Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Mit Beatsteaks, Johnny Cash, MakeWar, Guided By Voices, Redd Kross, Anthony Green, The Folk Implosion, Keshavara, Desolat, Kafvka, Pijn und Nothing More.
Platte der Woche: Beatsteaks – “Please”
Frischer Wind hebt das neue Album der Beatsteaks in leichte, sonnige Sphären. Die Songs sind poppig, abwechslungsreich arrangiert, repräsentieren dabei die Überwindung der Band-Krise. „Please“ lässt sich nicht mit Vorgängern vergleichen; hier dominieren Indierock-Gitarren, fette Basslines und ein Bandgefühl voller Lässigkeit, Selbstbewusstsein und Dankbarkeit.
Auch 21 Jahre nach seinem Tod behandelt niemand Schmerz, Liebe und Witz so eindrücklich wie Johnny Cash. Sein 72. Studioalbum „Songwriter“ erscheint dank seines Sohnes John Carter Cash. Die Welt hört elf neue Songs, die aus Demos aus dem Jahr 1993 entstanden sind, angereichert durch verstorbene Wegbegleiter:innen und zeitgenössische Bewunderer:innen.
Mit „A Paradoxical Theory Of Change“ bringen MakeWar die Ambivalenz zwischen sommerlicher Leichtigkeit und nagenden Selbstzweifeln auf den Punkt. So taucht das Album, das nichtsdestotrotz perfekt geeignet für den Festivalsommer ist, zwischen pop-punkigen Gitarrenriffs auch in psychologische Tiefen ein und überrascht mit dissonanten Akkorden.
Guided by Voices‘ 40. Album “Strut Of Kings” zeigt Robert Pollard in gewohnt kreativer Form. Das Album gibt sich weniger zugänglich, mit sperrigeren Passagen, enthält jedoch auch melodische Höhepunkte. Die Band bleibt experimentell. Geeignet für Fans, die Pollards unkonventionellen Stil und die Entwicklung der Band schätzen.
Redd Kross meinen dieses Album sehr ernst – das hört man den 18 Songs an. Wenn das hier ein Karriere-Ende sein sollte, dann ein würdiges. Die Band rund um die McDonald-Brüder versprüht 70er-/80er-Charme, beweist ihren Hang zu Country und Nuggets-Rock, findet zu ihren musikalischen Anfängen zurück und lässt Autobiografisches einfließen.
Ein oft schräges, collagenhaftes Album veröffentlicht Anthony Green mit „Doom.Spun.“. Dieses gibt Liedern ein Zuhause, die nicht auf sein 2022er-Album „Boom. Done.“ passten und bildet so ein ergänzendes Mixtape. Dabei ist Green mal hypnotisch-düster, mal kitschig. An anderer Stelle ist der Sound mehr ambient, elektronisch oder verhallt.
The Folk Implosion sind zurück. Seit 22 Jahren gab es kein neues Material mehr von dem Duo aus Dinosaur Jr.-Bassist Lou Barlow und John Davis. Dabei schaffen sie es größtenteils, die Gefühle von damals ins hier und jetzt zu holen. Dafür spielen sie Pop mit Indie-Einschlag und stellen auf dem Album die Gitarren hinten an.
Wie hört es sich an, wenn indische Götter aus dem Sauerland kommen? Diese Frage stellen sich außer Keshavara vermutlich die wenigsten, aber auf ihrem neuen Album liefern sie die Antwort darauf. Dazu vermischen sie psychedelische Sounds mit Krautpop und schaffen es so zwei komplett unterschiedliche Welten zu vereinen.
Wie schon englische Fußballfans feststellen mussten: Gelsenkirchen hat wenig zu bieten. Mit Desolat gibt’s jetzt aus der Stadt eine neue Indie-Punk-Band, die musikalisch die Vorherrschaft von anderen Städten beenden und eine „neue Ära in einer Schneise der Verwüstung zwischen Gelsenkirchen, Linz und Wien“ starten möchte.
Der Kafvka-Sound zeichnet sich 90s Crossover aus deutschem Rap und Punk Riffs ein. Die Platte entwickelt den Sound von Vorgänger „Paroli“ (2021) weiter und wirkt experimentierfreudiger. Aber die Texte bleiben bissig und schaffen es, den Zwiespalt von linken Aktivist:innen zwischen Hoffnung und Verzweiflung aufzuzeigen.
Wie schafft es eine Post-Rock/-Metal Band, ohne Gesang noch Songs zu schreiben, die nicht im Meer von Referenzen an andere Bands ertrinken? Pijn versuchen das auf ihrem neuen Album dadurch, dass sie offener und abstrakter mit ihrer Musik umgehen. Der Ansatz ist zwar noch etwas zaghaft, aber es geht in eine eigene Richtung.
Das neue Album von Nothing More klingt wie der Soundtrack zum nächsten Blockbuster – cineastisch, explosiv, teils introspektiv und die Zuhörer:innen selbst sind die Hauptcharaktere. Der Sound auf dem Album ist trotzdem eher poppiger Alternative Rock. Harte Passagen und Songs gibt es, aber eben nur punktuell.