Mando Diao – “Good Times”
Nach den unterkühlten Synthie-Pop-Experimenten ihres jüngsten Albums nähern sich Mando Diao auf “Good Times” wieder dem Rock an – auch, wenn dieser mittlerweile nicht mehr zu 100 Prozent den Sound der Schweden bestimmt. Die Vorabsingle “Shake” etwa erinnert mit seinem coolen Rythmus und funkigen Melodien an den Hit “Dance With Somebody”, während “Money” an die poppige Seite von Coldplay denken lässt. “Hit Me With A Bottle” spielt mit Country-Einflüssen und wird von einer Akustikgitarre getragen – besonders in diesem Song blüht Mastermind und Sänger Björn Dixgård auf. Auf dem lastete auf dem achten Album seiner Band viel Verantwortung, nachdem sein Partner und Gitarrist Gustaf Norén die Band 2015 verließ – worauf Dixgård reagierte, indem er seinen Bandkollegen mehr Raum für eigene Ideen gab. Noch rauchiger und düsterer singt der Frontmann im Song “Dancing All The Way To Hell”, bevor die Platte in “Without Love” einen balladesken Abschluss mit Streichern und zart einfühlsamem Gesang nimmt. So fühlen sich also die “Good Times” für Mando Diao an.
Album-Stream: Mando Diao – “Good Times”
Dreamcar – “Dreamcar”
Auf ihrem Debüt zelebrieren Dreamcar klanggewaltigen New-Wave-Rock, der mit seinen flächigen Synthesizern nicht nur leicht an zappeligen 80er-Pop erinnert. Die Supergroup um AFI-Sänger Davey Havok und Mitglieder von No Doubt versteht es, eine gesunde Mischung aus rockigen und elektronischen Elementen zu inszenieren, die zusammen einen sehr eingängigen und tanzbaren Sound ergeben. Die Songs des Quartetts nehmen sich dabei ausreichend Zeit, um zwischen all den pulsierenden Disco-Beats durchatmen zu können. “Don’t Let Me Love” etwa baut erst allmählich eine Klangwand aus rauschenden Synthies auf, bevor der Track fließend in einen zappelig-poppigen Refrain übergeht. “Show Me Mercy” gibt sich mit seinen dezent anklingenden Akustikgitarren sogar fast nachdenklich und träumerisch. Insgesamt berufen sich Dreamcar aber über den gesamten Verlauf der Platteimmer wieder auf ihre Stärken, die sich vor allem in ekstatischen Tanzhymnen entfalten.
Album-Stream: Dreamcar – “Dreamcar”
Pwr Bttm – “Pageant”
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: Pwr Bttm verhandeln auf ihrem zweiten Album das Leben aus ihrer queeren Perspektive – mit hymnischem Indie-Garagerock, der leichtfüßig zwischen Tagebuch-Prosa und existenzieller Krise tänzelt. Bandmitglied Ben Hopkins sagt es selbst in “LOL”: “When you are queer, you are always nineteen.” Es regiert aber nicht nur spätadoleszentes Gefühlschaos auf “Pageant”, das sich auch in der süß-motzigen Smartphone-Hymne “Answer My Text” Bahn bricht. Immer wieder wird Hopkins auch ernst, “I’ve been feeling so ugly” heißt es im Titeltrack. Der SOund dazu kann die feine Kopfstimme ebenso wie zackige Akustikgitarren-Nummern oder pompöse Bläser, zum Refrain hin kracht es meistens garagig. Das konnten so schon Weezer. Pwr Bttm machen es nur ein bisschen theatralischer, glamouröser und mit mehr Zwischentönen.
Album-Stream: Pwr Bttm – “Pageant”
Kazimir – “Ein Grund, keine Ursache”
“Wir vergessen viel zu schnell, wenn wir glücklich sind/ Aber hoffentlich nie so schnell diejenigen, mit denen wir weinen.” Kazimir kommen aus Hamburg und Kiel, was ziemlich logisch scheint. Ihr verzweifelt treibender, trotziger Indie-Punk orientiert sich an nordischen Bands wie Turbostaat, und Herrenmagazin, ein Hauch Melancholie und Wut schwingt auf ihrem neuen Album “Ein Grund, keine Ursache” in Songs wie “Himmel zählen” und “Madame tanzt” ständig mit. Musikalisch abwechslungsreich zeigen sich Kazimir etwa in “Kohlen nach Newcastle (Eichenweg 3)”: Der Song wird von dissonant-frickeligen Gitarren und eindringlichen Vocals bestimmt, während der Opener “Ste(h)ts bemüht” an Muff Potter und Pascow erinnert – gerade der charmant herausgespuckte Gesang von Eric Seemann kommt dem von Alex Pascow sehr nahe.
Album-Stream: Kazimir – “Ein Grund, keine Ursache”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Nichts ist neu” von Love A, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche, findet ihr in unserer Übersicht.