Gleich mehrere Dinge gehen am vergangenen Donnerstag in der Kölner Live Music Hall Hand in Hand: einerseits eine Band, die sich in Sachen Bühnenpräsenz eine ganz große Scheibe von ihren berühmten Verwandten und vorherigen Tour-Partnern abgeschnitten hat, andererseits Eltern und ihre Kinder, die an diesem Abend zumindest ein gemeinsames musikalisches Interesse teilen.
Den Abend läutet die britische Singer/Songwriterin Nieve Ella ein, die thematisch vor allem die jüngeren Anwesenden bedient, und mit Songs über Harry Styles und Phoebe Bridgers den weichen Kern der ersten Reihen trifft. Lauthals und textsicher singen die sich schon während ihrer acht Songs die Seele aus dem Leib. Ella hat erst im vergangenen Jahr ihre Debütsingle “Girlfriend” veröffentlicht, konnte sich durch TikTok & Co. allerdings schnell eine beachtliche Anhängerschaft erspielen.
Als Inhaler die Bühne betreten, schwillt die Euphorie in der ausverkauften Live Music Hall nochmal um ein Vielfaches an, wenn die Fan-Schreie gefährliche Tonhöhen annehmen – natürlich nicht, ohne mit dem letzten Song der Prä-Show-Playlist noch ihren persönlichen Vorbildern Tribut zu zollen und “Snap Out Of It” von den Arctic Monkeys laufen zu lassen. Die sind es schließlich auch, die Inhaler Anfang des Jahres im Vorprogramm ihrer Tour mitgenommen und die Indierock-Band einem größeren Publikum präsentiert haben. Von 0 auf 100 geht es direkt mit einem der größten Hits der Iren: “These Are The Days”.
Während Inhaler anschließend über die nächsten 60 Minuten relativ unbeeindruckt ihr Set herunterspielen, bleibt es vor allem spannend zu beobachten, dass die anwesenden Ü40er nicht nur von ihren Kindern als Mitfahrgelegenheit genutzt und in der Ecke geparkt wurden, sondern diese ebenso angetan von den Songs der vier jungen Iren sind. Mit Inhaler scheint sich offenbar eine neue Konsensband für Jung und Alt herauszukristallisieren – was wohl neben der Musik an sich auch damit zu tun haben könnte, dass Frontmann Elijah Hewson der Sohn von Bono ist, schließlich finden sich einige Personen mit U2-Shirt im Raum.
Auf der Bühne passiert dagegen nicht viel. Es gibt ein paar Standardfloskeln, ansonsten behält der Auftritt die Atmosphäre eines x-beliebigen Youtube-Streams. Nach knapp 65 Minuten und nur vierzehn Songs ist nach “My Honest Face” auch schon Schluss. Die Stimmung hatte bei dieser Setlänge gar keine Zeit, um auch nur ansatzweise abzuflachen, gleichzeitig kommt im Nachhinein schnell die Frage auf, ob nicht noch Luft für ein wenig mehr gewesen wäre.