Rancid – “Trouble Maker”
Rauer Punkrock, Ska-Punk, hymnische Mitsing-Refrains und melodische Chöre: Das neue Rancid-Album “Trouble Maker” glänzt durch mehr Vielfalt, als man es zuletzt von den Kaliforniern gewohnt war. Der einminütige Opener “Track Fast” treibt mit harten Gitarren schnell nach vorne, “Ghost Of A Chance” knüpft fast nahtlos daran an, kommt aber noch rhytmischer daher. Und “Where I’m Going” liefert tanzbaren Ska-Punk, während “Say Goodbye To Our Heroes” alten Punk-Helden Tribut zollt. Rancid leisten sich mit “Trouble Maker” erneut keinen Aussetzer in ihrer Diskografie, den zappelig-sonnigen Punk haben sie wohl im Blut.
Album-Stream: Rancid – “Trouble Maker”
INVSN – “The Beautiful Stories”
Refused-Frontmann Dennis Lyxzén klingt mit INVSN zu vielen Zeitpunkten noch wütender als mit seiner Hardcore-Band. Grund ist wohl der kleine Pinselstrich ihrer Musik, mit dem die Post-Punks auf “The Beautiful Stories” zwar vermutlich keine Bühnen einreißen werden, der aber an den richtigen Stellen unbequem drückt. Gleichzeitig haben die Schweden immer etwas Verführerisches an sich, das sich wie etwa in “Bom Bom” derart mysteriös durch den Song zieht, als würde man permanent die Ruhe vor dem Sturm aushalten. Und manchmal kommt dieser auch tatsächlich durch, wie im anklagenden “Immer Zu”, das von einem straighten Schlagzeug und grimmigen Gitarren beherrscht wird. Nachdem Songs wie “This Constant War” noch sehr gitarrenlastig ausfallen, zeigt sich auf der zweiten Albumhälfte dann ein deutlich elektronischer Wave-Einschlag: So eröffnet ein retrofuturistischer 80er-Synthie “Deconstruct Hits”. Die treibenden Drums und die Verweigerung, Popsongs zu schreiben, bleiben trotzdem und sind wohl der Grund, warum dieses Album oft anecken wird – in jeglicher Hinsicht.
Album-Stream: INVSN – “The Beautiful Stories”
Phoenix – “TiAmo”
“Sommer und italienische Disko”, so beschreiben Phoenix ihr neues Album “TiAmo”. Das trifft vor allem auf den Titeltrack ziemlich gut zu. “TiAmo” hat eine fröhliche, sommerliche Indie-Melodie und eingängige Elektrobeats, die für einen tanzbaren Sound sorgen. Auch die Single “Goodbye Soleil” schließt sich dem an. 80er-Synthies, verführerische Gitarren und ein sommerlicher Groove bestätigen die Beschreibung der Platte. Mit “Role Model” gibt es bisschen Abwechselung und Druck: Sphärische Elektrobeats, dröhnender Bass und kräftiger Gesang im Refrain. Insgesamt versprüht “TiAmo” gute Laune und sorgt für eine sommerliche Atmosphäre.
Phoenix – “TiAmo”
Kamikaze Girls – “Seafoam”
Wie viel Wut und Trauer in nur zwei Menschen stecken können, beweisen Kamikaze Girls mit ihrem Debütalbum “Seafoam” – dabei beginnt die Platte recht ruhig: “One Young Man” täuscht ein zurückhaltendes Album an, die Schwere und Langsamheit lässt einen an Grunge-Bands oder sogar an Vertreter des Doom-Metals denken, die übrigen Song stehen jedoch im Zeichen des Punk und Posthardcore: So erinnert “Berlin” mit seinen druckvollen Akkord-Riffs und dem verzweifelten Geschrei an Touché Amoré, die widerspenstigen Melodien von “Good For Nothing” und die experimentellen Gitarren fast schon an Placebo. Die Songs handeln von Ängsten, Depressionen und Süchten und vermitteln die Botschaft, dass es okay ist, manchmal traurig zu sein – mit der einzig richtigen Botschaft: “We don’t need more guns, we need lovers.”
Album-Stream: Kamikaze Girls – “Seafoam”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Wolves” von Rise Against, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche, findet ihr in unserer Übersicht.