Die Neuseeländerinnen Justine Sachs und Nadia Abu-Shanab hatten im ersten Aufruf unter anderem von einer israelischen Regierungspolitik geschrieben, die “Unterdrückung, ethnische Säuberung, Verletzung von Menschenrechten, Besetzung und Apartheid” praktiziere. Daraufhin folgte laut Lorde “eine Überwältigende Anzahl Nachrichten und Briefe”, die in die selbe Richtung deuteten. Auf Twitter schreib die Sängerin schließlich: “Ich denke, die richtige Entscheidung momentan ist, die Show abzusagen. Mit Stolz bezeichne ich mich selbst als informierte junge Bürgerin und ich habe eine Menge gelesen und Meinungen erfragt, bevor ich die Show in Tel Aviv gebucht habe, aber ich gebe zu, nicht stolz darauf zu sein, dass ich diesmal nicht die richtige Entscheidung getroffen habe.”
Kritik daran kam erwartbar schnell, unter anderem veröffentlichte der umstrittene US-Rabbi Shmuley Boteach eine ganzseitige Anzeige in der Washington Post, in der er Lorde als “bigott” bezeichnete; der Botschafter Israels wollte sich sogar mit ihr zur Diskussion treffen. Nun hat die BDS-Bewegung einen weiteren offenen Brief veröffentlicht, der von einhundert Musikern und Künstlern unterschrieben ist, darunter Roger Waters, Brian Eno, Tom Morello, Kathleen Hanna (Bikini Kill) und Peter Gabriel. “Wir missbilligen die Mobbing-Taktik zur Verteidigung der Ungerechtigkeit gegenüber Palästinensern und der Unterdrückung der künstlerischen Gewissensentscheidung”, heißt es darin. “Wir unterstützen Lordes Recht darauf, Stellung zu beziehen.”
Im vergangenen Jahr machte die BDS-Bewegung (“Boykott, Divestment And Sanctions”) – die Kritikern als antisemitisch gilt – auf sich aufmerksam, weil ihrem Aufruf zum kulturellen Boykott Israels sowohl Radiohead als auch Nick Cave stark widersprochen hatten. Wegen Waters’ Engagement bei BDS waren im November verschiedene Sendeanstalten der ARD von der Präsentation seiner Konzerte in Deutschland zurückgetreten.
Tweet: Lorde sagt ihr Konzert in Israel ab
Here is @Lorde‘s statement on the cancellation of her Tel Aviv show, via Israeli PR for the concert. pic.twitter.com/Ph0uGHRjCV
Amy Spiro (@AmySpiro) 24. Dezember 2017