Larkin Grimm hatte in einem Statement kürzlich beschrieben, wie Michael Gira sie 2008 nach einer Feier zu Freunden eingeladen hatte und dort nach ihrer Aussage trotz vorheriger Zurückweisungen durch Grimm später in die schlafende, betrunkene Künstlerin eingedrungen sei. Als Grimm erwachte, habe der Swans-Frontmann von ihr abgelassen. In den folgenden Monaten habe Gira als Chef von Grimms damaligem Label und Produzent ihres in Arbeit befindlichen Albums immer wieder sexuelle Annäherungsversuche gestartet. Als Grimm Gira schließlich mit seinem Verhalten konfrontiert habe, hätte dieser sie von seinem Label geworfen. Gira und auch sein Frau hatten die Vorwürfe energisch dementiert und Grimms gekränkte Gefühle und ihren psychischen Zustand für die Vorwürfe verantwortlich gemacht.
Gira kommentierte die Vorwürfe in einem Statement nun noch einmal detaillierter. Darin bestätigte er, dass es 2008 einen Vorfall gegeben habe, nannte diesen jedoch einen “einvernehmlichen romantischen Moment, der nicht vollendet wurde. Wie sie [Grimm] in ihrem Social-Media-Post über diese Nacht geschrieben hat, habe ich zu ihr gesagt ‘das hier fühlt sich nicht richtig an’, und damit endete unsere intime Begegnung abrupt aber vollständig. Es war ein peinlicher Fehler.”
Gira erläuterte weiterhin, dass er den Vorfall bereue und Grimm noch immer für ihre Musik und künstlerische Courage achte. “Ich hoffe, dass Larkin ihren Frieden mit den Dämonen machen wird, die ihre Seele schon lange verdunkelt haben, bevor sie und ich uns überhaupt begegnet sind.”
Grimm reagierte ihrerseits auf Giras Einlassungen mit einem an Medien versandten Statement, in dem sie sich direkt an den Swans-Musiker wandte. “Das alles ist ein perfektes Beispiel dafür, warum wir den Leuten beibringen müssen, was sexuelle Einwilligung ist”, beginnt ihre Antwort. “Auf Gentleman-Art gibt er zu, dass es den Vorfall gegeben hat, kann sich dabei aber einfach nicht als Vergewaltiger erkennen. Danke für deine Ehrlichkeit, Michael Gira. Das ist deine Wahrheit, wie du sie erinnerst. Leider war es trotzdem Vergewaltigung.”
Grimm beschrieb weiter, dass sie Gira im Vorfeld immer wieder aufgefordert habe, keine sexuellen Annäherungsversuche auf sie zu unternehmen und ihm auch ein entsprechendes mündliches Versprechen abgerungen habe. “Deutlicher hätte ich nicht NEIN schreien können. Ich habe darum gebeten, weil ich dahingehend schon schlechte Erfahrungen in meiner musikalischen Karriere gemacht hatte und ich wusste, was mich erwarten könnte. In jener Nacht war ich viel zu betrunken, um meine Zustimmung zu irgendwelchen sexuellen Handlungen zu geben. Die psychologischen Folgen dieses Verrats waren niederschmetternd. Noch schlimmer war, dass, als ich dich mit deinen Taten konfrontiert habe, du meinen Vertrag mit Young God Records beendet hast, womit du meiner Karriere geschadet hast und Leute hast glauben lassen, mit mir oder meiner Musik stimme etwas nicht.”
Die Musikerin schlug auch den Bogen von sexueller Gewalt und Macht hin zu Frauen in der Musikbranche. “Am Ende geht es ums Geschäft”, so Grimm. “Die Tatsache, dass ein Mann in einer Machtposition das Leben und Schaffen einer Frau wie Müll wegwerfen kann, nur weil sie nicht mit ihm schlafen will, ist eine unmoralische Ungerechtigkeit die vielen, vielen Frauen im Musikgeschäft widerfährt. Ich werde das nicht hinnehmen und du solltest es auch nicht.”
Bei Pitchfork findet ihr beide Statements in voller Länge im Wortlaut.