Marky Ramone kaut entspannt auf seinem Pizzastück. “Ich kann mich nicht beschweren”, antwortet er auf die Frage nach seinem Wohlbefinden. Er ist am Vortag in Berlin angekommen und fliegt am Abend wieder zurück nach London, wo er sich wieder der Promotion seiner Autobiographie “Punk Rock Blitzkrieg: My Life As A Ramone” widmet. Unterbrochen hat er diese nur, um hier im Hansa Studio auf die chinesische Band Pumpkins zu treffen und mit ihnen einen Song aufzunehmen. “Ich habe sie beraten. Es ging darum, was man bei der Produktion hinzufügen kann. Das hilft”, erklärt er “Die Band ist offen für Kritik, was großartig ist.”
Die Augen der drei Bandmitglieder von Pumpkins leuchten immer noch, wenn man sie auf die Zusammenarbeit mit ihrem Idol anspricht:
“Es war verrückt. Am ersten Tag unseres Besuchs gingen wir noch ins Ramones Museum und haben Marky auf einem Plakat gesehen, und am nächsten Tag standen wir ihm dann plötzlich leibhaftig gegenüber. Er hat so viel Erfahrung, er konnte uns auf professioneller Ebene so gut mit den Songs helfen. Und er ist auf dem Boden geblieben. Er macht überhaupt nicht den Eindruck, dass er ein Star ist.”
Leider ist die Traumbegegnung in Berlin für die Band nicht gänzlich ungetrübt: Ausgerechnet ihr Sänger, dessen Begeisterung für Iggy Pop sie überhaupt erst dazu gebracht hatte, sich für eine Session in den Hansa Studios zu bewerben, hat keine Ausreisegenehmigung erhalten. Deswegen schickt ihm die Band das Instrumental über Nacht nach Peking, wo er seinen Gesangspart in wenigen Stunden einsingen und zurücksenden muss – was auch dazu führt, dass die zum Trio geschrumpfte Punk-Band nur einen Song aufnehmen kann. In den verbleibenden zwei Tagen in der Stadt hoffen die restlichen Mitglieder, zumindest noch ein Konzert oder eine typische Berliner Kneipe zu besuchen – beide Wünsche sollten in dieser Stadt erfüllbar sein.
Marky Ramone hat in der Zwischenzeit sein Pizzastück aufgegessen und verteilt zum Schluss ein paar Ratschläge für junge Bands und Künstler, die nicht von einem persönlichen Treffen mit ihm profitieren können: “Sei originell – oder versuche es zumindest. Treffe dich mit Leuten, die die gleiche Musik mögen wie du. Sei nicht stumpf – interessiere dich für alle Arten von Musik. Probe viel, es gibt sonst immer jemanden, der mehr übt und das Scheinwerferlicht abbekommt. Und zu guter Letzt: Rauche keine Zigaretten und nimm’ keine harten Drogen!”
Mehr über die Studiozeit der Pumpkins und die Begegnung mit Marky Ramone lest ihr in der kommenden VISIONS 272.