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"Stop Making Sense": Review zum Konzertfilm

Review: "Stop Making Sense"

Anzug sitzt
“Stop Making Sense” gilt als einer der besten und relevantesten Konzertfilme überhaupt. Zurecht? Und wenn ja, warum? Eine Kino-Wiederaufführung lädt zur eigenen Einschätzung ein.
David Byrne und die Talking Heads in Jonathan Demmes
Talking Heads in Jonathan Demmes "Stop Making Sense"

Ende 1983 sind die Talking Heads auf Tour, um ihr damals aktuelles Album “Speaking In Tongues” vorzustellen. Die Termine in Los Angeles sind für einen Live-Mitschnitt vorgemerkt, an den die Band mit dem für sie üblichen Planungswillen herangeht. Regisseur Jonathan Demme (später bekannt für “Das Schweigen der Lämmer”) bekommt den Auftrag, seine Kameras nur auf die Bühne zu richten, das Publikum soll so unsichtbar wie möglich bleiben. Die Bühne selbst ruft eher eine Theateraufführung in den Sinn als ein herkömmliches Konzert. Spartanische Ausstattung, ein paar Requisiten, ansonsten alles grau in grau.

Als David Byrne auf die Bühne kommt und die Debütsingle “Psycho Killer” allein auf seiner akustischen Gitarre spielt, denkt man unwillkürlich an einen verirrten Folksänger. Dann kommt nach und nach der Rest der Band auf die Bühne, inklusive Sidemen und Background-Sängerinnen, und der Show wachsen langsam Flügel. Der Auftritt ist insofern schon eine Rarität, als dass es womöglich sogar hilfreicher ist, noch nie einen Ton von Talking Heads gehört zu haben als sich als harter Kenner zu zeigen.

So nämlich wirkt das alles total frisch: Byrnes gockeliger Gesang, die seltsamen und verblüffend geschmeidigen Tanzbewegungen, die hintergründigen, ewig zeitgenössischen Texte. An erster Stelle aber vor allem der Spaß, den die Band hat. Das ist keine heruntergespulte Show, kein Hello-Cleveland-Rockismus, und auch kein Virtuosenkult, vor dem man auf die Knie fallen muss. Stattdessen angewandte Intelligenz, die sexy aussieht und – noch besser – verdammt kurzweilig ist.

Songtexte als Untertitel wären vielleicht noch eine Idee, ansonsten fesselt der Film auf eine Art, wie es andere Konzertmitschnitte tatsächlich nicht tun. Wir lernen: Die Grenze zwischen Publikum und Performer, die angeblich so gerne niedergerissen gehört, bleibt besser stehen. Nur so kommt auch der berühmte klobige Riesenanzug zur Geltung, den Byrne anlässlich von “Girlfriend Is Better” vorführt. Das Kleidungsstück, inspiriert vom japanischen Theater und der Maxime, wonach auf der Bühne alles größer sein muss als in echt, ist zwar so ziemlich das Gegenteil von Lederjacke und Spandexhose, und doch eine der besten Rock-Klamotten ever. Verwirrend, albern, merkwürdig, aber instinktiv für gutartig zu befinden. Genau wie die Talking Heads selbst. Als David Byrne mitten in der Show lächelnd “Does anybody have any questions?” fragt, meldet sich niemand zu Wort.

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