Beatsteaks – “23 Singles”
Die Beatsteaks feiern ihr 20-jähriges Jubiläum – wie sich das für Bands gehört, die mittlerweile selbst bei internationalen Festivals Headliner-Status genießen – mit einer Best-of-Compilation. Der Titel “23 Singles” ist dabei Programm und vereint 23 Singles des Berliner Quintetts in chronologischer Reihenfolge. Die ersten beiden Alben werden naturgemäß außer Acht gelassen – in den 90ern veröffentlichten die Beatsteaks noch keine Singles, weswegen die Platte mit “Summer” direkt mit einem Knall startet. Was folgt sind 13 Jahre Bandgeschichte im Schnelldurchlauf. Weil die charmanten Punks offensichtlich nicht nur zurück, sondern auch nach vorne schauen wollen, packen sie mit “Ticket” und “Mad River” zum Finale gleich zwei neue Songs obendrauf, die sich mit ihrem postpunkigen Vibe auch nahtlos in das aktuelle selbstbetitelte Album eingefügt hätten. Nachdem einem die musikalische Entwicklung der Beatsteaks so kurzweilig vor Ohren geführt wurde, bleibt nur noch die Frage offen, was die Berliner als Nächstes in petto haben.
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Chris Cornell – “Higher Truth”
Auf seinem vierten Soloalbum hat offenbar endlich auch Chris Cornell selbst verstanden, dass er nicht viel mehr braucht, als eine Gitarre und seine unglaublich gute Stimme. Auf “Higher Truth” beschränkt Cornell sich auf das Wesentliche und lässt so intime Momente entstehen, die man dem Soundgarden-Sänger gar nicht mehr zugetraut hätte. “Let Your Eyes Wander” ist beispielsweise so ein Kleinod, das kein ausgefuchstes Songwriting oder Arrangement braucht, sondern sich mit Gitarrenpicking und Cornells emotionaler Stimme direkt ins Gefühlszentrum spielt. Bei dieser Kombination ist der Pop natürlich selten so richtig weit weg – Songs wie “Josephine” oder “Dead Wishes” können besagte Affinität mit Streicherarrangements und Shaker nicht bestreiten. Das ist aber völlig okay, denn das passt zusammen. So einer Stimme liegt ein bisschen Pathos einfach im Blut.
Album-Stream: Chris Cornell – “Higher Truth”
Golden Void – “Berkana”
Guter Psychedelic-Rock ist in Kalifornien zu Hause, das haben schon Grateful Dead und Jefferson Airplane bewiesen. Zu einer neuen Generation des Genres gehören Golden Void, deren zweite Platte “Berkana” demonstriert: Die Band des Earthless-Gitarristen Isaiah Mitchell hat sich gefunden. Die erste Platte “Golden Void” war noch ein richtiger Stoner-Rock-Knaller, “Berkana” hingegen wirkt ausgeglichener mit seinem dunklen, psychedelischen Sound. Keine wilden Jams mehr, das Album klingt überlegt und doch organisch. Mit “I’ve Been Down” findet sich nur noch richtiger Stoner-Rock-Song auf dem Album, der von sich steigernden Riffs und scheppernden Drums geprägt ist, die im Refrain durch die zarte Stimme der Keyboarderin Camilla Saufly-Mitchell gezähmt werden und gegen Ende zu einem virtuosen Gitarrenpart führen. Der fast siebenminütige Song “Astral Plane” ist dann der passende Soundtrack zum kommenden Herbstwetter: melancholisch, mit warmen Momenten und dem sich immer wieder auftürmenden Refrain, fast ein Sturm, der neue Kraft schöpft. Letzteres wäre wohl auch insgesamt eine passende Metapher für “Berkana”.
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Battles – “La Di Da Di”
Von wegen Gedudel. Die ausufernde Single “The Yabba” ließ es erahnen: Was die Experimentalrocker Battles auf ihrem neuen Album anstellen, kommt der Quadratur des Kreises schon sehr nahe. Waren auf dem Debüt “Mirrored” Gesang und traditionelle Songstrukturen wenigstens noch hier und da im Sound präsent, ist seit dem 2011er “Gloss Drop” alles erlaubt. Drummer John Stanier spielt sich mit seinen polyrhythmischen Grooves spätestens im Mittelteil von “Luu Lee” in eine Liga mit Gavin Harrison von Porcupine Tree oder Pat Mastelotto von King Crimson. In einem Song wie “FF Bada” ist er meilenweit entfernt von Helmet. Überhaupt, die Songtitel. Mogwai lassen grüßen. Selten waren die so lautmalerisch und beschrieben doch den Inhalt der Songs treffender, als es normale Titel je könnten. So klingt die Cantina Band aus Star Wars, wenn Mike Patton den Taktstock schwingt. So wird man zum Tanzen zu Architektur animiert, selbst wenn man oftmals ellenlange Gleichungen lösen muss, um die Taktart herauszufinden. “La Di Da Di” ist der Soundtrack zu einem Videospiel, das Dich in Dein Unterbewusstsein entführt. “The Cell” meets “Paprika”. Und dieses Cover!
Album-Stream: Battles – “La Di Da Di”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Delusion Moon” von Meat Wave, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.