Apologies, I Have None – “Pharmacie”
Hört man “Pharmacie”, das neue Album von Apologies, I Have None, macht man sich fast schon Sorgen um Songschreiber Josh McKenzie: Nach zwei Ausstiegen innerhalb der Band fällt es dem Frontmann auf dem neuen Werk merklich schwer, einen positiven Anhaltspunkt für seine Songs zu finden. Dabei liefert gerade der instrumentale Teil des Album einige Lichtblicke, gerade wenn die postrockigen Klangszenerien in Songs wie “The Clarity Of Morning” oder der fulminante Stadionrock im Opener “Love & Medication” an der dunklen Wolkendecke kratzen. Dann folgt allerdings ein melancholischer Posthardcore-Song wie “Wraith” und macht jeglicher Hoffnung ein Ende, bestärkt durch die Songtexte der gesamten Platte. Da singt McKenzie über seelische und körperliche Schmerzen, über Medikamente dagegen – völlig ohne Möglichkeit auf ein Happy End. Das gibt es im echten Leben dafür eben auch nicht immer.
Album-Stream: Apologies, I Have None – “Pharmacie”
The Album Leaf – “Between Waves”
Jimmy LaValle, der Kopf von The Album Leaf, ist ein umtriebiger Mann. In der jüngeren Vergangenheit schrieb der Musiker zum Beispiel den Soundtrack für “Torey’s Distraction”, spielte bei Tristeza mit und kooperierte auf recht überzeugende Weise mit Mark Kozelek, alias Sun Kil Moon. Jetzt nimmt sich LaValle wieder Zeit für sein Postrock-Projekt, dessen letztes reguläres Album bereits sechs Jahre zurück liegt. Auf “Between Waves” sind daher auch ein paar neue Töne zu hören. Schon der Opener “False Dawn” löst mit Synthesizern die beim Vorgänger so beliebten Streicherarrangements ab. Das erinnert an den neuesten Soundtrack von 65daysofstatic, die ihren Postrock auf “No Mans Sky: Music For An Infinite Universe” ebenfalls mit elektronischen Klängen anreichern. Den Hörer von fremden Welten und Weiten träumen zu lassen gelingt The Album Leaf jedoch auch ohne daugehöriges Videospiel sehr gut.
Album-Stream: The Album Leaf – “Between Waves”
Motorowl – “Om Generator”
Das Feld des Heavy-Rocks ist bekanntermaßen weit und üppig gesät, doch gibt es immer wieder einzelne Gewächse, die die anderen überragen. Die Thüringer Motorowl sind so eines. Noch ist das Quintett aus Gera ein “zartes” Pflänzchen, auf seinem Debüt “Om Generator” zeigt sich aber eine gute Veranlagung für starkes Wachstum. Allein wegen des Openers und Titeltracks “Om Generator” ist “zart” eigentlich das komplett falsche Adjektiv. Eingeleitet von einem staubigen Riff schwillt der Song zu einem druckvollen Gemisch aus Stoner und Doom an. Das folgende “The Highest City”, aufgeteilt auf zwei Akte, gibt sich dann kontrastreich: Teil eins ist eine vielschichtige Wucht, inklusive psychedelischen Orgel-Spielereien und tonnenschwerer Bridge, Teil zwei schlägt dann ruhige, aber kraftvolle Töne an. Insgesamt testen Motorowl auf “Om Generator” die komplette Klaviatur der Möglichkeiten ihres Genres aus – seien es NWOBHM-Referenzen (“Old Mans Maze”) oder brachiale und doch atmosphärische Postrock-Epen (“Spiritual Healing”).
Album-Stream: Motorowl – “Om Generator”
Beginner – “Advanced Chemistry”
13 Jahre ist es bereits her, dass die Beginner mit “Blast Action Heroes” für “Deutschraps erste Nummer 1” sorgten. Da macht es Sinn, dass sie auf ihrem Cameback-Album die eigene Geschichte mal kurz rekapitulieren – gelungen geschehen im Track “Es war einmal..” -, um auch die heutige Generation ins Bild zu setzen. Auch sonst dreht sich das meiste dem erst vierten Album “Advanced Chemistry” um Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad selbst. Auf eine Partynacht (“Rambo No. 5”) folgt auch im Hause Beginner der Hangover (“Kater”) und zwischendurch wird besonders der Heimatstadt ausführlich gehuldigt. “Wir packen Hamburg wieder auf die Karte” fasste Gzuz dass in der “Ahnma”-Single schon gut zusammen. Aber auch für neue Klänge ist Zeit, wie das kulturpessimistische und auf dem Klavier gespielte “Spam” beweist. Wer sich danach fragt, warum “dieser neue Scheiß nicht wie “Bambule” klingt”, wird am Schluss mit dem 43-minütigen “Foxy Music”-Mixtape ebenfalls zufriedengestellt.
Album-Stream: Beginner – “Advanced Chemistry”
Unsere aktuelle Platte der Woche, die EP “The Party’s Over” von Prophets Of Rage, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.