Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Mit Julien Baker und Torres, Melvins, Heavy Lungs, Superheaven, Tunde Adebimpe, Beirut, Mien und Chime Oblivion.
Freitag ist Plattentag
Album der Woche: Julien Baker und Torres – “Send A Prayer My Way”
Julien Baker und Torres (Foto: Ebru Yildiz)
Gut, dass Julien Baker und Torres ihrem von langer Hand geplanten Country-Projekt die Aufmerksamkeit gewidmet haben, die es verdient: Sie leihen sich nicht nur Country-Elemente, um ihre Songs anzureichern, die Platte ist von den Fransen und Rosen auf den zueinander passenden Anzügen bis zum Banjo Vollblut-Country – in diesem Fall: Queer-Country.
“Thunderball” ist nun streng genommen die dritte Platte des Spin-offs “Melvins 1983” mit Mike Dillard am Schlagzeug. Es ist bewundernswert, wie Buzz Osborne in Bewegung bleibt, dennoch wird das Werk langsam etwas uferlos. Vielleicht konservativ, aber nur Osborne, Dale Crover und Steven McDonald wären auch mal wieder sexy Melvins.
Heavy Lungs geben der Post-Brexit-Katerstimmung keine Chance: In kürzester Zeit haben sie “Caviar” live eingespielt, zwischen Sludge, schwarzer Galle und Dinner-Fantasien mit Willem Dafoe geben sie sich dem Exzess hin. Explizit wird es selten, doch das Motto wird klar: ausschweifender Punk-Hedonismus über ewiger Zukunftsgrübelei.
Superheaven haben sich stückchenweise wieder angenähert – auch an sich selbst. Das nach der Band benanntes Comebackalbum klingt, als sei sie wieder ganz bei sich selbst angekommen. Kronjuwel ist weiterhin der Leadgesang von Taylor Madison und Jake Clarke, die stoisch und in eher hypnotischem Tempo gegen den Lärm ansingen.
Tunde Adebimpe, die Stimme von TV On The Radio, veröffentlicht mit “Thee Black Boltz” sein Solodebüt. Die Platte setzt vor allem auf elektronische Klänge, während auch Beatboxing, Indierock, Gitarrenfolk und 80s-Pop einfließen. Mit dieser Mischung verarbeitet er sowohl persönliche Verluste als auch gesellschaftliche Krisen.
Das Musikprojekt Beirut präsentiert mit dem Album “A Study Of Losses” ein melancholisches Werk, das von Judith Schalanskys Buch “Verzeichnis einiger Verluste” inspiriert wurde. Zach Condon vereint Elektronik, Folk und Alte Musik zu einer stimmungsvollen Klanglandschaft, die die Themen Verlust und Vergessen verarbeitet.
Mit dem Album “Miien” veröffentlichen Rishi Dhir (Elephant Stone) und Alex Maas (The Black Angels) das zweite Album ihrer Supergroup Mien. Der Sound ist ein schillernder Fiebertraum aus 60s-Psychedelia und Retrofuturismus – durchzogen von Sitar, schrägen Melodien und tranceartigen Grooves, die zum Abdriften einladen.
Jede jährliche Platte von Fir Cone Childrenist ein neues Kapitel im Klang-Tagebuch von Alexander Donat. Mit “Gearshifting” bahnt sich Veränderung in den von Donats Töchtern inspirierten Coming-of-Age-Sound: Mal chaotisch, mal wild, dann plötzlich mit einer Portion Melancholie und zwischendurch ein wie ein rebellischer Teenager.
Für das Album “Chime Oblivion” holt sich Osees-Kopf John Dwyer Unterstützung von Szenegrößen wie David Barbarossa und Weasel Walter, um sich in neue No-Wave-Gefilde zu wagen – mit gemischtem Ergebnis. Nicht jeder Track überzeugt, doch H.L. Nellys eindrucksvolle Stimme verleiht dem experimentellen Sound Energie und Tiefe.