Die von Fågelle angeprangerte Selbstbeherrschung, sie klingt in ihrer eigenen Musik an, und rüttelt trotzdem an jenem schwedischen Gesellschaftsbild, das ihre Landsleute von Dina Ögon (Foto) befeuern. Das Quartett um Sängerin Anna Ahnlund agiert auf seinem zweiten Album noch verspielter und bekräftigt den Eindruck der schwedischen Frohnatur. Sie beschreiben ihre Band als Hummel, groß und flauschig. Dabei klingen die Gitarren in Mormor eher wie ein angriffslustiges Paar Lachmöwen und der Bossa-Nova im leichtfüßigen Vi Smälter wie zwei stolze Bachstelzen. Der erste Auftritt dieser Songs ist entzückend, spannender wird es danach nicht mehr. Sie verharren als eindimensionales, musikalisches Flügelschlagen. Eine Ausnahme bildet Oas (Playground/Cargo), das mit seinem Text über den Alltag, der auf die Verliebtheit folgt, am ehesten im Gedächtnis bleibt.
Wieviel von H.C. McEntire hängen bleibt, wird sich noch zeigen. Fürs Erste gleicht Every Acre einem ähnlichen Dahinplätschern, angereichert um lyrische und naturalistische Querverweise. Innerhalb des Southern-Roots- und Country-Kontextes schafft Heather McEntire zwar ein musikalisch vermögendes Album, in Sachen Songwriting bleiben die Stücke allerdings spannungsarm und behäbig. Gitarre und Piano gefallen sich gleichermaßen im Verlangsamen und das Schlagzeug steht ausnahmslos auf der Bremse. „Bend me, break me, split me right in two/ Mend me, make me, I’ll take more of you“, singt McEntire. Das könnte dauern.
Da schonen Glosser den Geduldsfaden besser. Das Pop-Duo aus Washington D.C. legt nach seiner beachtlichen Debüt-EP fürs erste Album eine Schippe drauf. Inspiriert von Lorde und Beach House schaffen Riley Fanning und Corbin Sheehan eine angenehme Leichtfüßigkeit für den Shuffle-Modus. Downer (Bandcamp) ist über weite Strecken gefälliger, sepiafarbener Dreampop, wie gemacht für einen schönen Frühling, wo Synthesizer zum Humus für Fannings Melodien werden. Am schönsten gelingt das im sehnsuchtsvollen PBE.
Tuva Hellum Marschhäuser alias Tuvaband überzieht ihren Dreampop indes mit einem Hauch von Shoegaze im Allgemeinen und der Mystik der Cocteau Twins im Speziellen. Wegen dieses Kniffs ist der Titelsong von Enter The Void von 2019 nach wie vor im Ohr. Auf ihrem nunmehr vierten Album New Orders (Passion Flames) knüpft sie daran nahtlos an, ohne sich zu übertreffen. Die in Oslo lebende Songwriterin, Produzentin und Multiinstrumentalistin warnt in ihren Songs, passend zum Sound, vor Menschen, die Güte und Freundlichkeit als Schwäche auslegen. Immerhin bleibt Norwegen stabil.