Ortegas Charakter Cairo Sweet (also bitte…) ist die Art von Mädchen, das sich nur ein Mädchen zusammenträumen kann: reich, mysteriös, tiefsinnig, mühelos sexy. Sweets Eltern reisen ohne sie um die Welt und lassen sie in einer einsamen Gothic-Villa zurück, wo sie sich in ihre Bücher vergräbt. In einem Literaturkurs an ihrer Schule lernt sie schließlich den Lehrer Jonathan Miller, gespielt von Freeman, kennen, dessen Interesse sie sofort weckt – natürlich nur wegen ihres literarischen Talents.
Miller selbst ist gescheiterter Autor, verheiratet mit einer weitaus erfolgreicheren Autorin, die ihn leider weniger bewundert als ein 18-jähriges Mädchen, dem noch nie etwas Nennenswertes in seinem Leben passiert ist. Der Lehrer und seine Schülerin kommen sich außerhalb des Unterrichts immer näher und überschreiten bald viele ethische Grenzen – ob aus echter Anziehung oder Kalkül ist zumindest im Fall der Jugendlichen unklar, die das Verhältnis der beiden für einen Bewerbungsaufsatz für Yale ausschlachtet, den sie im Stil ihres Vorbilds Henry Miller schreibt. Heißt: Sie macht daraus einen Softporno.
Viel schlimmer als der Fakt, dass die pseudointellektuellen Monologe über Liebe, Verlangen und Schuld in “Miller’s Girl” von einer 14-Jährigen hätten geschrieben werden können, ist die Darstellung der Beziehung und des verdrehten Machtgefälles zwischen Lehrer und Schülerin: Es ist creepy, es ist eklig und es ist fahrlässig, dass Menschen in einer Post-Me-Too-Welt noch diese Art von Täter-Opfer-Umkehr betreiben, in der ein armer älterer Mann von einem berechnenden Teenager verführt wird, der sein Leben zerstört. Daneben wirkt sogar “Fifty Shades Of Grey” wie Qualitätskino.