Zuletzt lebte Holger Czukay in Köln-Weilerswist im legendären Inner Space Studio von Can. Das ehemalige Kino hatte er in den letzten Jahren zu seiner Wohnung umfunktioniert. Nachbarn hatten den Musiker gestern leblos in seiner Wohnung gefunden, nachdem Bauarbeiter, die auf dem Gelände arbeiteten, Czukay einige Tage lang nicht mehr gesehen hatten. Der Musiker hatte erst kürzlich den Tod seiner Frau Ursula zu beklagen gehabt, die Ende Juli gestorben war.
Zusammen mit Keyboarder Irmin Schmidt hatte Czukay Ende der 60er Can gegründet. Beide hatten bei dem Kölner Avantgarde-Komponisten Karlheinz Stockhausen studiert und sich dort kennengelernt. Wenig später komplettierten Gitarrist Michael Karoly und Schlagzeuger Jaki Liebezeit die Band. Bis 1979 veröffentlichten Can gemeinsam Alben, darunter die bis heute einflussreichen Platten “Tago Mago” und “Ege Bamyasi”, die als Meilensteine des Krautrock gelten und so unterschiedliche Musiker und Bands wie Pavement, Radiohead und Kanye West beeinflussten. Nach dem Ende von Can Ende der 70er machte Czukay als Solomusiker weiter und veröffentlichte zahlreiche Soloalben, zuletzt 2015 “11 Years Innerspace”. Bei allen seinen musikalischen Aktivitäten erwies sich Czukay stets als Suchender, der offen für Innovationen und neugierig auf Neues war, immer bereit die Grenzen des Machbaren auszuweiten.
Bereits im Januar 2017 war Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit gestorben. Im Juni hatte die Band die Compilation “Can – The Singles” veröffentlicht, es sollte die letzte Veröffentlichung sein, an der Czukay gearbeitet hatte. Er wurde 79 Jahre alt, die genaue Todesursache steht derzeit noch nicht fest.