dabei hektisch zu wirken.
Leatherman präsentieren mit ihrem Debüt “Turn You On“ eine kraftvolle Reaktion auf den Wahnsinn der Welt. Mit einer Mischung aus Power-Pop, Oldschool-Punk und Hardrock schaffen die Australier:innen ein vielseitiges Werk, das sowohl durch Charme als auch durch pure Energie begeistert. Also alles Gold, was bei Leatherman glänzt? Um ehrlich zu sein: ja.