Im Gespräch präsentiert sich der 52-jährige Keenan ungefähr wie erwartet: Das Puscifer-Mastermind serviert die Antworten nüchtern, ernst und nur so ausführlich wie nötig, damit man ihn richtig versteht. Hat man sich an diese distanzierte Art gewöhnt, erscheint Keenan auf seine kühle Art sogar höflich – was sich noch dadurch verstärkt, dass er wegen einer Erkältung leiser als sonst spricht.
Fragen über A Perfect Circle und Tool sind streng verboten, weshalb Keenan ausführlich sein drittes Projekt erklärt. “Puscifer sind mehr als einfach nur eine Rockband”, gibt er zu Protokoll. Das komplexe, mit Charakteren und einer Handlung ausgestattete Southern-Alternative-Multimedia-Gesamtkunstwerk Puscifer sei dabei nur zu erfassen, wenn man Alben, Shows, Videos, Artworks und überhaupt allen Aktivitäten der Band genau folge.
In dieser Inszenierung sieht Keenan sich als den “ausführenden Produzenten”: Er entwickle das Drehbuch, mime als einer der Hauptdarsteller Figuren, überlasse aber anderen die Führung bei der musikalischen Umsetzung seiner Ideen – weshalb auf dem im vergangenen Herbst veröffentlichten dritten Puscifer-Album “Money Shot” seine langjährigen Helfer Carina Round und Mat Mitchell stärker denn je beteiligt waren, die er als Gleichgesinnte bezeichnet. “Wir verstehen, dass der künstlerische Kern – die Musik, die Inszenierung – erstklassig sein muss, ohne dass man sich dabei selbst zu ernst nimmt”, sagt Keenan.
Ob Puscifer auf Dauer überhaupt eine Band bleiben, was an Gerüchten um eine A-Perfect-Circle-Tour dran ist, und warum laut Keenan niemand das neue Tool-Album so dringend fertig haben wolle wie er, lest ihr im ausführlichen Gespräch in VISIONS 280 – ab dem 29. Juni am Kiosk.