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Im Partyzug zum Sziget

Im Partyzug zum Sziget
In diesem Jahr ist VISIONS das erste Mal auf Europas größtem Festival mit dabei. Was man auf der Anreise im Partyzug von Köln bis nach Budapest so alles erlebt, lest ihr in unserem ersten Update aus der ungarischen Hauptstadt.

Es ist Sonntag, der 7. August und am Kölner Hauptbahnhof fährt der „Gesellschaftssonderzug“ nach Budapest ein. Johlende Menschen hängen aus den Fenstern und beklatschen die Zusteigenden. Der Zug ist am frühen Vormittag in den Niederlanden gestartet. Dementsprechend sind einige Reisende schon bestens eingefeiert. Die Mitarbeiter des Reiseveranstalters Cooltours erklären, dass circa 900 Holländer und knapp 70 Deutsche die Reise gemeinsam antreten. Na dann.

Nachts um halb zwei die erste längere Pause in München-Ost: Essen kaufen, Beine vertreten und dann auf in die zweite Hälfte der Reise. Fast 1000 Menschen gleichzeitig auf der Suche nach etwas Essbarem: die Mitarbeiter der lokalen Imbissbuden kurz vor Feierabend wissen nicht so recht, wie ihnen geschieht.

Zuvor scheitert der erste Versuch, das Discoabteil des Partyzuges zu entern. Der schwankende Kampf durch schmale Zuggänge und über wachsende Müllberge hinweg endet ziemlich plötzlich. Schlange stehen ist angesagt, wie einem mehrfach auf Niederländisch versichert wird. Also zurück ins Abteil und später nochmal probieren. Dort werden unterdessen schon Festivalfachdiskussionen geführt: erfahrene Sziget-Besucher aus dem Schwäbischen – „Früher hat das Ganze ja nur 90 Mark gekostet“ – geben Neulingen wertvolle Tipps in Sachen Alkoholschmuggel aufs Gelände: „Das mit dem ausgehöhlten Brotlaib haben die Securitys mittlerweile leider schon rausgefunden.“ Tja.

Die Nacht zieht sich. Um kurz vor drei in Salzburg der letzte Halt vor Budapest. Die Bahnsteige sind leergefegt, das Gejohle ist abgeebbt. Einige Wenige halten tapfer im Discoabteil durch und tanzen zu Elektromusik, die aus der winzigen DJ-Kanzel dröhnt. Tatsache ist aber: Zu diesem Zeitpunkt haben viele schon mehr als 15 Stunden Zugfahrt hinter sich. Dementsprechend sieht es auch außerhalb der Tanzfläche aus: in den abgedunkelten Abteilen schlafen Menschen übereinander gestapelt, aber friedlich. Ein einzelner Kerl irrlichtert auf der Suche nach seinen Kumpels durch den Zug. Schließlich legt er sich einfach irgendwo mit dazu. Jetzt ist es auch schon egal.

Um kurz vor neun am nächsten Morgen steht der Zug irgendwo hinter der ungarischen Grenze. Seit gefühlten Ewigkeiten. Zwar unterbricht der Party-DJ mit Brüll-Durchsagen den bitter nötigen Beinahe-Schlaf, in den mittlerweile die Meisten verfallen sind, verwertbare Informationen, wann und ob es weitergeht, hat er aber auch nicht. Wir stehen und warten also.

Irgendwann geht es dann aber doch weiter. Vorbei an Sonnenblumenfeldern fährt der Zug durch die warme Sommerluft in Richtung Budapest. An den Bahngleisen stehen neugierige Menschen und winken. Die Stimmung ist gut, bald sind wir da. Oder eben auch nicht. Aus der planmäßigen Ankunft um 11.30 Uhr werden dann eineinhalb Stunden Verspätung. Die Lok will nicht mehr, es muss Ersatz organisiert werden, der Partyzug mit seinen übernächtigten Fahrgästen steht und steht und steht. Bei 28 Grad Außentemperatur kein Spaß. Als das Problem behoben ist und der Zug endlich im Budapester Bahnhof einrollt, sieht man allen Fahrgästen die Auswirkungen dieser Hardcore-Reise deutlich an. Nichts für Weicheier, dieser Partyzug zum Sziget. Mal sehen wie die Rückfahrt so wird.

Heute Abend warten die ersten Aktionen und der Auftritt von Prince auf dem Festivalgelände – wir halten euch auf dem Laufenden.


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