Die Nacht verbringen wir in der günstigsten Unterkunft, die in der Nähe aufzutreiben war und die ist ein richtiger Volltreffer. Aus Mangel an Architekturkenntnissen nenne ich es einfach mal “edlen schottischen Altbau” mit hohen stuckverzierten Decken. Morgens dann noch ein einfaches, aber köstliches englisches Frühstück. Ist das noch Punk? Bei der Gelegenheit schieben wir ein schnelles Fotoshooting ein. Wie bereits erwähnt, musste der Fotograf unseres Vertrauens leider spontan absagen. Umso glücklicher waren wir deshalb, dass die fabelhafte Marie Poulain uns noch spontaner zugesagt hat – 10 Minuten zwischen Anfrage und definitiver Zusage inkl. geklärter Details: irre! Wir hatten Marie bei unserem Support für Blond vor wenigen Wochen kennengelernt und wussten daher, uns fantastische Fotos und eine gut gelaunte Reisebegleitung gesichert zu haben. Dass es aber harmoniert, als wäre man jahrelang befreundet und eingespielt, hat mich wirklich umgehauen.
Wir hätten gern mehr als eine Stunde gestern und die Fahrt aus der Stadt heraus in Glasgow verbracht. Unsere Powerbookerin und Reisegruppe-Komplettiererin Dominique – die das ganze Abenteuer durch das Finden der richtigen Leute auf dem letztjährigen Reeperbahnfestival erst ermöglicht hatte – wusste von Freunden, dass Glasgow bei gutem Wetter zwar märchenhaft schön ist, es aber leider 90 Prozent der Zeit regnet. Dass wir im Februar ganz viel blauen Himmel sehen, wissen wir daher sehr zu schätzen. Also nichts wie weiter nach Leeds. Auf der Autobahn gewöhne ich mich langsam ans links Fahren und kann deshalb auch die ewigen grünen Hügellandschaften genießen. Meine Beifahrerin Marike und ich werden direkt Fan der super lieben Hinweise, auf den gerade nicht anders verwendeten Schildern für flexible Verkehrsführung. Eine Auswahl: “Take extra care whilst towing”, “Keep you distance” oder unser Highlight “Wear a seatbelt, it is the law.” Warum ich das erwähne? Die Schilder passen einfach perfekt zum super freundlichen, hilfsbereiten Eindruck, den wir von “den Schotten” bekommen. Kommunikation komplett frei von Härte und Aggression. Man muss plötzlich keine pampige Reaktion befürchten, wenn man mal etwas fragt und auch die verbleibende Fahrt auf der Autobahn, sind vielleicht die entspanntesten und rücksichtsvollsten meines Autofahrerlebens. Wir kommen auf jeden Fall wieder!
In Leeds haben wir nicht viel Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Dafür können wir diesmal in Ruhe ankommen, aufbauen, soundchecken und leckere Burger essen, bevor wir auf die Bühne gehen. Die Location – das Headrow House – hat schon wieder sehr viel Charme. Dass hier heute nur 20 Leute vor der Bühne stehen, stört weder uns noch das Publikum. Energie und Stimmung sind sofort bei 100 Prozent. Vor der Show haben wir noch kurz gezweifelt, ob das Sinn macht, hier eine Wall of Death zu initiieren. Währenddessen wissen wir sofort: klar, warum nicht? Allein schon, um sich das Ganze von der Bühne aus anschauen zu können. Nach der Show ist Zeit und so können wir fast jede:n Zuschauer:in persönlich kennenlernen. Auch die Engländer:innen sind sehr freundlich und wirklich besser trainiert im Komplimente verteilen. Daran müssen wir uns erstmal gewöhnen.
Nach uns holen Cherym wirklich alles aus sich und dem Publikum heraus, was herauszukriegen war. Ich sehe das Set heute zum ersten Mal in voller Länge und bin umgehauen. Sympathisch, mitreißend, herrlich viel am Fluchen und Banger wie “Alpha Beta Sigma”, die mir noch Wochen durchs Gehirn kreisen werden. Wenn das hier irgendwelche Booker:innen mitlesen sollten: Holt sie bitte, so oft es geht, nach Deutschland! (Übrigens, wer sich selbst davon überzeugen möchte: Wir gehen im März auf unsere erste eigene Headline Tour und in Leipzig und Berlin haben wir Cherym als Support dabei. Wir können es kaum erwarten!)
Live: Cherym & Get Jealous
01.03. Wolfsburg – Sauna Klub
02.03. Bremen – MS Loretta
06.03. Dresden – GrooveStation
07.03. Jena – MVZ Wagner
08.03. Dortmund – Subrosa (ausverkauft)
09.03. Osnabrück – Bocksmauer (ausverkauft)
19.03. Regensburg – Heimat
21.03. Hamburg – Molotow
22.03. Husum – Speicher
26.03. Berlin – Urban Spree
27.03. Leipzig – Naumanns
02.04. Mainz – Schon Schön
04.05. Lingen – Alter Schlachthof
Tickets für die Konzerte gibt es direkt auf der Webseite der Band.
Nichts zu verlieren