Witching Waves
Heimatstadt: London/England
Genres: Postpunk, Garage Rock
Für Fans von: Menace Beach, The Cure, The Breeders
“Flowers”, die erste Auskopplung des zweiten Albums “Crystal Cafe” des Postpunk-Trios Witching Waves, ist schon eine kluge Finte. Der pluckernde, höhenlastige Basslauf und das monoton-düstere Drumming würde nämlich perfekt zum sonoren, bassigen Bariton eines Ian Curtis oder dem Weltschmerz von The Cure passen. Auf Albumlänge zeigt sich allerdings, dass die Band aus London eher im noisigen Indierock zu Hause ist. Der dezent leidende, aber stets hochmelodische Doppelgesang von Emma Wigham und Mark Jasper schwebt über Querschläger-Gitarrenpop, garagigen Riffs und einem treibenden Postpunk-Rhythmusfundament – eine Mischung, mit der sich Witching Waves im Plattenschrank sowohl neben 90er-Dreampop als auch Noise- und Garage Rock verdammt gut machen.
Album-Stream: Witching Waves – “Crystal Cafe”
Nice Try
Heimatstadt: Bloomington/USA
Genres: Indierock
Für Fans von: Lemuria, Waxahatchee, Kate Nash
Neben der Riot-Grrrl-Bewegung setzte sich in den 90er Jahren auch der Twee Punk kritisch mit von männlichen Idealen dominierten Punk-Szene auseinander – nur eben mit anderen Mitteln. Statt der Angriffslustigkeit der Riot Grrrls setzten Bands wie Heavenly oder Beat Happening auf zuckersüße Melodien und beinahe schon kindliche Ästhetik. Auch Nice Try stehen in dieser Tradition. Für die Gitarrenarbeit auf seiner zweiten, nach der Band benannten Platte greift das Duo tief in die Fuzz-Kiste und schraubt damit leicht kaputte Hymnen am Kreuzweg zwischen Garage, Punk und Indierock zusammen. Gesanglich hingegen kontrastiert Frontfrau Madeline Robinson die warmen, bratzigen Melodien mit einer randvollen Zuckerdose voller Pop-Harmonien, die an die süßlichsten Momente von Kate Nash oder Lemurias Sheena Ozella erinnern.
Album-Stream: Nice Try – “Nice Try”
Fake Boyfriend
Heimatstadt: Philadelphia/USA
Genre: Punkrock
Für Fans von: Torres, Bikini Kill, Babes In Toyland
Ihre Debüt-EP macht eines deutlich: Fake Boyfriend wollen sich niemandem anbiedern. Die vier Songs, die sich laut Schlagzeugerin Abi Reimold “gegen die Vorurteile darüber, wie Frauen sich verhalten und Emotionen verarbeiten sollen” richten, rotzen, keifen und schrammeln sich meist an rabiatem Punk entlang. Experimenten gegenüber bleibt das Trio allerdings immmer offen; in “Wax” äußert sich das beispielweise in einem dreistimmigen Acapella-Intro, dem Einsatz von Streichern und reduziert eingestreuter Gitarrenuntermalung. Gemein ist allen Songs allerdings die zugrundeliegende bedrückende Stimmung, die die Band in die Nähe von Grunge-Songwriterin Torres rückt, und ein Hang zur Dissonanz – bei den behandelten Themen keine große Überraschung. Keine leichte Kost, die dafür umso mehr Gehör verdient hat.