Brian Fallon – “Painkillers”
Mit “Painkillers” veröffentlicht Brian Fallon heute sein erstes Soloalbum, für dessen amerikanisch-folkpoppigen und countryesken Sound sich der The Gaslight Anthem-Frontmann hörbar von persönlichen alten Helden wie Bruce Springsteen, Bob Dylan und Tom Petty hat beeinflussen lassen. Der Punk-Songwriter erzählt in Akustikgitarren- und Americana-lastigen Songs wie “Smoke” gewohnt sepiagetönte und melancholisch Geschichten über gebrochene Herzen und vergangenes und vergehendes Glück. Die simplen Akkordwechsel und Hooklines sind dabei im besten Sinne vorhersehbar, nahe am Kitsch bewegt sich Fallon auf seinem von Butch Walker (Taylor Swift) produzierten Debüt allenfalls in einigen Mainstream-Westernnummern auf der zweiten Albumhälfte.
Album-Stream: Brian Fallon – “Painkillers”
Rope – “Manteision Bodolaeth”
Rope trumpfen mit ihrem Debüt “Manteision Bodoleath” direkt auf: Die walisische Band um die Ex-Goodtime Boys”-Mitglieder Leigh McAndrews und Kai Woolen-Lewis geht das Genre Posthardcore von einer komplett anderen Richtung als ihr Vorgänger an. Statt aggressiv nach vorne zu gehen hält man sich eher zurück. Düster und schwer schleppen sich die ersten beiden Songs voran, ehe die Platte mit “The Perks Of Being” nach und nach etwas Fahrt aufnimmt. Trotz des dezenten Tempo- und Energieanstiegs bleibt die dunkle, depressive Grundstimmung jedoch erhalten. Unterstützt wird diese Atmosphäre von Woolen-Lewis rauher, leicht kratzender Stimme, die hin und wieder in Sprechgesang driftet. Musikalisch macht man mal vorsichtige Schlenker Richtung Shoegaze und mal tippt man eine Zehe in Stoner-/Doomrock-Gefilden, bleibt aber grundsätzlich bei einer nihilistischen Posthardcore-Interpretation. Stellenweise erinnern Rope in ruhigen Phasen an die Iceage-Kollegen Lower. Markant sind auch die deutschen Sprachsamples zu Beginn und zu Ende der Platte oder der Rugbykommentar, der laut Sänger Woolen-Lewis den Höhepunkt von “The Perks Of Being” markiert. Thematisch bewegt man sich bei “Manteision Bodoleath” unter anderem im Bereich der Existenzfragen und der daraus resultierenden Perspektivlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Aber auch gesellschaftskritische Töne reißt die Band an. Passend dazu der Titel in walisischer Sprache: “Die Vorteile der Existenz” bedeutet er übersetzt ungefähr.
Album-Stream: Rope – “Manteision Bodolaeth”
RNDM -“Ghost Riding”
Bei Pearl Jam sorgt Bassist Jeff Ament zwischen Grunge und Hardrock für das richtige Fundament. Mit RNDM, zu denen neben Ament noch Singer/Songwriter Joseph Arthur und Schlagzeuger Richard Stuverud gehören, widmet er sich dagegen eher wuchtigem Experimental-Pop. Der zumindest zeichnet das neue, zweite Album “Ghost Riding”. Auf dem Nachfolger ihres Debüts “Acts” (2013) wechseln sich Gitarren- und Synthesizerpassagen ab, ohne dem Album dabei klar ihren Stempel aufzudrücken. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Jospeh Arthur ist in vielen Momenten kraftvoll und klar (“Stumbling Down”, “Comfortable”), in anderen Momenten kopflastig und zerbrechlich (“Got To Survive”, “Stray”), steht aber immer im Fokus der größtenteils hymnenartigen und poppigen Arrangements. Die Grundstimmung ist eher melancholisch, aber nicht düster, gelegentlich auch wohlwollend (“Got To Survive”), ohne dabei den roten Faden des Albums aus den Augen zu verlieren. Klanglich ist das insgesamt eine sehr ausgewogene und runde Sache. Kein Wunder,: Laut Aussage von Jeff Ament hat allein der Mixing-Prozess von “Ghost Riding” drei Monate in Anspruch genommen. Ein Aufwand, der sich hörbar gelohnt hat.
Album-Stream: RNDM – “Ghost Riding”
Cold Cold Hearts – “Heartware”
“This is Heartware” schreit Sänger Björn gleich im titelgebenen Album-Opener. Auch in den folgenden 43 Minuten ist spürbar, dass das Herzblut der vier Musiker, die erst seit einem Jahr zusammen Musik machen, in ihrem Debüt steckt. “Heartware” hat seine Wurzeln nicht nur im Pop und Rock, sondern bezieht seine Inspiration klar erkennbar auch von Folk-Größen wie Bob Dylan. Diese setzt das Quartett, dessen Mitglieder alle schon mit verschiedensten Bands unterwegs waren, aber lauter und aggressiver um, als der Singer/Songwriter-Pionier. Oft sind die Songs energieladen, wie die punkige Vorabsingle “All Those Nights” oder “Dancefloor Doctrine”. Frontmann Björn scheut sich dabei nicht, seine Gefühle auch mal herauszuschreien. Aber auch leise können Cold Cold Hearts, wie die intensive Klavier-Ballade “All Hope Abandon” beweist. Der Fokus liegt dennoch klar auf treibenden Songs, deren Texte zwar melancholisch klingen, die musikalisch aber den Sommer herbeibeschwören.
Album-Stream: Cold Cold Hearts – “Heartware”
Unsere aktuelle Platte der Woche, die “A House For Thee”-EP von John Coffey, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.