Hot Hot Heat – “Hot Hot Heat”
Die “Class Of ’05” fordert ihr nächstes Opfer: Im April bestätigten Hot Hot Heat ihre Auflösung. Allerdings geben die Kanadier nicht kampflos auf und lassen mit ihrem letzten, nach ihnen benannten Album noch einmal Dancefloor-Indie auf die Musikwelt los. Der kommt genau so daher, wie man ihn vom vergangenen Jahrzehnt kennt: Sonnige Melodien, entspannte Tanzbarkeit und lässig gespielte Instrumente gehen hier Hand in Hand. Da fühlt man sich glatt zehn Jahre zurückversetzt, mit spontanen Assoziationen wie Phoenix oder den frühen Strokes im Kopf. Allerdings ist “Hot Hot Heat” auch absolut keine Nostalgiefahrt, die der Vergangenheit hinterherweint: Der warme Sound direkt aus der Garage wird durch Synthies ergänzt, was für den ein oder anderen New-Wave-Moment sorgt. Hot Hot Heat gehen die Experimente auf ihrer letzten Platte also nur vorsichtig an, was allerdings als Schwanengesang zu verzeihen ist.
Album-Stream: Hot Hot Heat – “Hot Hot Heat”
DJ Shadow – “The Mountain Will Fall”
Schon seit Jahren gilt DJ Shadow als einer der profiliertesten Beatbastler im HipHop, der seine gerne Instrumentals mit Nuancen aus anderen Genres vergoldet. Die Gitarre, die auf dem Vorgänger “The Less You Know, The Better” von 2011 noch eine größere Rolle spielte, hat der Produzent auf “The Mountain Will Fall” wieder in den Ständer zurückgestellt und erlaubt ihr nur ein kurzes Gastspiel im düster pulsierenden “Depth Charge”. Im Gegenzug dominieren auf dem ersten Album von DJ Shadow seit fünf Jahren elektronisches Pluckern, Ambient-Soundflächen und TripHop-Tendenzen, wie sie beispielsweise schon im Titeltrack und Opener auftauchen und sich wie ein roter Faden durch die Platte ziehen. Experiment vor Stagnation – diese Maxime gilt auf “The Mountain Will Fall” für alle Songs. Ausgenommen die beiden “sure shots” “Nobody Speak” und “The Sideshow”, für die DJ Shadow Run The Jewels respektive dem Newcomer Ernie Fresh zurückgelehnt-funkige, aber eher klassische Instrumentals als Nährboden für ihre Rhymes bietet.
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Deerhoof – “The Magic”
Dass das 16. Album von Deerhoof, “The Magic” gerade in einem leerstehenden Büro entstand ist schon ein ironischer Schritt, hat die Musik der Band doch eigentlich nichts mit stressigem Alltag oder Business zu tun. Ganz im Gegenteil: Vorhersehbare Songstrukturen sind selten zu finden, Genregrenzen überschreitet die Band spielerisch, und der Sound wird nach der glatten Produktion vom 2014er Album “La Isla Bonita” von LoFi beherrscht. Das geht beim Opener “The Devil And His Anarchic Surrealist Retinue” los, der in punkto “hyperaktiver Frickel-Indierock” Darwin Deez blass aussehen lässt. “That Ain’t No Life For Me” ist Garagenrock in Reinform, und “I Don’t Want To Set The World On Fire” ist ein verschrobenes TripHop-Stück, das mit der gewollt schiefen Stimme von Frontfrau Satomi Matsuzaki nicht hätte schräger werden können. Die Schublade, in die man Deerhoof stecken könnte, muss auch im 21. Bandjahr noch gebaut werden.
Album-Stream: Deerhoof – “The Magic”
Look Mexico – “Uniola”
Alleine mit den Songtiteln von Look Mexicos neuem Album “Uniola” könnte man locker einen kompletten Artikel über die Band füllen. Es gibt aber deutlich mehr zu sagen als “Well, Kansas Ain’t What It Used To Be” oder “Ice? Yeah, You Could Chisel Some Off Your Heart, If You Could Find It”, denn die pluckernd-frickeligen Stücke transportieren eine angenehm melancholische Leichtigkeit, wie man sie selten zu hören bekommt. Bereits nach den ersten trippeligen Gitarrentönen verfällt man dem Charme der Band aus Florida mit ihrer Mischung aus Emo und Math-Rock. Der markant quirlige Gitarrensound ist der Kitt, der das dritte Studioalbum der Band zusammenhält, und wird wie ein sich durch die Platte ziehendes Thema immer wieder aufgegriffen. Im Closer “That Was The Flame Thrower. Use The Rockets” sticht die sphärische Stimmung, die im Verlauf der Platte immer wieder zu spüren ist, vollends heraus und wird mit schwermütigen Bläsersätzen garniert. Man merkt, dass sich Look Mexico seit ihrer letzten EP “Real Americans Spear It” fünf Jahre Zeit genommen haben, um ihren Fans ein in sich geschlossenes, abwechslungsreiches Album zu präsentieren.
Album-Stream: Look Mexico – “Uniola”
Unsere aktuelle Platte der Woche “Hollowed” von Earth Ship, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.