Platte der Woche: Narrow Head – “Moments Of Clarity”
Narrow Head verfolgen auf “Moments Of Clarity” weiterhin ihren verträumten Alternative Rock. Die Texaner überraschen dabei mit einem Mix aus 90s-Revival und ihrem an Shoegaze angelehnten Post-Hardcore. Dabei schält sich immer mehr ein eigener Signatur-Sound heraus, der sich sowohl durch harmonische Gitarrenarbeit, als auch nachdenklichen Texte definiert. Durch Produzent Sonny DiPerri (Portugal. The Man, Diiv) wirkt das Ganze sogar noch zielgerichteter und weniger verschwommenen.
Paramore – “This Is Why”
Paramore finden auf ihrem neuen Album den Weg zurück zur Gitarre. So ganz kann sich die Band um Frontfrau Hayley Williams neuen Reizen wie einigen Synthies zwar nicht entziehen, die verschlechtern das Endprodukt aber keineswegs. Ihr sechstes Album ist durchzogen von nervösem Indierock, der Gesellschaftskritik massentauglich verpackt.
ZSK – “Hassliebe”
Auch wenn die Welt vor die Hunde geht, geben ZSK die Hoffnung nicht auf: Schwurbler:innen mit Aluhut geht es an den Kragen und die Polt-Punks zollen jenen Respekt, die sich für die gute Sache einsetzen. Die Berliner bereiten zeitgenössische Themen in eingängigem Punkrock auf und beweisen, dass es keine Option ist, den Kopf einfach in den Sand zu stecken.
Civic- “Taken By Force”
Die Garagepunks aus Australien haben ihre gute Laune zu Hause gelassen und wirken auf ihrem dritten Studioalbum deutlich düsterer als zuvor. Endzeitstimmung wird mit kräftigen Garage-Riffs unterstrichen, der wütende Gesang von Frontmann Jim McCullough fügt sich nahtlos ein. Dennoch haben sie ihre Spiritualität nicht verloren und lassen die Hörer:innen zwischen meditativer Katharsis und zügelloser Zerstörungswut entscheiden.
Schrottgrenze – “Das Universum ist nicht binär”
Auch wenn sich die Band aus Hamburg nicht entscheiden möchten, ob sie Punk oder Pop bedienen wollen: Das neue Studioalbum ist wieder voll mit gesellschaftskritischen Fragen rund um Anerkennung, Gleichberechtigung und Grenzüberwindung. Mit vulgären Texten und gefühlvollen Riffs treffen sie den Nerv der Zeit und pinkeln dem Patriarchat ans Bein.
Bikini Beach – “Appetizer”
Das Trio aus Konstanz legt seit dem Debüt (2015) mit jeder neuen Veröffentlichung noch eine Schippe Schall und Rauch obendrauf. Mit noch mehr Effekten und verzerrten Sounds zünden sie auf “Appetizer” ein großes Fuzz-Feuerwerk. Für ihren effektvollen Garage-Rock ließen sie sich stark von der großen Psych-Ära der 60er Jahre inspirieren. Verspielt und abwechslungsreich überrascht die junge Band erneut.
You Me At Six – “Truth Decay”
Mit “Truth Decay” verfolgen You Me At Six große Ambitionen: sie wollen sich selbst zu den Emo-Königen Großbritanniens krönen. Aus diesem Ehrgeiz entstehen 13 Songs, die stark von den großen Emo- und Pop-Punk-Hymnen der frühen 2000er inspiriert zu sein scheinen und eine Menge Spaß machen, den Funken aber nicht immer überspringen lassen.
In Flames – “Foregone”
Über das neue In Flames-Album spalten sich die Meinungen: während sie sich in gewohnten Thrash-Gefilden aufhalten und das Gaspedal auf jedem der zwölf Songs voll durchdrücken, wächst auch die Kritik, dass den Songs ein Alleinstellungsmerkmal fehlt. Alte Fans dürften Gefallen an den Songs finden – dass sich neue in ihre Reihen verirren, ist jedoch unwahrscheinlich.
Pierce The Veil – “The Jaws Of Life”
Ihren mitreißenden Post-Hardcore schmücken Pierce The Veil auf ihrem fünften Album nicht unnötig aus und reduzieren sich auf die Quintessenz ihrer musikalischen DNA. Der Wunsch nach großen Hooks bleibt häufig offen, einige mitreißende Ohrwürmer wie “Damn The Man, Save The Empire” präsentiert das Trio aber dennoch.