0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » Filme & Serien »

"Jim Henson: Ein Mann voller Ideen" - Review zur kunterbunten Dokumentation

Review: "Ein Mann voller Ideen"

Ideen-Imperium
Kunterbunte Dokumentation über Jim Henson, das kreative Genie hinter “Sesamstraße” und der “Muppet Show” von Regisseur Ron Howard.

Er wollte immer einen Bart haben, und als ihm endlich einer wuchs, ließ er ihn stehen. 1959 war das noch ein Thema. Deshalb hatte Richard Nixon, damals Vizepräsident von Dwight D. Eisenhower, bei der Emmy-Verleihung Jim Henson auch nichts Besseres auf den Weg zu geben als “I knew someone in the Navy with a beard.” Henson gewann damals den renommierten Fernsehpreis für das “Best Local Entertainment” für seine Puppen-Sketch-Comedy “Sam And Friends”.

Ein Jahr zuvor stromerte Henson noch durch Europa. Er überlegte, doch noch Maler zu werden, stellte aber fest, dass Puppentheater in der alten Welt als ernstzunehmende Kunstform betrieben wird. Bei seiner Rückkehr gründet er mit seiner Partnerin Jane Nebel die Muppets Inc., kurz danach heiraten die beiden. Die Muppets – ein Kofferwort aus Marionette und Puppet – werden Hensons Leben und bald die Leben seiner gesamten Familie bestimmen und ihn derart bekannt machen, dass sein Name auch 34 Jahre nach seinem Tod noch als Trademark genutzt wird. Zuletzt im März für die Serie “The Fraggles – Back To The Rock” (auf Apple TV+).

Jim Henson und die Muppets-Crew (Foto: Disney)
Jim Henson (Kermit) und die Muppets-Crew mit Frank Oz (rechts) (Foto: Disney)

Sein kreatives Imperium verkauft Henson 1989 für 150 Millionen Dollar an Disney. Der Konzern dankt es ihm jetzt mit einer Dokumentation, bei der der Oscar-prämierte Ron Howard (“Apollo 13”) den Regiestuhl bekleidet. Der hat zuletzt immer wieder das Doku-Genre beackert, hat sich 2016 den tourenden Beatles gewidmet, 2019 Opernstar Luciano Pavarotti, er hat eine Gemeinde in der Sierra Nevada portraitiert, die einen Neuanfang nach verheerenden Waldbränden wagt (“Rebuilding Paradise”) und Starkoch Carlota Andrés und dessen Organisation dabei begleitet, wie er in Krisengebieten für gutes Essen sorgt (“We Feed People”). Howard hat Gefallen an der Realität gefunden, an den Geschichten, die das Leben schreibt.

Eine besondere schreibt das Leben von Jim Henson. Als der manisch kreative, manisch arbeitende Henson am 16. Mai 1990 an einer verschleppten Grippe stirbt, war er bereits seit 36 Jahren im Geschäft, hatte das Kinderfernsehen mit der “Sesamstraße” und Charakteren wie Kermit, Bibo, Ernie und Bert revolutioniert, mit der “Muppet Show” Puppen-Entertainment für ein erwachsen(er)es Publikum erschaffen, mit “Der dunkle Kristall” und “Die Reise ins Labyrinth” zwei einzigartige Fantasy-Filme produziert und genug Firmenpotenzial – etwa mit dem Creature Workshop – angehäuft, um zu einem der wichtigsten Player der Filmbranche zu werden. “Jim Henson: Ein Mann voller Ideen” heißt im Original “Idea Man” – und das trifft es etwas besser, denn sein überbordender Ideenreichtum macht ihn zu einer Art Superheld.

Der Film wagt leise Kritik, lässt durchblicken, dass es für Hensons Frau Jane nicht leicht war, dass er derjenige ist, der sich beruflich austoben kann, während sie (in seiner Abwesenheit) die fünf Kinder erzieht. In der Hinsicht hatte Henson ein überraschend traditionelles, konservatives Weltbild, in dem seine progressiv denkende Frau, die die Sache immerhin mit ihm gestartet hat, das Nachsehen hat. 1986 kommt es deshalb endlich zur Scheidung. Immerhin: Alle fünf Kinder stehen in Lohn und Brot in der Jim Henson Company, fungieren als Erbverwalter, CEO und Puppenspieler.

Howard kann aus dem Vollen schöpfen, ihm steht ein riesiger Fundus an Archivmaterial zur Verfügung, den er teils so wild verknüpft, dass es dem zeitweiligen Experimentalfilmer Henson eine Freude gewesen wäre. Regisseur und Puppenspiel-Partner Frank Oz darf betrauern, dass er keine Chance hatte, sich von dem Mann zu verabschieden, der ihm seine Karriere beschert hat und sogar Jennifer Connelly darf davon erzählen, wie aufregend und surreal es war, als 14-Jährige unter Hensons Ägide mit David Bowie zu tanzen. Dazu gibt es zahlreiche spannende Einblicke hinter die Kulissen der Muppet-Produktionen, bei denen eines immer am wichtigsten war: Ideen.

9 / 12
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel