Damit brummt knapp drei Jahre nach der Auflösung das Geschäft mit R.E.M.s Vermächtnis. Album-Reissues, Liveaufnahmen, Best-of-Compilations und kürzlich erst die Veröffentlichung ihrer “MTV Unplugged”-Konzerte: Wählerisch scheinen die ehemaligen R.E.M.-Musiker und ihre Plattenfirmen I.R.S. und Warner derzeit nicht zu sein.
Dabei meinte man nicht nur Dollar-Zeichen in den Augen ihres Bassisten Mike Mills zu erkennen, als der neulich zu Protokoll gab: “Wir wissen, dass wir noch einige sehr gute Sachen in petto haben. Wir wollen sie aber auf eine Weise veröffentlichen, die sie so besonders wie möglich macht.”
Falls es R.E.M. mit ihren aktuellen Rarities-Boxsets wirklich um eine besondere Veröffentlichung gegangen sein sollte, haben sie klar versagt: Relativ still und in rein digitaler Form sind nun die zwei Sammlungen erschienen, die es mit knapp 100 Songs für etwas mehr als 100 US-Dollar immerhin ökonomisch ganz gut meinen.
Box 1 bildet dabei die kleinere, die sich den I.R.S.-Jahren von R.E.M. als Alternative-Vorreiter Anfang und Mitte der 80er-Jahre widmet. Highlights darauf: Coverversionen von Roger Miller– über Andy Williams– bis hin zu The Velvet Underground-Songs.
Mit solchen wartet Box 2 ebenfalls auf (darunter eine großartige Interpretation von Syd Barrets “Dark Globe”), legt den Fokus aber stärker auf groß angelegte Livemitschnitte und präsentiert so die R.E.M. der Warner-Jahre ab 1988 eher als den global gefeierten Pop-Act, als der sie 2011 schließlich abtraten.