Huch, haben Green Day etwa doch zurück zu ihren “Dookie”-Wurzeln gefunden? Leider nein, aber alle, die den Sound der Punks in den 90ern vermissen, sollten einen Blick auf Pluto The Racer werfen. Schon mit den vier Songs ihrer Debüt-EP kann die junge Band ein Ausrufezeichen setzen. Erst 2019 haben sich die damals noch 15- und 16-Jährigen als Band zusammengefunden, die Zeit der Pandemie zum Proben genutzt und sich in den nachfolgenden Jahren langsam aber sicher in die Hardcore-Szene Hannovers eingeklinkt. Was zu Beginn der EP bei “Molotow” und “I Might Even” noch an Green Day erinnert, schwingt sich im zweiten Teil eher zu melodischem Hardcore à la Title Fight und Basement auf.
Weitaus spaciger geht es bei Cadavre De Schnaps zu. Die Kölner lassen die Synthies in den ersten Minuten des EP-Openers “Autocorrect” flirren, bevor sie einen eher noisigen Weg einschlagen. Die knapp 15-minütige EP bleibt vor allem durch den elegischen Gesang stets mit einem Bein in träumerischen Gefilden und wirkt keineswegs, wie der Name nahelegt wie eine der langweiligsten Sachen. Eher fühlt es sich wie eine Zeitreise zu den Pop-Sphären der 80er an. Etwas lauter wird es im letzten Teil von “Lullaby”, dieser Vibe zieht sich von da aus auch durch die folgenden Songs, zwischenzeitlich holen Cadavre De Schnaps sogar jazzige Elemente in “Sale Madness” raus.
Zurück zum melancholischen Indie-Rock geht es mit Sub*T aus Brooklyn. Ganz im Gegensatz zu den aktuellen Temperaturen fühlt man sich beim Hören der Songs im besten Sinne an einen tristen Wintertag erinnert. Das ist aber kein Grund, die EP für die nächsten fünf Monate ungehört ins Regal zu stellen, stattdessen sollte man sich die Zeit nehmen, den fünf neuen Songs der Alternative-Rock-Band Gehör zu schenken, denn hier warten spannende Newcomer:innen darauf, entdeckt zu werden. Musikalisch spielt die Band in einer ähnlichen Sparte wie Bully, thematisch handeln die Songs laut Band von „Lust und Begehren, dem Mut zum Weitermachen […] und feiern die Entwicklung zu einer besseren Version von uns selbst.“
Genug Melancholie: Mit Axids gibt es geradeaus aufs Maul. Nach dem durchweg gekreischten “Axidpelliarmus” geht es etwas eingängiger und auf “Zeit zu gehen” sogar auf Deutsch weiter. Die kanalisierte Wut dürfte für Fans von Hardcore-Punk das richtige sein, der Rest dürfte eher vorsichtigen einen Schritt zurückgehen. In der zweiten Albumhälfte übernehmen die US-Amerikaner von Knelt und liefern noch drei Songs, die in die gleiche Kerbe schlagen, wenn auch mit leicht melodischerem Unterton – übrigens auch hier teils auf Deutsch, mit liebenswertem US-Akzent.
Wie bei jeder guten Geschichte hat auch diesen einen Epilog – oder im Fall von Deap Vally einen “(Ep)ilogue”. Die EP markiert das Ende des Duos nach 13 Bandjahren, das sie im Mai und Anfang Juni noch mit einer umfangreichen Europatour begangen haben. Auf ihrer finalen EP spielt das Duo weiterhin eingängigen, stampfenden Alternative Rock, ihre musikalische Zukunft scheint vorerst auch gesichert zu sein, wenn auch nicht mehr als Duo: Lindsey Troy will solo weitermachen, Julie Edwards will sich ihrem neuen Musikprojekt Dosiopath widmen und ihr Masterstudium beenden.