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Wie früher: die Beatsteaks im Lokschuppen Bielefeld (Review)

Beatsteaks in Bielefeld

»Zwei Stunden Beatsteaks wie früher!?«
Die Beatsteaks (aus Berlin!) und ihr Support Die Verlierer haben am 13. November im ausverkauften Bielefelder Lokschuppen gespielt.
Beatsteaks, Bielefeld (Foto: Leonie Riepe)
Beatsteaks, Bielefeld (Foto: Leonie Riepe)

Die Erfahrung zeigt: Um in Bielefeld eine große Menge zu mobilisieren, muss man schon mehr als ein Bein im Massenmarkt haben. Dass die Beatsteaks inzwischen im Dad-Rock und längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, lässt sich am Haaransatz der Anwesenden, dem ein oder anderen deplatzierten Rammstein-Shirt, sowie den “Klatsch-klatsch-klatsch-Beatsteaks”-Fußballchören ablesen.

Für den Hauch von alternativer Musik im proppenvollen großen Saal des Lokschuppens sind Die Verlierer verantwortlich. Die erweisen sich ihrem Namen zum Trotz mit Joy-Division-Einschlag einerseits und Garage-Rock-Räudigkeit andererseits als Gewinner des Abends. Frontmann Hannes Berwing performt mit Bierflasche in der einen und Kippe in der anderen Hand und demonstriert, dass Die Verlierer mit ihrem 70er/80er-Sound ironischerweise näher am Zahn der Zeit sind als der Headliner.

Beatsteaks, Bielefeld (Foto: Leonie Riepe)
Mit Zinedine-Zidane-Trikot: Arnim Teutoburg-Weiß (Foto: Leonie Riepe)

Der geht nach dem bereits frenetisch angenommenen Intro (“Don’t You Want Me” von The Human League) mit “Jane Became Insane” direkt in die Vollen. Arnim Teutoburg-Weiß, der ein Zinedine-Zidane-Trikot und im Laufe des Abends ganze vier unterschiedliche Mützen trägt, führt als eingeübter Frontmann durch den Abend und unzählige Singalong-Passagen. “Wir sind die Beatsteaks aus Berlin, wir spielen heute drei Stunden”, lügt er, während der Rest der Band abwinkt. Bei der Frage, wer denn zum ersten Mal die Beatsteaks sehen würde, wird deutlich, dass die Band eine eingeschworene, aber eben kaum nachwachsende Fangemeinde hat. Denn die Antwort ist: fast niemand.

Beatsteaks, Bielefeld (Foto: Leonie Riepe)
Singt zwar das traurige “Hey du”, hat ansonsten aber gut lachen: Peter Baumann (Foto: Leonie Riepe)

“Ich habe eine Bitte”, sagt Teutoburg-Weiß während des “Boombox”-Hits “Milk & Honey”. “Wir lassen die Handys heute alle in der Tasche. Was wollt ihr gucken, die Nachrichten? Die nerven! Zwei Stunden Beatsteaks wie früher!” Das funktioniert sogar, und beim derben Doppel “Hail To The Freaks” und “Hello Joe” (bei dem kurz das prägnante Riff des Cardigans-Songs “My Favourite Game” aufblitzt) kocht die Stimmung. “Vielen Dank! Erinnert ihr euch an die Songs? Da haben wir noch so einen! And I don’t care as long as you sing!” Dessen Crowdsurfing-Energie wird zwar direkt zerschossen, als Gitarrist Peter Baumann das traurige “Hey du” anstimmt, das kommt in Bielefeld trotzdem gut an.

Beatsteaks, Bielefeld (Foto: Leonie Riepe)
Bassist Torsten Scholz feuert das Publikum an. (Foto: Leonie Riepe)

Auf die Ansage “Jetzt mal ein bisschen Disko hier” folgen etwas schräg Einspieler von The Prodigys “Out Of Space” über Eminems “The Way I Am” zu George Michaels “Careless Whisper”, bevor die Band mit “Let Me In” die ersten Pits des Abends aufmacht und das alte “hinknien-und-dann-doll-hüpfen-Spiel” initiiert. Nach “Hand In Hand” zeigt das Fu-Manchu-Cover “Frieda und die Bomben”, dass mehr harte Songs dem Abend nicht geschadet hätten. Das immer aktuelle “The Lunatics (Have Taken Over The Asylum)” ist kurz vor Ende allerdings etwas deplatziert. Hier verlassen viele Gäste bereits die Halle. Abseits davon ist erfreulich, wie gut sich “Against All Logic”, “Detractors” und “Magic Feel” vom neuen Album “Please” in ein Set mit wenig zwar Überraschungen, aber gut gelaunter Routine einfügen. Niemand will hier mehr als das.

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